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Überarbeiten beim Schreiben oder erst alles in Rohfassung?

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Zauberfeder:
@Merin:

--- Zitat von: merin am 27 September 2016, 20:21:02 ---Mhm. In der Grundschule habe ich meine Geschichten nicht überarbeitet. Kam mir gar nicht in den Sinn. Aber so seit ca. 20 Jahren habe ich Freude daran. Meistens. Weil danach etwas besseres da steht. Auch meistens. :biggrin: :hehe:

--- Ende Zitat ---

Ich überarbeit erst so seit äh ... bisschen was über 5 Jahren. Ich glaube, ehe ich auf 20 Jahre kommen, muss ich noch ein Stückchen älter werde xD Ich hoffe ja, dass ich auch irgendwann zu dieser Überarbeitungsfreude komme :D

@Viskey:

--- Zitat von: Viskey am 28 September 2016, 02:23:09 ---Auch diese Ideen halte ich für potentiell gefährlich. :devgrin:

Weil sie einen leicht in die Irre führen können. Wenn man schon eine coole Idee für eine Kulthandlung hat, will man die auch unterbringen. Also schreibt man was dafür. Wenn man eine coole Idee für Irgendwelche Fabelwesen hat, will man die unterbringen, also schreibt man was dafür. Egal, ob es zur Geschichte beiträgt, oder ihr eher im Weg steht.

Aber das ist nur meine Meinung, weil ich ständig irgendwelche (oft unbrauchbare) Ideen zu meinen Büchern habe. :dontknow:

--- Ende Zitat ---
War bei mir nicht der Fall. Ich bin auch gar nicht der Typ Mensch, der am laufenden Band neue Ideen hat. Ich kenne ja auch Leute, die haben eine Idee und fangen deshalb einen neuen Roman an, haben dann aber noch 2, 3 andere Romane herumliegen, an denen sie auch arbeiten wollen. Das halte ich für noch gefährlicher, weil man dann ja mit gar keinem Projekt wirklich weiter kommt. Ich hoffe, ich trete jetzt niemanden auf dem Schlips, bei dem das so ist  :schnief: Zum Teil bewundere ich diese Leute auch, also nicht unbedingt in ihrer Arbeitsweise, aber definitiv in ihrem Ideenreichtum. Ich habe gar nicht so viele brauchbare Ideen und wenn ich Ideen habe, dann auch immer nur für ein Projekt. Aber da kommen (zum Glück?) nicht andauernd neue dazu. Diese Idee sind bisher alle drin geblieben (abgesehen von der einen Idee zur Verbesserung der Welt, die ich jetzt wieder rausgehauen habe, die aber dann in Band 3 noch mal Anwendung findet) und haben mir sehr viel genützt, weil sie die Welt, in der meine Protas leben, eben wirklich runder gemacht haben, eben weil ich dahingehend erst noch planen und mich finden musste. Das ist eigentlich in meinem Weltenfindungsprozess passiert und gehörte auch genau dahin. Dass man dann einen Roman neu schreiben muss, wenn man in der Version davor noch keine richtige Ahnung von seiner Welt hat, ist ja klar. Nervig, aber eben logisch.

Haha, und ich habe mich mit um die 2000 Normseiten, die ich für das Projekt schon für den Mülleimer geschrieben habe, irgendwie getäuscht. Hab das noch mal überflogen. Es geht wohl eher in die 3000er Richtung xD

merin:
Mhm, wie machst Du das? Also so viel ganz zu verwerfen? Bei mir wird ganz wenig wirklich verworfem, nur verändert. Wenn Du so viel in die Tonne trittst, klingt das ähm ... etwas ineffektiv. (Schreibt die Meisterin der Effektivität. *hüstel*)
Und vielleicht sollte ich auch erst am Ende meines Projektes darüber befinden, was alles verworfen wurde. :versteck:

kass:
Hi Zauberfeder,


--- Zitat ---Es geht wohl eher in die 3000er Richtung xD
--- Ende Zitat ---
:streichel: :streichel: :streichel:

Ich glaube, das würde ich nicht aushalten! Respekt!

Wo genau hakt es eigentlich? Handlung unplausibel? Löcher im plot? Charaktere unausgereift? Spannungsbau misslungen? Oder bist du selber mit deinem Schreibstil unzufrieden? Sind die Beschreibungen gut, aber die Dialoge unausgegoren oder unglaubwürdig? Oder von allem etwas, aber an verschiedenen Stellen?

Wenn du magst, dann kannst du mir eine PN schicken und dann mal einen Schwung zum Lesen. Vielleicht so um die 100 Seiten. Ich würde da jetzt nicht an Kleinigkeiten feilen, aber ich könnte dir konkreter auf Fragen antworten, wenn du meinst, dass irgendetwas beim Leser nicht ankommt oder zu verworren ist. Vielleicht kann ich dir dann auch sagen, wo ich Probleme sehe.

Bei nur einem Kapitel wird sich vermutlich dein Problem nicht fassen lassen. Bei meinem ersten Buch habe ich auch überarbeitet und überarbeitet und hatte dann eine Fassung, von der ich dachte: Na ja, nicht übel, aber auch nicht gut. Habe mich an einen Lektor gewandt, der mir dann sagte, es hätte ihm Spaß gemacht zu lesen, ABER ...

und dann kamen mehr oder weniger gut nachzuvollziehende Anmerkungen wie z.B. "Knalleffekte knalliger" "etwas inhomogen" "weniger martialisch"

Anschließend habe ich ca. 2 Monate nur damit zugebracht, darüber nachzudenken, ob ich das genauso sehe und wie ich das umsetzen kann. Dann habe ich ein paar Schreibratgeber und ca. 50 Bücher verschlungen und auf die Aspekte geachtet, die ich mir rausgepickt hatte. (Damals kannte ich dieses schöne Forum noch nicht.)

Dann irgendwann hatte ich den Ansatz dafür, wie ich es überarbeiten wollte. Es ist nicht viel von der ursprünglichen Fassung übrig geblieben, aber die Geschichte war immer noch meine Geschichte.

Eine andere gute Übung zum sich-nicht-verzetteln ist übrigens die Ich-Perspektive. Da ist man schlicht gezwungen, bei der einen Person zu bleiben und nicht, (weil man da gerade Bock drauf hat und es doch sooo schick spannend wäre, genau jetzt zum Meuchelmörder zu wechseln, der da seine finsteren Pläne schmiedet,) schon wieder die Perspektive zu wechseln und noch einen Handlungsfaden anzureißen. Mir geht es da wie Viskey, beim Schreiben sprudeln einfach viel zu viele Ideen aus mir heraus.

Ach, das mit dem Überarbeiten ... Ist es nicht ein Freudenfest, wenn man ein Kapitel geschrieben hat, das einem schier aus der Feder geflossen ist, und wo man dann draufguckt und denkt: Alles roger! Mir ist kürzlich eine Kurzgeschichte (eine andere als die hier eingestellte) aufs Papier geflossen, und ich war begeistert. Auch am nächsten Tag und am nächsten. Hab sie jetzt - quasi ohne Überarbeitung - zu einem Wettbewerb eingeschickt. Das sind und bleiben wahre Schätze, Sternstunden, Momente tiefen Glücks, wenn einem das gelingt. Leider folgt darauf meist der dicke Knüppel der Realität, der einem um die Ohren geschlagen wird, wenn man beim nächsten Kapitel sich wieder elendiglich abstrampeln muss.

Auch ich träume davon, irgendwann mal mehr davon zu haben, weniger überarbeiten zu müssen, von meiner Erfahrung zu profitieren. Und das werde ich auch mit Sicherheit. Bis dahin muss auch ich mich überwinden, mich an die Überarbeitung zu setzen. Es hilft mir ein wenig, wenn ich es schichtenweise betrachte. Wenn ich erkenne, wo es eigentlich hakt, wie ich rangehen muss, um erst einmal den groben Unfug beiseite zu räumen, und wenn das gelingt, dann entwickele ich auch den Ehrgeiz, mich an den Feinschliff zu setzen. Und dann gibt es die Momente, da geht es mir wie Merin, wenn ich nämlich wiederum nicht weiß, wie ich die Geschichte fortführen soll, dann habe ich auch mehr Angst vor dem weißen Blatt als vorm Überarbeiten.

LG
Kass



Zauberfeder:
@Merin, na ja, das lag daran, dass die Rohfassung von Band 1 und 2 und der Anfang von 3 schon bald 1000 Normseiten waren, dann habe ich ja angefangen zu überarbeiten wegen dem Stil, dann wegen Ideen zur Welt, dann Texte verfasst für die Welt, also quasi die Welt geplant, dann den ersten Band komplett neu geschrieben (das waren knapp 700 Normseiten) und so weiter. Dadurch kamen dann so viele Sachen zustande. Im Laufe der Zeit hat sich dann auch viel verändert, besonders seit der letzten Planung von der Personenkonstellation. Und so kamen im Laufe der über 8 Jahre, die ich schon an diesem Projekt arbeite, eben so viele Normseiten zustande, die ich letztlich für den Mülleimer geschrieben habe.

@Kass: danke :) Na ja, einige Leute bewundern mein Durchhaltevermögen darin wohl auch. Ich freue mich ab und an drüber, es ist zwischenzeitlich auch nervig, weil ich das Gefühl habe, nicht voran zu kommen.

Schreibstil unzufrieden kam einmal vor. Das war dann da, wo ich angefangen habe, das Schreibhandwerk zu erlernen. Da lag's am Stil, aber sehr oft an der Logik. Am Anfang habe ich nicht geplant, sondern war Bauchschreiber und dadurch sind Logikfehler entstanden, die den ganzen Band nichtig gemacht haben, weil sie sich eben komplett durchgezogen haben. Nachdem ich geplant habe, war dasselbe Problem noch einmal der Fall, obwohl ich da meine Planung habe durchsehen lassen, aber das waren Sachen, die konnte man wirklich nur mit extrem geschulten Argusaugen sehen und die hatten meine Leser der Planung nicht. Ich habe ja auch gebraucht, um es zu bemerken.

Dein Angebot ist auf jeden Fall unglaublich mega lieb, aber ich muss erst mal wieder schreiben xD Bisher gibt es keinen Text mehr, den man angucken könnte.

Die Ich-Perspektive. Ja, die ist Schuld, dass ich die letzten 200 Normseiten für den Müll geschrieben habe. Ich dachte, sie bringt mich weiter, hilft mir, besser zu schreiben, weil das bei meinen Skype-RPG-Kurzgeschichten super funktioniert hat, aber für den Roman hat es nichts gebracht. Dadurch habe ich dann keine Geschichten gemalt sondern eher aufs Papier geklatscht. Bei der Ich-Perspektive rutsche ich immer irgendwie so bisschen ins Umgangssprachliche, so Jargon und so und das passt aber nicht zu einer High Fantasy-Geschichte und gefällt mir auch nicht, weil ich so kaum Sätze drin habe, wo ich sagen kann 'Wow, das habe echt ich geschrieben?'.

Das mit dem Lektor finde ich ja cool. Wo hast du ihn herbekommen? Im Internet gesucht und dann hat er deine Sachen gegen Bezahlung gelesen oder wie lief das ab? Ich weiß ja, dass Hans Peter Roentgen irgendwie auch Schnupperlektorate macht.

Und ich denke aber auch, dass, wenn man viel schreibt und mehr und mehr dazu lernt, die Überarbeitungen weniger ausfallen, weil du einfach schon besser schreibst. Von der zweiten Romanversion war mein einer Betaleser auch schon viel begeisterter als damals von der grässlichn Rohfassung.

merin:
@kass:
--- Zitat --- Mir ist kürzlich eine Kurzgeschichte (eine andere als die hier eingestellte) aufs Papier geflossen, und ich war begeistert. Auch am nächsten Tag und am nächsten.
--- Ende Zitat ---

Das kenne ich auch. Ich bin oft sooo verliebt in meine Texte. Und dann pack ich sie auf den Rost und mir werden die Augen geöffnet. Wenn ich dann überarbeiten kann ist schon vieles besser! Dann sehe ich nämlich wieder, was los ist und bin nicht nur verliebt.

@zauberfeder: Mhm, wie soll ich es schreiben? Mir kommt es vor, als hättest Du eine enorm ineffektive Art zu schreiben. Oder ich verstehe sie nicht.


--- Zitat ---Die Ich-Perspektive. Ja, die ist Schuld, dass ich die letzten 200 Normseiten für den Müll geschrieben habe. Ich dachte, sie bringt mich weiter, hilft mir, besser zu schreiben, weil das bei meinen Skype-RPG-Kurzgeschichten super funktioniert hat, aber für den Roman hat es nichts gebracht. Dadurch habe ich dann keine Geschichten gemalt sondern eher aufs Papier geklatscht.
--- Ende Zitat ---

Wieso sind das dann 200 Seiten für den Müll? Es sind 200 zu überarbeitende Seiten, aber ich käme nie auf die Idee, einen Text zu verwerfen, nur weil die Perspektive nicht stimmt. Oder der Stil. Das klingt ein bissel so, als würdest Du nie überarbeiten, sondern immer nur verwerfen und neu beginnen. Ich kenne Leute aus meiner Schreibgruppe, die so arbeiten. Und ich muss nach mittlerweile jahrelanger Beobachtung hart aber ehrlich sagen: Da kommt nichts Gutes bei raus! Die Leute, die so schreiben, schreiben immer wieder den selben Mist. Weil es einfach (bis auf ganz wenige Ausnahmen) nicht klappt, auf Anhieb den großen Wurf zu machen. Um Überarbeitung kommt man nicht herum, wenn man gut schreiben will. Also wäre mein Rat für Dich: Distanziere dich vom Verwerfen! Plotfehler kann man korrigieren, Logiken im Nachhinein ändern. Dass etwas so gravierend unlogisch ist, dass man gleich den ganzen Plot verwerfen muss, kann ich mir nicht vorstellen. Es ist doch fast immer etwas übrig, was man anpassen kann. Und dann schält sich der Kern der Geschichte heraus, das, was erzählt werden will. Dazu braucht es Mut, weil man sich manchmal nicht traut, das hinzuschreiben, was man eigentlich meint, aber es ist lohnenswert.

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