28 March 2024, 13:55:49

Autor Thema: Schreibratgeber - Die Kapitel  (Gelesen 18754 mal)

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Trippelschritt

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Schreibratgeber - Die Kapitel
« am: 14 January 2015, 11:02:55 »
Was ich hier vorhabe, ist schon mehrfach grandios gescheitert. Aber ich gebe trotzdem nicht auf, weil ich immer noch davon aussgehe dass mein Scheitern auf missverständnissen und meiner Unfähigkeit beruht, mich klar auszudrücken. Also:

In diversen Schreibratgebern oder in Schreibworkshops, die von namhaften Autoren gehalten werden oder in Interviews mit Autoren, die wissen, wie es geht, tauchen immer dieselben Tipps auf. Leider auch einige, die ich gern hätte, überhaupt nicht, aber vielleicht bekommen wir das selber raus.

Für jemanden der Schreiben lernen möchte, ist es wichtig, unter all diesen Tipps die zu kennen, die wichtiger als die anderen sind. Diejenigen, die über Wohl und Wehe eines Romans entscheiden. Meine Frage lautet daher zunächst ganz unschuldig und eher rhetorisch als ernsthaft, welches die Wichtigsten Punkte sind?
Damit es nicht zu allgemeien wird, gebe ich die Antwort gleich selbst:
Figuren und Plot!

Die bedingen sich gegenseitig. Aber wenn ich interessante Figuren in meiner Geschichte brauche und einen Plot, der die Leser fesselt, dann kommen gleich neue Fragen aus den Überpunkten Figur und Plot.
Und womit sollte man sich da beschäftigen?
Eine schwierige Frage!!!

So. Bevor wir loslegen können, muss ich noch ein paar Hindernisse aus dem Weg räumen.
1. Wer nicht an den Nutzen von Workshops, Tipps und Schreibratgeber glaubt, der ist hier falsch und sollte4 einen eigenen thread aufmachen, der das Für und Wider diskutiert. Hier ist dafür kein Platz.

2. Es ist egal, ob man Plan- oder Bauchschreiber ist. Der Planschreiber plant alles, bevor er den ersten satz schreibt, und beschäftigt sich genau mit diesen Fragen. Der Bauchschreiber schreibt gleich, wie es die Fantasie ihm diktiert. Aber er muss auch über diese Dinge nachdenken. Spätestens bei der ersten Überarbeitung.

3. Unsere Überlegungen führen nicht zu Gesetzen und gelten auch nicht für jeden Roman. Das macht sie aber nicht ungültig. Schreibanfänger beginnen wohl kaum mit literarischem, experimentellen Schreiben, das davon lebt, Neuland zu betreten.
Und wenn ich auf die Idee komme, wie ich es zur Zeit mache, einen Entwicklungsroman zu konzipieren, der bekommt auch so seine Schwierigkeiten. Aber für den größten Teil der Romanliteratur gilt unser Ausgangspunkt.

4. Auch völlig klar ist, dass man jeden Roman ruinieren kann, auch wenn man die wichtigsten Prinzipien einhält.
Dazu reicht bereits eine Fülle von Tippfehlern, fehlerhafte Grammatik oder logische Irrtümer.

Dann bin ich mal gespannt, was uns so einfällt

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Uli

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #1 am: 14 January 2015, 11:32:35 »
:dops: !

Mit 'Figuren & Plot' hast du sicher Recht - unmittelbar darauf folgt m.E. die Recherche.

Wobei es wohl im Wesendlichen darauf ankommt, eine gewisse 'Formgleichheit' zu erreichen, nicht unbedingt eine 'realistische Darstellung': Es ist kein Problem, wenn Schweine fliegen können, solange sie immer und immer auf die gleiche Art fliegen.
'In sich schlüssig' sollte es sein.

Wenn ich 'Ritter und Schwerter' will, muss ich entweder ziemlich viel über Ritter, Pferde, Techlevel, Sozialgefüge, Machtverhältnisse etc wissen - oder mir genau so viel ausdenken.
Und ganz besonders gilt das für 'Magie'.

Ein Subthema hierzu ist:
Wenn eine Geschichte mit - sagen wir - Haagen von Tronje anfängt, erwarte ich zunächst mal ein Setting aus der ausgehenden Antike, Rom wird unwichtiger und schwächer, Hunnen leben in den ungarischen Steppen etc.pp.
Man muss da nicht bei bleiben, es kann durchaus ein Raumschiff landen oder ein Zeitreisender auftauschen (ein Yankee an König Arthurs Hof, Mark Twain) oder so etwas - aber trotzdem sollte man die Grundsituation kennen.

Ein weiteres: Wenn eine Geschichte zu einer bestimmten Zeit spielt, ist die 'Denkweise' dieser Zeit ziemlich wichtig. Und weil jede Geschichte 'zu einer bestimmten Zeit' spielt, ist es eben immer wichtig, da etwas nachzudenken - sonst ist das Weltbild, sind die Denkfiguren immer und überall die aus Mitteleuropa um 2010 herum. Nur mit Lindwürmern.

Trippelschritt

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #2 am: 14 January 2015, 11:56:00 »
Danke Uli,

das Setting steht bestimmt gleichberechtig neben Figur und Plot und beeinflusst beide in hohem Maße.
Umgekehrt ist der Einfluss geringer, aber im Detail durchaus vorhanden. Wenn mein Prota ein Schmied ist, dann muss ich die Schmiedekunst für das jeweilige Setting recherchieren. Und wenn mein Plot mich auf die See führt, könnte es sein, dass ich Kenntnisse über eine Galeere brauche.

Liebe Grüße
Trippelschritt
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Trallala

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #3 am: 14 January 2015, 16:53:48 »
Wichtiger Thread, der aber schnell unübersichtlich werden könnte.

Kann man vielleicht Unterkategorien bilden:


Setting
Figurentwicklung
Tempo
etc etc

T!

Trippelschritt

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #4 am: 14 January 2015, 17:39:24 »
Hi Trallala,

genau das möchte ich. Die Unterkategorien finden, die am wichtigsten sind.
Setting steht ganz oben neben Figuren und Plot. Aber dazu gibt es nicht viel zu sagen,
denn Zeit(en) und Ort(e) legt man fest. Und was man dann braucht, wird von der Figur und vom Plot gefordert.
Und was man nicht weiß, muss recherchiert werden.
Für das Schreibhandwerk sind Figuren und Plot wichtiger. Wenn wir da gute Ergebnisse haben wollen - was immer das ist - was müssen wir dafür tun? Um welche Fragen müssen wir uns kümmern?
Tempo? Wohl kaum.

Figurenentwicklung? Kommt darauf an, was Du damit meinst. Wie Du die Figuren entwickelst, bevor Du schreibst oder wie sich die Figuren innerhalb der Geschichte entwickeln. Aber da steckt mit Sicherheit etwas, das wir lernen oder beherrschen müssen.

Aber das ist nicht alles.

Liebe Grüße
Trippelschritt
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Mooncat

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #5 am: 14 January 2015, 18:28:59 »
Ah, hier also die Ideen sammeln für die entsprechenden Unterkapitel-Threads ... Das war mir auch noch nicht so ganz klar.

Hmm. Gute Frage. Wie sehr ins Handwerkliche soll es denn gehen?
Ansonsten hier mal die Punkte, die ich neben Plot und Charaktere zentral finde:
  • Weltenbau - Setting wurde zwar schon genannt, aber denke, das trifft es umfassender. Mit Magie als speziellem Unterkapitel.
  • Erzählstimme/-stil, ev. verbunden mit Perspektiven, ev. auch anderes schreibtechnisches wie Adjektivitis und Füllwörter etc.
  • Aufbau - vom Anfang bis zum Ende, mit den Höhen und Tiefen dazwischen, ev. mit verschiedenen speziell gewidmeten Unterkapiteln, wie Prolog, Epilog, Cliffhanger, Buchaufteilungen, genereller Spannungsaufbau ... solch Zeug halt.
  • Dauerbrenner wie Dialoge, Beschreibungen, Action, Sex, Tod etc.
  • Überarbeitung - ich denke, das wie, muss jeder selber herausfinden, hier eher im Sinne von auf was ist zu achten und vielleicht den einen oder anderen Tipps

Hmm. Andere Frage: Wie genau stellst du es dir denn vor? So ähnlich wie bei den Anfängen? Einige dieser Themen haben wir ja schon diskutiert. Die könnte man dann vielleicht sicher verlinken mit dem, was du planst.
« Letzte Änderung: 14 January 2015, 19:41:26 von Mooncat »
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Uli

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #6 am: 14 January 2015, 18:49:10 »
ach ja:

Die Sache mit der Perspektive sollte ein paar Absätze wert sein - vor allem das ganze Zeug, was in speziellen Varianten 'nicht geht', aber auch Grundsätzliches (wie die Beschreibung einer Sache durch jemanden, der die jeden Tag sieht ...)


Parzifal

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #7 am: 14 January 2015, 18:53:11 »
- Entwicklung und Umsetzung einer Idee (wie passiert das?) fände ich nicht schlecht.
- Kein Zuschneiden des Ratgebers auf Fantasie; eher allgemein gehalten. ;)
- Ausdrucksweise eines Autors, bedingt durch seine Mentalität.
- Rhythmik und Melodik der Sprache (erzeugter Klang)
- Abwechslung im Satzbau, kurze und lange Sätze.
« Letzte Änderung: 14 January 2015, 19:21:52 von Parzifal »

Trippelschritt

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #8 am: 14 January 2015, 20:30:26 »
 :stirn:
Ooops!
Halt!
Kommando zurück.

Das war wohl wieder einmal äußerst missverständlich von mir. Sorry. Noch einmal.

Die zentralen Punkte für einen guten Roman sind:
1. Setting
2. Figuren
3. Plot

Über das Setting gibt es nicht viel zu sagen, es sei denn, jemand fällt da etwas ein. Aber Figuren und Plot sind die Ausgangskapitel und die beiden Hauptthemen, mit denen ich mich beschäftigen muss als Autor.

Mit geht es jetzt um die nächste Ebene unter diesen beiden Hauptkapiteln.
Wenn ich mich mit den Figuren beschäftige, dann muss ich mich gleich um mehrere Dinge kümmern.
Eines wäre Figurenentwicklung. Aber da weiß ich nicht so genau, wie Trallala das versteht. Aber das ist in jedem fall nicht alles, worum es einem Autor bei den Figuren gehen sollte. Was sonst noch.

Und ähnlich das Kapitel Plot. Was ist der entscheidende nächste Gedankenschritt, wenn ich mich mit dem Thema Plot beschäftige?

Die Perspektive ist zwar ein ewiger Dauerbrenner bei der Schreiberei, aber welche ich wähle und warum, kann ich zu so einem frühen Zeitpunkt nicht beantworten. Zumindst sehe ich im Augenblick keine Verbindung. Und wenn es eine gibt, dann sollte man sie nennen.

Also noch einmal von vorn.

Es könnte aber auch sein, dass meine Art zu denken euch so fremd ist, dass wir das nicht zusammenbekommen. Das wäre dann nicht weiter schlimm, sondern nur ein weiterer gescheiterter Versuch. Der letzte.  :biggrin:

Liebe Grüße
Trippelschritt
« Letzte Änderung: 14 January 2015, 20:33:11 von Trippelschritt »
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Trallala

  • Gast
Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #9 am: 14 January 2015, 20:36:40 »
Hi Trallala,

genau das möchte ich. Die Unterkategorien finden, die am wichtigsten sind.
Setting steht ganz oben neben Figuren und Plot.

Okay, der Groschen ist nun auch bei mir gefallen. Ich dachte, Dein Thema seien "Kapitel" :versteck:

Und ich muss mich Parzifal anschließen, bitte nicht zu sehr auf Fantasy oder SiFi fokussieren.

Ansonsten  :victory:
T!

Trallala

  • Gast
Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #10 am: 14 January 2015, 20:39:21 »
Ich bin mal wieder nur mit Handy unterwegs, Sorry.

Alles, was Du gerade geschrieben hast, Trippelschritt, ist richtig und wichtig!

Trippelschritt

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #11 am: 14 January 2015, 20:40:03 »
Ich weiß jetzt nicht, woher der Eindruck kommt, es ginge um Fantasy. Es geht um Romane.

Aber von Dir, Trallala, hätte ich gern noch die Klärung, was Du unter Figurenentwicklung verstehst.
Die Erfindung einer Figur durch den Autor?
Oder die Entwicklung einer Figur während der Geschichte?

Liebe Grüße
Trippelschritt
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Trallala

  • Gast
Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #12 am: 14 January 2015, 21:11:43 »
Letzteres, genau gesagt die Frage, wie man Tiefe und echtes Leben in eine Figur bringt, was sie unterscheidbar macht von scherenschnittartigen Figuren.

Da befinde ich mich mit meinem Können noch ganz am Anfang.

T!

Parzifal

  • Gast
Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #13 am: 14 January 2015, 21:36:07 »
Nur mal so noch als Einwurf:
Dass man eine Grundidee haben kann und (von dieser aus) sich alles andere ergibt, wäre evtl. auch eine Untersuchung wert. Setting und Figuren nützen ja alleine nichts, wenn sie nicht durch eine Plot-Idee zum Leben erweckt werden und in einem Zusammenhang stehen. Und es ist ja dann auch viel einfacher, Figuren zu finden (und sie zu charakterisieren), wenn man vorab eine Grundidee (im Sinne von Plot) hat, der man folgen kann.
Den anderen Weg, erstmal Figuren zu erschaffen und ihnen dann (mühsam) eine Handlung zuzuschreiben, finde ich wesentlich schwieriger und er hat auch etwas verkrampftes.  ;)

P.S.
Der Eindruck, dass das ganze auf Fantasie (und evtl. ScFi) fixiert sein wird, kommt bei mir daher, weil so viel über Setting gesprochen wird. Das ist doch, so weit ich weiß, bei Fantasie zumindest ein ganz wichtiger Aspekt.

Noch P.S.
Bin ich der Einzige hier drin (bisher habe ich das Gefühl) der seine Texte von einer Idee her schreibt, aus der sich alles andere ergibt? (ist eine ernsthafte Frage)  :watchout:
« Letzte Änderung: 14 January 2015, 21:39:32 von Parzifal »

Trallala

  • Gast
Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #14 am: 14 January 2015, 21:41:47 »
Also, für mich ist das kein Gegensatz. Plott-, Setting- und Figurentwicklung gehen Hand in Hand.
Nur für mich ist das Schwerste, den Figuren echtes Leben einzuhauchen.

T!

Trallala

  • Gast
Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #15 am: 14 January 2015, 21:45:49 »
Nachtrag für Parzifal: Ich schreibe auch viel aus einer Idee heraus, nur irgendwann braucht die Geschichte einen roten Faden und die Figuren Fleisch auf die Knochen und eine Seele eingepflanzt.

T!

Trippelschritt

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #16 am: 14 January 2015, 21:59:37 »
Mir geht es ebenso. Aber ich bin ja auch ein echter Bauchschreiber. Aber spätestens bei der Überarbeitung, wenn man über die ganzen Fehler stolpert, braucht man den Werkzeugkasten.

O.k., haben wir also den Unterpunkt: Erschaffung einer dreidimensionalen oder tiefgürndigen Figur.
Doch ist das nur ein Teil  einer erfolgreichen Figur im Roman. Wenn auch der wichtigste.

Noch etwas zu Plot?

Trippelschritt
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Ginger

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #17 am: 14 January 2015, 22:29:16 »
Bei Figuren finde ich besonders wichtig, dass sie plausibel sind und auch plausibel handeln.

Für mich sollte ein Figur eine Geschichte in der Vergangenheit haben, die nicht ganz erzählt werden muss/soll, aber die der Leser doch zum größten Teil durch Handlungen und gesagtem herausfinden kann. Jeder reale Mensch wurde durch irgendetwas geprägt und das will ich beim Lesen auch bei dem Charakter erfahren. Das heißt, ich muss die Geschichte des Charakters bis auf das kleinste Detail wissen um ihn korrekt handeln zu lassen.
Wenn ein Charakter handelt, ohne dass ich weiß, wieso er das tut, dann finde ich ihn nicht glaubhaft und es macht keinen Spaß weiter zu lesen.

Mooncat

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #18 am: 14 January 2015, 23:05:26 »
Kann nur bei Ginger unterschreiben, was die Charas angeht.

Zu Plot: Konflikt, Wende, Ebenen/Stränge, Höhepunkt/Tiefpunkt, Spannungsbogen

Zu Setting: Alles zu Weltenbau und seine Tücken. Und Weltenbau braucht es überall, im Krimi wie in der Phantastik. Bei letzterem kann es einfach noch viel mehr ausarten als bei realer Welt - wobei bei Geschichten in der Vergangenheit es genauso ausarten kann ... Und dann eben das Zusammenspiel von Setting auf Charas und Plot.

PS: Trotzdem, wenn wir schon dabei sind - wieso nicht auch die anderen Themen aufgreifen als Überkapitel?
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Trippelschritt

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #19 am: 15 January 2015, 08:40:54 »
Bei Figuren finde ich besonders wichtig, dass sie plausibel sind und auch plausibel handeln.

Für mich sollte ein Figur eine Geschichte in der Vergangenheit haben, die nicht ganz erzählt werden muss/soll, aber die der Leser doch zum größten Teil durch Handlungen und gesagtem herausfinden kann. Jeder reale Mensch wurde durch irgendetwas geprägt und das will ich beim Lesen auch bei dem Charakter erfahren. Das heißt, ich muss die Geschichte des Charakters bis auf das kleinste Detail wissen um ihn korrekt handeln zu lassen.
Wenn ein Charakter handelt, ohne dass ich weiß, wieso er das tut, dann finde ich ihn nicht glaubhaft und es macht keinen Spaß weiter zu lesen.

Jetzt sind wir schon tief in der Figurenproblematik. Allerdings teile ich nicht die Schlussfolgerung, dass ich die Geschichte des Charakters kennen muss, um zu verstehen, warum und wie er handelt. Ein Choleriker ist und bleibt ein Choleriker, gleichgültig wie seine Geschichte ist.

Aber das ist mein einziger Einwand.
Bei der Figurenentstehung sind die wichtigsten Punkte das soziale Umfeld, aus dem die Figur stammt, seine Pläne, Ziele, Absichten und seine Motive. Mit diesen drei Punkten haben wir die Grundlage für unsere Figuren. Es gibt noch andere Punkte, doch sind die nachrangig.

Liebe Grüße
Trippelschritt

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #20 am: 15 January 2015, 08:46:20 »
Zu Plot: Konflikt, Wende, Ebenen/Stränge, Höhepunkt/Tiefpunkt, Spannungsbogen

PS: Trotzdem, wenn wir schon dabei sind - wieso nicht auch die anderen Themen aufgreifen als Überkapitel?

Beim Plot ist der wichtigste Punkt SPANNUNG! Der Spannungsbogen ist nur en Aspekt davon. Also müssen wir uns fragen, wie wir Spannung erzeugen.
Wohin Konflikte gehören, weiß ich selbst nicht, aber ich will nicht systematik diskutieren um der systematik willen.
Die Konflikte sind ein Teil der Spannung, gehören also in die Ebene darunter. Die Konfliktbereitschaft ist aber ebenfalls in den Figuren angelegt. In meinen Überlegungen habe ich die Konflikte aber unter Spannung abgelegt.

Andere Überkaitel außer Setting, Figur und Plot kenne ich nicht. Sprachbeherrschung habe ich ja erst einmal außen vor gehalten.

Liebe Grüße
Trippelschritt
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Trippelschritt

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #21 am: 15 January 2015, 08:53:45 »
Zusammenfassung und Ergänzung

Auf der obersten Ebene haben wir Setting, Figuren und Plot

Auf der Ebene darunter stehen bei Figuren
- Figurenentstehung/-entwicklung
- Figureneinführung in die Geschichte (noch nicht erwähnt)
- Figurenpräsentation in der Geschichte (verwandt mit dem zweiten Punkt)

Bei Plot haben wir auf der Ebene darunter
- Spannung (dazug ehören u.a. Konflikte)
- Kontruktion (Akte etc. Braiding)

Das halte ich für einen exzellenten Start, um einen neuen Thread zu starten
Wo wollen wir weitermachen? Ich empfehle gleich zwei neue Threads:
Figurenentstehung und Spannung. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Nur einen erstmal? Wen dann aus der Auswahl?

Jetzt brauche ich einfach Meinnungen.
Aber ich finde, wir sind schon einen guten schritt vorwärts gekommen in der Suche, was wichtiger ist als anderes.

Liebe Grüße
Trippelschritt
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Trallala

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #22 am: 15 January 2015, 11:54:03 »
Hallo,

ich würde mit drei Threads starten, nämlich den oberen drei Ebenen.

Setting, Figuren, Plot

Gruß
T!

zac

  • Gast
Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #23 am: 15 January 2015, 12:07:01 »
Zunächst eine Klärung meiner Meinung: Obwohl ich Schreibratgebern (egal wo + egal welcher Art) nicht als Dogmen ex Kathedra folgen mag, finde ich dennoch genaue Überlegungen, wie sie in diesen Threads hier angestellt werden, sehr nützlich und wichtig - und würde mich daher gerne beteiligen.

Das Schreiben oder die Konzeption von Figuren geht (bei mir zumindest) mit dem Plotten Hand in Hand. Von daher könnte man (meinetwegen) hier zwei Threads "Figuren" + "Plotting" nebeneinander laufen lassen.

Edit (weil Trallala ihren letzten Beitrag zur gleichen Zeit geschrieben hat wie ich den meinigen): Ja, Setting kann man natürlich auch parallel dazu beginnen; wobei sich genau das bei mir stets wie von alleine ankündigt. Wenn ich dazu allerdings irgend etwas nicht genau weiß, recherchiere ich sehr gründlich - zB mittels Reisen dorthin (falls es ein realer Ort ist) + sehr viel Lektüre von Sachliteratur, oder eben sehr viel imaginierendem Nachdenken, wenn es nur ein fiktiver Ort + fiktive Tätigkeiten sein sollten.

Dennoch wären mir zunächst die Überlegungen zu den Figuren wichtiger, weil ich zu Beginn meistens eine Figur in einer bestimmten Situation sehe. Wobei mir der Anfang mit einer Idee oder einem Thema keineswegs fremd ist. In Schreibwettbewerben für Kurzgeschichten werden idR die Themen vorgegeben; daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt.

Unverzichtbar finde ich, stets Beispiele hinzuzufügen - möglichst eigene, weil man von denen auch die ganze Produktionsgeschichte kennt + hier vielleicht weitersagen kann/mag. Abgehoben über Figurenentwicklung reden kann jeder Germanistikstudent - mal flapsig gesagt - aber konkret eine Figur schreiben eben nicht. Im Thread über Textanfänge haben wir bereits gesehen, dass sehr viele Geschichten mit der Charakterisierung eines Protas in einer erzählten Situation beginnen. Genau da würde ich jetzt gerne fortsetzen.

Mich interessiert zB sehr, wie viel ihr, Trippelschritt + die anderen Teilnehmer, zum Zweck der Figurenentwicklung, -einführung, (oder wie auch immer Ihr das nennt) außerhalb des laufenden Textes schreibt - versteht ihr wie ich meine? Es gibt doch den Tipp, sich abseits vom Manuskript überhaupt erst mal den Prota mit all seinen äußeren + charakterlichen Merkmalen sowie besonderen Eigenschaften zu beschreiben, und dann zB Geschichten auszudenken, in denen dieser Prota in einer anderen Situation auftritt, oder etwas aus der Vorgeschichte des Protas (also aus seiner Zeit vor dem Romanbeginn) etc.

So weit erstmal.
Vielen Dank, Trippelschritt. Sehr gute Initiative.
« Letzte Änderung: 15 January 2015, 12:30:58 von Zachi »

Ginger

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #24 am: 15 January 2015, 12:23:24 »
Allerdings teile ich nicht die Schlussfolgerung, dass ich die Geschichte des Charakters kennen muss, um zu verstehen, warum und wie er handelt. Ein Choleriker ist und bleibt ein Choleriker, gleichgültig wie seine Geschichte ist.

Trippelschritt

Oh, damit hab ich gar nicht direkt gemeint, dass es etwas mit der Geschichte zu tun haben muss. Klar, ein Choleriker ist ein Choleriker. Allerdings sollte er das dann auch das ganze Buch über sein, wenn nichts einschneidendes passiert, was das ändern kann.
Das meinte ich auch mit Glaubhaftigkeit. Ein Charakter der immer so handelt, damit es für den Autoren einfacher ist, der ist in meinen Augen (oftmals) nicht glaubhaft (genug)

Trippelschritt

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #25 am: 15 January 2015, 14:01:59 »
Hallo,
ich würde mit drei Threads starten, nämlich den oberen drei Ebenen.
Setting, Figuren, Plot
Gruß
T!

Dann, meine Liebe, hättest Du bereits einen halben Schreibratgeber, weil jeder dieser drei Threads so viele Aspekte enthält, dass alles in einem riesigen Kuddelmuddel enden würde. Wir sollten sie vielleicht doch nacheinander bearbeiten.

Mein Vorschlag bei Figuren wäre nur mit der Erfindung und Gestaltung von figuren zu beginnen, wel die Einführung selbiger in die Geschichte zu völlig anderen Techniken führt wie Beschreibung, Dialoge, indirekte Betrachtung, Perspektive, distanz und Nähe.

Mein Vorschlag bei Plot wäre, sich zunächst nur auf Spannung zu konzentrieren, aber leider lebt die Spannung auch von den Figuren, aber es ist nicht meine Aufgabe, alles vorzuschreiben, nur weil ich mich viel mit methodischen Fragen beschäftige. Es gibt immer mehr als einen Weg.

Aber Dein Startpunkt "Figurenentwicklung ist in jedem Fall ein sehr guter Startpunkt.

Liebe Grüße
Trippelschritt
« Letzte Änderung: 15 January 2015, 14:04:01 von Trippelschritt »
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tine-schreibt

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #26 am: 16 January 2015, 21:36:43 »
Ich glaub, was die Strukturierung von so einem Schreibratgeber angeht, kann man sich noch so viele Gedanken machen, es wird nie klappen, da irgendwie Ordnung reinzubringen, weil alles mit allem kreuz und quer zusammenhängt, wie Trippelschritt schon sagt, und weil auch jede anders vorgeht, bzw. jedes Projekt andere Anforderungen stellt.

Ich denke, es wäre vergleichsweise effektiv, den Ratgeber modular aufzubauen, aus in sich geschlossenen Texten mit jeweils festen thematischen Grenzen, und über Querverweise die Verbindungen herzustellen. Um Redundanzen würde ich mir dabei nicht so viele Gedanken machen, denn die meisten werden sich, denke ich, spätestens beim zweiten Lesen nur für einen bestimmten Aspekt Anregungen oder einen Überblick über ein bestimmtes Thema holen wollen, und zweitens kann jeder Querlesen, wenn sich was wiederholt.

Stell der Sache einen Überblick über die Arbeitsbereiche voran (Plot, Figuren, Setting, Stil, Blahblahblah) mit Stichworten zur Orientierung, bau den Ratgeber selbst strikt alphabetisch auf und häng einen guten Stichwortindex an. So finden sich Leserinnen leicht zurecht und man kann durch halbwegs in sich geschlossene Einzelessays ein Kommitteesprodukt ohne zu starkes 'Designed by Committee'-Gefühl erzeugen.

Trippelschritt

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Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #27 am: 17 January 2015, 07:20:58 »
Danke Tine,

aber mir geht es nicht um den Aufbau eines Schreibragebers. Da ist eine Gliederung so gut wie die andere.
Es geht mir um die wichtigsten Themen und ihre technische Umsetzung beim Schreiben. Und wenn man sich damit beschäftigt, dann stellt man schnell fest, welche Aspekte der Figurenerfindung man beachten muss, um die Spannung innerhalb des Themas Plot hochhalten zu können.

Da mein eigener Schreibratgeber meinen Rechner nicht verlässt, gibt es auch keine Kapitelreihenfolge. Ganz oben stehen die, die ich am besten verstanden habe und für die ich am meisten Belegmaterial gesammelt habe.

Liebe Grüße
Trippelschritt
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tine-schreibt

  • Gast
Re: Schreibratgeber - Die Kapitel
« Antwort #28 am: 31 January 2015, 00:06:27 »
Oh. Sorry. Dann hab ich wohl nicht verstanden, worauf du mit diesem Thread genau hinauswillst.