Teufelsrost > Höllenfenster
Athmosphäre
Viskey:
Für mich ist das ein Schnellabfertigungs-Touristen-Ort und eine Familie/Gruppe, die auf Teufel komm raus das beste und alles aus ihrem Frankreichurlaub herausholen will. Vielleicht stolz darauf, dass sich diesen Urlaub endlich leisten können.
Alles und jeden mitnehmen, was nur irgendwie reingeht und sich notfalls selbst davon überzeugen, dass das jetzt echt toll ist.
Also alles in allem ein eher durchwachsenes Erlebnis. Der Druck, dass alles toll werden muss, könnte genau das sein, was den Urlaub kaputt macht.
Und jetzt geh ich den Thread lesen.
Marie:
Danke Viskey,
ich finde es spannend, was man alles in die Szene hineininterpretieren kann.
Jetzt sollte ich herausfinden, was ich eigentlich zeigen möchte. ;)
Danke für deine Anregung.
Liebe Grüße
merin:
Keine Ahnung, ob ich zu spät bin, aber mich hat die Szene etwas schal zurückgelassen. Ich hatte gar keine Bilder vor Augen, keine Atmosphäre. Das nichts passiert, ist für mich gar nicht schlimm, aber ich hätte gern irgendwie ein Gefühl dazu, was das für ein Restaurant ist. Und das habe ich nicht. Ich glaube, dass das (für mich, was ja sehr individuell ist) daran liegt, dass du vieles beschreibst, was generisch ist: Restaurants sind meist laut, Wein oft süffig usw. Die zitierten Wortfetzen sagen mir nichts. Ich würde daher dazu raten, weniger zu schreiben und das Besondere hervorzuheben: Was macht diesen Ort aus?
Und ich würde noch einen Blick auf die Perspektive lenken. Aus wessen Sicht ist es erzählt? Löst es in dieser Person etwas aus? Und wenn es nicht personal erzählt ist: Welchen Hintergrund könntest du uns noch geben? Dabei fällt mir dann auf, dass ich mich nach der Funktion der Szene frage. Warum geht es dir? Das wird für mich nicht recht klar.
Marie:
Guten Morgen merin,
dieser kleine Ausschnitt, ist eine Szene einer größeren Geschichte. Ein Paar, das in der gehobenen Gastronomie arbeitet fährt mit dem Auto an der Loire entlang. Beide sind von ihrem Job gestresst, worunter die Beziehung gelitten hat. Das einzige, was sie noch verbindet ist die Liebe am Genuss. Im Laufe ihrer Beziehung waren sie oft in Sterne-Restaurants essen. Jetzt sitzen sie in einem einfachen französischen Bistro und finden Freude an dieser Einfachheit. Das wollte ich darstellen.
Ein einfacher Wein ist süffig, ein komplexer Wein nicht, z.B. in einem Sauvignon Blanc finde ich ein Bukett aus Zitrusfrüchten, Stachelbeere und Melone. Wein trinkt man normalerweise aus Weingläsern und nicht aus Humpen, die an Senfgläser erinnern. Ich hatte die Hoffnung, dass, wenn ich eine französische Unterhaltung einstreuen lasse, klar wird, dass die beiden in Frankreich sind. Im Vor- und Nachher dieser Szene ist das aber auch unmissverständlich beschrieben.
Mir ist, auch durch die Kommentare der anderen klar geworden, dass ich hier zu viel Wissen voraussetze. (Ich hoffe, das klingt nicht überheblich)
Deine Fragen finde ich sehr hilfreich.
Ich habe deine Kritikpunkte und die der anderen im Hinterkopf. Jetzt schreibe ich weiter und bei der nächsten Überarbeitung werde darauf achten, wie ich Stimmungen deutlicher rüberbringe.
Danke für dein Feedback.
Liebe Grüße
merin:
Es ist immer schwer, Teile von Romanen rösten zu lassen, weil die Teufel ja die anderen Teile nicht kennen. Das kenne ich gut. Trotzdem ist meine Erfahrung, dass es hilfreich sein kann. So ist nun deutlich geworden, dass es dir um den Genuss geht, das heißt um eine Sinnlichkeit von Geschmack, Geruch, Textur usw. beim Essen und dann noch um eine Beziehungsebene. Und das hast du, so meine bescheidene Meinung, nicht gut eingefangen, weil die Szene zu unspezifisch bleibt. Ich glaube, da fehlt gar nicht viel und ich bin mal so dreist, in deinem Text wild herumzustreichen und zu -schreiben, um zu zeigen, welche Richtung ich meine:
Ein Mann mit einer schief gebundenen schwarzen Schürze wies uns einen kleinen Tisch zu. Er war mitten im Raum und wie alle anderen Tische hier: weiße Plastiktischdecke mit Blümchen, in gelbe Papierservietten eingewickeltes Besteck. Wir tauschten einen Blick und lächelten: Plastiktischdecken! Der Tafelwein wurde in kleinen Humpen serviert, die an Senfgläser erinnerten und wir prosteten uns grinsend zu.
Das laute Stimmengewirr ließ uns näher zusammenrücken. „C´est très bon …“, „…attendre …“.
Zuerst kam das Baguette mit Rillettes. Sicher war alles einfach, aber frischem Brot kann ich nie widerstehen. Als der geschmorte Coq au Vin kam, war ich schon fast satt. (Hier etwas zum Coq au vin, dem Geruch oder den Tellern oder was weiß ich) Trotzdem musste ich das Dessert probieren: Crème Brûlée. Wir teilten uns eins, klopften die Löffel auf die Karamellkruste, bis sie knackend nachgab und den Geruch von echter Vanille freigab.
Mein Tipp wäre: Werde konkreter, male Bilder. Nur so angedeutet, nicht ausgemalt, aber so konkret, dass vor meinem inneren Auge etwas entsteht. Und behalte neben der Sinnlichkeit die Beziehungsebene im Blick. Und: Die Perspektive ist für mich wirklich schwierig, weil es dieses Wir gibt, ohne dass sich jemand abhebt. Das mag gewünscht sein, aber das, was du über den Text schreibt, klingt mir so, als müsstest du gelegentlich ein Ich herausdröseln, um das erzählen zu können.
Wie immer: nur meine Ideen und Gedanken dazu. Ich rücke ja gern sehr an Protas ran.
So far ...
merin
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