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Überarbeiten beim Schreiben oder erst alles in Rohfassung?

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merin:
Liebe Teufel,

ich wollte mich mal mit euch darüber austauschen, wie ihr eigentlich schreibt bzw. welche Art zu schreiben, eher zum Erfolg führt. Ich neige dazu, immer Teile zu schreiben und dann ewig an den Kapiteln herumzufeilen, dadurch wächst der Text in die Breite, aber nicht in die Länge. Wenn ich aber, ohne das zu tun, den Plot vorantreibe, also in die Länge schreibe, dann mache ich im schlimmsten Fall die selben Fehler immer wieder - was mehr Überarbeitungszeit bedeutet. Oder mache ich mir da etwas vor, weil ich Angst habe, dann vor einer grottenschlechten Rohfassung zu sitzen?
 Aktuell hänge ich, wie schon bei vielen Projekten zuvor, dabei, dass der Plot einfach nicht voranschreitet. Daher wollte ich mal die, die Romane fertig schreiben, befragen: Wie macht ihr das? Erstmal alles hinschreiben und dann weitersehen?
Und die, die auch nie fertig werden: Wo hängt ihr?

VG
merin

Ginger:
Ich benutze die Nora Roberts Methode "I don't fiddle or edit or change while I'm going through that first draft.
" -> Ich schreibe und bearbeite dabei nicht.

Ich sehe das so:

In der Rohversion kann noch alles passieren. Selbst wenn ich einen 50 Notizbuchseiten langen Plot habe, wird das Buch am Ende doch anders. Zwar nicht viel, aber es gibt trotzdem Szenen, die mir erst später einfallen, die aber umbedingt reinmüssen. Und selbst ein aufgeschriebener Plot muss nicht immer Sinn geben, also ist das auch keine Garantie, dass mit der Story am Ende alles stimmt.

Ich sehe es schon fast als "Zeitverschwendung" zu viel Zeit mit Szenen zu verbringen, die am Ende in der tatsächlichen Bearbeitung vielleicht ganz anders werden. Das ist auch der Grund, weshalb ich RS und Grammatik etc. (Interpunktion !!!) erst in der 3. Bearbeitung richtig überprüfe. Wieso sollte ich das auch davor machen? Da verschwende ich Zeit um den Text nach RS - Fehlern zu durchsuchen und dann wird die Szene gestrichen. Ich kann den Text auch so lesen und bearbeiten, sodass der Inhalt stimmt.


--- Zitat ---Erstmal alles hinschreiben und dann weitersehen?
--- Ende Zitat ---

Jein.

Ja - weil ich sogar richtig hässliche Sätze stehen lassen, mir aber denke, dass mir da bestimmt in der Überarbeitung etwas besseres einfällt. Und in dem Moment ist der Satz halt einfach der hässliche Platzhalter, der dann in der Überarbeitung eh der "Reinschrift etc." zum Opfer fällt. Ich möchte mich damit nicht so lange aufhalten, weil ich dadurch wertvolle Zeit verbrauche.

Nein - weil ich eben nicht einfach nur alles hinschreibe, sondern schon mit Prinzip und Plan arbeite. Ich weiß immer, wie es in meinem Buch weitergeht, weil ich das schon vor dem Aufschreiben alles aufgeschrieben habe. Deshalb bleibe ich auch nie "hängen". Selbst wenn mir zu der Szene nichts mehr einfällt, dort aber auf jeden Fall noch etwas fehlt, dann kann ich immer noch eine andere Szene in dem Buch schreiben, weil ich den Handlungsverlauf schon im Kopf habe. Das Buch, das ich aktuell schreibe, das hat den Anfang von seinem Ende und viele Mittelteile, während die andere Handlung zum Teil stockt, weil ich gerade einfach nicht die richtigen Worte finde. Und damit meine ich keine


- Und für mich macht sich diese Methode bezahlt.
Seit Januar 2015 habe ich 8 Bücher geschrieben. Also in der Rohfassung. Mit der Bearbeitung sieht es anders aus, da bin ich erst mit einem komplett fertig und mit dem anderen zu 75%. Der Rest muss noch überarbeitet werden, aber das lässt meine Zeit im Moment (noch) nicht zu.

Viskey:
Länge schreiben, ohne dabei Breite zu schreiben - um bei deinen Worten zu bleiben - funktioniert für mich NICHT. Und zwar sowas von absolut überhaupt gar NICHT.

Das merke ich spätestens jeden NaNo, wenn ich in der zweiten Woche plötzlich vor dem Computer sitze und mir mühsam ein paar gequälte Wörter aus den Fingern sauge, und am Ende des Tages mit knappen 300 dasitze, statt den nötigen 1667.

Für mich ist die Überarbeitung (noch lange keine Reinschrift, wohlgemerkt!) während des Schreibens die halbe Inspiration zum weiterschreiben. Was am Ende rauskommt, ist immer noch eine ziemlich grobe (und teilweise echt unleserlich schlechte) Rohfassung, aber es steht "Ende" drunter. :cheer:

Und dann kommt der Punkt, an dem ich für normal hängen bleibe: Die Überarbeitung zur Endversion.  Da feile ich an Szenen, die mir schon gefallen, bis sie bis zum letzten I-Tüpfelchen perfekt sind ... und vor den problematischen Szenen drück ich mich. So kommt man natürlich nicht weiter.



@ Ginger

Über Rechtschreibfehler drüberzuschreiben könnte ich nie. Schon während des ersten Schreibens geh ich zurück, wenn ich mich vertippe. Das täte mir einfach in den Augen weh, das stehen zu lassen.  :deveek:

merin:
Ja, das geht mir ähnlich: Ich muss alles korrigieren, was ich sehe. Und überarbeite, um in den Text wieder reinzukommen. Aber Ginger schreibt eindeutig mehr Texte erstmal fertig. :gruebel:

Ginger:
@Viskey

Ich spreche hier auch von Rechtschreibfehlern, die man nicht sofort "sieht". Sprich wenn nix rot unterkringelt ist.
Sondern zum Beispiel Worte, die es so auch gibt, aber in dem Satz keine Sinn machen weil zum Beispiel ein Buchstabe fehlt um das Wort zu sein, das es sein soll

Ja, ich schreibe mehr Texte erstmal fertig :) die Ideen müssen raus. Und ich möchte jetzt auch mal behaupten, dass die Rohfassung nicht komplett für den Eimer ist.
Ich sag mal so: Wenn ich Zeit habe, dann überarbeite ich ein Buch in 2 Wochen.
Das wären dann für ein Buch Ca. 2 Monate mit einer 2 Wochen Pause vor der Überarbeitung.
In 2 Monaten hätte ich aber niemals ein Buch geschrieben, wenn ich alles sofort korrigieren oder überprüfen würde

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