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tlt:

--- Zitat ---Es ist eher ein Sittenbild, würde ich sagen.
--- Ende Zitat ---
Ja, es ist manchmal schon eine heftige Erfahrung, zu lesen, wie sich die Zeiten verändert haben* und mit welchem Selbstverständnis wir viele Dinge heute betrachten, die damals undenkbar waren. Ich habe vor einigen Jahren Sven Hedins Reise entlang der Seidenstraße gelesen. Heute würde man das Werk auf den Index setzen und er hätte ein paar Dutzend Klagen wegen Rassismus und Volksverhetzung am Hals.
*Letztens das Ostpreussenblatt von 1953 in der Hand gehabt, eine Zeitung von/für Flüchtlinge. Da hätte auch ohne Weiteres 1933 stehen können. 

merin:
Und ich habe gerade mal wieder "Die Söhne der großen Bärin" von Welskopf-Henrich aus dem Regal gezogen und wollte mit meiner Tochter schmökern. Es war, als ich in ihrem Alter war, meine absolutes Lieblingsbuchreihe.
Wir haben es letztlich nach 50 Seiten abgebrochen. Heute ist es langweilig, gefühlt kommt sie ewig nicht aus dem Knick. Der Prota (Harka) ist unsympathisch, eingebildet und grausam. Der Umgang der Leute miteinander ist schwer auszuhalten. Die endlosen, klischeehaften Naturbeschreibungen nerven. Und insgesamt die ganzen Klischees: Tomahawks und Skalpe und Büchsen und Adlerfedern und Häuptlinge und Mustangs und Prärie. Und die Indianderjungs sind ja so hart und die Mädels nur am Kochen. Meine Güte, was für eine Ansammlung aus Rassismus und Sexismus. Und Adultismus. Und sprachlich nicht mal schön. Da wird in meinem Bücherregal echt ein bissel was frei jetzt. Denn das lässt sich ja nicht mal als Sittenbild lesen, weil sie alles den "edlen Wilden" unterschiebt. So gehen meine Kinderträume dahin ...

Viskey:
@merin

Jetzt hab ich Angst, noch mal in Burg Schreckenstein reinzuschauen ... Was hab ich diese Serie geliebt! Ich glaub, ich hab die zum Teil zwanzig Mal gelesen. Als meine Mama die ersten paar Bände für mich zu Weihnachten gekauft hat, hat sie einen echten Glücksgriff getan. Hach.
:flirty:

merin:
Was mich echt wundert ist, dass die Bücher immer als wissenschaftlich fundiert galten. Steht auch immer noch so bei Wikipedia. Aber aus heutiger Sicht ist total deutlich, wie die Sitten der 1950er Deutschen den Ureinwohnern Amerikas untergeschoben wurden, dass es unglaubwürdig ist, anzunehmen, die hätten so ähnliche Geschlechterbilder oder Ideen von Kindererziehung. Dazu, was sie da genau nach welchen Quellen recherchieren konnte, habe ich leider nichts herausgefunden. Nur, dass es offenbar vor ein paar Jahren eine Neuauflage ihrer Bücher gab.

Manu:

--- Zitat ---Und ich habe gerade mal wieder "Die Söhne der großen Bärin" von Welskopf-Henrich aus dem Regal gezogen und wollte mit meiner Tochter schmökern. Es war, als ich in ihrem Alter war, meine absolutes Lieblingsbuchreihe.
Wir haben es letztlich nach 50 Seiten abgebrochen.
--- Ende Zitat ---

Ohhh, ja! Kann ich dir nachfühlen. Ich bin Winnetou-Fan, habe in meiner Kindheit (ab 10 oder 12) mich durch die Karl-May-Bände gelesen, mit Federn geschmückt, das Anschleichen - durch die Hecken und Mülltonnenhäuschen - geübt, auf imaginären Mustangs duch die Prärie - einmal Wendehammer und zurück - geritten ... und mein "Barbie-Pferd" hieß Iltschi. Aber doof fand ich schon immer, dass N-Tscho-tschi 1. nur kocht, schön und ruhig ist. :blarg: 2. Zwar heilen kann (immerhin!) aber sonst nix zu sagen im Stamm hat. Seltsam als Heilerin... Außerdem war ich als Kind schon drauf und dran, ihren frühen Tod (gleich im 1. Band) rauszuschreiben (im Traum). Geht gar nicht!!

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