Teufelszeug > Theorie

Wechsel der Erzählperspektive

<< < (2/2)

Viskey:
Hi, Tim!


--- Zitat von: Supertim99 am 23 August 2017, 00:54:00 ---1) Macht ein Perspektivwechsel in einer Geschichte generell überhaupt Sinn?
2) Geht der Perspektivwechsel so wie angedacht in Ordnung, bzw. wie kann/muss ich den Leser darauf aufmerksam machen?
3) Wie kann ich den Perspektivwechsel umgehen, ohne Geschehen zwischen Aussetzung und Rückkehr hinzuzufügen?

--- Ende Zitat ---

1) ja
2) kommt drauf an
3) kommt drauf an

Also ja, Perspektivwechsel können eine Geschichte bereichern, bzw. mehrere Geschichten (aka Handlungsstränge) miteinander verknüpfen.
Theoretisch geht das so. Du schreibst dann einfach aus der Perspektive von jemand anderem. Spätestens beim 2. Absatz merken deine Leser das. Die Frage ist, ob das in Ordnung ist. Das hängt nämlich von der Geschichte ab, die du erzählen willst. Nur um ein Loch zu stopfen ... Ne, das wäre mir zu wenig. Andererseits fände ich es interessant, wie sich dieses Quintett durchschlägt, wie es den Weg usw. meistert. Könnte also in Ordnung sein, muss aber nicht.
Wenn du weder die Perspektive wechseln möchtest, noch sinnloses Zeug schreiben, nur damit halt die Zeit vergeht (was sehr löblich ist), bliebe noch ein Zeitsprung. Da fängt dann das 6. Kapitel an mit: "In den letzten drei Monaten hatte sich viel verändert ..." Oder halt etwas in die Richtung.  Jeder weiß bescheid, die Geschichte kann weiter gehen ...


lg, Viskey

Supertim99:
Wow, danke für die schnellen Antworten!

Ich habe wohl die gemeinten Perspektiven nicht deutlich genug erklärt. Momentan schreibe ich aus der Ich-Perspektive des Protagonisten. Bei dem Perspektivwechsel war meine ursprüngliche Idee, zu einem neutralen Betrachter (Er-Perspektive) zu wechseln, weil ich denke, dass das noch recht klar bleibt. Als Beispiel:

--- Zitat ---Ich sah, wie Tom das Krokodil fesselte und in den Wagen legte. 'Das muss ich sofort den anderen erzählen', schoss es mir durch den Kopf und ich lief los.
Wechsel in den neutralen Betrachter
Tom sah sich besorgt um. Ihm war klar, dass man ihn für einen Tierquäler halten würde, sollte das jemand mitbekommen. Dabei wusste niemand von der Verletzung des kleinen Krokodils
--- Ende Zitat ---
Der Wechsel ist eigentlich immer noch mit der Ich-Perspektive vereinbar, denn der zweite Teil könnte immer noch aus dieser Perspektive geschrieben sein, wenn das "Ich" noch am Handlungsort wäre. Ohne Toms Gedanken zwar, aber dennoch kein riesiger Sprung m.E.
Bringt man jetzt ein zweites "Ich" rein, passieren mehrere Dinge:
1) Der Person der neuen Ich-Perspektive wird automatisch eine hohe Bedeutung zugemessen.
2) Diese Person wird dem Leser nähergebracht, man kann viel mit dem Charakter und der Sympathie für diese Person spielen (wenn man es denn kann)
3) Der Leser muss den Wechsel erkennen und sich umstellen können

Ich habe vor kurzem eine Geschichte einer Hobbyautorin gelesen. Sie war super spannend und aus der Ich-Perspektive einer jungen Frau geschrieben. Als ihr Freund entführt wurde, ist die Ich-Perspektive plötzlich zum Freund übergegangen. Das wurde zwar deutlich gemacht, aber ich fand es schwierig mich umzugewöhnen, da ich mich gerade an die Gefühle und Handlungen des Mädchens gewöhnt hatte.

Außerdem habe ich Bedenken zu Punkt 1), denn die richtige Antagonistin befindet sich zu der Zeit nicht unter den "5", weswegen ich nicht einfach irgendeinen Blödmann ernennen möchte, der jetzt für die Geschichte super bedeutsam wird.


--- Zitat ---Also wenn es dir irgendwie unstimmig vorkommt, aus der Sicht des einen oder anderen der 5 Querulanten zu schreiben, du andererseits nicht Seiten füllen möchtest, in denen in deinem Plot nicht viel los ist, dann könntest du halt auch einfach diese Zeit überspringen.
--- Ende Zitat ---
Mein Problem damit ist, dass die Geschichte im Moment sehr nah an der Zeit geschieht. Die Kapitel tragen eine Überschrift à la "Donnerstag, 3. Mai, 17:05". Deswegen überlege ich noch, ob ein Zeitsprung da rein passt, oder eher weniger.


--- Zitat ---Du könntest deine Figuren sich intensiv damit auseinandersetzen lassen, dass sie da grade was ziemlich Schreckliches getan haben. Vielleicht gibt es Figuren, die vermehrt darüber reden wollen. Vielleicht sind Fragen offen, wenn zB nicht alle das gemeinsam entschieden oder die Details besprochen haben. Ich würde, nach Rückkehr der Vollstrecker auch wissen wollen, wie es gelaufen ist. Und überhaupt - wurden die Fesseln abgenommen, bevor man wieder weggefahren ist?
Vielleicht gibt es Mitglieder der Gruppe, die nicht mit dem Vorgehen einverstanden waren. Oder die jetzt, danach, nicht damit klarkommen. Zusammenbrechen. Oder wütend werden. Die bestehende Ordnung über den Haufen werfen wollen. Irgendwas sabotieren.
Vielleicht haben die Fünf, bevor man sie ausgesetzt hat, auch noch irgendwas sabotiert. Eine unschöne Überraschung zurückgelassen. Wie lange haben die schon geplant, sich abzuspalten? Haben sie Vorräte gestohlen?
Waren sie wirklich nur zu fünft oder gab es andere, die mitgemacht haben - gibt es einen Maulwurf in der Gruppe? Oder zumindest Sympathisanten?

--- Ende Zitat ---
Das ist doch ein toller Vorschlag! Gefällt mir gut, weil es durchaus stimmig ist, dass sich das Misstrauen gegenüber der 4 selbsternannten Führungspersonen verstärkt. Ich denke, da kann man viel Spannendes mit machen.

Danke auch an alle anderen Beiträge, die Gedanken finde ich sehr interessant!

Trippelschritt:
Bis vor einigen Jahren hieß es, dass in einem in der Ich-Perspektive geschriebenen Geschichte keine andere Perspektive geben sollte. Und es gibt gute Gründe dafür. Und kamm Liam Hearne mit Clan der Otori und tat genau das. Der Protagonist sprach in der Ich-Perspektive und alle anderen Hauptfiguren in ihrer eigenen er/sie Perspektive.
Mein Ratschlag aus diesem Beispiel: Du darfst alles ausprobieren und machen. Aber bitte berücksichtige dabei, dass besagte Autorin eine etablierte Jugenromanschriftstellerin war (immer noch ist), die wirklich schreiben kann. Sie ist nicht nur professional, sind überdies auch noch gut und eine von denjenigen, von denen man lernen.

Good Luck
Trippelschritt

merin:
Ich hätte weder mit Zeitsprüngen noch mit Perspektivwechseln ein Problem. Ähnlich wie Trippel fehlt mir aber immer noch der eigentliche Kern der Geschichte. Ob ein Zeitsprung oder ein Perspektivwechsel Dein Problem löst, hängt nämlich sehr davon ab, was genau das Problem ist.  :devgrin: Also was genau Du zeigen willst. Was soll Dein Prota erleben? Welchen Sinn macht die Absplitterung der anderen fünf in Deiner Geschichte? Und warum genau splittern sie sich ab und arbeiten dann gegen die Gruppe? Mir ist gar nicht klar, wo die Konfliktlinien verlaufen und was genau den Konflikt ausmacht,

Navigation

[0] Themen-Index

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln
Mobile View