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AT: Das falsche System - Szene B.04/6

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Juni:
Liebe merin,


--- Zitat --- und typisch russische Namen haben, wobei die Russen, die ich kenne, diese Namen nicht haben. Ich verbinde die Namen mit Russen in Filmen und so.
--- Ende Zitat ---
Das irritiert mich … ich führe da keine Statistiken.

--- Zitat ---Außerdem kommen einige Details vor, die auf mich klischeehaft wirken. Die Beschreibung der Autos beispielsweise.
--- Ende Zitat ---
Da war ich mir auch unschlüssig. Aber da Igor keine Anstalten macht Abzuhauen, müssen seine Verfolger sich auch nicht tarnen. Zudem sitzt in einem der Wagen eine wichtige Persönlichkeit, da passt das eigentlich, wobei der Leser und Igor erst sehr, sehr viel später etwas von ihr mitbekommen. Ob dann noch jemand denkt, jetzt macht es Sinn, oder in einem anderen Fall, 'Wie, die hat in einem Zivilfahrzeug gehockt?' … ich zerbreche mir gerne den Kopf über Details, aber an Stellen wie diesen lasse ich solche Gelegenheiten dann doch vorbeiziehen. Manche Klischees sind leider auch schwer vermeidbar.



Liebe Oldlady,


--- Zitat --- vermutlich schreibst du einen Agentenroman oder Thriller.
--- Ende Zitat ---
Es ist ein Science Fiction Roman, auch wenn sich das hier tatsächlich nicht erahnen lässt. :)

--- Zitat --- klingt für mich schief. Besser wäre etwa: dass er nie wieder seine gütigen Augen sehen würde. Und er konnte sich nicht mehr bei ihm entschuldigen.
--- Ende Zitat ---
Danke, vor allem der zweite Satz gefällt mir wegen seiner Gewichtung.

--- Zitat ---Die Beerdigungsszene kann ich gut nachfühlen, es wird klar, wie die Trauer dem Prota zu schaffen macht, ohne dass das direkt ausgedrückt wird.
--- Ende Zitat ---
Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr mich das erleichtert und freut!  :cheer:

--- Zitat --- Alles in allem: Das Lesen war wegen der häufigen kleine Schnitzer mühsam, da hast Du, glaube ich, noch einige Arbeit vor Dir.
--- Ende Zitat ---
Oh ja!

--- Zitat ---Aber die Geschichte an sich würde mich interessieren. Ich habe übrigens Merins Kritik gelesen. Mit Klischees habe ich in diesem Textausschnitt kein Problem.

--- Ende Zitat ---
Vielen lieben Dank.

Liebe Grüße,
Juni

kass:
Hi Juni,

ich hab natürlich weniger Probleme mit dem Text, weil ich schon ein wenig von der Geschichte kenne, (aber auch schon wieder viel vergessen habe).

Wenn ich mich richtig erinnere, dann spielt zumindest ein Teil der Geschichte am Baikalsee. Die Irritation mit den Namen hatte ich ganz am Anfang (nicht hier in der Szene) auch, weil ich beim Lesen einer in Deutsch verfassten Geschichte diese - ohne eine andere Ortsangabe - gedanklich erst einmal in Deutschland ansiedele. Das ist vermutlich einfach so etwas wie die Macht der Gewohnheit, wenn auch unangebracht, so etwas zu unterstellen. Von daher hilft ein Hinweis auf den Ort da weiter.


--- Zitat --- ich zerbreche mir gerne den Kopf über Details, aber an Stellen wie diesen lasse ich solche Gelegenheiten dann doch vorbeiziehen. Manche Klischees sind leider auch schwer vermeidbar.

--- Ende Zitat ---

Klischees, wenn wir es denn als solche bezeichnen, finde ich oft sehr nützlich. Ich suche gerade nach anderen Begriffen ... Stereotypen, Inbegriffe, Paradebeispiele ... so was in der Richtung. Halt Bilder, die klar definiert sind. Das mit den Autos habe auch ich nicht als Klischee gelesen, sondern als klar definiertes Bild. Weckt sofort die richtige Erwartungshaltung, ohne viel Gerede. Empfinde ich als gut und schnell auf den Punkt gebracht.

Ich vermute, ein Teil des Problems, das Merin mit dem Text hatte, liegt darin, dass sie die Geschichte in Deutschland angesiedelt hat, und damit auf eine Schiene gerutscht ist im Sinne von: Ach ja, die Russen sind mal wieder die Bösen. Und dann ist man drin in einem Klischee.

Was aus diesem kurzen Ausschnitt nicht erkennbar ist, ist deine Fähigkeit im vielschichtigen Storybuilding. Das hat mich in dem, was ich bisher von dir gelesen habe, sehr beeindruckt.

Für diese Szene gilt das, was hier schon angemerkt wurde: die häufigen Rechtschreib- und Grammatikfehler stören halt beim Lesefluss. Und es gibt ein paar Stellen, die man straffen könnte, das würde es meines Erachtens verbessern. Ansonsten hab ich es gern gelesen und am Ende gedacht: Nicht doch! Muss er ausgerechnet jetzt verhaftet werden? Und ich freu mich darauf, mehr von dir zu lesen.

LG
Kass

Juni:
Hi kass,


--- Zitat ---Wenn ich mich richtig erinnere, dann spielt zumindest ein Teil der Geschichte am Baikalsee.
--- Ende Zitat ---
Genau :) ich packe das noch in die Beschreibung.


--- Zitat ---Klischees, wenn wir es denn als solche bezeichnen, finde ich oft sehr nützlich. Ich suche gerade nach anderen Begriffen ... Stereotypen, Inbegriffe, Paradebeispiele ... so was in der Richtung. Halt Bilder, die klar definiert sind.
--- Ende Zitat ---
Stimmt, dieser positive Nebeneffekt wird auch oft in Ratgeber erwähnt.


--- Zitat ---Was aus diesem kurzen Ausschnitt nicht erkennbar ist, ist deine Fähigkeit im vielschichtigen Storybuilding. Das hat mich in dem, was ich bisher von dir gelesen habe, sehr beeindruckt.
--- Ende Zitat ---
:whee:
Bin ja immer noch auf Wolke 7  :cheer:


--- Zitat ---Für diese Szene gilt das, was hier schon angemerkt wurde: die häufigen Rechtschreib- und Grammatikfehler stören halt beim Lesefluss. Und es gibt ein paar Stellen, die man straffen könnte, das würde es meines Erachtens verbessern. Ansonsten hab ich es gern gelesen 
--- Ende Zitat ---
Irgendwann werde ich sie besiegen, indem ich doch noch das passende Grammatikbuch für mich finde, oder die passende Lernmethode; was auch immer, einen besseren Grund dranzubleiben gibt es jedenfalls nicht.  :nerd:

Danke!  :cheer:

Liebe Grüße,
Juni

eska:
Hallo Juni.

Ich hoffe, du kannst auch nach anderthalb Monaten noch etwas mit ein bisschen Senf meinerseits anfangen. Jedenfalls ist der Thread noch nicht geschlossen.  :)

Wie liest sich der Text, fragst du.
Ich habe ihn eben in einem Rutsch gelesen, und auch, wenn es ein paar Unklarheiten gab (wahrscheinlich Zusammenhänge, die einem im Gesamttext klar wären), konnte ich gut folgen. Sprachlich gibt es Erbsen, aber keine grundlegenden Probleme. Manchmal könntest du etwas kürzen, aber auch das stört nicht wirklich, ich habe drüber weggelesen, weil es interessant war.

Aber ein bisschen beim Dialog mit Stepan, noch mehr bei dem mit Rita habe ich das Gefühl, du verpackst da vor allem Infos. Was mir dabei fehlt, ist die Beziehungsebene, die über die Art zu reden rauskommt und über die Auswahl der Inhalte (was sage ich, was lasse ich weg, wie formuliere ich, was sagt die Sprechweise über den jeweiligen Character aus?). Vielleicht habe ich auch zu schnell gelesen,aber jedenfalls habe ich noch keine Vorstellung von den verschiedenen Leuten. Ich nehme an, dass Stepan Igor wohlgesinnt ist und versucht, sich zu kümmern, auf eine behutsame Weise, die Verschiedenes bedeuten kann: Stepan ist schüchtern. Oder er muss in der Not eine Aufgabe übernehmen, die seiner Stellung gegenüber Igor, ihrer Beziehung nicht entspricht (ein Autoritätsgefälle vom ehemaligen Lehrer zum ehemaligen Schüler). Oder er traut sich nicht Ritas wegen. Oder die Situation geht ihm auch an die Nieren. Was genau es jetzt ist könnte deutlicher rauskommen. Igors Haltung zu ihm kommt fast gar nicht raus, nur dass er sich nicht umstimmen lässt, Stepan also nicht zu ihm durchdringt. (So im Ausschnitt weiß man zu Beginn nicht, dass nicht nur Alessio tot ist und ihm fehlt - was so klingt, als sei der eben erst gestorben - sondern vor allem auch noch seine beiden kleinen Brüder, und zwar umgebracht. Für einen solchen Dreifach-Schock wirkt Igor doch sehr ruhig.)

Bei der Erinnerung an Mikhails Geburt hat mich das Wort 'Mutter' verwirrt: Sind Lionel und Mikhail nicht Lydias Söhne, also die seiner Stiefmutter und damit seine Halbbrüder?


--- Zitat ---Er fand es verstörend, sich überhaupt fragen zu müssen, in welchen Särgen seine kleinen Brüder nun beigesetzt werden sollten. Er wollte sie nicht beerdigen. Ein Teil von ihm wehrte sich strickt gegen die Vorstellung, dass sie wirklich tot waren.
--- Ende Zitat ---

Hier bist du mMn zu weit weg von ihm. Mich würde es viel mehr berühren, wenn du mich ihn erleben lassen würdest, seine Gedanken mitkriegen, statt sie wie hier zusammenzufassen. Und das Setting würde auch zum Leidensdruck beitragen: Lass mich ein paar Särge sehen, mit Kitschengel, pompös, ärmlich, lass mich die Hintergrundmusik hören und ein paar Sätze des Bestatters, entweder salbungsvoll oder geschäftstüchtig oder... Wie reagiert Igor, wie Rita, wie Lydia? Das ist eine solche Ausnahmesituation, dass du da bestimmt gut etwas über die Charaktere zeigen kannst, z.B. auch das, was sie eigentlich sonst immer verbergen.

Irgendwie stelle ich mir vor, wenn schon nicht Igor, der vielleicht so diszipliniert ist, dann müsste die wesentlich jüngere Rita doch viel mehr Gefühle zeigen, Trauer, Wut, Übersprungshandlungen. Dagegen ist sie eher noch nüchterner, denkt im Verhältnis locker an ihre toten Brüder und deren wahrscheinliche Kommentare zu ihren Särgen bzw. dem Preis, hat alles bestens organisiert... Igor hat auch kein Beschützergefühl des typischen großen Bruders ihr gegenüber. Er lehnt sich aber auch nicht an sie an, die kleine so toughe Schwester. Und Lydia bleibt ganz blass.

Das Ende des Textes hier kommt sehr überraschend. Das ist im Zusammenhang bestimmt anders, aber wenn er die ganze Zeit mit einer Festnahme halb gerechnet hat, könnte der Gedanke ihn schon mal vorher gestreift haben, er ihn wegschieben als jetzt unwichtig oder so. Übrigens setzt du mich auf die Spur, er habe diese Festnahme eingeplant, also verfolge damit ein großes Ziel. Nur das Timing stimmt eben nicht. Und seine mangelnde innere Reaktion auch nicht: keine Erleichterung, dass es geklappt hat, keine Sorge, was noch schiefgehen kann, kein Hoffentlich...

Igor spürte, wie sich Adrenalin in seinen Beinen ansammelte,
Ernsthaft? Läuft Adrenalin nicht durch die gesamte Blutbahn, so dass man Erregung spürt, aber nicht an bestimmten Körperteilen?

Ich finde es spannend, dass er über eine schnelle Freilassung nachdenkt, während er eines bzw. mehrerer Morde angeklagt wird. Aber das geht so schnell, dass man es auch überlesen könnte. Vielleicht wäre das mein Haupttipp: Mehr auserzählen, mich als Leserin mehr miterleben lassen.

Soweit für heute, gute Nacht,
eska

Juni:
liebe eska,
vielen Dank für deinen Rösti! Beim Lesen dachte ich ganz nostalgisch: Das ist die Feder-Feuer Röst-Qualität.


--- Zitat --- Was mir dabei fehlt, ist die Beziehungsebene, die über die Art zu reden rauskommt und über die Auswahl der Inhalte (was sage ich, was lasse ich weg, wie formuliere ich, was sagt die Sprechweise über den jeweiligen Character aus?).
--- Ende Zitat ---
Danke für den Hinweis. Dieses Problem taucht tatsächlich nicht nur an dieser Stelle auf.


--- Zitat --- Ich nehme an, dass Stepan Igor wohlgesinnt ist und versucht, sich zu kümmern, auf eine behutsame Weise, die Verschiedenes bedeuten kann: Stepan ist schüchtern.
--- Ende Zitat ---
Ja, und er kann Igor kaum widersprechen.


--- Zitat --- Bei der Erinnerung an Mikhails Geburt hat mich das Wort 'Mutter' verwirrt: Sind Lionel und Mikhail nicht Lydias Söhne, also die seiner Stiefmutter und damit seine Halbbrüder?
--- Ende Zitat ---
Genau. Ich umgehe das Wort 'Halbbrüder' fast immer, weil Igor so auch nicht über sie denkt.



--- Zitat ---
--- Zitat ---Er fand es verstörend, sich überhaupt fragen zu müssen, in welchen Särgen seine kleinen Brüder nun beigesetzt werden sollten. Er wollte sie nicht beerdigen. Ein Teil von ihm wehrte sich strickt gegen die Vorstellung, dass sie wirklich tot waren.
--- Ende Zitat ---

Hier bist du mMn zu weit weg von ihm. Mich würde es viel mehr berühren, wenn du mich ihn erleben lassen würdest, seine Gedanken mitkriegen, statt sie wie hier zusammenzufassen. Und das Setting würde auch zum Leidensdruck beitragen:
--- Ende Zitat ---
Ich verfalle immer wieder in die passive Schreibweise.
Was Igor auf den Beinen hält, ihn antreibt, ist der konkrete Wunsch 1. nach Rache und 2. zu überleben.
Vom Stadium Trauer zulassen zu können ist er noch weit weg. Das ist sogar ein Punkt, der mich immer wieder beschäftigt; wie stellt man Trauer bei einer Person wie Igor dar? Eigentlich, so wie ich ihn 'kenne', würde er daran auseinanderbrechen. Da muss sich erst etwas in seiner Persönlichkeit ändern, bis er trauern kann. (Er müsste dafür die Kontrolle über sein Umfeld los lassen, und das für längere Zeit; das kommt für sein jetziges Ich nicht in Frage.)


--- Zitat --- Das ist eine solche Ausnahmesituation, dass du da bestimmt gut etwas über die Charaktere zeigen kannst, z.B. auch das, was sie eigentlich sonst immer verbergen.
--- Ende Zitat ---
Man würde ja meinen, man müsste von selbst drauf kommen, aber als ich das las dachte ich: Gute Idee! Nicht  nur an dieser Stelle.


--- Zitat --- Irgendwie stelle ich mir vor, wenn schon nicht Igor, der vielleicht so diszipliniert ist, dann müsste die wesentlich jüngere Rita doch viel mehr Gefühle zeigen, Trauer, Wut, Übersprungshandlungen.  Dagegen ist sie eher noch nüchterner, denkt im Verhältnis locker an ihre toten Brüder und deren wahrscheinliche Kommentare zu ihren Särgen bzw. dem Preis, hat alles bestens organisiert... Igor hat auch kein Beschützergefühl des typischen großen Bruders ihr gegenüber. Er lehnt sich aber auch nicht an sie an, die kleine so toughe Schwester. Und Lydia bleibt ganz blass.
--- Ende Zitat ---

Im Charakter ähnelt Rita ihm... und der Leser weiß, dass Rita sich über Jahre gegen die Kontrolle ihres Umfeldes durch ihren Bruder wehrt. Sie ahnt, dass Igor Leichen im Keller hat, und er ahnt, dass sie davon wissen könnte; aber keiner spricht es offen an. Um Igors Verhältnis zu Lydia darzustellen habe ich im ganzen Roman nirgendwo Platz gefunden, weil ich immer fürchte dort, fern des Themas, zu ausschweifend zu werden. Aber die Stelle bietet sich wirklich an.




--- Zitat --- Igor spürte, wie sich Adrenalin in seinen Beinen ansammelte,
Ernsthaft? Läuft Adrenalin nicht durch die gesamte Blutbahn, so dass man Erregung spürt, aber nicht an bestimmten Körperteilen?
--- Ende Zitat ---
Ich wundere mich immer, wieso das außer mir so wenige kennen... ich kann mich noch deutlich an Situationen erinnern, in denen ich das Gefühl hatte, ich würde nur aus meinen Beinen bestehen. So, als wenn der Körper einem sagen würde, alles jedes andere Körperteil in diesem Moment irrelevant wäre und den Fokus nur auf das eine konzentriert. (Das war meistens dann auch mit Nerven aufreibenden Situationen verbunden.)


--- Zitat --- Vielleicht wäre das mein Haupttipp: Mehr auserzählen, mich als Leserin mehr miterleben lassen.
--- Ende Zitat ---
Den werde ich berücksichtigen :)
(habe neulich auch so was gedacht bei einem Textstück, das wirklich nur vom Plot getrieben war. Manchmal hat man es mit der Handlung einfach zu eilig...)


Liebe Grüße,
Juni :)

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