28 March 2024, 19:21:21

Autor Thema: Camor und Averlan  (Gelesen 5471 mal)

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Oldlady

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Camor und Averlan
« am: 19 October 2018, 17:12:47 »
Hallo Teufel,

hier ein Text aus meinem aktuellen Fantasy-Projekt. Fragen dazu folgen am Schluss.

Jemand klopfte.
Camor hatte gerade erst angefangen, die Haare der Wassergöttin Uillianis herauszumeißeln. Missmutig legte er das Spitzeisen weg. Das war wohl dieser angebliche Magier, der seinen Vater beschwatzt hatte, ihn in militärischer Strategie zu unterrichten.
"Herein", knurrte Camor.
Die Tür ging auf. Der Mann, der nun auf ihn zumarschierte, sah ganz und gar nicht so aus, wie Camor sich einen Zauberer vorgestellt hatte, egal ob echt oder ein Scharlatan. Er war von bulliger Statur und mittleren Alters. Seine Augen blickten scharf und hell.
Camor nickte grüßend – hoheitsvoll, hoffte er. Er musste von Anfang an klarstellen, wer hier das Sagen hatte.
„Die Vier mit dir. Ich bin Averlan", sagte der Besucher mit tiefer Stimme. "Und du bist also der jüngere Prinz." Er musterte Camor von Kopf bis Fuß.
Ärger stieg in ihm hoch. „Ich habe kein Interesse daran zu lernen, wie man am besten möglichst viele sogenannte Feinde umbringt.“
„Ich will dich nicht zum Heerführer ausbilden“, erwiderte Averlan. „Sondern dir bei dem helfen, was du selbst willst. Was ist dein tiefster Wunsch?"
Diese Frage hatte Camor noch nie jemand gestellt. Er brachte keinen Ton heraus.
Averlans Blick glitt über die Gestalt der halb fertigen Göttin. Dann sagte er langsam: "Ich sehe es. Du suchst Schönheit."
Das traf Camor ins Herz.
Averlan schaute ihn ernst an. "Dann muss dir auch daran liegen, Schönes zu bewahren."
Also daher wehte der Wind! Er brauchte nicht hinzuzufügen, dass Kriege das Schöne zerstörten. "Netter Trick, mir die militärischen Künste schmackhaft zu machen."
Averlan schwieg. 
Der Kerl war nicht dumm. Vielleicht wollte er über Camor Einfluss auf die Politik nehmen. Oder es ging ihm nur ums Geld, er unterrichtete einen Prinzen sicher nicht umsonst. Unverschämt, ihm deshalb seine Zeit zu stehlen! Der Ärger brach jäh aus Camor heraus. "Wie hast du es geschafft, dass mein Vater dich als meinen Lehrer eingestellt hat? Mit dieser Geschichte, dass du ein Magier aus dem sagenhaften Morna bist? Ich glaube kein Wort davon!"
Averlan sagte nichts und wies in Richtung der Statue. Camors Blick folgte seinem ausgestreckten Zeigefinger.
Ihm stockte der Atem. Die Göttin hob die Mundwinkel zu einem Lächeln.
Camors Beine wurden weich, er lehnte sich an den Tisch mit den Werkzeugen und dem Wasserbecher, der immer bereitstand, weil die Steinmetzarbeit ihn oft durstig machte. Dann fasste er sich. "Ich habe von dergleichen gehört. Es ist eindrucksvoll, aber nicht wirklich. Du bist also ein Meister der Illusionen."
"Fast alle Menschen leben in einer Welt der Illusionen. Ich habe eine neue hinzugefügt, das ist richtig. Aber ich kann auch Dinge tun, die du als wirklich bezeichnen würdest."
Der Becher hüpfte vom Tisch und übergoss Camors Füße mit einem kühlen Schwall. Camor blickte verwirrt auf seine Sandalen. Sie waren dunkel vor Nässe.
Mit zitternder Stimme sagte er: "Nun gut, du bist also ein echter Magier. Warum willst du mein Lehrer sein?“
"Setzen wir uns doch gemütlich irgendwo hin", erwiderte Averlan. "Es gibt einiges zu bereden."
Camor führte ihn in den Raum, den er zum Lesen und  Ausruhen benutzte. Drei Wände wurden von Bücherregalen eingenommen, die vierte von zwei Fenstern mit Rundbögen, die durch eine Säule voneinander getrennt waren. Sie war mit Ornamenten aus ineinander verschlungenen Pflanzen und Tieren überzogen, einer Steinmetzarbeit, die Camor letztes Jahr hergestellt hatte, die erste, mit der er trotz einiger Schwächen einigermaßen zufrieden war.
Die Einrichtung des Zimmers war einfach, aber bequem: Eine Liege in einer Ecke und drei Scherenstühle um einen runden Tisch, auf dem eine Karaffe mit Wein und mehrere Becher bereitstanden. Camor hatte nicht oft Besuch, aber manchmal genoss er es, ein paar Poeten, Musiker oder Bildhauer zu empfangen und mit ihnen zu diskutieren.
Er setzte sich, Averlan ließ sich ihm gegenüber nieder. "Die Priester der Erdgöttin haben mir von dir erzählt", sagte er. "Sie sagten, du hättest in deiner Kindheit öfter Menschen in der Gestalt von Tieren gesehen. Sind diese Visionen jetzt verschwunden?"
Camor zögerte. Er kannte Averlan kaum, und er hatte seit mindestens zehn Jahren nicht mehr darüber gesprochen. Andererseits mochte ein Magier einiges darüber wissen. "Nein, sind sie nicht. Manchmal sehe ich zum Beispiel meine Mutter als Pfau. Und meinen Vater als Eber. Weißt du, was es damit auf sich hat?"
"Du hast sicher viel darüber nachgedacht. Zu welchen Schlüssen bist du bisher gekommen?"
Camor lehnte sich in seinem Stuhl zurück und überlegte, wie er es formulieren sollte. "Die Tiere scheinen irgendwie zu passen. Wenn man meine Mutter mit ihrem Getrippel und bunt schillernden Gewändern zwischen ihren Hofdamen sieht, erinnert sie an einen Pfau. Man sagt ja auch `eitel wie ein Pfau´, und das ist sie. Und mein Vater hat etwas von einem Eber, er hat eine gewisse plumpe Kraft, ist listig und reizbar."
Averlan nickte. "Die Magier nennen es das innere Tier. Aber was genau siehst du? Hat dein königlicher Vater als Eber zum Beispiel eine Krone auf dem Kopf?"
Camor grinste. "Nein! Kurz bevor dieses innere Tier, wie du es nennst, erscheint, sehe ich die Umgebung des entsprechenden Menschen nur verschwommen, alles flimmert, und dann erblicke ich dort ein Tier. Und zwar in seiner natürlichen Größe und Gestalt, ohne Kleidung oder dergleichen. Einmal habe ich meinen königlichen Vater nackt und borstig auf seinem Thron sitzen sehen."
Averlan lachte auf.
"Das Tier nimmt normalerweise eine ähnliche Haltung ein wie der Mensch in diesem Moment", fuhr Camor fort, "aber das funktioniert manchmal nicht. Ich erinnere mich an eine Freundin meiner Mutter, die mit gekreuzten Armen auf ihrem Stuhl saß. Plötzlich hockte dort ein Rotkehlchen."
"Die Arme zu kreuzen liegt eben nicht in der Natur eines Vogels", erwiderte Averlan. "Für einen Regenwurm wäre es noch schwieriger."
Camor prustete los, und Averlan brach in Gelächter aus. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder normal sprechen konnten.
Camor erzählte von Menschen, die ihm als Aal, Kröte oder Meerschweinchen erschienen waren. "Es geschieht nicht oft", fügte er hinzu. "Alle paar Wochen. Hat eigentlich jeder ein inneres Tier?"
"Ja."
"Und wie sieht meins aus?"
"Ich weiß es nicht. Du verbirgst es gut."

1). Welchen Eindruck habt ihr von Camors Persönlichkeit? (es ist sein 2. Auftritt im Buch, im 1. kommt er nur kurz aus der Sicht seines Bruders vor)

2). Ist euch klar, was das innere Tier ist?

3). Findet Ihr die Idee des inneren Tiers spannend? (ich schon, aber ich hätte dazu  gerne  Meinungen von außen)

Sonstige Anmerkungen sind mir natürlich willkommen.   

Gut Röst!  :diablo:

merin

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #1 am: 19 October 2018, 17:27:02 »
Hi Oldlady,

ein Text, ein Text! Erstmal, was beim Lesen auffällt.

Zitat
„Die Vier mit dir. Ich bin Averlan", sagte der Besucher mit tiefer Stimme. "Und du bist also der jüngere Prinz." Er musterte Camor von Kopf bis Fuß.
Ärger stieg in ihm hoch. „Ich habe kein Interesse daran zu lernen, wie man am besten möglichst viele sogenannte Feinde umbringt.“

Da weiß ich nicht, wer "ihm" ist und wer spricht. Und rein inhaltlich wird dann auch klar, dass es vorher einen Fehler gab.

Zitat
Das war wohl dieser angebliche Magier, der seinen Vater beschwatzt hatte, ihn in militärischer Strategie zu unterrichten.

Ich lese: Der Magier hat den Vater dazu gebracht, ihn (den Magier) in Strategie zu unterweisen.
Das ist aber nicht, was du meinst, oder?

Das Bezugsproblem hast du hier wieder:

Zitat
Er setzte sich, Averlan ließ sich ihm gegenüber nieder. "Die Priester der Erdgöttin haben mir von dir erzählt", sagte er. "Sie sagten, du hättest in deiner Kindheit öfter Menschen in der Gestalt von Tieren gesehen. Sind diese Visionen jetzt verschwunden?"

Da es zwei Männer sind, ist unklar, wer er ist. Perspektivisch bist du ja an dieser Stelle beim Prinzen, aber inhaltlich klingt es so, als würde der Magier sprechen.

Insgesamt scheint mit die Szene perspektivisch nicht ganz klar zu sein. Mein Gefühl ist, du verschenkst die Chance, uns etwas von der Innenwelt deines Protas zu zeigen. Die Stelle mit der Schönheit ist mir zu kitschig und auch zu unklar - was ist es denn nun, was Camors Wunsch ist? Und warum wird das so schnell unwichtig? War es nur ein Köder?

Sprachlich bin ich gut reingekommen.

Natürlich wurmt es mich, dass die Tiere der Eltern so klischeemäßig gegendert sind.

Nun zu deinen Fragen:

1). Welchen Eindruck habt ihr von Camors Persönlichkeit? (es ist sein 2. Auftritt im Buch, im 1. kommt er nur kurz aus der Sicht seines Bruders vor)

Mhm, leider ist er blass. Ich habe keine Idee, warum er keinen Strategieunterricht will. Auch wie alt er ist, weiß ich nicht. Mir scheint er etwas eigenbrödlerisch und kindlich.

2). Ist euch klar, was das innere Tier ist?

Nein. Ich vermute eine Art Aura.

3). Findet Ihr die Idee des inneren Tiers spannend? (ich schon, aber ich hätte dazu  gerne  Meinungen von außen)

Mhm. Erstmal macht es mich neugierig, aber ich habe keinerlei Idee, was diese Kraft, die der Junge offenbar hat, bewirken kann. Von der Macht, die damit verbunden ist, müsste ich bald eine Idee haben.

LG
merin
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Juni

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #2 am: 20 October 2018, 12:46:43 »
Hallo liebe Oldlady!

Zitat
Camor hatte gerade erst angefangen, die Haare der Wassergöttin Uillianis herauszumeißeln. Missmutig legte er das Spitzeisen weg.
Zwar nicht aus Stein, aber ich habe schon viel aus Styropor und Holz geschnitzt – und der erste Satz gab mir das Gefühl, dass etwas an der Situation 'nicht stimmt'. Entweder sah ich einen groben Steinklotz, der nun eine Frisur bekommen sollte, oder eine verfeinerte Figur mit groben Steinklotz auf den Schultern. Man arbeitet bei Skulpturen 'gleichmäßig' die Formen heraus, ehe man an Details geht. Dieses konkrete 'angefangen, die Haare ... herauszumeißeln' brachte mich dazu Camor zurufen zu wollen, dass er einen Fehler machen könnte, wenn er sich gleich nur auf einen Teil konzentriert; wie weit ist er denn mit den Umrissen?
Dieser verwirrte Kopffilm könnte bei mir gelöst werden, wenn dort stünde: 'Die Umrisse des Kopfes herauszumeißeln', oder wenn seine Arbeit schon fortgeschritten ist, du ein Detail nennen würdest, wie 'er hatte gerade erst angefangen, die Haarstruktur über ihrem Nacken … herauszumeißeln' oder ähnliches.

Zitat
Diese Frage hatte Camor noch nie jemand gestellt. Er brachte keinen Ton heraus.
Die Stelle mag ich. Den anschließenden Satz würde ich streichen.

Zitat
... . Warum willst du mein Lehrer sein?“
"Setzen wir uns doch gemütlich irgendwo hin", erwiderte Averlan. "Es gibt einiges zu bereden."
Camor führte ihn in den Raum, den er zum Lesen und  Ausruhen benutzte.
Das geht mir hier irgendwie zu abrupt; mir fehlt der Aufhänger, der Camors Interesse weckt, damit er Averlan wirklich 'herein bittet'.
"... . Warum willst du mein Lehrer sein?“ - was könnte man als weißer Mann darauf interessantes erwidern? Es schlägt bei mir gerade vielleicht etwas übers Ufer, aber man könnte ja hier etwas Bezug auf die Statue nehmen; so wie: „So wie du vom Stein abträgst, was nicht zu der Göttin gehört, versuche auch ich unter all den Schichten den Inneren Kern eines jungen Menschen hervor zu heben...“ Äh, zufrieden bin ich mit dem Beispiel nun auch nicht; mir fällt gerade kein Satz ein, der kurz und knackig ist.

Zitat
Camor prustete los, und Averlan brach in Gelächter aus. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder normal sprechen konnten.
Die 'stärke' der Reaktion riss mich hier raus. Ich habe es nicht kommen sehen, dass sie plötzlich so loslachen könnten. Vielleicht kann man es etwas abmildern?

Zitat
"Ich weiß es nicht. Du verbirgst es gut."
Interessant :)

Zitat
1). Welchen Eindruck habt ihr von Camors Persönlichkeit? (es ist sein 2. Auftritt im Buch, im 1. kommt er nur kurz aus der Sicht seines Bruders vor)
Mir ist er sympathisch.
Zitat
Camor nickte grüßend – hoheitsvoll, hoffte er. Er musste von Anfang an klarstellen, wer hier das Sagen hatte.
Die Stelle schälte für mich einen Teil seiner Persönlichkeit hervor, der mich auch gleich etwas mit ihm mitfühlen lässt.

Zitat
2). Ist euch klar, was das innere Tier ist?
Ja, das geht für mich aus dem Text hervor.

Zitat
3). Findet Ihr die Idee des inneren Tiers spannend? (ich schon, aber ich hätte dazu  gerne  Meinungen von außen)
Ich könnte jetzt nicht sagen, dass ich es spannend  finde, aber ich bin mir sicher (und dieser Textausschnitt lässt vermuten), dass du etwas spannendes daraus machen kannst.

Im Ganzen habe ich den Text gerne gelesen. Auch Averlan weckt Neugier. Ich hoffe, dass Camor in ihm wirklich einen guten Lehrer finden könnte, bange gleichzeitig aber auch darum, ob Averlan nicht auch andere Absichten verfolgen könnte, die dem Prota schaden könnten.

Liebe Grüße,
Juni

Viskey

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #3 am: 21 October 2018, 11:20:06 »
Hi, Oldlady, ich sehe mal, ob ich mich auf die Fragen beschränken kann ...

1). Welchen Eindruck habt ihr von Camors Persönlichkeit? (es ist sein 2. Auftritt im Buch, im 1. kommt er nur kurz aus der Sicht seines Bruders vor)
Camor ist ein bisschen ... verbittert. Und zugleich scheint er mir durchaus auch verwöhnt, was er aber nicht merkt. Er fühlt sich übersehen, übergangen, ungerecht behandelt ... Und das, obwohl er die Freiheit hat, in seinen Privaträumen der völlig unprinzlichen Tätigkeit des Steinhauens nachzugehen. Er durfte sogar sein eigenes Werk im Gebäude integrieren, das war ja wohl auch keine Kleinigkeit.

Dementsprechend kommt mir der Schwenk etwas zu plötzlich von absolut ablehnend zu sie sitzen gemeinsam am Tisch und lachen eine Runde. Da fehlt mir das Innenleben von Camor, wie er dazu kommt. Anfangs ist das noch schön da, wie er sich widerstrebend darauf einlässt, dass er es wirklich mit einem Magier zu tun hat, nicht einem Scharltan.
Mir fehlt die Freude, endlich mal ernst genommen zu werden damit. Die Fähigkeit hat ihn ja eindeutig beschäftigt, über die Jahre. Endlich mal ernsthaft darüber reden zu können ist da schon befreiend. Aber ich hätte mir da noch etwas Misstrauen gewünscht, ob er nur hereingelegt werden soll. Oder ... keine Ahnung, was mit deiner Welt da im Einklang steht, aber so flutscht es etwas zu problemlos.

Zitat
2). Ist euch klar, was das innere Tier ist?
3). Findet Ihr die Idee des inneren Tiers spannend? (ich schon, aber ich hätte dazu  gerne  Meinungen von außen)

Ja, und ich finde die Idee durchaus ansprechend. Jedenfalls mehr als tierische Begleiter.

lg Viskey
"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle

Oldlady

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #4 am: 22 October 2018, 16:54:06 »

Hallo merin,
vielen Dank! Da war viel Nützliches dabei für mich.

Zitat
Zitat
„Die Vier mit dir. Ich bin Averlan", sagte der Besucher mit tiefer Stimme. "Und du bist also der jüngere Prinz." Er musterte Camor von Kopf bis Fuß.
Ärger stieg in ihm hoch. „Ich habe kein Interesse daran zu lernen, wie man am besten möglichst viele sogenannte Feinde umbringt.


Da weiß ich nicht, wer "ihm" ist und wer spricht. Und rein inhaltlich wird dann auch klar, dass es vorher einen Fehler gab.

Danke! Hier müsste ich wohl so schreiben: Er musterte ihn von Kopf bis Fuß.  Ärger stieg in Camor hoch.

Zitat
Zitat
Das war wohl dieser angebliche Magier, der seinen Vater beschwatzt hatte, ihn in militärischer Strategie zu unterrichten.

Ich lese: Der Magier hat den Vater dazu gebracht, ihn (den Magier) in Strategie zu unterweisen.
Das ist aber nicht, was du meinst, oder?

Stimmt, danke. Hier müsste ich „Camor“ schreiben.

Zitat
Zitat
Das Bezugsproblem hast du hier wieder:
Er setzte sich, Averlan ließ sich ihm gegenüber nieder. "Die Priester der Erdgöttin haben mir von dir erzählt", sagte er. "Sie sagten, du hättest in deiner Kindheit öfter Menschen in der Gestalt von Tieren gesehen. Sind diese Visionen jetzt verschwunden?"

Da es zwei Männer sind, ist unklar, wer „er“ ist. Perspektivisch bist du ja an dieser Stelle beim Prinzen, aber inhaltlich klingt es so, als würde der Magier sprechen.

Inhaltlich sehe ich das anders herum: es dürfte vom Inhalt her eigentlich klar sein, dass Averlan den Prinzen anspricht.

Zitat
Insgesamt scheint mit die Szene perspektivisch nicht ganz klar zu sein. Mein Gefühl ist, du verschenkst die Chance, uns etwas von der Innenwelt deines Protas zu zeigen.
Ich dachte eigentlich schon, dass ich einiges davon zeige. Allerdings ist es eher nicht mein Stil, das allzu sehr auszubreiten.

Zitat
Die Stelle mit der Schönheit ist mir zu kitschig und auch zu unklar - was ist es denn nun, was Camors Wunsch ist? Und warum wird das so schnell unwichtig? War es nur ein Köder?

Über Kitsch denke ich anders, aber die Frage, warum das nicht weiter aufgegriffen wird, ist berechtigt. Hier muss ich nochmal drangehen.


Zitat
Zitat
1). Welchen Eindruck habt ihr von Camors Persönlichkeit? (es ist sein 2. Auftritt im Buch, im 1. kommt er nur kurz aus der Sicht seines Bruders vor)

Mhm, leider ist er blass. Ich habe keine Idee, warum er keinen Strategieunterricht will. Auch wie alt er ist, weiß ich nicht. Mir scheint er etwas eigenbrödlerisch und kindlich.

Eigenbrötlerisch stimmt auf jeden Fall. Etwas unreif auch. Das mit dem Strategieunterricht und dem Alter wurde durch die 1. Szene schon geklärt. Natürlich ist das wichtig.

Zitat
Zitat
2). Ist euch klar, was das innere Tier ist?


Nein. Ich vermute eine Art Aura.
Es ist eine Vision, die den Charakter einer Person zeigt. Vielleicht sollte ich da noch etwas genauer darauf eingehen.

Oldlady

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #5 am: 22 October 2018, 17:06:42 »
Hallo Juni,

das war hilfreich für mich!

Zitat
Zitat
Camor hatte gerade erst angefangen, die Haare der Wassergöttin Uillianis herauszumeißeln. Missmutig legte er das Spitzeisen weg
.

Zwar nicht aus Stein, aber ich habe schon viel aus Styropor und Holz geschnitzt – und der erste Satz gab mir das Gefühl, dass etwas an der Situation 'nicht stimmt'. Entweder sah ich einen groben Steinklotz, der nun eine Frisur bekommen sollte, oder eine verfeinerte Figur mit groben Steinklotz auf den Schultern. Man arbeitet bei Skulpturen 'gleichmäßig' die Formen heraus, ehe man an Details geht. Dieses konkrete 'angefangen, die Haare ... herauszumeißeln' brachte mich dazu Camor zurufen zu wollen, dass er einen Fehler machen könnte, wenn er sich gleich nur auf einen Teil konzentriert; wie weit ist er denn mit den Umrissen?

Erstaunlich, dass du schon beim ersten Satz dachtest, die Figur sei noch nicht weit genug zur feineren Bearbeitung. Denn dort steht ja nur, dass er gerade angefangen hat zu arbeiten – mit dem Hintergrund, dass ihn die Störung ärgert. Dass dann noch weiter unten steht, die Göttin wäre nur halb fertig, ist ein Fehler und stammt aus einer früheren Fassung.  Gut, dass ich das nun korrigieren kann!

Zitat
Zitat
... . Warum willst du mein Lehrer sein?“
"Setzen wir uns doch gemütlich irgendwo hin", erwiderte Averlan. "Es gibt einiges zu bereden."
Camor führte ihn in den Raum, den er zum Lesen und  Ausruhen benutzte.

Das geht mir hier irgendwie zu abrupt; mir fehlt der Aufhänger, der Camors Interesse weckt, damit er Averlan wirklich 'herein bittet'.

Ich sollte vielleicht klarstellen, dass die magische Demonstration Camor beeindruckt hat. Und dass er mehr über den Mann wissen will. Damit wäre die Einladung logischer.


Zitat
Zitat
Camor prustete los, und Averlan brach in Gelächter aus. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder normal sprechen konnten
.

Die 'stärke' der Reaktion riss mich hier raus. Ich habe es nicht kommen sehen, dass sie plötzlich so loslachen könnten. Vielleicht kann man es etwas abmildern?

Finde ich nicht. Die beiden haben denselben Sinn für Humor. Als meine Tochter die Stelle las, prustete sie los.

Zitat
Im Ganzen habe ich den Text gerne gelesen. Auch Averlan weckt Neugier. Ich hoffe, dass Camor in ihm wirklich einen guten Lehrer finden könnte, bange gleichzeitig aber auch darum, ob Averlan nicht auch andere Absichten verfolgen könnte, die dem Prota schaden könnten.
:cheer:

Herzlichen Dank, Juni!

Oldlady

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #6 am: 22 October 2018, 17:12:45 »
Hallo Viskey, vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren!

Zitat
Zitat
1). Welchen Eindruck habt ihr von Camors Persönlichkeit? (es ist sein 2. Auftritt im Buch, im 1. kommt er nur kurz aus der Sicht seines Bruders vor)

Camor ist ein bisschen ... verbittert. Und zugleich scheint er mir durchaus auch verwöhnt, was er aber nicht merkt. Er fühlt sich übersehen, übergangen, ungerecht behandelt ... Und das, obwohl er die Freiheit hat, in seinen Privaträumen der völlig unprinzlichen Tätigkeit des Steinhauens nachzugehen. Er durfte sogar sein eigenes Werk im Gebäude integrieren, das war ja wohl auch keine Kleinigkeit.
Dementsprechend kommt mir der Schwenk etwas zu plötzlich von absolut ablehnend zu sie sitzen gemeinsam am Tisch und lachen eine Runde. Da fehlt mir das Innenleben von Camor, wie er dazu kommt.

Ja, ich sollte erklären, warum er plötzlich mit dem Mann reden will: Seine magischen Fähigkeiten haben den Prinzen beeindruckt. Und er ist neugierig.

Zitat
Mir fehlt die Freude, endlich mal ernst genommen zu werden damit. Die Fähigkeit hat ihn ja eindeutig beschäftigt, über die Jahre. Endlich mal ernsthaft darüber reden zu können ist da schon befreiend. Aber ich hätte mir da noch etwas Misstrauen gewünscht, ob er nur hereingelegt werden soll. Oder ... keine Ahnung, was mit deiner Welt da im Einklang steht, aber so flutscht es etwas zu problemlos.

Ein wichtiger Hinweis. Da werde ich noch dran arbeiten.

Aure

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #7 am: 22 October 2018, 21:00:34 »
Hallo Lady.

Ich habe verschiedene Schwierigkeiten mit dem Text.


Zitat
Camor nickte grüßend – hoheitsvoll, hoffte er. Er musste von Anfang an klarstellen, wer hier das Sagen hatte.
„Die Vier mit dir. Ich bin Averlan", sagte der Besucher mit tiefer Stimme. "Und du bist also der jüngere Prinz." Er musterte Camor von Kopf bis Fuß.
Ärger stieg in ihm hoch. „Ich habe kein Interesse daran zu lernen, wie man am besten möglichst viele sogenannte Feinde umbringt.“
Hier zum Beispiel. Camor ist es wichtig, gleich den richtigen Eindruck auf den Besucher zu machen und es scheint dabei um seinen Status zu gehen. Ich kann sehr gut verstehen, dass er sich ärgert, als Averlan ihn den jüngeren Prinzen nennt und von Kopf bis Fuß mustert. Das wirkt schon sehr von oben herab. Auf eine selbstverständliche Art zwar, wie eben ein welterfahrener Mann mit einem jungen Burschen reden würde, aber es ist sicher ganz und gar nicht das Verhalten, das Camor sich wünscht.
Trotzdem liest sich, was Camor dann sagt, als wäre er nicht deswegen verärgert, sondern weil ihm jemand geschickt wurde, um ihn zu unterrichten. Das passt für mich nicht.

Zitat
„Ich will dich nicht zum Heerführer ausbilden“, erwiderte Averlan. „Sondern dir bei dem helfen, was du selbst willst. Was ist dein tiefster Wunsch?"
An Camors Stelle wäre ich ab hier extrem misstrauisch. Da bequatscht jemand meinem Vater, den König, mir militärische Strategie beibringen zu dürfen, und mir sagt er dann, es würde ihm überhaupt nicht darum gehen. Also entweder, er hat meinen Vater belogen oder er belügt gerade mich, und wenn ich sowieso schon vermute, dass er ein Scharlatan ist, würde das prima ins Bild passen.
Averlans Frage finde ich sehr unpassend. Das ist doch sehr persönlich, "tiefster Wunsch". Binde ich sicher keinem Fremden auf die Nase. Und da schwingt die Behauptung mit, dieser Fremde könne mir meinen tiefsten Wunsch erfüllen - womit ich wieder bei der Befürchtung wäre, der Mann könnte ein Scharlatan sein.

Zitat
Also daher wehte der Wind! Er brauchte nicht hinzuzufügen, dass Kriege das Schöne zerstörten. "Netter Trick, mir die militärischen Künste schmackhaft zu machen."
Averlan schwieg. 
Der Kerl war nicht dumm. Vielleicht wollte er über Camor Einfluss auf die Politik nehmen. Oder es ging ihm nur ums Geld, er unterrichtete einen Prinzen sicher nicht umsonst. Unverschämt, ihm deshalb seine Zeit zu stehlen! Der Ärger brach jäh aus Camor heraus.

Hier gehst du auf Camors Vermutungen ein, aber worüber er sich tatsächlich aufregt ist, dass der Mann ihm seine Zeit stiehlt. Camor wirkt auf mich sehr weltfremd und verwöhnt. Er verschwendet keinen Gedanken daran, dass es gefährlich sein könnte, was Averlan vorhat, oder was es bedeutet, dass sein Vater von einem Scharlatan um den Finger gewickelt wurde.
Ich habe bisher auch überhaupt keine Vorstellung davon, was Camor will. Da es sich aber bereits in dem kurzen Textteil bis hierhin um genau diese Frage dreht, müsste das deutlich werden. Die Figur ist passiv. Ich weiß, was er nicht will, im Sinne von: er möchte sich entziehen, in Ruhe gelassen werden. Aber dieser Wunsch ist nicht ausgeprägt genug, um ihn in Aktion zubringen. Er reagiert nur und das auch noch widerwillig.
Hast du selbst ein klares Bild von der Figur?

Zitat
Camors Beine wurden weich, er lehnte sich an den Tisch mit den Werkzeugen und dem Wasserbecher, der immer bereitstand, weil die Steinmetzarbeit ihn oft durstig machte.

Den Anhang finde ich überflüssig und unorganisch. Er wird in dem Moment kaum an den Grund dafür denken, dass sein Wasserbecher da steht. Schon gar nicht in dem Moment.

Zitat
"Setzen wir uns doch gemütlich irgendwo hin", erwiderte Averlan. "Es gibt einiges zu bereden."
Camor führte ihn in den Raum, den er zum Lesen und  Ausruhen benutzte.

Wieder reagiert Camor nur. Ist er so durcheinander von dem, was er gerade erlebt hat, dass er auf Autopilot in den Ruheraum geht? Dann möchte ich das wenigstens angedeutet haben.
So lese ich ihn nur passiv und rückgratlos.

Zitat
Camor zögerte. Er kannte Averlan kaum, und er hatte seit mindestens zehn Jahren nicht mehr darüber gesprochen. Andererseits mochte ein Magier einiges darüber wissen. "Nein, sind sie nicht. Manchmal sehe ich zum Beispiel meine Mutter als Pfau. Und meinen Vater als Eber. Weißt du, was es damit auf sich hat?"
Er könnte an der Stelle auch nur fragen, ob der Magier etwas darüber weiß, ohne selbst etwas preiszugeben.
Muss nicht, aber könnte. Die beiden tragen ja im Grunde genommen einen Konflikt aus. Und wie sich jeder der beiden verhält zeichnet eigentlich in jedem Moment gerade wegen dieses Konfliktes recht deutlich die jeweilige Figur.

Zitat
"Du hast sicher viel darüber nachgedacht. Zu welchen Schlüssen bist du bisher gekommen?"
Camor lehnte sich in seinem Stuhl zurück und überlegte, wie er es formulieren sollte. "Die Tiere scheinen irgendwie zu passen. Wenn man meine Mutter mit ihrem Getrippel und bunt schillernden Gewändern zwischen ihren Hofdamen sieht, erinnert sie an einen Pfau. Man sagt ja auch `eitel wie ein Pfau´, und das ist sie. Und mein Vater hat etwas von einem Eber, er hat eine gewisse plumpe Kraft, ist listig und reizbar."
Averlan weicht wieder aus und Camor gibt noch mehr Preis. Er redet sogar über persönliche Eigenschaften seiner Eltern, die meinem Empfinden nach keinen Außenstehenden etwas angehen. Selbet wenn das halbe Königreich Königin und König so einschätzt ist es etwas ganz Anderes, wenn ein Mitglied der Familie sich so äußert.

Zitat
Camor prustete los, und Averlan brach in Gelächter aus. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder normal sprechen konnten.
Das geht mir viel zu schnell. Es sei denn, du möchtest den Eindruck erwecken, dass Averlan ein ganz gerissener Kerl ist, der mit Camor macht was er will und dabei nicht unbedingt gute Absichten hat.
Er beantwortet keine Fragen und lenkt Camor die ganze Zeit über. Der lässt das mit sich machen und lässt jede Vorsicht fallen.
Wenn diese Stelle den Moment markieren soll, wo das Eis zwischen den beiden bricht, fehlt mir da vorher viel. Ich erkenne nirgendwo, dass die beiden wirklich miteinander in Berührung kommen, nichts, dass dazu hinleitet, dass sie dann innig miteinander lachen.


1). Welchen Eindruck habt ihr von Camors Persönlichkeit?
Sollte aus den Anmerkungen klar geworden sein.

2). Ist euch klar, was das innere Tier ist?
So in etwa.

3). Findet Ihr die Idee des inneren Tiers spannend?
Bin mir unschlüssig. Kommt drauf an, was deine Welt und deine Figuren damit machen.


Liebe Grüße
Aure
We are not nouns, we are verbs. I am not a thing – an actor, a writer – I am a person who does things – I write, I act – and I never know what I am going to do next. I think you can be imprisoned if you think of yourself as a noun.
(S. Fry)

kass

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #8 am: 23 October 2018, 18:41:48 »
huhu Oldlady!

Zitat
Jemand klopfte. 
Camor hatte gerade erst angefangen, die Haare der Wassergöttin Uillianis herauszumeißeln. Missmutig legte er das Spitzeisen weg. Das war wohl dieser angebliche Magier, der seinen Vater beschwatzt hatte, ihn in militärischer Strategie zu unterrichten.
"Herein", knurrte Camor. 

Hier könntest du die Reihenfolge ändern: Jemand klopfte. Missmutig legte Camor das Spitzeisen weg … Dann wäre es etwas geschmeidiger.

Zitat
Die Tür ging auf. Der Mann, der nun auf ihn zumarschierte, sah ganz und gar nicht so aus, wie Camor sich einen Zauberer vorgestellt hatte, egal ob echt oder ein Scharlatan. Er war von bulliger Statur und mittleren Alters. Seine Augen blickten scharf und hell.

Hier – um enger an der Perspektive von Camor zu bleiben – könntest du wie folgt kürzen: …sah ganz und gar nicht aus wie ein Zauberer, egal ob echt ...

Zitat
Averlans Blick glitt über die Gestalt der halb fertigen Göttin. Dann sagte er langsam: "Ich sehe es. Du suchst Schönheit."
halbfertig - zusammen

Zitat
Der Ärger brach jäh aus Camor heraus. "Wie hast du es geschafft, dass mein Vater dich als meinen Lehrer eingestellt hat? Mit dieser Geschichte, dass du ein Magier aus dem sagenhaften Morna bist? Ich glaube kein Wort davon!"
Bis hier habe ich zwischendurch Probleme damit, dem Text zu folgen. Muss sehr darauf achten, wer mit “ihm” gemeint ist, weiß manchmal nicht von Anfang an, wer jetzt spricht. Das stört beim Lesen. Insgesamt finde ich diesen Einstieg und den Dialog nicht ganz überzeugend. Aber ab hier nimmst du mich mit. Ich mag die lächelnde Statue und wie Camor darauf reagiert. Auch wie Camor die inneren Tiere seiner Eltern beschreibt, ist sehr gelungen.

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1). Welchen Eindruck habt ihr von Camors Persönlichkeit? (es ist sein 2. Auftritt im Buch, im 1. kommt er nur kurz aus der Sicht seines Bruders vor)

Am Anfang ist er mir eher unsympathisch mit seinem Missmut und seiner Herablassung. Ich habe es als ein wenig unstimmig empfunden, dass er dann so schnell auf freundschaftlich umschaltet. Vielleicht könntest du den Missmut und Ärger anfangs etwas abmildern?

Zitat
2). Ist euch klar, was das innere Tier ist? 

Nein, aber das soll es wahrscheinlich auch noch nicht. Ich nehme an, damit wird noch mehr verbunden sein als nur die Wahrnehmung einer Art Aura der Persönlichkeit.

Zitat
3). Findet Ihr die Idee des inneren Tiers spannend? (ich schon, aber ich hätte dazu  gerne  Meinungen von außen)
Ja, ich mag die Idee und bin gespannt, was du da noch draus strickst.

Und ich freu mich, wieder hier zu sein. Hab euch vermisst :)

LG
Kass
Merkzettel für mich: Nicht ins Höllenfenster stellen!
(Experiment für Gedächtnistraining, Klappe 1)

Oldlady

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #9 am: 25 October 2018, 18:15:47 »
Hallo Aure,
erst mal danke für die sehr aufschlussreiche Röstung!  :daaanke:

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Camor nickte grüßend – hoheitsvoll, hoffte er. Er musste von Anfang an klarstellen, wer hier das Sagen hatte.
„Die Vier mit dir. Ich bin Averlan", sagte der Besucher mit tiefer Stimme. "Und du bist also der jüngere Prinz." Er musterte Camor von Kopf bis Fuß.
Ärger stieg in ihm hoch. „Ich habe kein Interesse daran zu lernen, wie man am besten möglichst viele sogenannte Feinde umbringt.“

Camor ist es wichtig, gleich den richtigen Eindruck auf den Besucher zu machen und es scheint dabei um seinen Status zu gehen. Ich kann sehr gut verstehen, dass er sich ärgert, als Averlan ihn den jüngeren Prinzen nennt und von Kopf bis Fuß mustert. Das wirkt schon sehr von oben herab. Auf eine selbstverständliche Art zwar, wie eben ein welterfahrener Mann mit einem jungen Burschen reden würde, aber es ist sicher ganz und gar nicht das Verhalten, das Camor sich wünscht.
Trotzdem liest sich, was Camor dann sagt, als wäre er nicht deswegen verärgert, sondern weil ihm jemand geschickt wurde, um ihn zu unterrichten. Das passt für mich nicht.

Er ist mehrfach verärgert. Zum einen, weil er bei der Arbeit gestört wird. Dann wegen mangelnden Respekts. Und der Unterricht kommt noch dazu. Vielleicht ist angesichts dieses dreifachen Ärgers später das Umschwenken zur Gesprächsbereitschaft zu schnell

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„Ich will dich nicht zum Heerführer ausbilden“, erwiderte Averlan. „Sondern dir bei dem helfen, was du selbst willst. Was ist dein tiefster Wunsch?"

An Camors Stelle wäre ich ab hier extrem misstrauisch. Da bequatscht jemand meinem Vater, den König, mir militärische Strategie beibringen zu dürfen, und mir sagt er dann, es würde ihm überhaupt nicht darum gehen. Also entweder, er hat meinen Vater belogen oder er belügt gerade mich, und wenn ich sowieso schon vermute, dass er ein Scharlatan ist, würde das prima ins Bild passen.
Averlans Frage finde ich sehr unpassend. Das ist doch sehr persönlich, "tiefster Wunsch". Binde ich sicher keinem Fremden auf die Nase. Und da schwingt die Behauptung mit, dieser Fremde könne mir meinen tiefsten Wunsch erfüllen - womit ich wieder bei der Befürchtung wäre, der Mann könnte ein Scharlatan sein.

Vielleicht sollte ich das anfängliche Misstrauen stärker thematisieren. Aber die unerwartete, ja unkonventionelle Frage , die Averlan stellt, beantwortet ja Averlan selbst, nicht Camor.

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Also daher wehte der Wind! Er brauchte nicht hinzuzufügen, dass Kriege das Schöne zerstörten. "Netter Trick, mir die militärischen Künste schmackhaft zu machen."
Averlan schwieg. 
Der Kerl war nicht dumm. Vielleicht wollte er über Camor Einfluss auf die Politik nehmen. Oder es ging ihm nur ums Geld, er unterrichtete einen Prinzen sicher nicht umsonst. Unverschämt, ihm deshalb seine Zeit zu stehlen! Der Ärger brach jäh aus Camor heraus.

Hier gehst du auf Camors Vermutungen ein, aber worüber er sich tatsächlich aufregt ist, dass der Mann ihm seine Zeit stiehlt. Camor wirkt auf mich sehr weltfremd und verwöhnt. Er verschwendet keinen Gedanken daran, dass es gefährlich sein könnte, was Averlan vorhat, oder was es bedeutet, dass sein Vater von einem Scharlatan um den Finger gewickelt wurde.
Sein Vater wird des öfteren um den Finger gewickelt. Es muss keine Gefahr darstellen.

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Ich habe bisher auch überhaupt keine Vorstellung davon, was Camor will. Da es sich aber bereits in dem kurzen Textteil bis hierhin um genau diese Frage dreht, müsste das deutlich werden.
Die Figur ist passiv. Ich weiß, was er nicht will, im Sinne von: er möchte sich entziehen, in Ruhe gelassen werden. Aber dieser Wunsch ist nicht ausgeprägt genug, um ihn in Aktion zubringen. Er reagiert nur und das auch noch widerwillig.
Hast du selbst ein klares Bild von der Figur?

Ein durchaus klares Bild. Er will Künstler sein. Deshalb braucht er seine Ruhe. War das nicht deutlich genug?


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Camors Beine wurden weich, er lehnte sich an den Tisch mit den Werkzeugen und dem Wasserbecher, der immer bereitstand, weil die Steinmetzarbeit ihn oft durstig machte.

Den Anhang finde ich überflüssig und unorganisch. Er wird in dem Moment kaum an den Grund dafür denken, dass sein Wasserbecher da steht. Schon gar nicht in dem Moment.

Da hast du recht!

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"Setzen wir uns doch gemütlich irgendwo hin", erwiderte Averlan. "Es gibt einiges zu bereden."
Camor führte ihn in den Raum, den er zum Lesen und  Ausruhen benutzte.

Wieder reagiert Camor nur. Ist er so durcheinander von dem, was er gerade erlebt hat, dass er auf Autopilot in den Ruheraum geht? Dann möchte ich das wenigstens angedeutet haben.
So lese ich ihn nur passiv und rückgratlos.

Ich brauche da wohl noch einen Einschub. Dass es ein echter Magier ist, macht ihn auch neugierig. Ebenso, dass er seinen tiefsten Wunsch erkannt hat.

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Camor zögerte. Er kannte Averlan kaum, und er hatte seit mindestens zehn Jahren nicht mehr darüber gesprochen. Andererseits mochte ein Magier einiges darüber wissen. "Nein, sind sie nicht. Manchmal sehe ich zum Beispiel meine Mutter als Pfau. Und meinen Vater als Eber. Weißt du, was es damit auf sich hat?"

Er könnte an der Stelle auch nur fragen, ob der Magier etwas darüber weiß, ohne selbst etwas preiszugeben.

Stimmt! Und dass er hinterher so ins Detail geht, ist auf jeden Fall zu schnell. Das könnte auch später im Text noch geschehen.

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Camor prustete los, und Averlan brach in Gelächter aus. Es dauerte eine Weile, bis sie wieder normal sprechen konnten.

Das geht mir viel zu schnell. Es sei denn, du möchtest den Eindruck erwecken, dass Averlan ein ganz gerissener Kerl ist, der mit Camor macht was er will und dabei nicht unbedingt gute Absichten hat.
Wenn diese Stelle den Moment markieren soll, wo das Eis zwischen den beiden bricht, fehlt mir da vorher viel. Ich erkenne nirgendwo, dass die beiden wirklich miteinander in Berührung kommen, nichts, dass dazu hinleitet, dass sie dann innig miteinander lachen.

Lachen ist nicht unbedingt innig. Es zeigt nur die gleiche Art von Humor.


Vielen Dank, Aure! Da gibt es für ich einiges zum Nachdenken (und auch Umschreiben)

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #10 am: 25 October 2018, 18:23:05 »

Hallo Kass,

schön dass Du wieder bei den Teufeln dabei bist – und gleich meinen Text röstest. Vielen Dank!

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Die Tür ging auf. Der Mann, der nun auf ihn zumarschierte, sah ganz und gar nicht so aus, wie Camor sich einen Zauberer vorgestellt hatte, egal ob echt oder ein Scharlatan. Er war von bulliger Statur und mittleren Alters. Seine Augen blickten scharf und hell.

Hier – um enger an der Perspektive von Camor zu bleiben – könntest du wie folgt kürzen: …sah ganz und gar nicht aus wie ein Zauberer, egal ob echt ...
EIn guter Vorschlag

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Der Ärger brach jäh aus Camor heraus. "Wie hast du es geschafft, dass mein Vater dich als meinen Lehrer eingestellt hat? Mit dieser Geschichte, dass du ein Magier aus dem sagenhaften Morna bist? Ich glaube kein Wort davon!"
Bis hier habe ich zwischendurch Probleme damit, dem Text zu folgen. Muss sehr darauf achten, wer mit “ihm” gemeint ist, weiß manchmal nicht von Anfang an, wer jetzt spricht.
Das haben andere auch schon angemerkt. Wird verbessert!


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1). Welchen Eindruck habt ihr von Camors Persönlichkeit? (es ist sein 2. Auftritt im Buch, im 1. kommt er nur kurz aus der Sicht seines Bruders vor)

Am Anfang ist er mir eher unsympathisch mit seinem Missmut und seiner Herablassung. Ich habe es als ein wenig unstimmig empfunden, dass er dann so schnell auf freundschaftlich umschaltet. Vielleicht könntest du den Missmut und Ärger anfangs etwas abmildern?

Der Umschwung ist zu schnell, das sehe ich jetzt auch so. Aber der Ärger war schon echt und sollte daher bleiben.

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3). Findet Ihr die Idee des inneren Tiers spannend? (ich schon, aber ich hätte dazu  gerne  Meinungen von außen)

Ja, ich mag die Idee und bin gespannt, was du da noch draus strickst.

 :cheer:


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Oldlady

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #11 am: 09 November 2018, 10:03:42 »
Vielen Dank für die vielen hilfreichen Kommentare! Mit teuflischer Hilfe habe ich das Kapitel jetzt umgeschrieben.

Liebe Mods, bitte schließen!

Meinetwegen kann das gern ins Höllenfenster (wie bei mir immer).

merin

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Re: Camor und Averlan
« Antwort #12 am: 09 November 2018, 15:21:03 »
 :closed:
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.