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Feuersturm: Artemisias Opfer

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LaHallia:
Hi merin,


--- Zitat ---Ansonsten würde ich davon ausgehen, dass der Verlust eines Kindes nicht in dem Maße als traumatisch erlebt wurde wie heute. Oder anders: Es war eine Art der Traumatisierung, für die wenig Raum war, weil sie als normal galt.
--- Ende Zitat ---

Danke für den Input, du hast sicher recht. Es fällt mir grundsätzlich recht schwer die Gefühlswelt an damals anzupassen. Wir hatten das Thema ja auch schon in einem anderen Thread, daher bin ich jedes Mal sehr dankbar, wenn du mich darauf hinweist.


--- Zitat ---Es gibt heute noch Kulturen, in denen es üblich ist, erst nach einer gewissen Zeit einem Kind überhaupt Leben zuzuschreiben - um sich davor zu schützen, sich zu früh zu binden und zu stark zu leiden.
--- Ende Zitat ---
Ja, war tatsächlich in der Region und der Zeit in der ich schreibe auch so. Ist mir gerade eingfallen als du es erwähnt hast: Kinder haben erst mit 10 Tagen ihren Namen bekommen und wurden dem Haushalt/Familie bei einem Fest vorgestellt. Und es gab den Ratschlag sich nicht emotional an ein Kind zu binden bis es acht Jahre war. Was halt nur Theorie war und in der Praxis sicher schwer. Es gibt auch aus der damaligen Zeit Gräber von sehr jungen Kindern, bei deren Inschriften man merkt, dass die emotionale Bindung sehr wohl (auch) schon viel früher da war.

Liebe Grüße

LaHallia:
Hi Oldlady,

freut mich, dass es dir grundsätzlich gefallen hat. Ich weiß leider überhaupt nicht, wie ich das Ende "schöner" machen könnte. Ich werde etwas von dem Trauma rausnehmen, es abschwächen, aber inhaltlich verändert sich dadurch ja nichts. Vielleicht kommt ein kleiner Hoffnungsschimmer dazu, dass Artemisia weiß, dass sie das richtige getan hat, aber ob das das Ende erfreulicher macht weiß ich nicht.

 :daaanke:

Liebe Grüße

merin:
Naja, wenn Artemisia da etwas aufrechter rausgeht, mehr nach dem Motto: Es ist ein großes Opfer, es sollte sich besser lohnen! Dann ist das Ende schon etwas weniger düster. Genauso, wenn sie an die Kinder denkt, die noch kommen werden.
Du könntest auch überlegen, ob sie diesem Kind zugewandter ist. Sie kann ihm danken, ein Ritual für es planen. Es kann etwas geben, was über den Tod des Kindes hinausweist.

eska:
Hi.
Interessanter Text und interessante Fragen, La Hallia!

Zunächst: Ich habe die bisherigen Kommentare schon gelesen, steige also in die Diskussion ein.

1. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass eine Frau in ähnlicher Situation viel für das Leben ihres Mannes opfert, von dem alles abhängt. Ich frage mich allerdings, wie ganz konkret sie ihr Kind geopfert hat, außer durch ihre Bereitschaft, es hinzugeben. Gab es eine Art Austreibekult? Gift? Wie gefährlich war das für sie und wusste sie das vorher? Vielleicht durchlebt sie hier auch noch den Schock des Fast-selber-draufgegangen-Seins.

2. Wie sehr hing sie denn an diesem Kind? Sie scheint noch sehr jung (ein sehr dünnes Mädchen), also nicht unbedingt körperlich optimal entwickelt für Schwangerschaften, emotional dann oft auch nicht so reif, das eigene Leben aufs Spiel setzen zu wollen für ein Kind. Behielten Königinnen ihre Kinder überhaupt bei sich? Liebt sie ihren Mann? Wäre ein Junge das ersehnte Ergebnis?
Es ist nicht ganz leicht, sich emotional von dem Wesen fernzuhalten, das sich in einem bewegt, aber zwiespältig könnte sie schon sein, vorher meine ich. Das Baby dann zu sehen und sich zu verlieben (passiert, wenn sie einen angucken, aber auch, weil das Kindchenschema greift), kann ja ihr persönliches Verlusterlebnis sein. Die Berührung der kleinen Nase doppelt sich, Artemisia will das, Maussolos tut es. Besser wäre, sie würde etwas anderes besonders wahrnehmen. Den zarten Geruch, die Wimpern, die kleinen Finger und Zehen, die durchscheinenden Ohren... Das hängt davon ab, wie weit die Schwangerschaft war.

3. Wahrscheinlich ist das Kind ja noch nicht voll ausgetragen, also deutlich kleiner und leichter (im letzten Monat nehmen die Babys am meisten zu). Eine solche Geburt geht schneller und "einfacher", der Körper erholt sich schneller. Ob Endorphine (Glückshormone) ausgeschüttet würden, wage ich hier zu bezweifeln. Aber nach einer halben Stunde Pause oder so (mit Waschen etc.) könnte sie wohl ein Stück gehen. Du kannst sie ja wackelig sein lassen oder das Gefühl haben lassen, sie müsse eine Blutspur hinterlassen wegen starker Nachblutungen (das kennt sie ja nicht beim ersten Kind).
Andererseits ist es ein tolles Gefühl, seinen Körper wieder für sich zu haben, tief Luft holen zu können etc., da wieder Platz in der Mitte ist, und vor allem die Wehen los zu sein. Überlebt zu haben -  je nachdem, wie schlimm es war.


So weit für heute Nacht.

Frohe Weihnachten!

eska

LaHallia:
Hi merin,


--- Zitat ---Naja, wenn Artemisia da etwas aufrechter rausgeht, mehr nach dem Motto: Es ist ein großes Opfer, es sollte sich besser lohnen! Dann ist das Ende schon etwas weniger düster. Genauso, wenn sie an die Kinder denkt, die noch kommen werden.
--- Ende Zitat ---
Ja, das ist eine gute Idee, das werde ich so machen.


Hi eska,


--- Zitat ---Ich frage mich allerdings, wie ganz konkret sie ihr Kind geopfert hat, außer durch ihre Bereitschaft, es hinzugeben. Gab es eine Art Austreibekult? Gift? Wie gefährlich war das für sie und wusste sie das vorher? Vielleicht durchlebt sie hier auch noch den Schock des Fast-selber-draufgegangen-Seins.
--- Ende Zitat ---
Sie hat das Kind nicht selbst getötet. Sie war im Tempel und hat zum konkreten Gott gesagt sie gibt alles wenn ihr Mann nur lebt, er soll das Kind nehmen, statt ihn. In dem Moment schlägt ein Blitz in die heilige Platane ein und sie brennt im Regen. Aus dem Kontext heraus macht das mehr Sinn, als hier in zwei Sätzen zusammengefasst^^ SIe sieht es so, dass die Götter das Opfer angenommen haben und das Kind in diesem Moment gestorben ist.


--- Zitat --- Wie sehr hing sie denn an diesem Kind? Sie scheint noch sehr jung (ein sehr dünnes Mädchen), also nicht unbedingt körperlich optimal entwickelt für Schwangerschaften, emotional dann oft auch nicht so reif, das eigene Leben aufs Spiel setzen zu wollen für ein Kind. Behielten Königinnen ihre Kinder überhaupt bei sich? Liebt sie ihren Mann? Wäre ein Junge das ersehnte Ergebnis?
--- Ende Zitat ---
Sie hing kein bisschen an dem Kind, das habe ich im Text auch behandelt. Sie sieht es als etwas, das ihren Status festigen und etwas heben würde, aber emotionale Bindung hat sie keine zu dem Kind. Und das Kind hat auch erheblich weniger Wert als ihr Mann. Weil die Wahrscheinlichkeit, dass dieses eine Kind so oder so gestorben wäre recht hoch war und dann wäre sie ohne Mann und Kind dagestanden, das wäre natürlich ziemlich blöd gewesen. Übertrieben jung habe ich sie nicht gemacht. Sie ist zu diesem Zeitpunkt 16 oder 17. Und das Kind hätte eine Amme gehabt. Ihren Mann liebt sie nicht, aber sie weiß, dass ihr Leben als Witwe sich ganz erheblich verschlechtern würde.


--- Zitat ---Die Berührung der kleinen Nase doppelt sich, Artemisia will das, Maussolos tut es.
--- Ende Zitat ---
Das habe ich mit Absicht gemacht, dachte das würde ein stärkeres Bild sein :D


--- Zitat ---Wahrscheinlich ist das Kind ja noch nicht voll ausgetragen, also deutlich kleiner und leichter
--- Ende Zitat ---

Jap, war eine Frühgeburt im 6. oder 7. Monat.

Danke für deinen Input  :daaanke:

Liebe Grüße

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