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Die Erschaffung von Figuren

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kass:
@Viskey


--- Zitat ---Und das ist genau das Problem mit einer meiner Figuren. Sie ist eine der Bösen der Geschichte, und zumindest im 2. Teil die treibende Kraft hinter der Verschwörung. Gleichzeitig ist sie die Freundin/Liebschaft von einem der Guten - was sie überhaupt erst in die Lage versetzt, verschwörerisch tätig zu werden, weil sie nur über ihn an die nötigen INformationen kommt.

Das war und ist für mich ein schier unlösbares Problem, dass sie einerseits die ganze Welt in Gefahr bringt für ihre eigenen, falschen Vorstellungen, andererseits aber genug "Gutes" hat, um für einen der "Helden" der Geschichte von Interesse zu sein. Die eine Eigenschaft, die sie zur Antagonistin prädestiniert, ist (übertriebener) Ehrgeiz, und das ist die eine Eigenschaft, die dem Protagonisten völlig fehlt, und die er auch nicht mag. Wie die beiden also zusammenbringen?

Was liegt im Charakter dieser Frau, das ihn anzieht und dazu bringt, diesen Ehrgeiz zu tolerieren?
--- Ende Zitat ---

Auf die Schnelle fällt mir da ein:
- sie ist so etwas wie eine "tolle Frau" - zielstrebig, klug, voller Entschlossenheit und Überzeugung, falsche Überzeugungen, fehlgeleitet, aber das weiß er vermutlich nicht, jedenfalls nicht in vollem Umfang. Sie strahlt eine Sicherheit aus, weil sie genau weiß, was sie will. Sie zeigt Interesse an ihm, an den Dingen, die er tut, vielleicht hegt sie sogar tatsächlich Gefühle für ihn, was er spürt, und er wundert sich und es schmeichelt ihm, dass eine solche Frau sich für ihn erwärmt. Ich würde es - ohne jetzt irgendwelche Einzelheiten zu kennen - vermutlich so anlegen, dass er den übertriebenen Ehrgeiz nicht toleriert, sondern eher wenig wahrnimmt. Aufgrund der Tatsache, dass er sich so zu ihr hingezogen fühlt, auch gar nicht wahrnehmen will.

Aber ich kenne ja die Zusammenhänge nicht, daher nur diese paar Ideen, von denen ich nicht weiß, ob sie dir weiterhelfen, aber vielleicht ist ja ein kleiner Denkanstoß dabei.

LG
Kass

Trippelschritt:
Oh wie schön, dass es hier weiter geht. Das Thema Figuren kennt kein Ende.

Orson Scott Card müsste bei Amazon zu finden sein. Characters & Viewpoint (2010) ist der Titel.
Und ja, warum erschaffen wir denn Figuren? Damit wir über deren Konflikte stolpern, denn das ist doch, was die Leser lesen wollen. Konflikte und deren Lösungen. Und das macht ja auch am meisten Spaß zu schreiben. Und ist essentiell für fast jede Art von Spannung.

Und zu den anderen Typs ... Na ja, probiert es aus. Eine lange Geschichte erträgt mehr Figuren als eine kurze. Aber Zahlen würde ich dem nicht zuordnen wollen, vor allem, wenn ich nicht weiß, was kurz und was lang ist.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Viskey:
Also eigentlich sollte das ja jetzt nicht zu einer Baustelle für meine verkorkste Figur werden ...  :rotwerd:

Trotzdem, danke kass! Die "tolle Frau" ist tatsächlich das, worauf er wahrscheinlich anspringt. (Nebst der Tatsache, dass sie in der Kiste bestens zusammenpassen.) - Und sie hat tatsächlich echte Gefühle für ihn, das hilft auch.

Oflinitrium:
Ich finde das "Erschaffen" der Figuren wirklich einfach weil ich bei all meinen wichtigen Figuren das Gefühl habe, dass sie bereits vor der Geschichte existierten. Bei Nebenfiguren ist es dahingehend einfach weil ich mir nur überlege welchen Zweck die Figur erfüllen muss, diesen verpasse ich ihr und meist entstehen daraus 2-3 neue Ideen die ich für diese Figur benutzen kann um ihr Leben einzuhauchen.

Schwierig finde ich eher mir meine Figuren immer wieder bewusst zu machen. Da gibt es Figuren die mir enorm einfach fallen, weil ich sie sehr gut einschätzen kann und andere Figuren bei denen ich immer wieder nachdenken muss in welcher Stimmung sie in der konkreten Situation sind und welche Auswirkungen diese auf den Charakter hat. Auch habe ich häufiger vollkommen unnötig das Gefühl, dass ich diese Figuren in eine bestimmte Richtung dränge, obwohl diese Richtung natürlich ist.

Trippelschritt:
Die Figuren, bei denen Du nachdenken musst, wie sie sich wohl verhalten werden, sind Figuren, die Dir trotz Vorbereitung nicht vertraut sind. Da kann ich dir nur empfehlen, so lange mit denen zu reden, bis du sie kennst. Sonst fahren sie dir ewig in die Parade, wenn Du schreibst. Ansonsten mache ich es wie Du. Aber es gibt eine Menge von Kollegen, die ihre Figuren erst mit dem Plot wachsen lassen. Jeder macht es etwas anders.

Liebe Grüße
Trippelschritt

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