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Diskussionen und Outtakes zu "Schreibtips für Anfänger - und alte Hasen (Prosa)"

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Oflinitrium:
Auch wenn dieser Thread schon für Internetverhältnisse uralt ist, finde ich, dass man ihn noch etwas erweitern kann.

Meine persönliche Nr1. wäre:

1. (Oflinitrium) Hör auf darüber nachzudenken ob, oder wie du etwas schreiben willst. Wenn du eine Idee hast, setz dich hin und fang an. Aber nur wenn du eine Idee hast(!) Versuche keine Ideen herbeizuzwingen, bloß weil du schreiben möchtest. Das ist kein Weg zum Erfolg.

18. (Oflinitrium) Hab keine Angst vor Outtakes. Auch nicht während der Rohfassung. Manchmal kommt man an einen Punkt, an dem sich die Geschichte oder die Charakterisierung einer Figur in zwei Pfade aufspaltet und beide Pfade verlockend sind. Schreibe beide solange weiter, bis du bei einem in einer Sackgasse endest und beginne mit dem, der von deiner ursprünglichen Planung etwas abweicht. Durch Vergleiche bemerkt man Stärken und auch Schwächen des "besseren" Textes leichter und Outtakes müssen ja nicht verbrannt werden. Oftmals findet sich noch ein Plätzchen für sie.

19. (Oflinitrium) Grübel nicht zu früh über Namen nach. Klar jeder will in seiner Geschichte perfekt passende Namen, aber letztlich ist es egal wie ein Charakter oder ein Ort heißt. Entweder es wachsen einem am Ende die Figuren ans Herz, oder man hat als Autor etwas falsch gemacht. Füge Platzhalter ein, bis dein Charakter oder der Ort dir seinen Namen entgegen wirft, denn das passiert über kurz oder lang. =)

Viskey:
 :glotz:

Also ich könnt mit deinen Nummern 18 und 19 unmöglich arbeiten.

Zwei parallele Handlungen schreiben? Ne, da weiß ich besseres mit meiner Zeit anzufangen, und ich würd die auch zu leicht miteinander vermischen, bis sich am Ende ungefähr 10 parallele Stränge entwickeln, weil mal der eine vom anderen borgt, dann der von dort und der wieder von dem da und ...  _E4:

Natürlich verrenne auch ich mich immer wieder. Dann muss ich zurückgehen zum Punkt ab wo's schief läuft und eine neue Richtung einschlagen. Auch mehr Arbeit, als es gleich richtig zu machen, aber nicht so viel. Und Outtakes? Bleiben bei mir in aller Regel in der Rundablage ...

Mich blockiert es auch total, wenn meine Figuren keine Namen haben und an Orten spielen, die nicht benamst oder definiert sind. Paradebeispiel: 3 Bücher lang haben Mooncat und ich über die Figur der Tata gejammert und gestöhnt. Warum? unter anderm, weil sie ewig lang keinen Namen hatte, dann in kurzer Folge ca. 5 verschiedene, bis wir dann doch mal bei Tata hängengeblieben sind. Wir konnten die Figur ohne fixen Namen einfach nicht fassen.
Die Raumstation, über die ich gerade schreibe, besteht aus einzelnen Ringen. Jeder Ring, der bis jetzt in der Geschichte dezitiert vorgekommen ist, hat einen Namen bekommen (zusätzlich zur schnöden Baubezeichnung A/11). Bräucht ich nicht, hilft mir aber ungemein weiter. - Oft weiß diese Informationen nur ich, weil sie im Buch selbst tatsächlich einfach überflüssig sind. Aber wenn ich sie nicht habe, bin ich blockiert und schreibe Stuss ...


Deinem Punkt 1 kann ich aber (eingeschränkt) zustimmen. Manchmal kommt die Idee wirklich beim Schreiben ... aber in aller Regel ... nicht. ;)

Oflinitrium:
Mhhh vielleicht ist es gar nicht so unähnlich was wir beide meinen.
Mir ist es passiert, dass ich z.B. in einem Gespräch 2 Ideen für eine Figur hatte wie sie reagiert, aber nicht sicher war welche davon tatsächlich zum Charakter passt bzw. ob dieser tatsächlich so reagieren würde. Ich habe dann bewusst zuerst die Idee aufgeschrieben, die mir ein wenig gewagter vorkam und meistens dauerte es nicht lange bis diese entweder in eine Sackgasse führte bzw. ich merkte dass sie nicht zum Charakter passt oder ich tatsächlich ein Gespür dafür bekommen habe, dass der Charakter so reagieren könnte. Im letzten Fall habe ich dann nur dieses Gespräch/ diese Szene beendet und dann ab dem Punkt wo ich unsicher war, noch einmal mit der anfänglich natürlicheren Reaktion bis zum selben Punkt weitergearbeitet. Das hat mich nie mehr als 2-3 handschriftliche Seiten gekostet und mir den betreffenden Charakter näher gebracht. Es ging nicht darum die 2 Stränge komplett auszuarbeiten, sondern nur anzutesten und zu schauen wie der Charakter oder die Handlung damit auf mich wirkt und ob ich so weiterarbeiten möchte. Auch bei Plotpunkten gab es mir die Möglichkeit zu schauen wie sich die Geschichte verändern würde, wenn ich an dieser Stellschraube drehe und ob mir der mögliche neue Verlauf gefällt oder nicht.

Was die Namen angeht... verstehe ich dein Problem nur zum Teil.  Sicherlich ist ein namenloser Charakter ziemlich im Weg, aber ich habe es schon viel zu oft gehört, dass die Leute sich einen Kopf um einen passenden Namen machen anstatt ihre Handlung vorwärts zu bringen. Auch meinte ich, dass es am Ende egal ist ob dein Prota Rudolf, Karl-Günter oder Eragon heißt. Wenn er gut geschrieben ist, stolpern die Leute bereits nach wenigen Seiten nicht mehr über den Namen und er klingt schon bald vertraut. Vor allem wenn man bei Nebenfiguren (auch wenn sie evtl. wichtig sind) am Namen verzweifelt sollte man lieber einfachmal Platzhalter verwenden anstatt sich an der Sache aufzuhängen.
Vielleicht war mein Punkt dahingehend etwas zu allgemein/irreführend formuliert, denn es ging mir nicht darum sich gar keine Gedanken um den Namen zu machen, sondern diesen einfach nicht zuviel Gewichtung zukommen zu lassen. Es ging mir eher darum Fragen wie: "Welcher Name könnte zu meiner Figur passen? Sie hat schwarze Haare, tötet gerne Leute und ist krankhaft verliebt." zu beantworten, denn nicht der Name charakterisiert eine Figur sondern die geschriebenen Worte charakterisieren eine Figur.

Viskey:
Nein, da arbeiten wir nicht ähnlich. Ich hab jeweils nur eine Idee, die schreib ich. Und irgendwann komme ich uU drauf, dass es so nicht funktioniert. Und dann muss ich nachdenken und einen anderen Weg finden. 2 mögliche Wege habe ich kaum mal, und wenn, denk ich die vorher durch, bevor ich ein Wort dazu schreibe.

Zu den Namen: Doch, für mich sind die immens wichtig, weil so viel der Identität darin steckt. Natürlich muss sie dann auch noch gut geschrieben werden, das ist keine Frage. Aber ich kann mit einer namenlosen Figur einfach nicht arbeiten, da kann ich nicht mal anfangen. Das ist  wie ein/e Fremde/r. Ich hab aber auch im realen Leben eine ganz besondere Beziehung zu Namen (ungeachtet der Tatsache, dass ich sie mir phänomenal schlecht merken kann). Vielleicht erklärt es das.

Trippelschritt:
Ich arbeite auch anders. Bevor ich meine Figuren nicht richtig kenne, fange ich erst gar nicht an richtig zu schreiben. Höchstens Textbausteine.

Liebe Grüße
Trippelschritt

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