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Pechmarie

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merin:
Die Idee, dass die Erzählerin erstmal nur spürt, dass da was nicht stimmt, mag ich auch lieber als den direkten Einstieg mit der Tragödie. Eine Variante wäre auch, dass die Oma so erzählt, dass Auslassungen deutlich werden und die der Hook sind. Ich bin mir tatsächlich nicht ganz sicher, welche Geschichte nun folgt. Einfach wegen des Tempos, da nehme ich an, die "Tragödie" ist eher hintergrund als Hauptgeschichte. Wo der Konflikt sein könnte, um den der Text kreist, kann ich noch nicht erahnen. Das müsste denn jetzt bald kommen.
Wie lang soll der Text denn werden?

Salamander:
Stimmt, der Fokus liegt nicht auf der Tragödie, gute Intuition.

Paradieseule:
Hallo Salamander,

Kennst du das?

--- Zitat ---„Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augustus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. So zog auch Josef ….“

--- Ende Zitat ---
Ob es für diese Erzählform einen Namen gibt, weiß ich nicht (Wenn ja, kann es mir jemand verraten? :stupid: ) Einiges in deinem Text erinnert mich an diese Erzählform …

Was lese ich?
Ein Einstieg in eine Geschichte, in der es wohl um Vergangenes geht. In welcher Form, weiß ich noch nicht. Vielleicht wechselt die Erzählung in die Zeit der Oma oder sonst was.
Weiterlesen ja, wenn aus der Geschichte etwas wächst. Etwas Spannendes, eine Familiengeschichte, eine Zeitreise, oder … Der Abschnitt hierzu ist zu kurz, um zu erkennen, was du daraus machen willst.

Die Idee mit den Fotoalben finde ich passend.   8) Aber vielleicht magst du auch ein wenig mehr auf das Außen rum eingehen?  Ich lese von Familienzusammentreffen, der Verlobten des Lieblingsenkel, Anwesenden im Raum, …
Wie wäre es, wenn du ein wenig Farbe hineinbringen würdest? Ist es ein Geburtstagsfest? Wo? In welchem Raum? (Einerseits haben wir eine Couch, andererseits ein Kuchenbuffet (Theke). Und offensichtlich ist die ganze Verwandtschaft da. Also was ist das für ein „Zusammentreffen“?)

Mark, der Verlobte deiner Erzählerin wird nur kurz erwähnt. Er wirkt auf mich nur wie ein Statist. Gibt es vielleicht noch mehr zu erwähnen? Außer, dass er der Lieblingsenkel ist. Wie geht es deiner Protagonistin? Langweilt sie sich und schaut deshalb die Alben an? Oder macht sie es aus Höflichkeit? Vielleicht findet sie es auch toll, von der Oma akzeptiert zu werden. Bring ein wenig Atmosphäre, Gefühle und Bewegung (keine Erklärungen oder Vermutungen) rein.

Beispiel: … Omabella nahm mich in Beschlag … Ich mochte die weißhaarige alte Dame …. Ich hörte ihr gerne zu, wie sie von früher erzählte. „Warte“, sagte sie. Omabella lächelte mich an und stand auf. Kurze Zeit später kam sie mit einem dicken Fotoalbum zurück. Wir nahmen auf der Couch Platz und steckten die Köpfe zusammen …

Es gibt gewisse Aussagen, die ich deiner Protagonistin nicht einfach so abkaufe: Ein besonderes Interesse die Personen zu identifizieren und es noch faszinierend zu finden.

--- Zitat ---Besonders  interessierte es mich, die  Personen auf den Fotos mit den Anwesenden im Zimmer zu identifizieren. Es faszinierte mich, Verbindungen zwischen den Fotos und den Anwesenden im Raum zu finden, oder es wenigstens zu versuchen.

--- Ende Zitat ---
Was für Bilder sind in dem Album? Erkennt sie zum Beispiel ihren Freund (Mark) mit der Schultüte? Schmunzelt sie dabei?  Findet sie eventuell andere Personen? …und dass musste sein Bruder sein! …  Lass die Bilder etwas rückwärts reisen … bis sie z.B. Schwarz-weiß werden. Dann brauchst du solche – wie oben – Erklärungen nicht.


--- Zitat ---„Oja das muss furchtbar für die kleine Marie gewesen sein“, antwortete ich voller Mitgefühl.
--- Ende Zitat ---
Das Mitgefühl ist mir zu viel des Guten. An eine Person, die sie persönlich gar nicht kennt?
Auch hier würde ich streichen. Es ist klar.

--- Zitat ---„Stimmt“, bestätigte Omabella meine Vermutung der Identität der Frau und begann zu erzählen:

--- Ende Zitat ---

Ein Tipp zum Sonntag:  :hehe: Ich für meinen Teil, setze mich beim Schreiben gedanklich in die Person. Probiere zu fühlen, zu sehen, zu beobachten.

LG Paradieseule

eska:
Liebe Salamander;

um gut auf deine Frage nach der Wirkung antworten zu können, fehlt mir eigentlich die Info, was für ein Text daraus werden soll. Handelt es sich um den Anfang eines Romans (denke ich eher nicht, weil schneller Einstieg) oder einer Kurzgeschichte, geht es um die Pechmarie, um das Erobern (oder sich Absetzen von) der Schwiegerfamilie, um Omabellas Geschichte...?

Für sich genommen, ist die Passage ein Wechsel vom netten Zusammensitzen zu einer schlimmen Begebenheit aus der Kindheit der Oma, und das knapp genug, so dass es den Leser schön führt. Dass die eine der Schwestern als ältere Frau im Raum ist, lenkt mich zu der Vermutung, dass die Protagonistin noch mehr mit dieser Schwesterngeschichte zu tun haben wird. Idealerweise wird es einen tiefgreifenden Konflikt zwischen ihr und ihrem Verlobten aufmachen. Das ist also gut zum Leserködern und interessant gemacht. :applaus:
Inhaltlich wundere ich mich ein bisschen über die Bereitwilligkeit von Omabella, einer fast noch Fremden dunkle Familiengeheimnisse zu erzählen, zumal ihre eine Schwester im Raum ist. Aber entweder gibt es gar kein Geheimnis, sondern eben nur eine Tragödie, oder die alte Frau erzählt das sozusagen jeder neuen Bekanntschaft (es wäre interessant, warum, was für einen Vorteil sie davon hat, welche Rolle sie spielte bzw. gespielt haben möchte), oder es signalisiert eine besondere Sympathie zwischen der jungen und der alten Frau (das könnte dann noch stärker herauskommen im Verlauf).

Gibt es einen Grund für den zusammengezogenen Namen Omabella? Heißt sie z.B. Mabel? Oder ginge auch Oma Bella? Deine Version irritiert mich jedesmal beim Lesen, weil mir die Pause fehlt.

Wenn es gar nicht um den Verlobten geht, würde ich den Namen Mark weglassen, weil der, besonders im ersten Satz, gleich eine Hauptfigur ankündigt.

Mich stört es nicht, dass du viel die Narrative nutzt, aber wenn es um das Verhältnis von Omabella und Protagonistin geht, könntest du noch mehr Dialog einbauen (szenisch). Wenn es aber eine Kurzgeschichte wird, ist die Zusammenfassung wohl besser, weil du dich auf das tragische Geschehen konzentrierst. (Deswegen mein Wunsch nach mehr Info.  ;))

Einige Sätze sind einander (auch inhaltlich) sehr ähnlich:


--- Zitat ---Besonders  interessierte es mich, die  Personen auf den Fotos mit den Anwesenden im Zimmer zu identifizieren. Es faszinierte mich, Verbindungen zwischen den Fotos und den Anwesenden im Raum zu finden,
--- Ende Zitat ---
Da kannst du gut kürzen, z.B. zu
Besonders interessierten mich die Personen. Ich versuchte gleich, Verbindungen zwischen den Fotos und den Anwesenden zu finden, von denen ich die meisten noch nicht kannte. (Je nachdem, wie groß der Raum, wieviele Personen da sind...)


--- Zitat ---mit den damals üblichen Trägerschürzen
--- Ende Zitat ---
Bisher wissen wir noch nicht, um welches Damals es sich handelt.;) Und wenn du die Schürzen erwähnst, vielleicht noch im Verein mit Zöpfen oder einer Flechtfrisur, brauchst du das altmodisch nicht.

Was ist denn an dem Foto so herausstechend? Hat es ein Blatt für sich alleine, schlägt die Seite sich quasi von alleine auf, weil so oft angesehen, ist es besonders groß oder war es beschädigt und sorgsam geklebt? Oder sehen die Mädchen sich so erstaunlich ähnlich?

--- Zitat ---„Wer sind diese?“
--- Ende Zitat ---
Ich würde eher sagen: die beiden, klingt lockerer.

--- Zitat ---Suchend schaute ich mich im Raum um, ob sie möglicherweise anwesend waren und ob ich sie erkennen würde. Diese große Frau an der Kuchentheke, das konnte die eine der beiden sein,
--- Ende Zitat ---

Würde ich kürzen:
Suchend schaute ich mich im Raum um: Diese große Frau an der Kuchentheke, das konnte die eine der beiden sein,


--- Zitat ---„Stimmt“, bestätigte Omabella meine Vermutung der Identität der Frau und begann zu erzählen:
--- Ende Zitat ---

Das kommt etwas unvermittelt, siehe oben.


--- Zitat ---Jahrelang waren sie wie siamesische Zwillinge unzertrennlich, die beiden, unzertrennlich; und doch verschieden wie Tag und Nacht. Maya war immer die Führende, Strahlende, Maßgebende, beliebt bei allen. Maya entschied, was gespielt wurde, wer mitspielen durfte und wer nicht. Marie folgte ihr, war das Anhängsel. Dazu kam noch eine körperliche Behinderung Maries  infolge einer Kinderlähmung. Sie Im wahrsten Sinne des Wortes, denn sie hinkte nach einer Kinderlähmung. ‚Pechmarie’ verhöhnten andere Kinder sie oft.
--- Ende Zitat ---

Kann man auch noch kürzen, siehe Vorschlag.


--- Zitat ---Oja das muss furchtbar für die kleine Marie gewesen sein
--- Ende Zitat ---
oja oder oje? Und danach ein Komma.


--- Zitat ---„Nein, ich meinte ein anderes Schreckensereignis “, entgegnete Omabella.
--- Ende Zitat ---
Das klingt etwas irritierend: Noch war ja von keinem schrecklichen Ereignis die Rede. Vielleicht: ein besonderes Ereignis?


--- Zitat ---„Eines Tages passierte eine Tragödie.
--- Ende Zitat ---
In meinem Empfinden passen 'passieren' und 'Tragödie' stilistisch nicht zusammen. 'passierte etwas Schreckliches/Furchtbares' oder 'geschah ein Unglück' oder 'spielte sich eine Tragödie ab'...


Jetzt ist es doch ein ganzer Durchlauf geworden, ich hoffe, das stört dich nicht.
Viel Spaß beim Weiterschreiben,

eska

merin:
Stimmt, über die Schreibweise von Omabella bin ich auch gestolpert.

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