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Struggle - wie fange ich an?

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diffusSchall:
Ich mache das auch genau so. Sammeln, sammeln, sammeln...

Bei mir ist da am Anfang eine vage Idee oder eine konkrete Szene ohne echten Plott, die aber den Vibe der Story schon mitbringt. Nie eine komplette Story (bisher). Manchmal schreibe ich kurze Texte und Szenen, um diese Stimmung zu festigen oder einen Charakter zu formen.
Ab da spiele ich mit möglichen Charakteren herum, die wiederum Storyideen triggern. Ich interviewe sie.
Und ich sammle Details zum Worldbuilding. Ich bin ein visueller Typ: Ich grase auf Pinterest zu meinem "Thema" passende Bilder ab und lasse mich davon inspirieren. Zum Teil erstelle ich tatsächlich eigene Grafiken und Charakterbilder.
Irgendwann hat diese Sammlung von Fragmenten eine kritische Masse erreicht und dann fallen einfach ein paar Puzzelstück an ihren Platz und es formt sich ein Plott und mehr.

Ich hab als Landscaper angefangen. Also ganz ähnlich wie Paul einfach drauf los geschrieben. Das ist unglaublich befriedigend. Ich weiß aber heute, dass mich das später zu viel Nerven kostet. Weil ich den Plott zurechtbiegen muss, damit daraus eine lesbare Geschichte wird. Bei meinem aktuellen Romanprojekt habe ich versucht, alles bis zum einzelnen Kapitel vor zu planen. Das hat nicht funktioniert. Letztlich ist daraus ein Verhältnis von 2/1, Plotten zu Offenlassen, geblieben. Das scheint für mich ganz gut zu funktionieren. Jetzt habe ich die nötige Struktur, um einer Story gezielt zu folgen und trotzdem noch genug Freiheiten, um den Kopf beim Schreiben ab zu schalten.

Ich kann dir nur raten, dich da einfach aus zu probieren.
Die für dich richtige Arbeitsweise wird sich von allein einstellen.
Nichts erzwingen und verkrampfen.
Und: Schreibflauten kommen immer wieder mal. Der innere Schweinehund will manchmal böse getreten werden.


LG
Frank

merin:
Hi Cimglett,

ich kenne das auch. Ich bin immer noch dabei zu versuchen, herauszufinden, wie ich als Autorx funktioniere. Ich glaube, dass es wichtig ist, herauszufinden, was dich bei der Stange hält. Bei mir sind das die Charaktere. Ich habe ein Thema, das mich interessiert, und dann trudeln die Charaktere ein. Ich habe nun mein Debüt, einen Zweiteiler und eine Novelle geschrieben und kann sagen, dass es so scheint, dass ich eher nicht plotten kann. Weil meine Protas einfach nicht machen, was sie sollen. Wenn ich sie zwinge, wird es unorganisch, die reinste Qual. Wenn ich sie von der Leine lasse, wird es Chaos und Klischee. Also plotte ich mittlerweile auf Sicht, immer so einige Kapitel im Voraus und dann so ein oder zwei große "Türen", durch die die Charaktere durch müssen. Das können Beziehungs- oder Storythemen sein oder innere Entwicklungen.
Wenn eine vorgeplottete Szene mich langweilt, was vorkommt, schreibe ich manchmal einfach zwei Szenen später weiter. Dann fehlen da mittendrin auch mal drei Szenen. Wenn die mich dann Wochen später immer noch langweilen, zwinge ich mich auch mal und schreibe was hin. Ich überlege, was in diesen Szenen passieren soll, was sie für eine Funktion haben. Was ich brauche. Ich lasse liegen und schreibe sie später. Wenn das aber bei der Überarbeitung immer noch nicht funkt, dann suche ich intensiv nach dem Grund. Dazu muss ich mich meist mit Leuten austauschen, über die Szenen reden oder schreiben. Die Szenen landen mitunter hier auf dem Rost. Manchmal platzt dann der Knoten und ich kann die Szenen schreiben, manchmal kippe ich sie in die Tonne und merke, dass sie eine Sackgasse waren.

So oder so merke ich, dass es für mich eine Mischung aus Disziplin und Freilassen ist. Ich brauche eine gewisse Struktur, um in kreative Prozesse zu kommen und dazu gehört auch manchmal zu sagen: Heute schreibst du einen Entwurf für Szene xy. Das Wort "Entwurf" entlastet mich dabei sehr, aber ein bissel Druck braucht es mitunter schon. Wie ist das bei dir?

So far ...
merin

Cimglett:
merin, du ahnst gar nicht, wie sehr du mit einigen deiner Worte ins Schwarze meines Buches triffst ...  :devgrin:

Finde eure Tipps super. Vielen Dank.
Auch das mit "2 Szenen später weiterschreiben". Das habe ich mich noch nie getraut! Ich bin einfach sehr perfektionistisch, will da chronologisch vorgehen ... Aber dann denke ich mir: Wenn es mich schon beim Schreiben langweilt, dann langweilt es später auch den Leser.

Eines meiner früheren Hauptprobleme war, dass ich nicht genug Ideen in der Idee hatte. Nicht genug Plot, sozusagen. Oder dass sich Teile des Plots wiederholten (Beispiel aus meinem 1. Teenagerbuch, don't judge: Jugendliche sind im Wald und müssen rausfinden, sie werden immer wieder von Tieren angegriffen. Es sind zwar immer andere Tiere und es geht anders aus, aber es hat sich so natürlich wiederholt, ohne dass es den Plot wirklich weitergebracht hat.).
Dem will ich jetzt vorbeugen. Meine aktuelle Idee hat zumindest sehr viel Spielraum dafür. Aber mir fällt es manchmal trotzdem schwer, so viele Ideen auszuarbeiten.
Meine Mutter sagte einmal, nachdem sie etwas von mir gelesen hatte: "Habe gerade zwei Kapitel gelesen und nichts ist passiert. Bei Schriftsteller xy passiert auf 5 Seiten so viel ..."
Gut, das war eine alte Arbeit. Ich versuche mich ja zu bessern :)

Schreiben funktioniert bei mir eigentlich nur, wenn ich Lust habe und es sozusagen von innen heraus kommt. Natürlich kann ich mich auch dazu zwingen, etwas zu Papier zu bringen, aber dann wird es erfahrungsgemäß nie gut. So ist das übrigens auch mit Songs - entweder es sprudelt heraus oder ich kann stundenlang vergebens herumprobieren.
Vielleicht ändert sich das noch.

Bilder von Charakteren suchen: Oh ja, mache ich auch immer.
Sammeln, sammeln, sammeln. Sehr sympathisch. :)

merin:
Interessanterweise ist die Qualität des Geschriebenen bei mir recht unabhängig davon, ob ich Spaß dran hatte oder mich gequält habe. Sie schwankt immer und ich kann sie nie zeitnah einschätzen. Das finde ich mit am Erschreckendsten: Dass ein "großer Wurf" sich wenige Monate später als "oh wie peinlich" herausstellen kann. :rotwerd:

Zu den ungeliebten Kapiteln fällt mir noch ein, dass ich da dann immer zuerst eine Zusammenfassung schreibe. Und an die bastle ich dann immer noch was ran. So wird dann auch eine Szene draus. Da steht dann mitunter auch der Text, dann "xy streitet sich mit z. Worüber? Am Ende müssen beide sauer aufeinander sein" und dann kommt wieder Text.

Cimglett:
Gute Idee das mit der Zusammenfassung. :)

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