Teufelsrost > Höllenfenster

dfS : Entführt

(1/3) > >>

Juni:
Hallo :D

Zum Grillen biete ich einen Ausschnitt aus meinem Projekt ‘das falsche System’.

Szene spielt in Genf unter dem Dach eines geheimen Geheimdienstes (Abteilung 00). Die Entführte Person, Jansen, wird seit sieben Monaten vermisst. Weltweit gibt es in der Geschichte ca. 200 'Paragener', vier sind in der Lage mit ihrer besonderen Fähigkeit zu töten. Einer davon, P.385, Rahimow, wird hier indirekt vorgestellt. 

EDIT: Ich werde das Gefühl nicht los, dass es an Beschreibung fehlt...
Erwähnte Fähigkeiten von Paragenern sind es unter anderem in einem Radius von 3-5 Kilometern (fast) alles wahrzunehmen, was um sie herum geschieht und selbst Personen zu erkennen, Gedanken zu manipulieren und Computer zu hacken. Gegen die Gedankenmanipulation sind Abteilungs 00 Agenten weites gehend geschult, an sicheren Firewalls arbeitet man noch; weshalb man z.B. nicht einfach eine Kampfdrohne rein schicken kann. Die zum Schluss erwähnten Nanobots basieren auf einer nicht irdischen Technologie, die man noch nicht vollständig versteht und die man möglichst nicht in heiklen Situationen einsetzt, damit sie nicht verloren geht und in fremde Hände fällt. (Für Dr. Argon sind die Nanobots ein Teil seines Körpers und ihm so verständlich wie uns unsere DNA; ebenfalls eine Sicherheitsfunktion, aber halt nicht von ihm selbst.)

Fragen zum Text:

1. Wie liest es sich? 
2. Handelnden die Charaktere professionell, obwohl sie ‘erschüttert’ wirken (sollen)?
3. Seht Ihr Ungereimtheiten? 


Start

„Eine Echtzeit Übertragung!“, rief ihr Farid Ceylan zu, als sie den Operationsraum betrat. Es war fünf Minuten nach Mitternacht. 
Die Aufnahme war bereits auf dem Hauptmonitor. Gefilmt wurde eine große, fast leere Halle. Mittig darin saß eine Person auf einem Stuhl. Der Oberkörper war vorgebeugt. Auch ohne sein Gesicht zu sehen wusste Marie, dass es sich um Tialf Jansen handelte. 
„Können Sie das Signal orten?“, fragte sie.
„Das haben wir bereits.“
Schritte hallten leise, als der Filmende sich seinem Gefangenen nährte. Langsam hob Tialf Jansen den Kopf und blickte mit leeren Augen in die Kamera. Er war nicht gefesselt. Sein Gesicht war unverwundet, wenn auch unterhalb des Mundes blutverschmiert. Ein großer, brauner Fleck überzog seinen grauen Pullover; als hätte man Blut über ihm ausgekippt. 
„Das Blut auf seiner Kleidung; könnte es sein, dass er sich die Zunge abgebissen hat?“
Ceylan nickte ihr zu. „Durchaus möglich. Bei dem Licht lässt sich nicht sagen, ob das Blut bereits trocken ist.“
„Hat der Entführer etwas gesagt?“
Als der Agent verneinend den Kopf schüttelte, fielen unzählige Karten vor Jansens Füße klatschend auf den Boden. Nein, keine Karten. Als das Video weniger wackelte erkannte Marie, dass es Ausweise waren.
Einen erkannte sie auf Anhieb – Ron Tieze. 
Unfreiwillig trat sie einen Schritt zurück. „Das ist P.385, Slava Rahimow.“ 
Jansen bewegte sich; er nahm ein Blatt Papier von P.385 entgegen und hielt es in die Kamera. 'Man wird mich freilassen, wenn Sie Halien Mandes und Gregor Theis schicken, um mich abzuholen.' Ihr Agent ließ das Blatt fallen und senkte erschöpft seinen Kopf. Damit endete die Aufnahme.
„Zeigen Sie mir auf der Karte, woher das Signal kommt.“ Sie zweifelte keinen Moment lang an der Echtheit der Aufzeichnung. Dafür kannte sie P.385 gut genug. Seine Fallen waren immer deutlich als solche gekennzeichnet.
Die Markierung lag inmitten von Stuttgart. Direkt vor ihrer Haustür. Zitternd stand Marie da. Dies war keine Ohrfeige, dies war ein Hieb in ihr Gesicht. Beiden Analytiker drehten sich mehrfach fragend zu ihr um, darauf wartend, dass sie etwas sagte.
„P.385 hat uns kein Limit gesetzt“, fing sie an, um überhaupt etwas zu sagen. Dabei zitterte ihre Stimme. Sie versuchte vergeblich, sich zu räuspern. „Kein Limit. Und … keine Vorschriften an uns, was wir nicht tun sollten. Aber das erschließt sich aus der Lage; die Halle liegt unmittelbar in einem Wohnviertel. Kein Limit bedeutet, dass er uns einen Tag Zeit lässt. Das würde reichen, um eine Stürmung vorzubereiten … die erneut in einem Massaker enden könnte. Selbst wenn P.385 dem ausweichen sollte, würde er Jansen ermorden und ihn samt einem Foto von seiner Trophäensammlung, den Ausweisen, zurücklassen. Und noch während wir eine Evakuierung einleiten, könnte er Zivilisten töten.“ Was sie im Zusammenhang mit P.385 bereits erlebt hatte. „Ein Überraschungsangriff ist ebenso unmöglich. Blanke; geben Sie mir bitte ein Glas Wasser. Danke.
Fordern Sie Verstärkung an, wir brauchen hier zehn weitere Leute.“
„Wir haben Dr. Argon bereits kontaktiert. Sollen wir auch Mandes hinzuziehen?“, fragte Stephanie Blanke.
„Nein. Weder Mandes noch Theis werden hierüber in Kenntnis gesetzt. P.385 hat bereits acht von unseren Agenten ermordet, lassen wir es nicht zehn werden.“ Es würde sie nicht wundern, sollte Mandes versuchen die Heldin zu spielen. Da es hier um Jansen ging, traute sie selbst Gregor Theis zu in diese Falle zu rennen.
Marie trank ihr Wasser aus, doch ihre Kehle fühlte sich immer noch trocken an. „Es ist davon auszugehen, dass P.385 im Unklaren über Mandes ist und sie für einen Menschen aus Fleisch und Blut hält; aber Mandes kann erst seit kurzem drei Tage in Folge arbeiten, ohne am vierten zusammen zu brechen. Vor allem ist sie keine ausgebildete Agentin. Sie ist eine Soldatin und neigt zu impulsiven Handlungen.
Ich werde keinen unserer Leute in den sicheren Tod schicken. Genau so wenig lassen wir einen von uns zurück; wir müssen P.385 anders aushebeln. Wir wissen, dass er für oder mit P.428, Fabio Mecidini arbeitet. Im Gegensatz zu Rahimow wird Mecidini mit uns sprechen; wenn wir den richtigen Nerv treffen. Wo hält er sich derzeitig auf?“
„Laut den Einträgen haben wir sein Signal vor drei Stunden verloren“, berichtete Ceylan. „Zuletzt hielt er sich in seiner Hauptresidenz auf. Laut Protokoll hat er im letzten Monat mindestens drei Mal Kontakt zu Rahimow aufgenommen; in der Regel ist dies die Jahresbilanz.“
Blanke drehte sich zu Marie um. „Wenn er zu diesem Zeitpunkt abtaucht, lässt sich daraus schließen, dass er nicht vorhat, zu verhandeln.“
Auch war nicht sicher, ob Mecidini jemanden wie Rahimow zurückpfeifen konnte. Wie Marie wusste standen ihnen derzeitig keine verfügbaren Satelliten frei; wenn sie einen abzog, gefährde sie andere Missionen. Sie entschied sich dennoch dafür. „Ziehen Sie den Satelliten über Petersburg ab und informieren Sie unverzüglich unser Team dort darüber. Finden Sie Mecidini.“
Welchen Hebel suchte sie? Mandes hatte Bariello getötet, Theis hatte P.48 eliminiert. Selbst wenn sie ein Druckmittel finden sollte, könnte es dies aufwiegen?
Im Augenwinkel bemerkte sie eine Bewegung. Dr. Argon trat leise hinter sie. Ausdruckslos sah er sie an. „Ich habe Ihr Gespräch soweit mitverfolgt“, sagte er leise.
„Und wenn wir noch mal um die Ecke denken?“, fragte Blanke hinein. „Die nächste Person, die sich in Reichweite befindet ist Gromow – mir ist durchaus bewusst, wie sensibel das Feld um ihn nach wie vor ist und wir uns keinen weiteren Fehltritt erlauben dürfen; dennoch haben wir einen Trumpf gegen ihn im Ärmel.“
Marie verschränkte die Arme vor dem Bauch. „Der bringt uns hier nicht weiter. Wir bleiben an Mecidini dran. Ich will eine Liste von jedem Kontakt, den er aktuell pflegt, sowie eine von seinen laufenden Projekten. Wir müssen einen sehr, sehr wunden Punkt ausfindig machen, der nicht Rosalie heißt.“
„Bei allem Respekt“, sagte Ceylan vorsichtig. „Es ist extrem unwahrscheinlich, dass wir jetzt in der kurzen Zeit etwas finden werden, was wir in den letzten sechs Monaten übersehen haben. Kein Konto, kein Kontakt zu welcher Instanz auch immer, keine Produktionsanlage und kein Handelsweg werden ihnen mehr wert sein als das hier.“
Bestätigend nickte Marie ihm zu, doch ehe sie weitersprechen konnte, fuhr er fort: „Und stellen wir uns mal vor, er lässt die Ausweise zurück; selbst wenn es nur Duplikate seiner Trophäen sind – dort stehen die Namen von über dreißig Menschen verschiedenster, nationaler Behörden und Geheimdienste. Sollte die NSA davon Wind bekommen, so kurz nach dem Skandal in Sibirien...“
„Das werden Rahimow nicht tun“, wand Dr. Argon entschieden ein. „Eben aus jener Folge nicht, die Sie erwähnten. Denken Sie noch einen Schritt weiter.“
„Sie würden damit riskieren, dass falls unsere Abteilung dicht gemacht wird, sie im schlimmsten Fall bald alle Geheimdienste jagen könnten.“ Ceylan nickte und atmete tief durch.
„Wir stehen alle unter Strom“, sagte Marie. „Kommen Sie und Miss Blanke mit der Verstärkung in den Nebenraum, sobald sie eintrifft. Ändern Sie zuvor Mandes Terminplan für morgen. Mandes soll mit P.112 trainieren. Sie soll ihn so weit treiben, dass er sich gegen sie wehren muss – und sich gegen ihn behaupten. Sollte es ihr gelingen, ist sie unser Plan A.“
Ceylan und Blanke klangen weit aus zuversichtlicher als zuvor, als sie „Jawohl“, und „verstanden“, sagten und bekamen nicht mit, wie Dr. Argon mit traurigem Blick verneinend den Kopf schüttelte.
„Dr. Argon, sagen Sie jetzt nichts. Kommen Sie mit.“ Marie löste ihren Laptop von den Kabeln und begab sich in den Thinktank Raum nebenan. „Ich habe nicht vergessen, dass Sie mir einst sagten, es würde nur Sinn machen eine Naturgewalt auf P.385 zu hetzen um ihn aufzuhalten. Oder fünf Zypras. Ist Ihnen seitdem noch etwas Brauchbares eingefallen?“
„Nein. Außer es scheint Ihnen mittlerweile Sinnvoll, ein Gespräch zu Jemandem zu suchen. Weil, falls es so sein sollte, sind dafür bei Rahimow bereits alle Stricke gerissen.“ Er fuhr mit der Hand über den Tisch und erschuf durch seine Nanobots darauf einen Monitor. „Ich sehe noch keine Alternative, als, wie von Ihnen vorgeschlagen, ihn über Mecidini auszubremsen.“

 

Danke!

Juni

Juni:
Über die Frage 3. nach den Ungereimtheiten machte ich mir auch noch Gedanken ... meist braucht es wirklich erst Einstellen einer solchen Szene, damit in meinem Kopf wirklich etwas zündet, wo es zuvor noch dunkel gewesen war. Der blutüberströmte Pullover war von Anfang an so eine Sache – die Menge des Blutes könnte doch ‘too much’ sein; oder auch nicht, bin (leider) ein Laie was das angeht. Erst hatte ich nur ‘Blutspuren’ am Kragen – aber daraus wäre Marie nicht auf die Idee gekommen, dass Jansen sich die Zunge abgebissen hat. Das keiner der Charaktere in dem Teil das anspricht ist gewollt; naja, oder halt das Resultat gescheiterter Versuche es konkret auszusprechen, weil am Ende keiner denken würde, ‘da er eh bald verbluten könnte, müssen wir ihn ja nicht mehr retten’, und der Zeitdruck auch so schon vorhanden ist und ein ‘es geht um jede Minute’ auch so schon im Raum steht (stehen sollte).
 

Marie soll es sehen; Jansen sendet damit auch indirekt ein: ‘Versucht erst gar nicht, mich zu retten.’ Für sie kommt das aber nicht in Frage.

Übrigens hat Jansen in den letzten sieben Monaten, in den er verhört wurde (was wohl auch in die Beschreibung gehört hätte) sich den ganzen Mund zerbissen, um 1. durch den Schmerz ‘wach’ zu bleiben, und 2. er durch das Zerbeißen seiner Zunge bewirken wollte, dass es für seine Peiniger irgendwann keinen Sinn mehr macht, ihn zum Sprechen bringen zu wollen. Paragener können Gedanken weder konkret 'lesen', noch in Bildern ‘sehen’; sie müssen schon jemanden dazu bringen, Fragen zu beantworten, vor allem, wenn es um technische Details geht – wie sie das erreichen wird an einer anderen Stelle konkret beschrieben. Jedenfalls treibt ein solcher Prozess einen nicht selten ‘in den Wahnsinn’. Die Zunge ist schon mega empfindlich, ich kann in meine zumindest nicht beißen - unter Umständen wie denen, in denen Jansen steckt, kann ich mir das allerdings vorstellen. 

Aus der Sicht der Charaktere, die bislang im Vordergrund standen; die Paragener, sind die von der Abteilung 00 die ‘Gegner’. Die Geschichte wird aus der Sicht mehrerer Parteien erzählt und die Motive sowie ‘Opfer’ der Beteiligten sollen im Verlauf nachvollziehbar/ sichtbar werden.

Joa … hoffentlich stört es keinen, wenn ich hier mehr oder weniger Selbstgespräche führe  :cheer: aber vielleicht machen diese den Rahmen um die Szene deutlicher.


Juni

Aure:
Hallo Juni.

Auch kleine Zungenverletzungen bluten in der Regel so stark, dass es schlimmer aussieht als es ist. Dementsprechend kann ich mir gut vorstellen, dass eine abgebissene Zunge genug blutet, um einen großen Fleck auf dem Pullover zu hinterlassen. Soll heißen, ich bin nicht vom Fach, finde die Annahme aber glaubhaft.
(Ich glaube, die Blutung hört relativ schnell auf. Sterben kann man daran wahrscheinlich nicht. Höchstens vielleicht ersticken, an klumpendem Blut oder der abgebissenen Zunge.)

1. Wie liest es sich?
Mir noch zu wirr. Ich habe den Eindruck, dass du nicht richtig in der Szene drin bist. Du lässt deine Protagonistin viel erklären. Und laut denken. Das wirkt auf mich so, als hättest du noch nicht genug Sicherheit darin, was sie sagen, welche Formulierungen sie verwenden, wie sie reagieren würde. Sie hat keine eigene Sprache.
2. Handelnden die Charaktere professionell, obwohl sie ‘erschüttert’ wirken (sollen)?
Kann ich nicht sagen, dazu bräuchte der Text für mich noch mehr Klarheit. Vom Ablauf her würde ich zu einem Ja tendieren, wenn ich zB auch nicht einordnen kann, welche Stellung Dr. Argon hat. Marie scheint eine leitende Position innezuhaben. Sie trifft Entscheidungen, das finde ich wichtig, wichtiger sogar als ob dass jetzt sofort handfeste und richtige Entscheidungen sind.
3. Seht Ihr Ungereimtheiten? 
Nö, weil ich davon ausgehe, dass sich alles, was ich nicht verstehe, vorher irgendwo im Gesamttext erklärt.

Ein paar holprige Formulierungen sind drin. Zum Beispiel frage ich mich, wo der greifbare Unterschied zwischen einer Ohrfeige und einem Hieb ins Gesicht für dich liegt.

Das Setting finde ich interessant.

Liebe Grüße
Aure

Juni:
Hallo Aure, vielen Dank für dein Feedback!


--- Zitat --- Auch kleine Zungenverletzungen bluten in der Regel so stark, dass es schlimmer aussieht als es ist. ... Höchstens vielleicht ersticken, an klumpendem Blut oder der abgebissenen Zunge.
--- Ende Zitat ---
Hinzu kommt ja auch Speichel... und Letzteres wäre echt nicht gut! ^^


--- Zitat --- 1. Wie liest es sich?
Mir noch zu wirr. Ich habe den Eindruck, dass du nicht richtig in der Szene drin bist. Du lässt deine Protagonistin viel erklären. Und laut denken. Das wirkt auf mich so, als hättest du noch nicht genug Sicherheit darin, was sie sagen, welche Formulierungen sie verwenden, wie sie reagieren würde. Sie hat keine eigene Sprache.
--- Ende Zitat ---
Sie ist verdammt förmlich, was eine eigene Sprache angeht habe ich auch wirklich noch nicht viel aus ihr herausbekommen; ich werde dran arbeiten. Das laute Denken ... ich verpacke es mal in Gedankliche Rede. Ihre Nervosität beim Abzählen aller Möglichkeiten, die sie nicht hat, wird dabei nicht verloren gehen - wird dann aber wirr bleiben, außer, ich gliedere es ordentlich. Nervös kann sie dann ja sein, wenn sie am Ende feststellt, keine konkreten Konfrontationsoptionen zu haben.
Falls sich dein Eindruck auf den Teil bezieht, oder zieht sich das noch darüber hinaus?

Dr. Argon ist ihr untergeordnet. Vom Fach her ist er 'hauptsächlich' Jurist.


--- Zitat ---Zum Beispiel frage ich mich, wo der greifbare Unterschied zwischen einer Ohrfeige und einem Hieb ins Gesicht für dich liegt.
--- Ende Zitat ---
Ich hätte Fausthieb schreiben sollen...


--- Zitat ---Das Setting finde ich interessant.
--- Ende Zitat ---
Juppi!  :cheer: (ah, wie ich mich immer über so was freue  :rotwerd: :cheer: )

Liebe Grüße
Juni

merin:
Liebe Juni,

ich gebe zu, ich habe Deine Erklärungen zum Setting und zur Welt nicht verstanden. Was die Paragener mit dem Geheimdienst zu tun haben, ist mir schleierhaft.

Zum Text: Ich finde ihn erstmal spannend, bin aber recht schnell verwirrt:


--- Zitat ---„Eine Echtzeit Übertragung!“, rief ihr Farid Ceylan zu, als sie den Operationsraum betrat. Es war fünf Minuten nach Mitternacht. 
Die Aufnahme war bereits auf dem Hauptmonitor. Gefilmt wurde eine große, fast leere Halle. Mittig darin saß eine Person auf einem Stuhl. Der Oberkörper war vorgebeugt. Auch ohne sein Gesicht zu sehen wusste Marie, dass es sich um Tialf Jansen handelte. 
--- Ende Zitat ---

Was ist es - eine Übertragung oder eine Aufnahme? Beides ist nicht dasselbe.
Und: "Mittig darin saß eine Person auf einem Stuhl, den Oberkörper vorgebeugt" fände ich viel besser. Da ist klarer, wessen Oberkörper gebeugt ist.
Und: Ich würde gern wissen, woran Marie Tialf erkennt oder gezeigt bekommen, dass sie ihn erkennt. Für mich ist hier viel Info, aber etwas zu wenig gezeigt. Zu wenig Atmosphäre.


--- Zitat ---Als der Agent verneinend den Kopf schüttelte, fielen unzählige Karten vor Jansens Füße klatschend auf den Boden. Nein, keine Karten. Als das Video weniger wackelte erkannte Marie, dass es Ausweise waren.
Einen erkannte sie auf Anhieb – Ron Tieze. 
--- Ende Zitat ---

Das ist wieder merkwürdig - es müsste "den von Ron Tieze" heißen. Ich glaube, es stört mich, weil der Stil sonst so übergenau wirkt. Da fallen so kleine Ungenauigkeiten mehr auf.

Dann finde ich die "Kameraführung" verwirrend. Du bist hier ja bei dem Video. Dann springst du zu den Zuschauern - und wieder zurück:


--- Zitat ---Unfreiwillig trat sie einen Schritt zurück. „Das ist P.385, Slava Rahimow.“ 
Jansen bewegte sich; er nahm ein Blatt Papier von P.385 entgegen und hielt es in die Kamera. 'Man wird mich freilassen, wenn Sie Halien Mandes und Gregor Theis schicken, um mich abzuholen.' Ihr Agent ließ das Blatt fallen und senkte erschöpft seinen Kopf. Damit endete die Aufnahme.
--- Ende Zitat ---

Ich musste das mehrfach lesen um zu verstehen, was passiert. Jansen ist also ihr Agent, ja?

Ich würde versuchen, weniger hin und her zu springen, dann wird die Handlung klarer, denke ich. Und ich würde dazu raten, die Zuschauenden etwas besser zu verorten. Wer steht, wer sitzt? Wo sind sie? Das schafft mir einen Überblick, wen ich da vor mir habe.


--- Zitat ---Die Markierung lag inmitten von Stuttgart. Direkt vor ihrer Haustür. Zitternd stand Marie da. Dies war keine Ohrfeige, dies war ein Hieb in ihr Gesicht. Beiden Analytiker drehten sich mehrfach fragend zu ihr um, darauf wartend, dass sie etwas sagte.
--- Ende Zitat ---

Mal abgesehen vom N zu viel: Jetzt sind da plötzlich zwei weitere Leute? Da fühl eich mich betrogen. Bislang hast du mir zwei gezeigt, du solltest zu Szenenbeginn wenigstens andeuten, dass da noch zwei weitere sind.

Die Überlegungen der Prota verstehe ich nicht, dazu fehlt mir Hintergrund. Es sind reichlich viele Namen. Eigenwillig finde ich auch die Absätze in recht kurzen Passagen wörtlicher Rede. Das würde ich überdenken. Stärker stolpern tu ich hier:


--- Zitat ---Welchen Hebel suchte sie? Mandes hatte Bariello getötet, Theis hatte P.48 eliminiert. Selbst wenn sie ein Druckmittel finden sollte, könnte es dies aufwiegen?
--- Ende Zitat ---

Bislang sind wir in ihrem Kopf - nun schauen wir wie außen drauf. Mir scheint das ein Perspektivfehler zu sein, auch weil völlig unklar bleibt, wer diese Fragen stellt. Und nun bin ich auch in der Vielzahl plötzlich anwesender Personen versunken.


--- Zitat ---„Das werden Rahimow nicht tun“, wand Dr. Argon entschieden ein. „Eben aus jener Folge nicht, die Sie erwähnten. Denken Sie noch einen Schritt weiter.“
„Sie würden damit riskieren, dass falls unsere Abteilung dicht gemacht wird, sie im schlimmsten Fall bald alle Geheimdienste jagen könnten.“ Ceylan nickte und atmete tief durch.
--- Ende Zitat ---

Auch dieser Abschnitt bleibt mir unverständlich, selbst wenn ich die Fehler überlese. Aus einer Folge etwas nicht tun? Wie das? Und wer ist in der Antwort mit "Sie" gemeint? Ist das ein Mehrzahl- oder ein Einzahl-Sie?
Zum Ende hin hat der Text mehr Schreib- und Kommafehler, das macht es ohnehin schwerer, ihn zu lesen, besonders diesen Abschnitt:


--- Zitat ---„Nein. Außer es scheint Ihnen mittlerweile Sinnvoll, ein Gespräch zu Jemandem zu suchen. Weil, falls es so sein sollte, sind dafür bei Rahimow bereits alle Stricke gerissen.“ Er fuhr mit der Hand über den Tisch und erschuf durch seine Nanobots darauf einen Monitor. „Ich sehe noch keine Alternative, als, wie von Ihnen vorgeschlagen, ihn über Mecidini auszubremsen.“
--- Ende Zitat ---

Und hier finde ich das mit den Bots ungünstig. Du lässt es wie eine Erklärung klingen, aber es ist keine. Ich würde entweder "seine Nanonbots schufen einen Monitor" schreiben, dann ist es so. Oder etwas mit "durch", aber dann auch wirklich erklären. So oder so fände ich es aber gelungener, uns zu beschreiben, wie es aussieht, wenn Nanobots da einen Monitor erschaffen. Flimmert es? Flackert? Oder wie?

Nun zu deinen Fragen:
1. Wie liest es sich?  Hakelig, leider. Für mich ist leider zu wenig klar, wer da ist und es gibt keinen klaren Fokus auf eine/n Prota, aber auch nicht auf eine Gruppendynamik. Dadurch bleibt die Szene für mich unklar. Allerdings kommt trotzdem ein wenig Spannung auf - das ist schonmal gut, finde ich.
2. Handelnden die Charaktere professionell, obwohl sie ‘erschüttert’ wirken (sollen)? Mhm - ich weiß einfach nicht, wer da ist, das ist mein Hauptproblem. Und wodurch die Handelnden sich unterscheiden. Ja, wie wirken professionell, aber sie sind zu sehr "Haufen" und zu wenig "Indivíduen".
3. Seht Ihr Ungereimtheiten?  Jop, die hab ich dir reingeschrieben. Das größte Problem sehe ich allerdings bei der Perspektive, die für mich unklar bleibt.

Liebe Grüße
merin

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln
Mobile View