Sprachlich sehr schön, da schließe ich mit den Vorrednern an. Habe ich gerne gelesen. Besonders den letzten Satz.
Ich möchte hier nur zu bedenken geben, betrachte es als eine Äußerung, über die du dir Gedanken machen kannst. Es ist vielleicht nur eine Kleinigkeit, da ich aber selber mit einem ähnlichen Problem zu kämpfen habe, schildere ich mal meine Probleme, und du magst dann überlegen, ob du die Szene so belässt oder sie veränderst.
Wie lange brauchen wir, um uns zu entscheiden? Darüber will ich einwenig nachdenken.
Im Wesentlichen - so habe ich die Szene verstanden - geht es darum, er entscheidet sich. Er will König werden und er wird gegen die Intrigen ankämpfen, die sicherlich seitens des Adels bereits begonnen haben. Im einleitenden Text schreibst du ja auch, er war lange nicht am Hof, hat nicht damit gerechnet. Und bevor es zu dieser Szene kommt, eröffnen die Adeligen, sie würden gerne ihn zum König wählen.
Habe ich es soweit richtig verstanden?
Was ich nicht weiß, wie lang die Szene mit den Adeligen ist und worüber der Prota dort bereits nachdenkt. Nur mal angenommen, fröhlig pfeiffend kommt er in den Saal, weiß von nix.
Beginn um 9.00 Uhr.
Er erfährt nun wirklich zum ersten Mal, er soll König werden, wohl nur ein mieser Trick der Adeligen. Er ist also überrascht, hey, ich, wirklich ich soll König werden. Genau in diesem Moment, muss es in ihm arbeiten. Er hört den Adeligen zu, wie sie ihm schmeicheln.
Dreckskerle, die wollen mich tot sehen. Während sie ihm schmeicheln, schaut er in deren Gesichter und weiß, welches Spiel sie spielen. Und immer wieder reflektiert er darüber, was für Absichten sie verfolgen, ob sie ihn unterstützen werden oder ob sie nur einen schwachen König haben wollen, um ihre eigenen Pläne zu verfolgen. Darüber mag sich der Prota Gedanken machen. Er ist unsicher, weil er sich nicht in Gefahr sehen will, oder er denkt darüber nach, wie er das Chaos beseitigen könnten.
Für mich käme es also darauf an, inwieweit er schon die Lage durchdenkt, während er mit den Adeligen zusammen sitzt. Er beginnt also schon reflektierend mit dem Entscheidungsprozess.
So jetzt kommt es weiter darauf an. Um 9.00 Uhr hört er also zum ersten Mal, er soll König werden. Jetzt muss ich schätzen. Sagen wir die Sitzung dauerte 1 Stunde, dann hätte er eine Stunde Zeit schon darüber zu grübeln.
Um 10.00 Uhr schlendert er also zum Meer und dann bekommt der Leser deine Szene vorgelegt.
Ok, dann würde ich evt. mitgehen. Dann entscheidet er sich innnerhalb einer Stunde und x Minuten doch König zu werden und sich der Gefahr zu stellen.
Was aber - und ich kenne die vorhergehende Szene nicht - wenn keine Reflexionen eingebaut sind. Er eigentlich nur sehr überrascht ist, warum er. Wenn also die Entscheidungsszene, die du uns ja vorgelegt hast, nicht ausführlich genug vorbereitet wird, dann wäre mir die Entscheidungsphase deines Protos zu KURZ.
Hier habe ich nämlich ein ähnliches Problem. Einer meiner Protas muss auch König werden, so sagen wenigstens seine Berater, weil er hat die Kraft blablabla und wenn er es nicht macht, wird Schlimmes passieren.
So, ich hadere gerade sehr mit mir, wielange braucht jemand, der eigentlich keinen Bock darauf hat, sich in dieses Machtspiel zu werfen, um sein gemütliches Leben zu verlassen. Denn wenn mein Prota sich entscheidet, lauert hinter jeder Ecke sein Tod. Ähnlich wie bei dir, dein Prota weiß auch, hey, wenn ich das mache, dann beginnt der Kampf um die Macht. Wenn wir aber vor solchen Entscheidungen stehen, eigentlich nicht zu wollen, und doch letztlich zu müssen. Wielange würde wir mit uns hadern?

Zeitlich betrachtet entscheidet sich dein Prota in Windeseile ohne größere inneren Kämpfe. Er geht aus dem Saal an die Küste, schaut aufs Meer. Zwei kritische Gedanken, dann 45 Sekunden später die Entscheidung, er will König werden. Ehrlich, wenn jemand so schnell König werden will, würde für mich die Szene intensiver wirken, wenn er sich bereits im Gespräch mit den Adeligen entscheidet. Er lächelt die Adeligen an, gibt ihm zu verstehen, warum sie ihn wohl gewählt haben und sein Lächeln lässt die Adeligen erschaudern, denn sie wissen, es war die falsche Wahl. Denn sie haben jemanden gewählt, von dem sie annahmen, er sei schwach, doch er ist stark, ein ernst zunehmender Gegner im aufziehenden Konflikt.
Viele Worte habe ich dafür verschwendet, um mir darüber Gedanken zu machen, wielange brauchen wir, um uns zu entscheiden, besonders wenn die Entscheidung von enormer Bedeutung ist. (Romantechnisch, nach Campell, nimmt er in deiner Szene nämlich den Ruf an, er ist bereit, auf seine Reise zu gehen.) Dieser wichtige Wendepunkt wäre mir nur mit dieser Szene viel zu kurz.
Nur mal so zum Vergleich. Ich bin ca. bei 35 Seiten Entscheidungsfindung. Mein Prota will sein ruhiges Leben nicht aufgeben, er hat Null-Bock in die unausweichlichen Machtkämpfe hineingezogen zu werden und vorallen verlangen seine Berater, er soll das Risiko eingehen zu sterben. Denn um König zu werden, muss er sich Prüfungen stellen. Nur in der Geschichte meiner Welt haben das in 1000 Jahren nur zwei!!!!!! überlebt. Warum also bitte schön König werden - in meinem Fall - nur weil in einem Buch steht, der mit der Kraft, muss es werden. Blöd nur, dass mein Prota noch nicht wirklich überzeugt ist, er hat auch diese Kräfte (hat sich stets gewundert, dass seine Wunden schnell heilen und er die Gedanken von Vögeln lesen kann)
Als ihm eröffnet wird, er muss König werden, ist er schrecklich genervt, haut ab in die Wildnis und sitzt mit dumpfen Gedanken am Lagerfeuer und grübelt, flucht und grübelt und flucht. Wie gesagt 35 Seiten. (werde ich noch kürzen, lächel)
Bei mir allerdings sind die inneren Beweggründe - so hoffe ich - wesentlich. Aber ich habe gerade ein sehr ärgerliches Buch gelesen. Das vierte Siegel.
"Du bist ein Siegelträger. Kommst du mit auf eine gefährliche Reise, die dir das Leben kosten kann."
"Jo, bin dabei, hole eben mein Schwert, dann können wir los."
Nun, so geht es natürlich auch.
Mache dir also einfach ein paar Gedanken, wieviel Zeit du deinem Prota einräumen willst, eine so schwerwiegende Entscheidung zu treffen.
L.