Teufelsrost > Höllenfenster

Ypsilone 2. Szene

<< < (3/4) > >>

Naleesha:

--- Zitat von: ElementAutor am 05 September 2018, 13:00:25 ---Wenn das Kapitel/Textausschnitt bereits fertig ist bzw. nicht mehr so aussieht, wie es dort steht, dann lasse doch diesen Treat schließen.

Das habe ich mit meinem Prolog auch gemacht und für die Neufassung einfach einen neuen Treat geöffnet.

--- Ende Zitat ---

Manchmal geht das aber nicht schlag auf Schlag. Einstellen -> Rösten -> Umschreiben -> Wiedereinstellen.

Es ist oft sogar extrem sinnvoll, einen Thread offen zu lassen, bis man mit der Überarbeitung des Kapitels wirklich zu 100% fertig ist, da so spätere Röstungen dabei helfen zu können, ob man mit seiner Überarbeitung in die richtige Richtung geht, oder jemandem fällt sehr viel später noch etwas auf (eine Unstimmigkeit, oder ein out of Character-Moment, oder oder oder), den man in seiner Überarbeitung immer noch drin hat und auf den man nun nochmal genauer achtet...

so oder so, hat es schon seinen Sinn, wenn manche Kapitel oder Texte (manchmal auch) über Monate offen sind.

(und sei der Zweck nur, damit das Board nicht leer wird  :wech: )

Ich hab vor, mir bald bewusst wieder etwas mehr Zeit zum Schreiben und überarbeiten freizuschaufeln, dann sorge ich mal für ein paar Texte zum Rösten. :)

Trippelschritt:
Danke für die Erläuterung

Den ersten Text-Thread habe ich in der Tat schließen lassen. Diese bleibt auf, bis ich mit dem endgültigen Ergebnis zufrieden bin.

Elementautors Anmerkungen waren immer noch nützlich und niemand sollte sich ausgebremst fühlen, nur weil dieser Text in Barbeitung ist. Ich kann immer noch alles gebrauchen.

Liebe Grüße
Trippelschritt

ElementAutor:
Dann war es ja doch nicht so falsch von mir, dazu noch etwas zu Schreiben :)

Trippelschritt:
Nein, ganz und gar nicht  :biggrin:

Trippelschritt

kass:
Hi Trippel,

ich habe leider ein wohl grundsätzliches und geschmacksbedingtes Problem mit dem Text, das ich nur als Ferne bezeichnen kann. Ich werde versuchen, es dir anhand des Anfangs dieses Kapitels zu erläutern.

Aber ich beginne mit Lob. Reichtum und Präzision, das sind die beiden Worte, die mir dazu durch den Kopf schießen.


--- Zitat ---Illrezit sah, wie sich das Menschenkind sich aus dem Strom der jungen Menschen herauslöste, sich ihm näherte, erkannte den für einen Menschen außergewöhnlich geschmeidigen Gang, das beleidigend helle Haar, in dem er nur Spuren von Elfenfarbe wiederfand, und erschrak, als er sah, was sie am Leib trug. Wams, Hosen, Stiefel aus Leder. Ohne Zweifel Rehleder, gut gewalkt und deshalb sehr weich. Menschenhände hatten das nicht geschneidert, aber hier, wo die Minengesellschaft herrschte, war das eine völlig unpassende Kleidung. Konnte dass Menschenkind sie sich nicht so kleiden, dass sie weniger auffiel? „Unrein“, dachte er. „Sie ist unrein“, und suchte am Halsansatz an den Handgelenken, in den Umrissen der Falten nach Spuren eines Unterkleides. Aber er fand nur Leder. Sie trug das Leder auf der Haut. Wie eine Jägerin des Elfenvolks. Das war gefährlich. Ein Mensch mit ein paar Tropfen Elfenblut sollte sich in der Menge verstecken und nicht nach Elfenart kleiden, sodass sie unter den Menschen auffiel. Obwohl … Vielleicht hatte das auch seinen Vorteil. Wer kann das schon sagen? Er trat aus seiner Deckung heraus. „Ich bin hier, Ypsilone.“
--- Ende Zitat ---

Das finde ich schlichtweg grandios. Chapeau! Das ist nicht einfach eine Beschreibung, das ist ja so viel mehr. Die wunderschöne Formulierung des beleidigend hellen Haares. Die gelungene Wortwahl, der Rhythmus mit dem Wechsel der Satzlängen. Du nutzt die Beschreibung für Vieles, ich lerne Illrezit besser kennen, erfahre etwas über die Welt und nicht nur die beschriebene Situation, du arbeitest Konflikte heraus, die mich neugierig darauf machen, mehr zu erfahren. Du baust Spannung auf mit dieser Beschreibung.

Und dann nimmst du die Spannung wieder raus, schwächst die Szene ab: Obwohl … Vielleicht hatte das auch seinen Vorteil. Wer kann das schon sagen?

Ach, eine Kleinigkeit: „Unrein“, dachte er. „Sie ist unrein“, und suchte ..

entweder: “Unrein, sie ist unrein”, dachte er und suchte ..
oder: “Unrein”, dachte er, “sie ist unrein”, und suchte …


--- Zitat ---Von hier zur Quarantänestation NA-R.
--- Ende Zitat ---

Was für ein herrlicher Clash! Eben noch wandele ich als Leserin in einer Elfenwelt ala Tolkien und zack erwischt du mich. Klasse. Das macht mich aber so richtig neugierig, denn jetzt weiß ich, da ist noch viel mehr als ich dachte.


--- Zitat ---„Komm zu mir“, flüsterte er. Nur diese drei Worte schickte er auf die Reise. Sie waren zu leise gesprochen, um gehört zu werden. Sie waren nur der Träger seines Wunsches. Wort und Wunsch, mit Magie verbunden, weckten sie ein leises Sehnen, das von selbst sein Ziel finden würde. Das Herz eines Mädchens. Oder war es bereits eine junge Frau? „So viel Zeit ist schon vergangen“, dachte er. „Und so wenig haben wir erreicht.“ Nur für dieses Mädchen schwebte der Wunsch in der Luft, breitete sich aus, und erinnerte es an eine Vergangenheit, in der stille Rufe das einzige Mittel der Verständigung waren.

--- Ende Zitat ---
Auch sehr gelungen. Eine kleine Szene mit viel Inhalt, ohne dass es als das auffallen würde, es erschließt sich aus der Szene. Ruhig, lyrisch, vielsagend, Neugier weckend.

Wieder eine Kleinigkeit: Wort und Wunsch, mit Magie verbunden, weckten sie ein leises Sehnen
Entweder Komma weg:  Wort und Wunsch, mit Magie verbunden weckten sie ein leises Sehnen
oder “sie” weg:  Wort und Wunsch, mit Magie verbunden, weckten ein leises Sehnen

In der Szene bin ich ganz bei Illrezit, bei seinen Wünschen, seinen Gedanken. Völlig unvermittelt stößt du mich dann – am Ende der Szene – raus aus Illrezit und wechselst zu Ypsilone. Darauf war ich nicht vorbereitet und daher hinterlässt es bei mir eine Irritation. Ich frage mich an solchen Stellen, warum du nicht bei Illrezit bleibst, das wäre ja kein Ding, beispielsweise so:

Nur für dieses Mädchen schwebte der Wunsch in der Luft, breitete sich aus und würde es an eine Vergangenheit erinnern, in der stille Rufe das einzige Mittel der Verständigung waren.

Oder so: Nur für dieses Mädchen schwebte der Wunsch in der Luft, breitete sich aus und trug die Erinnerung an eine Vergangenheit in sich, in der stille Rufe das einzige Mittel der Verständigung waren.

Das bringt mich zu der Kritik, die, wie gesagt, auch stark von meinem Geschmack geprägt ist. Ich mag es halt lieber, in die Figur zu gleiten und aus ihr heraus die Geschichte zu erleben. Du schreibst als allwissender Erzähler über die Figur und aus ihr heraus. Du hast eine ruhige, eine starke Erzählstimme, die bei mir als Leserin Vertrauen in den Autor erweckt. Du leitest mich. Ich will entspannt der Stimme folgen, aber ich verliere die Orientierung.

Der Anfang ist es die klassische Kameraperspektive.


--- Zitat ---Durch den schütteren Wald am Fuß des Berglandes rannte ein Elf. Er war nicht leicht zu erkennen in diesem Spiel von Licht, Schatten und tanzenden Flecken aus Braun, Grün und Silber. Auch konnte man ihn nicht hören, weil seine Sprungschritte leiser waren als der Flügelschlag eines Nachtfalters. Hin und wieder geriet sein Lauf ein wenig aus dem Takt, was wirklich unnatürlich für einen Elfen war.
--- Ende Zitat ---

Die Kamera rückt aus der Ferne langsam etwas näher ran. Ich kenne als Leserin meine Position. Wie ein Vogel aus der Luft betrachte ich die Szene.


--- Zitat ---Er selbst merkte es nicht, wie er auch nicht bemerkte, dass er sich immer wieder an die Brust griff, als wollte er sich vergewissern, dass sein Herz noch schlug.
--- Ende Zitat ---

Dann springe ich in seinen Kopf und gleichzeitig auch nicht. Ich habe die Vogelperspektive verlassen, befinde mich in seiner Gedankenwelt, aber es sind nicht seine Gedanken, es ist die Mutmaßung des Beobachters über die Gedanken der Figur. Es irritiert mich immer, wenn Formulierungen benutzt werden wie: Er wusste nicht, dass … Er ahnte nicht, dass … Er merkte nicht, wie … Ich habe dann das Gefühl, dass ich meine Position als Leserin nicht erkenne. Ich bin weder der außenstehende Beobachter, noch bin ich in der Figur.


--- Zitat ---Irgendwann blieb er dann doch stehen. Für ein kurzes Durchschnaufen, eine schnelle Orientierung, dass er noch auf dem richtigen Weg war, und vielleicht auch um seine Gedanken zu sammeln.
--- Ende Zitat ---

Ich bin wieder weit weg von der Figur, auch zeitlich mit dem Irgendwann und dem Dann Doch. Ich rücke wieder an die Person ran, erfahre seine Motivation, er bleibt stehen, um durchzuschnaufen, um sich zu orientieren, dann entferne ich mich wieder und gehe zur Perspektive des Autors, der nicht weiß, ob seine Figur seine Gedanken sammelt oder nicht. (vor dem Um fehlt ein Komma)


--- Zitat ---„So langsam werde ich zu alt für so etwas“, dachte Illrezit und setzte trotzig noch hinzu: „Aber ein Illrezit stellt sich seiner Verantwortung.“

--- Ende Zitat ---
In der ersten Hälfte bin ich voll drin in den Gedanken, dann folgt etwas, das mir als Leserin unlogisch erscheint. Ich denke nicht von mir selbst, dass ich trotzig bin, außer vielleicht unter besonderen Umständen. Ich sehe keine Veranlassung dafür, dass ein solcher Satz gesagt oder gedacht wird (was ich auch nicht erkennen kann). Und natürlich irritiert auch das Ein Illrezit.


--- Zitat ---Er hatte seine Kräfte überschätzt und länger gebraucht, als er geplant hatte. Jetzt spürte er die Erleichterung, so kurz vor dem Ziel zu sein. Aber was für ein Ziel?
--- Ende Zitat ---

Ich bin wieder bei ihm, er ist erleichtert, so kurz vor dem Ziel zu sein. Dann die Frage. Was soll das, frage ich mich, wo er doch eben erklärt hat, kurz vorm Ziel zu sein. Wer stellt denn diese Frage? Ist diese Frage vom Autor an den Leser gerichtet?



--- Zitat ---Eine Niederlassung der Minengesellschaft. Nicht mehr als ein kleines Dreieck zwischen Elfenland, dem Aufstieg zu den Drachenbergen und einer Region, die allein den Tieren vorbehalten war. Früher hätte man diesen Ort wahrscheinlich Niemandsland genannt. Doch die Zeiten hatten sich geändert, und ein Niemandsland gab es nicht mehr, seitdem die Menschen in alle Richtungen ausgeschwärmt waren und sich niedergelassen hatten, wie und wo es ihnen gefiel. „Das ist alles eure Schuld“, stieß Illrezit hervor. „Konntet ihr nicht in eurer angestammten Heimat bleiben?“
--- Ende Zitat ---

Warum schon wieder eine Vermutung? Warum nicht einfach: Früher war dies ein Niemandsland.? Zumal im folgenden Satz auch davon ausgegangen wird. Es erschließt sich mir auch nicht, warum Illrezit etwas hervorstößt. Er weiß es doch längst, es gibt keinen für mich erkennbaren Anlass für eine solche Reaktion. Leichter verständlich wäre hier für mich gewesen:

„Das war alles ihre Schuld“, dachte Illrezit. „Konnten sie nicht in ihrer angestammten Heimat bleiben?“


--- Zitat ---So war es gekommen, wie es kommen musste. Der Elfenrat hatte auf die Ausbreitung der Menschen reagiert und beschlossen, dass nun die ganze Welt Elfenland war. Denn jemand musste die Verantwortung übernehmen, bevor die Welt im Chaos versank. Wer außer den Elfen hätte das sein können?
--- Ende Zitat ---

Das finde ich wieder klasse. Die Verheißung auf echt viel Spannung, viel Konflikt. Besonders gut gefällt mir der Satz: Denn jemand musste die Verantwortung übernehmen, bevor die Welt im Chaos versank.
Und weil er mir so gut gefällt, stört mich die Frage am Ende. Ich habe das Gefühl, dass es ein wenig Kraft aus dem so schönen Satz nimmt.

Oha, jetzt habe ich aber auch echt spitzfindig gemeckert. Meckern auf hohem Niveau, das heißt es ja so schön. Vielleicht liegen meine Schwierigkeiten einfach darin begründet, dass ich nur höchst selten Bücher lese, die im allwissenden Erzählstil geschrieben sind, und ich schon fast automatisch dahin tendiere, mich in die Figur vertiefen zu wollen. Vielleicht ist ja auch etwas dabei, dass dir ein bisschen hilft.

LG
Kass

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

[*] Vorherige Sete

Zur normalen Ansicht wechseln
Mobile View