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  • #1 von merin am 01 Jan 2014
  • Leon, ich fänd es super, wenn Du in einem eigenen Thread mal aufdröseln könntest, was der Unterschied zwischen KG und Erzählung ist.
  • #2 von Leon am 01 Jan 2014
  • Hallo merin,

    auch dir ein "Frohes Neues".

    Da ich im Moment zeitlich sehr eingebunden bin, ist es mir nicht möglich, deiner Bitte Folge zu leisten, und aufwändig in die Materie einzusteigen. Nur so viel sei in der Kürze gesagt:

    Eine Erzählung kann einen Ausschnitt aus einem größeren Ganzen wiedergeben. Daher könnte man auch salopp wie Dani sagen:

    Zitat von: Dani
    Du beginnst irgendwo, und hörst irgendwo anders wieder auf.
    Wobei das "irgendwo" nicht willkürlich gewählt wird, sondern so, dass die Erzählung am Ende einen Sinn ergibt.

    Eine Kurzgeschichte, oder auch Kurzprosa genannt, kann das nicht. Sie unterliegt dem gleichen handwerklichen Aufbau wie ein Roman. Nur eben auf das Wesentliche beschränkt, und Endet mit einer Pointe.

    Wer mehr über dieses spannende Thema erfahren möchte, müsste ich leider Bitten, Tante Wiki zu bemühen. Dort werden die Unterschiede gut erklärt.

    Grüßle
    Leon
    • Leon
  • #3 von Trippelschritt am 01 Jan 2014
  • Ohne Tante Wicki jetzt bemüht zu haben, möchte ich gern eine Gegenmeinung aufstellen, denn der Unterschied zwischen Erzählung und Kurzgeschichte ist alles andere als klar, weil er sich in der Vergangenheit gewaltig verändert hat.

    Die konservative Abgrenzung einer Kurzgeschichte gegen den Rest der Welt legt fest: ein Ort, ein Zeitpunkt, ein Thema. Wenn ich recht informiert bin, stammt diese Idee aus der american short story alter Prägung.

    Heute versteht man einfach nur noch ein kurzes Stück Prosa darunter.

    Pointen sind möglich, aber die Geschichten können auch offen enden. Es können besonders typische Beschreibungen sein, die nur jemand mit einem besonderen Blickwinkel erzählen kann, aber auch Handlungsstücke.

    Für den Begriff Erzählung kenne ich keinen englischen Begriff. Die "novelette" entspricht eher dem Kurzroman oder der Novelle. Munro schreibt keine Kurzgeschichten, sondern Erzählungen. Es sieht so aus, als wären Erzählungen einfach umfangreicher als Kurzgeschichten.

    Und jetzt schaue ich mal selber bei Wicki nach.

    Liebe Grüße
    Trippelschritt

    p.s. in der Praxis ist der Unterschied fast bedeutungslos. Wenn man so etwas veröffentlichen will, gibt meist der Verlag den Umfang vor.
  • #4 von merin am 01 Jan 2014
  • Und schwupps, ist der eigene Thread dafür da. :biggrin:

    Tja. Für mich ist eine KG ein Ausschnitt aus einem leben: Rollo hoch - hinsehen, etwas miterleben, Pointe - Rollo runter. Eine Erzählung dagegen gibt mir mehr Hintergrund. Aber ob das so stimmt? :dontknow:
  • #5 von Sirius am 01 Jan 2014
  • letztendlich ist alles ein Ausschnitt aus dem Leben.
    In der Kurzgeschichte eben ein kürzerer Ausschnitt - eine Episode - in der Erzählung ein längerer Ausschnitt mit mehr Hintergrund.
    Eine Novelle bzw. ein Roman sind auch nur längere Ausschnitte aus einem Leben. Allerdings intensiver erzählt, mehr Handlung, mehr Gedanken, mehr Empfindungen, wenige oder mehrere Wechsel der Perspektive, längere Handlungszeiträume etc.
    (Ausnahmen sind dabei Romane, die mit der Geburt es Protas beginnen und mit dessen Tod enden.)

    Frage: liegt der Unterschied zwischen einer Novelle und einem Roman in der Länge des jeweiligen Werkes?
    • Sirius
  • #6 von Dani am 01 Jan 2014

  • Hallo!

    Wahnsinn!

    Da habe ich, mit meiner saloppen Bemerkung "Du fängst irgendwo an, und hörst irgendwo auf" ja was losgetreten.

    Ich wollte damit eigentlich nur sagen dass eine KG zwar gleich wie ein Roman aufgebaut sein soll, allerdings nur in kurz.
    Sprich: Es ist nicht nötig, eine Mords Einleitung zu schreiben, die Geschichte beginnt meist mitten drin im Konflikt.
    Die Personen müssen nicht furchtbar lang und breit skizziert werden, es bedarf keiner endlos langen Dialoge.
    Außerdem kann eine KG auch in Erzählform sein, so verschwimmen die Grenzen, und ich muss zugeben dass ich manchmal gar nicht so genau Definieren kann, was, was ist.
    Und ich werfe die Frage auf, ist das immer so wichtig? Außer für Lektoren und Verleger natürlich  ;)
    • Dani
  • #7 von Trippelschritt am 01 Jan 2014
  • @ Sirius

    Nein, die klassische Novelle ist durch das Element der Außerordentlichkeit bestimmt.
    Es passiert also etwas an einem Ort, über das man noch in 100 Jahren spricht.
    Die Novelle ist zumindest in Deutschland durch eine besondere Form festgelegt. Dass sie auch kürzer ist, liegt wohl daran, dass sie zuende ist, wenn das Außerordentliche erzählt wurde.

    Leider ist mein Deutschunterricht schon etwas her. Wird so etwas heute nicht mehr unterrichtet?
    Keller oder Droste Hülshoff (Judenbuche) nicht mehr gelesen?

    Das wäre nicht gut, denn damit würde dem jungen Schreiber ein nicht unwesentliches Grundwissen fehlen.
    Und vor allen die Textkenntnis.

    Liebe Grüße
    Trippelschritt
  • #8 von merin am 01 Jan 2014
  • Ich wollte damit eigentlich nur sagen dass eine KG zwar gleich wie ein Roman aufgebaut sein soll, allerdings nur in kurz.
    Sprich: Es ist nicht nötig, eine Mords Einleitung zu schreiben, die Geschichte beginnt meist mitten drin im Konflikt.

    Das ist für mich persönlich falsch. Der Aufbau einer KG ist ganz anders als der eines Romans. Eine KG kann z.B. keine verschiedenen Handlungsstränge haben und sie hat auch keine Fabel im Sinne eines Romans. Wenn überhaupt, wäre für mich eine Erzählung "Roman in kurz". KGs müssen, so verstehe ich es, gar keinen Konflikt haben und somit auch nicht mitten drin beginnen.
  • #9 von Parzifal am 01 Jan 2014
  • Zitat
    KGs müssen, so verstehe ich es, gar keinen Konflikt haben und somit auch nicht mitten drin beginnen.

    Hm - ohne Konflikt wird es wohl keine Geschichte geben, egal in welcher Form.  ;)

    Ohne jetzt bei Wiki der Weisheit letzten Schluss aufgesogen zu haben (aus ´m Kopf):
    Die Wendung sollte in der KG auch vorhanden sein. Sprich, dass plötzlich alles eine andere Bedeutung bekommt, weil dies und jenes passiert. Der Vergleich mit dem Roman ist in gewisser Weise schon gerechtfertigt. Nur, dass bei der KG natürlich alles in der Kürze auf den Punkt kommen sollte. Keine Zeit für Weitschweifigkeiten, lange Beschreibungen, lange Charakterisierungen, komplizierte Handlungsfäden und dergleichen. Man springt mitten hinein (in medias res), stellt die Protas und das Setting vor (möglichst knapp gehalten, während der Handlung), zeigt den Konflikt auf, treibt ihn voran, führt eine Wendung herbei und beendet die Sache. Wobei mMn nicht zwingend eine Pointe am Ende stehen muss. Es kann auch (wie schon von anderen gesagt) offen ausgehen oder es steht ein prägnanter Abschluss-Satz am Ende.

    LG, Parzifal
    • Parzifal
  • #10 von Trippelschritt am 01 Jan 2014
  • Kann, muss nicht.

    Ich befürchte, die Betrachtung des Romans ist nicht besonders hilfreich im Kontext von KGs.
    Aber da hat vielleicht jeder seine eigene Meinung.

    LG
    Trippelschritt
  • #11 von merin am 01 Jan 2014
  • Ich finde es nicht hilfreich. Weil das für mich zwei so verschiedene Dinge sind, dass es ist, als würde ich eine Pfütze mit einem Ozean vergleichen um die Frage zu klären, wie sich Atlantik und Pazifik unterscheiden. Aber das mag wirklich jede/r anders sehen.
  • #12 von Parzifal am 02 Jan 2014
  • Zitat
    Ich finde es nicht hilfreich.

    Okay!
    Dann nehme ich den Romanvergleich zurück und lasse nur den Rest gelten.  ;)
    • Parzifal
  • #13 von merin am 02 Jan 2014
  • Jemand anderes könnte es ja hilfreich finden. Du zum Beispiel... ;)
  • #14 von Parzifal am 02 Jan 2014
  • Jemand anderes könnte es ja hilfreich finden. Du zum Beispiel... ;)

    Stimmt, Merin!
    Aber das bringt ja nichts, wenn alle anderen diesen Vergleich nicht hilfreich finden. 
    Ist ja auch nicht schlimm, man muss nicht in allem übereinstimmen.  ;)
    • Parzifal
  • #15 von Leon am 02 Jan 2014
  • Hallo Parzifal,

    keine Sorge, ich sehe es ähnlich wie du. Meiner Meinung nach, haben Roman und Kurzgeschichte mehr Ähnlichkeiten als man annehmen möchte.  ;)

    Grüßle
    Leon
    • Leon
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