Teufelsrost > Höllenfenster

Vergiss es! Das brauchst Du gar nicht erst versuchen

(1/3) > >>

Cecilie H:
Hey ihr,

ich möchte Euch ne Kurzgeschichte vorstellen.

Sie gehört mit weiteren zum Thema REGIONAL, also Kurzgeschichten, locker, flockig, einige seicht, dafür hoffentlich gut lesbar. Ziel ist Kurzweiligkeit, Ironie, auch Tiefgründigkeit über meine Heimat.

Jaaaaaa, klingt jetzt öde, soll es aber nicht sein. Heimat kann auch sexy  :biggrin: (hoffentlich!!)

Heimatbonus ist etwas, wofür die Leute sich erwärmen können.
WARUM? Ich gewann auf der hiesigen Fläming ART, das waren Kurzgeschichten, die in Stadt & im Dorf spielten. Sicherlich könnten die überall spielen. Ich finde das aber ganz reizvoll, also habe ich sie hier angesiedelt.
Meine Fragen zum Schluss.
LG Cecilie
             

VERGISS ES! DAS BRAUCHST DU GAR NICHT ERST VERSUCHEN

 „VERGISS es!“, hatte Christian mir zugeraunt, als ich mit halberhobenem Finger Richtung Tür auf eine Erscheinung deutete. Meine Entdeckung schwebte stilsicher in Stilettos durch jene Tür hinein. Mein Arm sank Dank der ungemein liebenswürdigen Bemerkungen von Christian nieder wie ein blutleerer Krake, um auf dem Meeresboden zu verenden.
„Das brauchst Du gar nicht erst versuchen!“ Während er weitersprach, beobachteten wir beide fasziniert meine äußerst attraktive Entdeckung, welche Clara ansteuerte.       
                              
Wir waren zu Claras Geburtstagsfeier eingeladen worden. Christian, ihr ehemaliger langjähriger Kollege und ich, Claras kurzzeitiger Chef, wir drei hatten uns nie aus den Augen verloren, wenngleich mir doch Claras Geburtstage alljährlich entfielen. Zwei Tage vor ihrem 50. Jubiläum flatterte dann diese Karte, extrem bunt, genau wie Clara, in meinen Briefkasten: Jüterbog, Biergarten ZUM EICHELHÄHER. Ein zu schöner Name für ein verlebtes Anwesen. Immerhin war der Garten reichlich chlorophyllhaltig, das viele Grün und die Blumen kaschierten so einiges und ließen es zu, dass ich es immerhin bis 23.00 Uhr aushielt.

Christian hatte schon im Biergarten gesessen und gewartet – noch bevor das Geburtstagskind überhaupt erschienen war. Zuverlässig, treu - eine Eigenschaft von ihm, die ich noch aus unserer gemeinsamen Zeit kannte, immer korrekt, immer gewissenhaft. Mittlerweile war er Redakteur beim Jüterboger Wochenspiegel, dem kostenlosen Anzeigeblatt. Mich hatte es, als unser Kleeblatt zur Wendezeit auseinanderging, in die Welt hinaus- und umher gewirbelt, wie Rosenblätter im Wind. Ich hatte einen kurzzeitigen Job in Hamburg, bevor ich drei Jahre in London sesshaft wurde, später der Liebe wegen nach Würzburg ging. Als die Liebe erlosch, mochte ich auch die Würzburger Residenz im schönsten süddeutschen Barock nicht mehr ablichten und ging zurück nach Brandenburg, dorthin, wo alles seinen Ursprungs hatte – ich hatte als Fotograf meine Ausbildung in Jüterbog begonnen.

Clara hat zahlreich Leute eingeladen, erzählte mir Christan beim Bier, sie ist Stunden eher gekommen, in Jeans und Neckholder, um Tische aufzustellen und das Büfett zu arrangieren. Ihr Ex sei diesmal nicht eingeladen worden. Mich beunruhigte eher die Vorstellung, wie Clara in Jeans aussah, als die Anwesenheit eines Ex-Alkoholikers. In den letzten 15 Jahren hatte ich sie genau dreimal gesehen, stets trug sie Rock und Bluse, ein schrill-buntes Sommerkleid oder, wie zum Anfang ihrer Schwangerschaft, ein Umstandskleid, das für Drillinge maßgeschneidert zu sein schien. Clara war einen halben Kopf größer als ich und von kräftiger Statur. Ich war neugierig und fantasievoll, typisch Fotograf, hätte Clara gesagt. Ihr ausladendes Hinterteil konnte ich mir jedoch nicht in Jeans vorstellen.    
               
Heute war ich bewusst Stunden später gekommen, Festtagsstimmung mit Jubelrufen und Ansprachen ertrug ich genauso wenig wie verkommene Biergärten oder schrill-bunte Outfits. Clara musste sich umgezogen haben, stellte ich fest, sie trug Make - up und ein gemixtes Ensemble in Türkis, das ihr – bis auf den Schal – hervorragend stand. Dazu Absatzschuhe. Entgegen ihrem sonstigen Naturell burschikos zu sein, hatte sie sich heute bewusst mit Erscheinungsbild und Kleiderfragen auseinandergesetzt. Als ich ankam, hatte ich den Umweg über die Herrentoilette des Lokals genommen und die Szenerie vom Fenster aus beobachtet, ehe ich Christan entdeckte und ansteuerte. Nach einem Bier und 3 Liedern schaffte ich es endlich, Clara zu gratulieren.

„Na, Uli, wir sind alle älter geworden, was?“, schmeichelte sie mir. Für Clara kam mir kein Kompliment über die Lippen. Ich konnte es nicht.
„Hauptsache gesund, Clara!“ Ich beugte mich vor und flüsterte ihr ins Ohr:
„Alles Liebe und Gute zum Geburtstag!“ Sie hatte Tränen in den Augen. Ich war immer Claras heimlicher Schwarm gewesen, alle wussten das, auch ich. Aber mir war nie nach Jeans und Bunt und Türkis und Turnschuhen zu Mute, ich wollte frei sein. Dass Freiheit auch Einsamkeit bedeuten konnte, wusste ich damals noch nicht. Clara hatte sich nach der Wende umschulen lassen, war Köchin geworden und hatte später einen Partyservice gegründet. Auf der Bootstaufe von Herrn Kappenrad, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hatte sie das Catering organisiert und dort Frau Dr. Kester kennengelernt. Frau Dr. Kester, Hautärztin, hatte den operativen Eingriff bei Claras Exmann vorgenommen. Hautkrebs Stadium II.

Wir saßen an schmalen, gut füllten Biertischen, tranken Pilsner, um die Musik besser zu ertragen. Zum Glück wurde ich nicht zum Tanzen aufgefordert. Im Gewühl bemerkte ich Claras Mutter, hochbetagt und rüstig, sowie ihre Schwester Manuela, eine kleinere Ausgabe von Clara, was die Körperhöhe betraf, im Umfang toppte sie sie. Claras Tochter dagegen konnte ich nicht entdecken, erst später machte mich Christan auf sie aufmerksam. Sie schien die Figur ihres Vaters geerbt zu haben, ein spindeldürrer Teenager mit gefärbten Haaren hing mit anderen Jugendlichen hinter einigen Rosenrabatten und mit einer Zigarette im Mund herum.       
                                 
Dann, inmitten dieser lauten, tristen, bunten Veranstaltung kam SIE. Frau Dr. Kester.
„Vergiss es!“ hatte mich Christian angeraunzt. Er war immer der schönere von uns gewesen, selbst jetzt mit 45 Jahren, hochgewachsen und gutaussehend. Aber kontaktscheu. Ich hatte immer Frauenbekanntschaften gehabt, mehr als er, obwohl dies bei meinem Aussehen unvorstellbar war, bei ihm wahrscheinlicher. Es gab Jugendfotos von ihm, hollywoodreif. Dunkles, volles Haar, ein markantes Kinn, dunkle Augen. Aber sowie dieser statische Zustand der Fotografie in den dynamischen Zustand des Belebten überging und er sich bewegte, redete, sich krümmte beim Sprechen, zögerte, innehielt und die Augen senkte, hüstelte und sich am Kopf kratze, leicht vorübergebeugt schritt, war der Traum dahin. Auf mich sind die Frauen geflogen, obwohl klein von Statur und Kräuselhaar auf Kopf und Brust im Kupferton. Clara hatte Christian nie erhört.       
               
„Das brauchtest Du gar nicht erst zu versuchen.“ Ich war neugierig, ein charakteristisches Kennzeichen eines jeden guten Fotografen. Meine besten Bilder sind aus Neugier entstanden. Sylvia, meine Exfrau, bei den umgestürzten Birken, der angeleinte Hund vor dem Tattoo Salon. Der alte Mann mit dem Rosinenbrot, preisgekrönt. Oder das Schneckenmotiv mit der Taube – es gewann den ersten Preis beim Toleranzwettbewerb der LINKEN und ging als Poster in Produktion. Das war damals meine Visitenkarte für die Bewerbung bei einer Londoner Werbeagentur gewesen.             

Christan und ich inspizierten gemeinsam das Büfett, es war bereits leicht geplündert und wir hatten uns ziemlich lange und ausdauernd angeschwiegen. Wir setzten uns, ich biss in das Käsesandwich, als er sich wiederholte: „VERGISS es!“
„Aber ich will doch gar nicht…“
„Trotzdem! Außerdem – die spricht mit keinem. Zu abgehoben, Chateau in Südfrankreich, 2012 Gast bei Thomas Gottschalk. Zu ihrem 40.Geburtstag hatte ihr Mann ein Ständchen organisiert. Gesungen hat Anna Netrebko!“
Hoffnung, wo fliegst Du hin?
„Aha. Und wer ist nun diese blonde südfranzösische Gottschalk-Netrebko-Ausgabe?“
Christian schaute mich mit Hundeblick an. Mitleidig und böse in einem.
„Frau Prof. Dr. Kester, Chefärztin der Dermatologischen Abteilung des Berliner Humboldt-Krankenhauses, Aufsichtsrätin bei der Krebshilfe. Und noch so ein paar andere Sachen, ich hab´s vergessen, frage Clara.“ Er stand auf, ergriff seinen Teller und visierte wieder zielstrebig das Büfett an. Erstaunlich bei seiner schlanken Figur, dachte ich, immerhin ist er gut informiert, im Gegensatz zu mir. Ich sah ihm nach, er hatte immer Kontakt zu Clara gehalten, ihre Scheidung durchgestanden, ihren Ex zur Entziehungskur, dann zu den Anonymen Alkoholikern geschleppt und ihr Kind vor einem Schulrausschmiss bewahrt. Jetzt amüsierte sich Clara prächtig, die dunklen Zeiten waren vorbei, sie legte den doofen Schal ab, der ihr schönes, üppiges Dekolleté verdeckt gehalten hatte. Ich wünschte, ich würde in 3 Jahren keine 50 werden und alle Biergärten dieser Welt hätten Musikverbot. Meine düsteren Gedanken vermehrten sich, wie Muschelschalen auf dem Meeresboden.      
   
„Ist hier noch frei?“ Eine melodische Stimme beschallte mein Ohr, mir gegenüber war meine blonde Erscheinung wie eine Plötze an der Wasseroberfläche aufgetaucht. Sportlich, interessant, anziehend, eine leichte Bräunung ließ vergessen, dass sie Hautärztin war. Die schwarze Tunika, die sie trug, stand ihr hervorragend. Nicht overdressed, sondern absolut sexy und mit raffinierten Schlitzen. Die lange schwarze Haremshose hatte sie mit Stilettos kombiniert. Mir fiel Waffenschein ein, als ich sie ansah, wie sie so vor mir stand. Die Haare hatte sie hochtoupiert und seitlich streng nach hinten zusammengebunden, so dass die sportliche Note mit ihrer Erscheinung harmonierte, wie die großen schwarzsilbernen Ohrringe mit dem schwarzen ETWAS, das sie trug.                                           
Sie setzte sich auf Christians Platz. Ich lächelte sie an und schwieg.
„Kennen wir uns?“ Zu anderen Zeiten hätte ICH das vielleicht gesagt haben können. Ich war zu irritiert, um zu antworten und die etwas plumpe Anmache als eine ernstgemeinte Frage zu deuten. Sie wiederholte ihre Frage und stellte sich vor.
„Dr. Sandra Kester“. Ich lachte verschämt auf, zeigte auf meine Stirnnarbe und betonte, dass ich leider keiner ihrer Patienten gewesen war, sondern ich dies Ungemach in einem Londoner Hospital – ein Zusammenstoß mit einem Betrunkenen, nähen lassen musste.
Sie sprach, jonglierte medizinisch geschickt mit verständlichen Begriffen, betonte die Bedeutung der Haut und den sanften Umgang mit ihr. Sie sprach vom Streicheln, dem Liebhaben, dem Umgang mit unserem Körper, von der Haut als unserem größten Organ. Sie säuselte und mir schien, als streichelten ihre Wörter meinen Körper, fuhren ihre Worte wie Finger über meinen Rücken, zeichneten Kreise und Figuren auf meiner Brust und stupsten mein Brusthaar an. Ihre schlanken Finger glitten an meinem Nacken empor, der sanfte Übergang zum Haar versetzte mir eine Gänsehaut, ich spürte ihre Worte wie eine Berührung an meinem Ellenbogen, durchs Gesicht über meine Oberlippe gleiten und auf dem Knie ruhen. Ihre Augen leuchteten, ich war eingesogen - wie ein hypnotisiertes Meerestier sank ich hinab in die Arme einer unvergleichlich schönen Nymphe.          
            
Christian kam mit vollem Teller vom Büfett wieder, er erstarrte, machte einen Bogen um uns, um sich an den Tisch zu Clara und Manuela zu setzen. Damals hatte er sich auch auf den Chefposten beworben, den ich bekommen hatte.                  
   
„Ihre Narbe, da ließe sich was machen“, hauchte sie. Narbenbehandlung, Abschleifen der Kanten, auch Entfernung von Altersflecken, Krebsvorsorge, Pigmentuntersuchung unter Auflichtmikroskop.
„Leider keine Kassenleistung.“ Ich war hingerissen und hätte ihr stundenlang zuhören können.          
                      
Ihre zweite Hälfte erschien. Als wären sie irgendwann einmal abgespalten worden, ein Mann und eine Frau aus einem Material, ein siamesisches Zwillingspärchen, das man getrennt hatte, wunderschön und kraftvoll. Er groß, dunkles Haar, im schwarzen Anzug, beugte sich zu ihrem Mund, der ihn weich küsste.
„Schatz, wir müssen los.“
„ICH spreche gerade.“ Ein diktatorisches Wort einer Chefärztin, einer Frau, die fest mit beiden wohlgeformten Beinen im Leben stand. Er setzte sich zu ihr, nahm spielerisch ihre Hand. Wie gern hätte ich diese Finger berührt, wäre von den nudefarblackierten Nägeln über das weißgoldene Ringlein zu ihren kleinen Knöcheln gefahren, hätte ihre Linien nachgezeichnet. Nach einer Weile wiederholte er sanft seine Worte.
„Wir sollten los.“
Sie nickte, brach unser Intermezzo ab und überreichte mir ihre Visitenkarte.
„Sagen Sie meiner Assistentin, dass Sie gestern mit mir persönlich gesprochen haben, Sie bekommen dann den Termin.“ Sie lächelte. „Eher.“
Dieses Lächeln war schöner als alle Meerestiere in sämtlichen Aquarien der Welt.
„Für die nächsten 6 Monate sind schon alle Termine ausgebucht“, flüsterte sie. Ihre Schneidezähne wurden sichtbar, schön, regelmäßig. Sie erhob sich, nickte den Anwesenden zu. Ihre laute kräftige Stimme erscholl:
„Ich danke Ihnen, liebe Clara, für die Einladung, haben Sie vielen herzlichen Dank, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend. Ich klopfe jetzt mal für alle auf den Tisch.“ Die Menge schaute ihr zu und antwortete mit Klopfen.
„Und von Ihnen“, sie wandte den Kopf mir zu und hauchte, „möchte ich mich persönlich verabschieden.“ Sie gab mir die Hand. Ich erhob mich, fühlte mich wie besoffen.
„Danke für das schönes Gespräch“, sie lächelte mich an und dieses Lächeln war Eisschmelze für mich. Kernfusion. Mein persönliches Fukushima. Ich blieb immer noch stehen, als sie schon mit ihrem schwarzen Galan im schwarzen Porsche verschwunden war.       
                                          
Ich blickte ihr nach und entdeckte dann Christian, der mit offenem Mund zu mir herüber starrte. 



1) Sind die Figuren klar gekennzeichnet, könnt ihr euch die Personen vorstellen (Äußerlichkeiten, Anliegen, Wünsche, Hoffnungen, ihre Gedanken)?
2) Sind die Sprünge nachvollziehbar? Es ist nicht chronologisch, ich halte Rücksprünge, um tiefgründig die Seelen darzustellen. Also, besteht ein Lesefluss?
3) Ist Christians Wut erkennbar, gut dargestellt? Ist erkennbar, dass Uli Schweineglück hat durch seine Art, wie er ist und lebt und das Leben genießt und die Frauen auf ihn fliegen und Christian ein Loser, wenn auch ein schöner?
Ich freue mich auf eure Rückmeldungen, LG Cecilie


merin:
Hallo Cecilie,

dann nehmen wir doch mal diese Gabel und *pieks*. Oh je, ich glaub, das tut weh.

Ich mach es wie ich es immer mache: Ich bringe dir erst ein paar Erbselein und schreibe dann etwas zum Gesamteindruck. Vielleicht sollte ich vorher vorwarnen: Ich habe einen sehr eigenen Geschmack was Wort und Rhythmus angeht und natürlich spielt der bei jeder Röstung mit rein. Ich bin pedantisch, was Sprache angeht. Manches wird daher für dich nicht passen, weil dein Geschmack einfach ein anderer ist. Dann lass es einfach beiseite und nimmt dir raus, was für dich hilfreich ist.


--- Zitat ---VERGISS ES! DAS BRAUCHST DU GAR NICHT ERST VERSUCHEN

 „VERGISS es!“, hatte Christian mir zugeraunt, als ich mit halberhobenem Finger Richtung Tür auf eine Erscheinung deutete. Meine Entdeckung schwebte stilsicher in Stilettos durch jene Tür hinein. Mein Arm sank Dank der ungemein liebenswürdigen Bemerkungen von Christian nieder wie ein blutleerer Krake, um auf dem Meeresboden zu verenden.
--- Ende Zitat ---

Für mich ist der Einstieg holprig. Das liegt daran, dass der Titel redundant ist: der zweite Teil wirkt wie eine Erklärung des ersten. Dann greifst du den ersten Teil im ersten Satz gleich auf und ich finde, das wird durch den zweiten Teil der Überschrift abgeschwächt. Wenn da nur zwei Mal "Vergiss es" stünde, fände ich es witziger. Es würde auch klarer, dass das kein Versehen ist. Die Großschreibung ist mir zu aufdringlich, ich würde sie weglassen. Zumal raunen und Großbuchstaben für mich ein Widerspruch sind. Großbuchstaben stehen für Schreien. Raunen für Flüstern.
Dann kommt der Finger und ich frage mich: Was ist halberhoben? Und warum ist hier ein Zeitformenwechsel? Der erste Satz ist im Plusquamperfekt, der zweite im Präteritum. Warum? Die Idee einer Erscheinung in Stilettos spricht mich an, macht neugierig. Geister tragen ja eher Laken.  ;) Aber dann werde ich gleich wieder hinausgeworfen: es muss "herein" heißen, nicht "hinein", denn bislang bist du perspektivisch bei einer Person im Zimmer. Dank muss kleingeschrieben werden und dann schreibst du "Bemerkungen" ich weiß aber gar nicht, was gemeint ist. "Vergiss es" ist ja keine Bemerkung, sondern eine Aufforderung und selbst wenn ich es unter Bemerkung fassen würde, wäre es nur eine. Und dann kommt ein Bild:


--- Zitat ---wie ein blutleerer Krake, um auf dem Meeresboden zu verenden
--- Ende Zitat ---

Das ist grammatikalisch nicht stimmig, für mich müsste es heißen: "wie ein blutleerer Krake, der auf dem Meeresboden verendet". Denn so bezieht sich das Verenden auf die Hand, und die verendet ja nicht.

Ich kann auf diesem Niveau nicht weiterrösten, so viel Zeit habe ich gerade nicht. Aber für mich ziehen sich die im ersten Absatz benannten Probleme durch. Das macht es für mich anstrengend, den Text zu lesen. Daher wäre mein Rat der, den Text nochmal genau durchzugehen und zu schauen: Stimmen die grammatikalischen Bezüge? Ist die Blickführung stimmig (im zweiten Absatz hüpfst du ziemlich hin und her, was es schwer macht zu folgen)? Stimmen die Zeitformen? Wo sind Redundanzen, die du streichen kannst?

Ansonsten nimmst du dir für meinen Geschmack recht viel Zeit für die Schilderung von nicht sehr interessanten Dingen, wobei kaum Atmosphäre entsteht. Mir fehlen diese kleinen Kleinigkeiten, wie es riecht und was für Musik spielt, wie die Stimmung ist. Dann hast du jede Menge Leute, aber niemand wird plastisch, wodurch ich nicht durchsehe, wer wer ist. Besonders der Erzähler bleibt für mich blass.

Für meinen Geschmack gibt es Adjektivhäufungen, beispielsweise hier:


--- Zitat ---Wir saßen an schmalen, gut füllten Biertischen, tranken Pilsner, um die Musik besser zu ertragen. Zum Glück wurde ich nicht zum Tanzen aufgefordert. Im Gewühl bemerkte ich Claras Mutter, hochbetagt und rüstig, sowie ihre Schwester Manuela, eine kleinere Ausgabe von Clara, was die Körperhöhe betraf, im Umfang toppte sie sie.
--- Ende Zitat ---

Mir fällt auf, wie abwertend über die Gastgeberin gesprochen wird, hier kommentiert ein Mann einen weiblichen Körper, der nicht normschön ist. Insgesamt kommentiert der Erzähler ständig weiblich gelesene Körper und später auch Männer. Mir stößt es unangenehm auf.


--- Zitat ---Dann, inmitten dieser lauten, tristen, bunten Veranstaltung kam SIE. Frau Dr. Kester.
„Vergiss es!“ hatte mich Christian angeraunzt.
--- Ende Zitat ---

Hier erwarte ich jetzt, dass ich wieder am Anfang bin, aber ich habe keinen Hinweis darauf, dass die Erscheinung mit Dr. Kester identisch ist.


--- Zitat ---„Das brauchtest Du gar nicht erst zu versuchen.“ Ich war neugierig, ein charakteristisches Kennzeichen eines jeden guten Fotografen. Meine besten Bilder sind aus Neugier entstanden. Sylvia, meine Exfrau, bei den umgestürzten Birken, der angeleinte Hund vor dem Tattoo Salon. Der alte Mann mit dem Rosinenbrot, preisgekrönt. Oder das Schneckenmotiv mit der Taube – es gewann den ersten Preis beim Toleranzwettbewerb der LINKEN und ging als Poster in Produktion. Das war damals meine Visitenkarte für die Bewerbung bei einer Londoner Werbeagentur gewesen.   
--- Ende Zitat ---

Du widmest den Bildern hier einen ganzen Absatz. Trotzdem ist keins so beschrieben, dass es in mir lebendig wird. Ich spüre weder die Neugier, noch sehe ich die Bilder vor mir. Ich würde entweder genauer werden oder das streichen. Und auch hier ist mir wieder unklar, warum die Zeitform wechselt.

Ich versuch mal ein Beispiel, als Illustration, was ich meine:


--- Zitat ---Ich bin neugierig, ein charakteristisches Kennzeichen jedes guten Fotografen. Meine besten Bilder entstanden aus Neugier. Wie das von Sylvia, meiner Exfrau, bei den umgestürzten Birken. Ich hatte sie sehen wollen, die nicht mehr ganz grünen Blätter, die noch nicht ganz eingesunkenen Falten, die Macht des Windes, auf ein Bild gebannt. Ich erinnere mich genau an das Licht, ein Spätsommertag, tiefstehende Sonne, gelbe Blätter, die vor blassblauem Himmel tanzen.
--- Ende Zitat ---

Ich habe die Grammatik angepasst, überzählige Wörter gestrichen und ein Bild genauer beschrieben. Es entsteht ein ganz anderer Erzählton, eine Melancholie, der deiner Idee vielleicht nicht entspricht. Aber vielleicht hilft es trotzdem zum Verständnis.

Insgesamt kann die Geschichte mich nicht einfangen. Ich finde keinen roten Faden, suche die ganze Zeit vergeblich nach der Erscheinung (ich dachte, es gehe um eine Geistergeschichte) und komme nicht recht rein. Ich dachte auch zu Anfang, ich sei irgendwo drinnen und da sind drei Leute, dann bin ich plötzlich in einem Biergarten voller Personen. Ich bräuchte also ganz zu Anfang eine korrekte Verortung.

Zu deinen Fragen:


--- Zitat ---1) Sind die Figuren klar gekennzeichnet, könnt ihr euch die Personen vorstellen (Äußerlichkeiten, Anliegen, Wünsche, Hoffnungen, ihre Gedanken)?
2) Sind die Sprünge nachvollziehbar? Es ist nicht chronologisch, ich halte Rücksprünge, um tiefgründig die Seelen darzustellen. Also, besteht ein Lesefluss?
3) Ist Christians Wut erkennbar, gut dargestellt? Ist erkennbar, dass Uli Schweineglück hat durch seine Art, wie er ist und lebt und das Leben genießt und die Frauen auf ihn fliegen und Christian ein Loser, wenn auch ein schöner?
--- Ende Zitat ---

1) Nein. Sie bleiben für mich alle blass, bis auf Dr. Kester, aber die finde ich leider ein reines Klischee.
2) Für mich sind die Sprünge wenig nachvollziehbar und der Text holpert leider. Da ich die Hintergründe den Personen nur schwer zuordnen kann, bleiben auch sie für mich wenig aussagekräftig. Ich finde, dass du dir die Chance nimmst, in der Interaktion zu zeigen, wer wer ist. Du bist wenig szenisch. Das würde ich dir raten zu ändern.
3) Christian ist wütend? Das kommt bei mir nicht an. Auf mich wirkt der Erzähler wütend, er entwertet alle und jeden und ist mir dadurch recht unsympathisch. Als Loser wirkt er aber nicht. Der Erzähler wirkt auf mich auch nicht erfolgreich, er wird ja von Dr. Kester vorgeführt. Nur wozu, das bleibt mir unklar.

Ich hoffe, es schmerzt dich nicht zu sehr, dass dein Text mir nicht gefallen hat. Für mich fehlt da noch ganz viel Feinarbeit. Mein Hauptproblem ist aber, dass ich die Geschichte im Text nicht finde, ich verstehe nicht, was mir da eigentlich erzählt werden soll, worum es geht. Ich bin gespannt, was die anderen schreiben, ob ich da einfach auf dem Schlauch stehe oder was.
Ich versuche es mal zusammenzufassen: Ein Mann geht auf eine Party, auf die er nicht will. (Warum?) Dort langweilt er sich und entwertet die anderen Gäste. Als eine Frau kommt, die er interessant findet, spricht er sie an, doch sie hat kein Interesse an ihm und stülpt ihm ihr Thema über: Sie will ihm eine Schönheits-OP verkaufen.

Hmm. Das ist für mich keine Geschichte. Die einzelnen Teile hängen nicht recht zusammen, es gibt keinen Spannungsbogen, keine Pointe. Aber wie gesagt: Vielleicht habe ich es einfach nicht verstanden. Ich bin gespannt, ob ich dir trotzdem etwas Hilfreiches sagen konnte. Lass es mich bitte wissen!

So weit erstmal!
LG
merin

Cecilie H:
Hallo merin, Danke für Deine ehrliche Kritik. Ja, genau deshalb wollte ich zu euch. Jetzt, wo ich Deine Anmerkungen lese, sehe ich teilweise klarer. Und ich hab u hab die Geschichte immer wieder gelesen!  :-(. Soviel zu Eigenbild/ Fremdbild - Wahrnehmung.... Ich werde sie später überarbeiten, ich warte noch die anderen Kritiken ab.
Schade, dass das jetzt nicht so ein glücklicher Start für euch u für mich war, ich hatte überlegt, welche Geschichte ich nehme. Lieben Gruss Cecilie

Cimglett:
Hallo Cecilie,

so unterschiedlich wir auch sein mögen, der Start in dieses Forum läuft für die meisten von uns gleich. Du brauchst dich also nicht schlecht zu fühlen :)
Eigen-/Fremdwahrnehmung hat eine Wahnsinnsmacht, die man leicht unterschätzt. Die eigenen Fehler vorgeführt zu bekommen, ist also erst schmerzhaft - aber dann tut es so unglaublich gut. Man erkennt plötzlich den eigenen Text kaum wieder. Und kann so viel daraus lernen. Da müsstest du schon 845 Texte analysieren, um einen ähnlichen Effekt zu erreichen.
Also: Ich fühle deinen Schmerz. Aber glaub mir, es wird besser. So viel besser.

LG Cimglett

Cimglett:
Soo, ich bin müde, deshalb möchte ich nur ein paar grobe Dinge loswerden.

Nur so als Tipp: Wenn du deine Geschichte im Vorfeld schon so verteidigen musst ...
--- Zitat ---Jaaaaaa, klingt jetzt öde, soll es aber nicht sein.
--- Ende Zitat ---
... spricht das nicht unbedingt für sie. ;) Aber das hat ja gerade nichts mit der Geschichte zu tun. Also, steigen wir ein.


--- Zitat ---Mein Arm sank Dank der ungemein liebenswürdigen Bemerkungen von Christian nieder wie ein blutleerer Krake, um auf dem Meeresboden zu verenden.
--- Ende Zitat ---
Zwei Sätze drin und ich verstehe, es soll eine WITZIGE Geschichte sein. Was mich an dem Bild verwirrt, ist das Wort "blutleer". Ist der Arm etwa ganz blass geworden vor Scham? Und wann ist ein Krake jemals blutleer - werden die ausgesaugt? Von wem? Du meinst einfach einen toten Kraken, oder? - Trotzdem finde ich den Vergleich nicht schlecht, er ist zwar etwas umständlich, aber originell und ich habe ein Bild im Kopf.


--- Zitat ---Während er weitersprach, beobachteten wir beide fasziniert meine äußerst attraktive Entdeckung, welche Clara ansteuerte.
--- Ende Zitat ---
Na, da bin ich gespannt. Da kommt jetzt wohl jemand. Oder ... nein, da kommt erst ein erklärender Absatz. Danach aber, oder? ... nein, immer noch nicht. Jetzt aber? ... auch nicht. Meine aufgeregte Erwartung ist etwas verpufft, bis du wieder auf Dr. Kester zu sprechen kommst.


--- Zitat ---Immerhin war der Garten reichlich chlorophyllhaltig
--- Ende Zitat ---
!Disclaimer! Geschmackssache: Mir ist die Art und Häufigkeit der Witzigkeit ein bisschen zu viel, an dieser Stelle wirkt es gewollt auf mich.


--- Zitat ---Mich hatte es, als unser Kleeblatt zur Wendezeit auseinanderging, in die Welt hinaus- und umher gewirbelt, wie Rosenblätter im Wind
--- Ende Zitat ---
Auch hier. Der Vergleich ist mir zu gewollt. Außerdem werde ich dir das Bild in meinem Kopf zeigen: Ich sehe nur Rosenblätter, nicht die Hauptfigur. Bei dem Krakenbild eben habe ich den Arm und den Kraken gesehen, das wirkte auf mich.


--- Zitat ---Ich hatte einen kurzzeitigen Job in Hamburg, bevor ich drei Jahre in London sesshaft wurde, später der Liebe wegen nach Würzburg ging. Als die Liebe erlosch, mochte ich auch die Würzburger Residenz im schönsten süddeutschen Barock nicht mehr ablichten und ging zurück nach Brandenburg, dorthin, wo alles seinen Ursprungs hatte – ich hatte als Fotograf meine Ausbildung in Jüterbog begonnen.
--- Ende Zitat ---
Interessiert mich sein Lebenslauf für diese Geschichte?


--- Zitat ---Ich war neugierig und fantasievoll, typisch Fotograf, hätte Clara gesagt. Ihr ausladendes Hinterteil konnte ich mir jedoch nicht in Jeans vorstellen.
--- Ende Zitat ---
Ich finde es stärker, wenn Clara das tatsächlich mal gesagt hat. Und ich bekomme gerade den Eindruck, dass der Prota Clara überhaupt nicht leiden kann. Sie als kräftig zu beschreiben ist in Ordnung, aber er reitet schon arg auf ihrer Figur rum.


--- Zitat ---Clara musste sich umgezogen haben, stellte ich fest, sie trug Make - up und ein gemixtes Ensemble in Türkis, das ihr – bis auf den Schal – hervorragend stand. Dazu Absatzschuhe. Entgegen ihrem sonstigen Naturell burschikos zu sein, hatte sie sich heute bewusst mit Erscheinungsbild und Kleiderfragen auseinandergesetzt.
--- Ende Zitat ---
Der Prota stürzt sich seeehhhr auf Claras äußeres Erscheinungsbild. Und ich finde diesen Absatz etwas langweilig, entschuldige. Vielleicht auch wieder persönlich: Mich interessiert Mode nicht sonderlich, wenn ich mich nicht mit den Personen identifiziere (und mit Clara kann ich das nicht, weil du sie nur als laut, nervig und dick beschreibst).


--- Zitat ---Ich war immer Claras heimlicher Schwarm gewesen, alle wussten das, auch ich.
--- Ende Zitat ---
Den Satz mag ich.


--- Zitat ---Clara hatte sich nach der Wende umschulen lassen, war Köchin geworden und hatte später einen Partyservice gegründet. Auf der Bootstaufe von Herrn Kappenrad, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hatte sie das Catering organisiert und dort Frau Dr. Kester kennengelernt. Frau Dr. Kester, Hautärztin, hatte den operativen Eingriff bei Claras Exmann vorgenommen. Hautkrebs Stadium II.
--- Ende Zitat ---
Zu viele zu dichte Informationen, die relativ bis vollkommen irrelevant für die Geschichte sind.


--- Zitat ---Dann, inmitten dieser lauten, tristen, bunten Veranstaltung
--- Ende Zitat ---
Sehr schön :)

Um jetzt mal auf deine dritte Frage zu antworten:

--- Zitat ---Er war immer der schönere von uns gewesen, selbst jetzt mit 45 Jahren, hochgewachsen und gutaussehend. Aber kontaktscheu. Ich hatte immer Frauenbekanntschaften gehabt, mehr als er, obwohl dies bei meinem Aussehen unvorstellbar war, bei ihm wahrscheinlicher. Es gab Jugendfotos von ihm, hollywoodreif. Dunkles, volles Haar, ein markantes Kinn, dunkle Augen. Aber sowie dieser statische Zustand der Fotografie in den dynamischen Zustand des Belebten überging und er sich bewegte, redete, sich krümmte beim Sprechen, zögerte, innehielt und die Augen senkte, hüstelte und sich am Kopf kratze, leicht vorübergebeugt schritt, war der Traum dahin. Auf mich sind die Frauen geflogen, obwohl klein von Statur und Kräuselhaar auf Kopf und Brust im Kupferton.
--- Ende Zitat ---
Äh ja, merkt man. Weil du es mir sagst. ;)


--- Zitat ---Christan und ich inspizierten gemeinsam das Büfett, es war bereits leicht geplündert und wir hatten uns ziemlich lange und ausdauernd angeschwiegen.
--- Ende Zitat ---
Das kann ich mir gut vorstellen. Könntest es noch mehr ZEIGEN: Wie sie das Essen kritisch inspizieren, nebeneinander hergehen und keiner die Absicht hat, ein Gespräch anzufangen.


--- Zitat ---Meine düsteren Gedanken vermehrten sich, wie Muschelschalen auf dem Meeresboden.
--- Ende Zitat ---
Hier willst du wieder ein Bild bauen, was nicht funktioniert. Seit wann vermehren sich MuschelSCHALEN auf dem Meeresboden? Und der Bezug zum Düsteren greift auch nicht so richtig. Die meisten Muschelschalen, die wir Menschen im Kopf haben, fanden wir am Strand oder in den ersten seichten Metern des Meeres. Das ist das Gegenteil von düster.


--- Zitat ---Eine melodische Stimme beschallte mein Ohr, mir gegenüber war meine blonde Erscheinung wie eine Plötze an der Wasseroberfläche aufgetaucht. Sportlich, interessant, anziehend, eine leichte Bräunung ließ vergessen, dass sie Hautärztin war.
--- Ende Zitat ---
Und ich nehme gleich noch einen Vergleich auseinander, verzeih es mir  :devgrin:. Bei der melodischen Stimme, die das Ohr beschallt, muss ich unfreiwillig lachen - und dann erinnert es mich an eine Meerjungfrau. Dann kommt eine PLÖTZE daher (shame on me, ich musste das googeln und habe verwirrt festgestellt, dass das ein Fisch ist), was so gar nicht passt. Und in meinem Kopf spielt sich eine Szene ab, wie ein verwirrter Mensch in die Hocke geht, neben dem Prota "auftaucht" und dabei in sein Ohr singt. - ABER DANN steht da "sportlich, interessant, anziehend", was ich nicht so richtig (okay: so gar nicht) mit der singenden verwirrten Frau in Verbindung bringen kann.
Verstehst du? Deine Vergleiche treffen's nicht so richtig. Aber das ist nicht schlimm: Du hast viel Fantasie und das ist sehr schön. Was bedeutet, wenn du darauf achtest, dass die Bilder stimmiger werden, kannst du sehr viele gute Vergleiche bauen, über die der Leser in deinem Sinne lachen wird (und nicht, weil er an einen singenden Fisch im Ohr des Protas denkt).


--- Zitat ---Ich lachte verschämt auf, zeigte auf meine Stirnnarbe und betonte, dass ich leider keiner ihrer Patienten gewesen war
--- Ende Zitat ---
Führ den Dialog doch mit der wörtlichen Rede weiter.


--- Zitat ---Sie sprach vom Streicheln, dem Liebhaben, dem Umgang mit unserem Körper, von der Haut als unserem größten Organ. Sie säuselte und mir schien, als streichelten ihre Wörter meinen Körper, fuhren ihre Worte wie Finger über meinen Rücken, zeichneten Kreise und Figuren auf meiner Brust und stupsten mein Brusthaar an. Ihre schlanken Finger glitten an meinem Nacken empor, der sanfte Übergang zum Haar versetzte mir eine Gänsehaut, ich spürte ihre Worte wie eine Berührung an meinem Ellenbogen, durchs Gesicht über meine Oberlippe gleiten und auf dem Knie ruhen. Ihre Augen leuchteten, ich war eingesogen - wie ein hypnotisiertes Meerestier sank ich hinab in die Arme einer unvergleichlich schönen Nymphe.
--- Ende Zitat ---
Ich musste ich mehrmals lesen, bis ich verstanden habe, dass sie ihn keineswegs wirklich berührt. Insbesondere der fett hervorgehobene Satz hat mich in die Falle tappen lassen. (Und es ist sehr dick aufgetragen, aber auch das ist Geschmackssache.)


--- Zitat ---Ein diktatorisches Wort einer Chefärztin, einer Frau, die fest mit beiden wohlgeformten Beinen im Leben stand. Er setzte sich zu ihr, nahm spielerisch ihre Hand
--- Ende Zitat ---
Rel. viele Adjektive. Vielleicht gibt mir das auch das Gefühl des "dick Auftragens".


--- Zitat ---dieses Lächeln war Eisschmelze für mich. Kernfusion
--- Ende Zitat ---
Okay, okay, ich hab's verstanden, sie ist soooooooooooooo schön, oh mein Gott, sie ist perfekt, ein perfektes Lächeln mit perfekten Schneidezähnen mit perfekten weichen Küssen  :deveek:

Noch kurz zu den Fragen, die ich noch nicht beantwortet habe:
1) Äußerlichkeiten - ja. Und zwar nach dem Schema: Prota ist höchstens durchschnittlich, Christian gutaussehend, die Ärztin uuuuuunfassbar perfekt hübsch toll wunderbar und überhaupt, Clara dick, sehr dick, super dick und überhaupt. Die Charaktere sind mir insgesamt aber relativ klar. Ich finde sie eindimensional, aber ehrlich gesagt - das ist eine Kurzgeschichte. Natürlich könntest du insbesondere die Ärztin weniger klischeeüberladen darstellen, aber du wirst und musst es nicht schaffen, in dieser Kürze super realistische Charaktere zu präsentieren.
2) Ich fand alles klar verständlich, bis auf die oben genannte Stelle. Der Zwischenteil war mir zu lang. Dh der, bevor etwas passiert.

Uuund es ist wieder passiert, ich fange an und möchte eigentlich nur wenige Dinge ansprechen - ZACK - schon wieder durchgeröstet.  :devgrin:
Ich hoffe, du kannst etwas daraus mitnehmen. Bitte lies alle meine Kommentare mit Wohlwollen und etwas Humor. Und wichtig: Das ist nur eine Meinung. Du musst nichts daraus für dich annehmen, wenn du nicht zustimmst. merin hat vielleicht etwas völlig anderes geschrieben (lese mir das gleich durch). Und die anderen haben auch ihre eigenen Gedanken.

LG Cimglett

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln
Mobile View