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The Trigger 1.1

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Thomas Frick:
Hallo, Oflinitirium,
interessante Idee, soweit ich sie verstanden habe. Wir sehen das Innenleben eines Serienmörders, der sich nach sechs Jahren Enthaltung nicht mehr beherrschen kann und wieder mordet. Dabei trifft es nicht nur ein Opfer sondern alle im Raum Anwesenden, also Mitschüler in einem Computercabinett. Kann er überhaupt der Mörder sein? Vor sechs Jahren war er vielleicht 10 ... 12?
Dann stellt sich das Erlebte als die Vision eines Psychiatrieinsassen heraus. Entwarnung.
Ein Psychiater erklärt im Nachhinein, dass es doch bereits geschehen ist, der junge Patient jedoch von etwas besessen, also unschuldig ist. Der Psychiater verlässt die Einrichtung.
Als erstes frage ich mich, wer in dieser Geschichte der Protagonist ist. Anfangs scheint es der vermeintliche Mörder zu sein. Dann wechselt die Perspektive aber, so dass wir ihn von außen betrachten. Außer dem allgemeinen Wissen, dass da jemand echt in Schwierigkeiten ist, kommt dadurch bei mir keine Emotion auf.
Die Geschichte des Mörders ist nicht rund. Was wollte er? Zunächst den Mord vermeiden. Nicht rückfällig werden. Gut, das ist noch spannend. Er schafft es aber nicht, sondern tötet noch viel mehr Leute. Dann kommt Hoffnung auf - alles nur geträumt - und dann, ätsch, doch nicht. Das wars. Mit den Figuren im dritten Absatz fühle ich auch nicht mit, weil sie nichts zu hoffen und zu fürchten haben. Maximal kann man von einem Bedauern für den Patienten ausgehen.
Nebenbei werde ich das Gefühl nicht los, dass ich etwas Entscheidendes im Text nicht verstehe, da die eigentliche Geschichte ja schon auserzählt ist und wir dann noch so lange bei dem Chef-Psychiater bleiben. Er scheint etwas zu bedeuten. Ist er der wirkliche Mörder / steuert er den Täter, wie Dr. Caligari? Warum wird mehrfach das Computercabinett erwähnt, steckt das Geheimnis in dem Programm, das vielleicht eine psychoaktive Wirkung entfaltet hat?
Man weiß es nicht.
Show don´t tell. Besonders im ersten Drittel liest es sich eher wie ein Exposé. Wenn du magst, lass doch mal probehalber alle Erklärungen und Beschreibungen weg und probiere, wie es sich liest, wenn du nur den reinen Ablauf erlebbar machst. Also: er kommt zu dem Treffen, sieht die schöne Rothaarige und beginnt, mit sich zu kämpfen ... schließlich bringt er alle um. Schock! Keine Erklärungen, nur Strategien, Hindernisse, maximal ein bisschen inner Monolog, um zu verstehen, was er gerade will oder nicht will. Besser noch, wir erfahren es aus seinen Handlungen.
Würde mich interessieren, wie sich das liest.  :devevil:

OleOlsen:
Moin Ofli,

so jetzt habe ich von meinem Patenonkel einen Text gelesen. :deveek:

Du schreibst sehr ausführlich und viele Sätze sind, aus meiner Sicht als Leser, zu lang. Schreibe abwechseln, mal sehr ausführlich, detailversessen und dann nur kurz und knackig. 

Du musst den Leser in deinen Bann ziehen, wenn beim Lesen die Gedanken abschweifen, ist es nicht mehr lange und die Lektüre wird beiseite gelegt...

Versuche als Autor, dich näher oder intimer mit deinem Held zu verschmelzen. Erschaffe dreidimensionale Figuren und gebe dem Leser auch mal eine kleine Atempause.

Ich freu mich mehr von dir zu lesen.  8)

Herzlichst

OleOlsen



Viskey:
He, Ofli!

Ich erinnere mich an den Text! Leider weiß ich nicht mehr so recht, wie genau er war, und was ich damals so zu sagen hatte.  :rotwerd:



--- Zitat von: Oflinitrium am 11 January 2018, 21:10:33 ---Vor allem interessiert mich, ob er (bei denen, denen der Text gefallen hat) auch beim 2. Mal lesen noch seine Wirkung entfaltet oder nur mit der Überraschung des ersten Mals funktioniert.

--- Ende Zitat ---

Ich mag den ersten Teil. Das Eintauchen in den Kopf des Mörders ...

Was mich daran herausreißt, ist das:

--- Zitat ---Kein Laut. Um ihn herum herrschte eine gespenstische Stille. Die kupferroten Haare des Mädchens bildeten einen faszinierenden Kontrast zur blutigen Pfütze unter ihrem Kopf. Er hatte nicht widerstehen können, hatte sein Monster nicht im Zaum halten können. Doch trotz der Leichen die im Computerraum verteilt lagen, war sein Verlangen noch längst nicht befriedigt. Sein Blut kochte noch immer und er schrie auf, gepeinigt von der unendlichen Gier nach mehr.

--- Ende Zitat ---

Nichts, was ich vor diesem letzten Satz lese, klingt nach Gier. Verlangen, ja. Aber keine Gier. Und auch gepeinigt wirkt er ab dem Moment, wo er durch die Tür hinaustritt, nicht mehr. Er ist gefangen in seinem eigenen Rausch, in der Erfüllung seiner Wünsche. Die sind krank, das weiß er, aber in dem Moment, wo er nachgibt, zählt das nicht.
Ich nehme an, es soll eine Überleitung sein zu seinem panischen Aufwachen, aber für mich funktioniert das nicht.

Der zweite Teil riecht immer noch sehr nach Infodump. A erklärt B, was bisher geschah. Im Grunde brauchst du eigentlich nur zwei Informationen: a) er hat diese Leute im Computerraum getötet, und b) der Name des toten Mädchens war nicht Jenna.

Wie er die Leute umgebracht hat, kann man an der Stelle unterbringen, könnte aber an späterer Stelle noch einmal ein Überraschungsmoment sein. So oder so, das Gespräch kllingt leider sehr hölzern und wie eine notwendige Aufzählung von Fakten. Erst am Ende, wo es um da "psychisch tot" geht, fängt das Gespräch an, lebendig zu werden. Davor reden die beiden nicht miteinander, sondern zum Leser.

lg Viskey
 

laMantis:
Hallo Oflinitrium,

ich bin nicht nur Neuleser deines Textes, sondern auch Neuling in eurem Forum mit meinem ersten Beitrag.

 :o Sofort bewegte ich mich zu meinem Lieblingsthema "Thriller". Deine Geschichte "The Trigger" belohnte mich dafür.
Beim Lesen ist mir so einiges aufgefallen, fast zögere ich noch, dies aufzuschreiben.
Bitte nimm meine Kritik im Sinne deines Mottos:" Die Werke die ich am meisten liebe, sind gleichzeitig die, die ich am meisten kritisiere. Im Grunde ist es so, dass eine ausführliche Kritik meinerseits auch eine Anerkennung und ein Glückwunsch ist, denn wenn es einfach nur schlecht wäre, würde ich mir gar keine Gedanken darüber machen."

Gut gefällt mir die Beleuchtung der Psyche eines Massen- oder Serienmörders. Stimmig ist für mich der Ideenfunke, der die Gesamtgeschichte trägt.
Der Titel "The Trigger" ist passend und griffig, allerdings würde ich ihn eindeutschen als "Der Trigger".

Gut gefällt mir auch die Dreiteilung, der Traum, die Realität, die Beleuchtung des Geschehens durch die Psychiater.

Aber dann:
Die Geschichte bleibt für mich nach dem Lesen unrund.
Hierzu eine Frage: Sollte das eine geschlossene Kurzgeschichte sein, ist eine Fortsetzungreihe geplant oder ist es ein Kapitel aus einem größeren Werk? Aber egal, in allen Fällen müssen die Fragen, welche du aufwirfst, am Ende beantwortet sein. Das zu erkennen, fällt mir schwer.

Ok, ein (Massen/Serien)Mörder begeht erneut ein Massaker aus innerem Drang.
Was hat diesen Drang erzeugt? Wie konnte dieser Drang sechs Jahre in Zaum gehalten werden. Welche Rolle spielt "rothaarig" dabei, kupferrothaarig?

Im zweiten Abschnitt erwacht der "Täter" in der Psychiatrie. Gut geschrieben, dieser Abschnitt mit den repetitiven Gedanken. Aber ... wer ist Jenna?

Der letzte Abschnitt, die Unterhaltung der beiden Fachleute (einen identifizierst du als Psychiater), könnte Klarheit für all diese Fragen schaffen, tut er aber nicht.
Statt dessen wirfst du neue Fragen auf, z.B. wer ist Richardson? und warum geht er nach der Bitte, den Patienten gut zu behandeln in die Nacht hinaus? Was soll vor allem die Bitte: Behandel ihn gut? Gibt es in der Psychiatrie die Gefahr, dass er schlecht behandelt wird und wenn ja, warum?

Für mich schaffst du einen Spannungsbogen mit Löchern, den du zudem am Ende nicht spannst. Auch wenn die ganze Geschichte ein Kapitel aus einem größeren Werk wäre, trägt jedes Kapitel seinen eigenen Spannungsbogen, am besten mit einem Cliffhanger am Ende, d.h. eine offene Frage, um den Leser zum weitermachen zu verführen.

Insgesamt bleibt mir der Eindruck, dass die Einzelpersonen nicht exakt konturiert sind. Nicht nur der Protagonist, sondern alle Spieler benötigen eine klare Persönlichkeit, nur so können sie "spielen".


Als zweites habe ich mir deinen Schreibstil betrachtet. Gleich zu Beginn fällt mir Folgendes auf:

--- Zitat von: Oflinitrium am 11 January 2018, 21:10:33 ---Rothaarig...
Ausgerechnet rothaarig...
Ungläubig ... Sechs Jahre... sechs verdammte Jahre hatte er sich unter Kontrolle gehabt und nicht im Entferntesten dieses gierige Verlangen in seiner Brust gespürt.
Warum...?
Warum nur musste ...

--- Ende Zitat ---

Die Wiederholungen mit den Pünktchen, was bedeuten sie? Sie nehmen beim Einstieg in die Geschichte die Geschwindigkeit heraus. Schade, zumindest für mich. Ich liebe es mit Haut und Haar in einen Thriller hineingeworfen zu werden. Ich würde so einsteigen: "Ihr Haar! Rot!" Drei einsilbige Wörter - peng, peng, peng!
Die weiteren Wiederholungen und ... würde ich kürzen.
Aber das ist natürlich Geschmacksache und eigener Stil.

Desweiteren sind mir Adjektive aufgefallen, die keinen Mehrwert bringen und daher überflüssig sind. Beispiel:
--- Zitat von: Oflinitrium am 11 January 2018, 21:10:33 ---" Ein schönes Rot zierte ..."
--- Ende Zitat ---

Und Vorsicht "schiefe Bilder":
--- Zitat von: Oflinitrium am 11 January 2018, 21:10:33 ---"Die kupferroten Haare des Mädchens bildeten einen faszinierenden Kontrast zur blutigen Pfütze unter ihrem Kopf.
--- Ende Zitat ---
Welchen Kontrast bildet kupferrotes Haar zu rotem Blut??

--- Zitat von: Oflinitrium am 11 January 2018, 21:10:33 ---"Er war bereits psychisch tot, ehe ...
--- Ende Zitat ---
Psychisch tot ist er ganz sicher nicht, denn er begeht ja mit seiner gestörten Psyche einen weiteren Massenmord. Vielleicht "emotional tot"?

Wie schon am Anfang erwähnt, gefällt mir der Ideenfunke. Weiter ausgearbeitet und mit gutem Spannungsbogen erkenne ich einen richtig guten Thriller.

Sodele, ich hoffe, mein Kommentar ist angemessen, für dich und für dieses Forum.

LG LaMantis


 

merin:
Ein schöner erster Beitrag, finde ich und eine hilfreiche Röstung. Mal schauen, wie Ofli das sieht, ich wollte nur eine schnelle Rückmeldung geben.

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