28 March 2024, 16:59:36

Autor Thema: Die häufigsten Anfängerfehler  (Gelesen 13614 mal)

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Trippelschritt

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #15 am: 15 August 2019, 16:15:46 »
Oft reichen die ersten paar Sätze und man weiß, dass es ein Anfängertext ist. Und zu den meisten Schwächen braucht man gar nichts zu sagen. Sie verschwinden von selbst mit zunehmender Übung. Aber einige Fehler sind hartnäckig.
Die drei dicksten für mich sind:
- Fehler in der Satzlogik
- Fehler in der Perspektive
- wirre Kameraführung

Den dritten Punkt gibt es in zwei Ausführungen:
Der Erzähler oder der Autor schaut mal in die eine oder andere Richtung und verliert dadurch seinen Leser.
Oder er vergisst, dass jeder Satz auf dem vorangegangenen aufbaut und die Grundlage für den folgenden liefert. Bis zum Ende des Absatzes.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

irrendes Licht

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #16 am: 15 August 2019, 19:11:47 »
was mir in vielen Geschichten vor allem online, aber nicht nur aufgefallen ist:

1. Einführung des Aussehens des Protagonisten durch Blick in den Spiegel

2. Nicht nachvollziehbare Dialoge, z.B. "Ich... ich ... sah... es war... fast nur ein Schatten... das Grauen... und diese Augen...." und dann tot.
also nicht immer so, aber diese Spannung durch Informationsbrocken, die eigentlich nichts sagen dramatisieren.
Generell Dialoge sind nicht einfach. Da entstehen schnell Extreme, wie solche, die fast keinen Dialog haben und alles nur wiedergeben, außer vielleicht einen Satz pro Kapitel, oder gar gar keine Dialoge. Oder solche die alles auch die Gefühle immerzu erzählen.

3. eher lustig: das setting statt mit "ein großes zimmer" mit "Das Zimmer war bestimmt 4,70m auf 8,5m groß" beschreib.

4. Das alles zu schnell und zu perfekt läuft

5. Recherefehler. Einfach irgendwas das schon passend klingt reingeworfen. In einer Geschichte wurde der Hautcharakter in der Schule mit einem Messer angegriffen und dann mit dem Angreifer zum Direktor zitiert wo ein Polizist waretet der erklärte für den Angreifer wäre wegen diesem Vorfall ein Haftbefehl ausgestellt und noch eine Verfehlung und er würde von der Schule fliegen.
Danach fuhr der Vater mit dem Opfer ins Krankenhaus wo er genäht wurde und dann noch mal zur Landärztin, die aber grade keine Zeit hatte und deshalb ihre Tochter das Opfer neu verband, das auf dem Weg wegen vom Vater geschlagen wurde, weshalb alle Wunden wieder aufgegangen waren. Und welch überraschung, die Tochter der Ärztin war die neue in der Klasse und das Opfer vom ersten Moment an verliebt in sie.

6. ist nicht direkt ein Anfängerfehler, aber bei Anfängern ist es meist noch stärker ausgeprägt:
statt Kritik anzunehmen oder eben nicht, weit hergeholte Erklärungen für Plotlücken und Sinnfehler finden und aufgrund von einer schlechten Meinung alles umschreiben wollen, obwohl es vielen anderen gefallen hat und bei ihnen genau das ankam, was gesendet wurde. Kurz: alle mitnehmen wollen, und das immer.

Paradieseule

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #17 am: 15 August 2019, 20:08:56 »
Das eigene Geschreibsel entweder saugut oder grottenschlecht zu klassifzieren.
Vielmehr geht es um das Erkennen, dass es keine (Anfänger)-Fehler sind. Sondern vielmehr Prozesse, die uns begleiten. Uns den Blick für Wort und Handlung schärfen lassen.
"In jedem Buch begegne ich meiner Seele" Isabel Allende

Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #18 am: 16 August 2019, 07:36:56 »
Ist es auch ein Anfängerfehler, wenn man mit der Motivation reingeht, dass man jetzt einen Bestseller schreiben würde? Ich mein es ist total demotivierend, wenn man es nicht schafft.

Viskey

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #19 am: 16 August 2019, 10:04:04 »
@Federhexe

Ich halte das nicht für einen Anfänger- oder überhaupt Fehler. Es wird in den meisten Fällen nicht stimmen, aber manchmal eben doch. Und wir alle schreiben doch immer das uns bestmögliche Buch mit der besten Idee, die wir gerade aus dem Hut ziehen können - wieso da nicht annehmen, dass andere diese Meinung teilen werden?

Das würde ich jetzt eher Vertrauen ins eigene Projekt nennen.
"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle

Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #20 am: 16 August 2019, 11:21:59 »
Wie im ersten Thread gesagt: Wir hatten das mal im Philosophieunterricht. Er wird enttäuscht sein, da wir ja noch so »weichgespült« waren. Und seine Deutschlehrerin, zumindest meinte er das sie die Geschichte toll fand, hatte sicherlich als Notlüge gesagt. – So viele Klischees, Logikfehler und andere Sachen. Urgh!

Viskey

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #21 am: 16 August 2019, 13:26:51 »
Wer ist "er"? Ich bin grad verwirrt.

Natürlich werden wir alle herbe Enttäuschungen erleben, und mit etwas mehr Erfahrung werden wir zurückblicken und sagen: Sie hatten recht, wie konnte ich damals nur glauben, das wäre toll? (Ich war an dem Punkt schon mehr als einmal.) Trotzdem gehe ich an jedes neue Projekt mit der vollen Überzeugung heran, das kann ein Bestseller werden - wenn wir das mal als Kriterium für ein wirklich gutes Buch nehmen. Für manche Bestseller würde ich persönlich mich genieren.

Hätte ich diese Überzeugung nicht, würde ich nicht anfangen zu schreiben.

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Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #22 am: 16 August 2019, 14:10:21 »
Der eine Klassenkamerad, der im Einleitungsthread erwähnt wird.

Viskey

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #23 am: 16 August 2019, 16:19:41 »
Ah, der er ...

Naja, es muss keine Notlüge gewesen sein. Es kann durchaus auch so sein, wie du selbt geschrieben hast: Es war das erste Buch. Für das erste Buch kann es wirklich toll gewesen sein, trotz seiner Fehler. Und wenn man sich mit der Materie und dem Handwerk auskennt, kann man an Fehlern vorbeisehen und Potential erkennen, auch wenn es noch unter Fehlern begraben ist. Vielleicht hat sie da ja gesehen?
Und es hilft auch nicht, einem Anfänger zu sagen: Das ist mies. Da muss schon mehr her, warum funktioniert etwas nicht, wie geht es besser? - Im Grunde genau das, was wir hier in unseren Röstungen machen.

Vielleicht hatte die Lehrerin ja ein Gespräch mit ihm alleine? Vielleicht wollte sie ihn nicht vor versammelter Klasse "bloßstellen", indem sie seine Fehler aufzählt.


Die Liste der Anfängerfehler ist aber insofern trotzdem schön, weil es Anfängern Hoffnung geben kann, dass wir da alle durch mussten und es - größtenteils - gemeistert haben.
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Mooncat

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #24 am: 16 August 2019, 21:03:24 »
Hmmm.
- Ungereimtheiten im Plot
- Erklärbar der viel zu lange tanzt
- Ewige Wiederholungen und Zusammenfassungen
- Viel zu lange Beschreibungen
- Falsche Paarungen

Ja, ja, letzter Punkt zählt kaum. Trotzdem, nichts jagt mich schneller zum nächsten Buch als zwei, die nicht zusammengehören. Fast alles andere kann ich verzeihen, solange die Geschichte gut und die Charas sympathisch sind. Manchmal reicht sogar nur die Sympathie.
Aber unsympathische Protas und die falschen Paarungen ... Schauder.
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Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #25 am: 17 August 2019, 07:43:01 »
Was auch häufige Anfängerfehler sind:
  • Extravagante Titel
  • Man orientiert sich an seinen Lieblingsbüchern
  • Man verbessert sich nicht
  • Zu viele Stilmittel

Naleesha

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #26 am: 17 August 2019, 11:57:25 »
hmmm. den zweiten Punkt kann ich nicht nachvollziehen.
Wenn man sich an seinen Lieblingsbüchern orientiert (in wiefern eigentlich?) dann übernimmt man gewisse Elemente und macht was eigenes draus.
z.B. die Art, wie Dialoge geschrieben sind, oder vielleicht die Region, in der das Buch angesiedelt ist (solange es kein High Fantasy mit eigens dafür ausgedachtem Planeten ist) etc.

viele bekannte Autoren haben das schon getan. 50 Shades of Grey ist nur entstanden weil die Autorin sich an den Twilight-Büchern orientiert hat.
Eragon, von Christopher Paolini wird als gutes Buch bezeichnet, obwohl inzwischen fast jeder weiß, dass es nahezu eine 1:1 Kopie von Herr der Ringe ist...
Zitat
Dass Christopher Paolini Tolkien-Fan ist, ließ sich schon in seinem Buch nicht verbergen. Und auch der Film bedient sich schamlos bei "Herr der Ringe": Die opulenten Landschaftsaufnahmen aus der Vogelperspektive, garniert mit über Bergkämme galoppierenden Helden, wirken hinlänglich bekannt, ebenso die martialischen Posen der Uruk-Hai-Kopien, die bei "Eragon" Urgal heißen.

Von Krabat behauptet man, dass er Elemente aus Harry Potter geklaut hat (oder vielleicht war es auch umgekehrt). Aber trotzdem hat jeder dieser Autoren etwas eigenes hinzugefügt, was neues daraus gemacht.

Sich also an seinen Lieblingsbüchern zu orientieren ist also gar nicht so verkehrt...

Bei meinen Wölfen war das ähnlich. Ich hab mal ein Buch gelesen, das nannte sich "Die Chroniken von Amarid".
Darin ging es um Magier, die sich entweder an Falken oder an Eulen binden (kommt dir das bekannt vor?) und ein ganz besonders gefährlicher Magier hatte sich an einen Wolf gebunden (ok, jetzt muss es aber deutlich werden). Die Art der Verbindung allerdings wurde nicht näher beleuchtet und gerade der Aspekt, wegen dem ich das Buch zuende gelesen habe um eventuell doch noch das Eine oder das Andere darüber zu erfahren, wurde einfach nicht weiter beachtet. als wäre das am Anfang mit einer prächtigen Idee ins Buch eingebaut worden, dann aber später unterm Tisch fallen gelassen worden. Schade. Und als ich dann in der 9. Klasse begann, mein eigenes, neues Buch zu schreiben und mir Gedanken um die ganzen Werwolflegenden machte, kam mir dieser Aspekt wieder in den Sinn und ich dachte: das kann ich besser machen.

Also hab ich den Aspekt genommen, was ganz eigenes draus gemacht und ... voila. Keiner würde behauptten, dass die Orientierung an diesem Buch etwas falsches, oder gar ein Anfängerfehler sei.

LG, Nalee
"was du mit deinem Körper verstanden hast, wirst du im Leben nie wieder vergessen." (Gichin Funakoshi)
„Ein Hacker ist jemand, der versucht einen Weg zu finden, wie man mit einer Kaffeemaschine Toast zubereiten kann“ (Wau Holland)

aktuelle Projekte:
- AT Wolfsbrüder
- AT Der Drachenfürst

Federhexe

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #27 am: 17 August 2019, 13:14:19 »
Das Problem ist, dass es 1:1-Inspiriert ist. Oft.

Viskey

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #28 am: 17 August 2019, 15:18:33 »
Also, eine 1:1-Inspiration kommt zwar schon vor, aber oft? Da wäre ich vorsichtig.

Problematischer finde ich diesen Punkt:

Zitat
Man verbessert sich nicht

Das ist kein Anfängerfehler. Wenn sich jemand nicht verbessert, dann liegt das nicht daran, wie lange er schon schreibt. Wer sich nicht verbessert, hat ganz andere Probleme. Die meisten Anfänger machen sehr viele Fehler, aber sie verbessern sich. Nur ganz wenige bleiben auf dem Punkt stehen, wo sie glauben, ihr Geschreibsel wäre Gottes Geschenk an die Welt, und wem's nicht gefällt ist ja nur neidisch und gehässig. Dieser Makel bleibt aber auch nach Jahren bestehen und ist deshalb kein Anfängerfehler.
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Momo

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Re: Die häufigsten Anfängerfehler
« Antwort #29 am: 17 August 2019, 15:36:51 »
Ich möchte noch hinzufügen:

-   Zu viel “Tell“,  zu wenig “Show“
-   Fehlender Spannungsbogen
-   Fehlende Konflikte
-   Info-Dump (vor allem am Anfang)
-   Der Kern der Geschichte ist nicht herausgearbeitet
-   Der Held wird durch andere oder Glück/Zufall gerettet, anstatt selbst zu retten
-   Der Held hat kein klares Ziel