Teufelszeug > Theorie

Ist es genreabhängig was gut ist?

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merin:
Ich grübele seit ein paar Tagen an einer Frage herum, die ich gern mit euch diskutieren würde. Und zwar ist es ja bei Texten viel Geschmackssache, was gut ist und was nicht. Und trotzdem gibt es so einige Dinge, die allgemein als stimmig angenommen werden: Klischees solle man vermeiden, möglichst nah am Prota sein, eine originelle Sprache haben usw. Ich frage mich aber, ob es nicht auch Genres gibt, wo die Leser gerade das nicht erwarten. Ich habe in einige Leseproben von Liebesromanen und Romantic Fantasy gelesen und mir scheint: Es wird umso eher verlegt und gekauft, je kitschiger es ist. Die Sprache ist unoriginell, selbst der Inhalt folgt zig mal gelesenen Plotmustern, wenn ich den Covern glauben darf.
Was meint ihr dazu? Und welche Auswirkungen sollte das aufs Rösten haben?

Ginger:
Hmmm und das eine wirklich gute Frage.

Ich spreche mal aus meinen eigenen Erfahrungen.
Crossfire, Shades Of Grey, Colours of Love, Devoted, Fire after Dark, Die Stark Triologie. Das sind alles Bücher, die irgendwie den gleichen Inhalt haben. Es geht um eine Frau, die sich vom ersten Moment an von einem einflussreichen, reichen Mann angezogen fühlt. Andersrum genau. Aber ich lese sie alle. Und sogar sehr gerne.
Sie sind nicht übermäßig gut geschrieben, man kennt das Ende (Zwischendrinnen wird man sogar auch überrascht, aber am Ende bleibt es trotzdem das vorhersehbare Ende) aber sie sind einfach unglaublich süß.
Vielleicht bin ich auch einfach zu "anspruchslos", dass ich die Bücher trotzdem lese, auch wenn sie keine Meisterwerke sind. Ich lese sie, weine sogar (an besonders süßen Stellen), und freue mich, wenn ich eine neue Reihe entdecke, die eigentlich wieder vom gleichen handelt, aber doch irgendwie "anders" ist.
Ich mag die Geschichten einfach und auch wenn der Plot (fast) immer gleich ist...es trifft meinen Geschmack und weil ich nicht grade das Buch 50 Mal lesen möchte, dann bin ich froh, dass es sehr ähnliche Bücher gibt, die aber doch irgendwie anders sind.

Versteht man, was ich meine? ^^

Was die Auswirkungen aufs Rösten betrifft. Ich weiß es nicht. Wie du ja schon vorgeschlagen hast, vllt kann man als "Zwangsangabe" festlegen, dass mein beim Einstellen eines Textes dazu schreiben soll, wen man erreichen möchte und was man mit dem Text "bezwecken" möchte.
Möchte man etwas ganz neues schreiben, dann glaube ich ist man super dankbar, wenn der Text auseinander genommen wird und jedes "Klischee" aufgezeigt wird und man gesagt bekommt. "Mach das anders, das war schon 1000 Mal da.
Möchte man aber einfach eine Geschichte schreiben, die unterhalten soll und in diesem Genre ist und eben die Zielgruppe hat, die auch die anderen Stories schon gelesen haben und diese mögen und gerne in anderer Form nochmal lesen, dann kann man sich auf andere Dinge konzentrieren und ein "Klischee" ein "Klischee" bleiben lassen, weil es dann eben "dazu passt"


LaHallia:
Ich sehe das so wie du. Nachdem jeder andere Genres bevorzugt, wird ihm entsprechend auch etwas anderes gefallen. Ich bin kein Fantasyfan, daher wird auch das bestgeschriebenste Fantasybuch nie mein Lieblingsbuch werden, vermutlich nicht einmal von mir gelesen werden. Auch nicht, wenn ich den ersten Seiten eine Chance gebe und mir denke: guter Stil, oder: super Prota, etc etc.
Wenn ich allerdings einen Krimi in die Hand nehme und ich mir denke: super Stil, super Prota... dann werde ich ihn lesen. Wenn ich natürlich sehe, dass dieser Krimi nicht den üblichen Klischees folgt (der Detektiv ist der Prota, wenig Charakterentwicklung, sehr plotgetrieben...), dann werde ich ihn umso lieber lesen.
Man muss ja auch sagen, dass jedes (oder zumindest die Übergenres) jeweils ihre eigenen Klischees haben.
Krimi/Thriller, wie oben schon gesagt immer dieselben Detektive mit dunkler Vergangenheit, vermutlich mal wen im Dienst getötet, aber natürlich haben sie dadurch 250 Menschen gerettet.
Fantasy: die Prophezeiung, der/die Auserwählte
Liebesgeschichten: aus anfänglichem Hass wird Liebe
Und so weiter.

Ich denke auf das Rösten hat es insofern einen Einfluss, als dass eben jeder sagt, was ihm subjektiv gefällt und was nicht. Manche rösten ja entsprechend einfach nicht, was nicht ihrer Zielgruppe entspricht.

Uli:
zunächst mal: Richtig beobachtet.

Diese 'Leitlinien', die du nennst, sind nicht überall 'gültig' und es gibt einen großen Markt, der genau die 'NoGos' haben will. Nun, dieser Markt ist halt nicht sehr angesehen, und kaum jemand schreibt dort unter seinem Klarnamen - aber ziemlich viele Leute verdienen da ihre Miete.

Ein paar 'Größen' gibt es, z.B. Unger (Western, die auch dazu stehen (und innerhalb dieser Bereiche erstaunlich git schreiben) aber das ist die Ausnahme. Liegt ja auch nicht jedem: Für Heftromane gibt es ziemlich enge Regeln (bes. Umfang). Und die Produktionszeit ist sehr kurz, nichts mit langem Überarbeiten.

Muss man auch erstmal können ...

Was das Rösten angeht:
Ich fürchte, daß diese Erkenntnis genau keine Auswirkung hat. Aus dem einfachen Grund, daß jede Röstung voraussetzt, daß ein grundsätzliches Interesse an dem Text besteht, ein 'Basis-Gutfinden'. Und das geröstet wird, um de Text in seiner Art zu verbessern - es braucht also immer Leute, die 'so etwas lesen', damit es geröstet werden kann.
Das ist mit Heftchen nicht anders als mit Fantasyepen oder Space-Opera, nicht anders als bei Splatter und WhoDoIt: Ohne die Hilfe 'passenden' Kritiker läuft da nichts.

manchmal ist das schade ...

Spétses:
Ja, Genreliteratur wie Fantasy, Romance, Krimi, etc. folgt bestimmten Genreregeln. Der Krimi fängt mit einer Leiche an ... Auch Romance unterliegt vielen Regeln, z.B. muss es mindestens ein Happy for now, wenn nicht ein Happy End geben. Romance lebt von der Beschreibung der Liebesbeziehung so wie z.B. Fantasy von der Beschreibung der Welt. "Klischees"/Formeln für Plot und Charakter gibt es in jedem Genre. Meiner Meinung nach kann man diesen Aspekt beim Rösten durchaus berücksichtigen.

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