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Diskussionen zu "Beiträge Berlin-Workshop 2019"

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Salamander:
Mod-Notiz: Ich habe den Teil mal abgetrennt, weil die Diskussion zwar schon interessant ist, aber wenig mit dem Workshop-Beitrag zu tun hat.
Ich fände es schön, wenn wir dort beim Thema bleiben könnten - also Fragen direkt zum Beitrag (andere folgen hoffentlich noch) sind ok, aber die Frage nach den Figuren führte doch vom Thema Plot weg.


Hallo Viskey,

Mein Problem beim Schreiben großer (im Sinne von lang) Texte ist ein anderes. Das Ende habe ich klar vor Augen, aber die Figuren, die Personen, vor allem die wichtigen, bleiben blass und langweilig.
Bei Kurzgeschichten ist das ganz anders, da entstehen die Charaktere von selbst. Warum nicht bei Romanprojekten?!
Ich denke gerade, wenn ich mir jetzt selbst antworten müsste, würde ich mir raten, einige Kurzgeschichten zu meinen Roman-Charakteren zu schreiben. Vielleicht werde ich das mal tun. Oder hast du respektive  habt ihr noch Tipps zu dem Problem?
 
LG Salamander

Viskey:
Das halte ich tatsächlich für eine gute Idee: Schreib mit deinen Figuren ein paar kleine Geschichten. Schmeiß sie in Situationen (die so in der längeren Geschichte gar nicht vorkommen müssen - aber können). Ich habe meine Figuren eine Weile lang hauptsächlich so kennengelernt.

Naleesha:
Ich lerne meine Figuren NUR so kennen.
bzw durch 2 Dinge:

- Ich rede mit ihnen. stelle ihnen Fragen und versuche herauszufinden, wie der Charakter sie beantworten würde.
z.B. wo bist du geboren? wie bist du in die Geschichte reingeraten, hast du Familie? etc. so bekomme ich nach und nach den Hintergrund meiner Figuren zu fassen, was mir dann bei der Charakterisierung hilft. z.B. verrät mir das Umfeld, in dem man aufwuchs viel darüber, wo mein Charakter seine Moralvorstellungen her hat, bzw wie sich die gebildet haben...
-> funktioniert das nicht oder nicht so gut, lasse ich andere die Fragen stellen, vielleicht habe ich ja nur nicht die richtigen Fragen gestellt. dafür gibt es dann die Charaktercouch.

- ich schreibe - von mir liebevoll so genannte - "Müll-Szenen" oder "Quatsch-Szenen". Das bedeutet, dass ich diese Szenen NUR schreibe, um den Charakter agieren zu lassen. Diese Szenen sind von vorn herein nicht dazu gedacht, als Kurzgeschichte oder als Szene in der längeren Geschichte aufzutauchen. Sie können Hanebüchen und völlig an den Haaren herbeigezogen sein. Völliger Quatsch eben ;) z.B. werfe ich eine Menschenscheue Person in einer Szene in die Lage, vom einzigen ihr wichtigen Menschen auf eine (große) Geburtstagsparty eingeladen worden zu sein. Wie fühlt sie sich dabei? Macht sie sich Gedanken um ein Geschenk? Oder über seine eigene äußere Erscheinung dafür? Wie lange bleibt er auf der Party? Wird er dadurch vielleicht sogar etwas lockerer? ---> Oder versucht er sich zu drücken? Wie rechtfertigt er das vor sichselbst und wie vor dem Menschen, der ihm so wichtig ist? Gibt es da Unterschiede?

In der nächsten "Müll-Szene" kommt diese menschenscheue Person in die Lage, auf Hilfe angewiesen zu sein. Wie bittet er darum? Wie soll diese Hilfe aussehen? Auf wen würde er dafür zugehen? Wie überwindet er seinen Widerwillen auf andere Menschen zuzugehen etc?

Wie gesagt, diese Einzelszenen sind meist ziemlicher Quatsch, aber sie bringen mir die Person nahe, die mir da zugelaufen ist für die Geschichte.
Zwar sperrt sich mein Schmied manchmal noch ziemlich, aber auch von ihm bekomme ich so langsam an ein vernünftiges Bild.

Ich habe mir vorgenommen, beim nächsten Federtreffen, an dem ich teil nehme, einen Vortrag darüber zu halten "wie lerne ich meine Charaktere kennen", bzw. "wie finde ich die richtigen Charaktere für meine Geschichte?"
-- nur herauszufinden wie meine Charas sprechen, das wird da wohl nicht mit rein kommen, da meine Charas meist ziemlich ähnlich klingen. Bis auf Schankwirte und Schmiede... ^^  :cheese:

LG, Nalee

Viskey:
@ Nalee
Da freu ich mich schon drauf. Ich finde es immer interessant, wie andere Autoren mit diversen Aufgaben umgehen.

merin:
Vielen Dank für diese Darstellung im anderen Thread Viskey. Ich glaube, dass ich tatsächlich auch so ungefähr plotte, wobei mir das Bild von Türen hilft, durch die die Charaktere hindurch müssen. Bei mir ist oft das Ende nicht ganz klar oder es gibt verschiedene mögliche Enden und erst im Lauf der Geschichte entscheide ich, welches es wird. Aber es hilft schon, Zwischenstationen festzulegen, die auf diese Endmöglichkeiten hinzielen. Dann kann ich mich auch nicht so leicht verrennen und habe zwischendrin noch genug Raum für Bauchschreiberei. Das ist mir wichtig, damit der Spaß am Schreiben erhalten bleibt.

Zu Protas hatte ich ja tatsächlich überlegt, ob ich dazu mal eine Aufstellungsarbeit anleite in einem Workshop. Also quasi Psychodrama mit eigenem Prota. Nur fürchte ich, dass ich, wenn ich die Werkstatt organisiere, davon schon so aufgeregt bin, dass ich nicht noch hinbekomme, inhaltlich beizutragen.

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