Federleichtes > Federfutter

berühmt sein - Identitätsverlust?

(1/6) > >>

Sirius:
ich gehe davon aus, dass jeder Schriftsteller/in berühmt sein möchte.
Die Bücher werden gut verkauft - das ist ein Kompliment für den Schreiber.
Von den Einnahmen kann man gut leben - der bisherige Brotjob kann aufgegeben werden und man kann sich ganz dem Schreiben widmen.
Doch wie sieht es bei jemandem aus, der es zu Weltruhm gebracht hat?
Besteht in diesem Fall nicht die Gefahr, dass dieser Ruhm zu Lasten der eigenen Identität geht?
Jemand muss schreiben, muss Ideen haben (zu Anfang wird das einfach sein, denn es gibt sicherlich viele Notizen, die nur ausgearbeitet werden müssen). Später wird dieses schreiben müssen ein Zwang - eine Belastung, die er tragen muss.
Von so einer Berühmtheit haben die Leser eine ganz bestimmte Vorstellung .
Der Schriftsteller muss dieser Vorstellung entsprechen, ob es seine persönliche Art ist oder nicht.
Verlage fordern ein bestimmtes Verhalten von ihm, geben ihm Anweisungen - er muss "gehorchen", denn auch berühmte Schriftsteller sind mehr oder weniger an einen Verlag gebunden.
Dieser weltberühmte Schriftsteller muss gegen seine eigene Natur leben, Dinge sagen, die er wahrscheinlich als Privatperson nicht denken oder aussprechen würde.
Fragt sich so ein berühmter Schriftsteller nicht irgendwann, ob er noch er selber ist oder mittlerweile zu einer Kunstfigur geworden ist?

Pandora:
.

Uli:
 :cheese:

warum sollte das bei Schriftstellern anders sein, als bei anderen Leuten?
Innerhalb gewisser Grenzen ist jede(r) in seinen Rollen gefangen - wobei einige Leute das Glück haben, die ihre selber gestaltet zu haben.
Und jede Rolle bringt Erwartungen mit sich, die nicht unbedingt dem entsprechen, was die Person hinter der Rolle jetzt grad möchte oder will ...


Trallala:
Das "gute" an Schriftstellern - auch weltberühmten- ist, dass sie bestenfalls C-Promi sind. Wenn jemand ins Rampenlicht will, wird er oder sie kein Schriftsteller.

Und, wie Uli richtig sagt, verbogen wirst Du überall - wenn Du es zulässt

T!

merin:
Ich finde da sind ganz schön viele Behauptungen in Deinem Post. Ich würde die erstmal nicht so unbesehen glauben. Ich nenne sie mal:
- Schreibzwang
- einer Vorstellung entsprechen müssen
- Vorgesetzten gehorchen
- gegen seine Natur leben
- als Professionelle Person sagen, was er nicht meint

Und nun frage ich mich grad, wie das in anderen Berufen ist. Eine Lehrerin zum Beispiel. Oder eine Verkäuferin.
- muss sie arbeiten? ja
- muss sie Vorstellungen entsprechen? ja
- muss sie Vorgesetzten gehorchen? Ja
- muss sie sagen, was zur Rolle gehört? ja

"Gegen seine Natur leben" lasse ich mal aus, weil ich es zu unklar finde, um zu wissen, was gemeint ist.
Und uups, nun ist das ganz anders als gedacht: Ich stimme allen Behauptungen zu. Und merke, dass die dahinter stehende Grundannahme falsch ist... Denn denken wir mal weiter:

Ist deshalb Verkäuferin oder Lehrerin prinzipiell ein Beruf, der die Identität gefährdet? Ich würde mal behaupten: nein. Denn obwohl wir berufliche Rollen einnehmen können wir
- den Job wechseln (manchmal)
- die Arbeiststelle/ den Verlag wechseln
- der beruflichen Rolle unsere persönliche Note geben

Insofern finde ich: Ein bekannter Schriftsteller zu sein ist ein Job wie jeder ander auch. Und daher ist er auch anstrengend und fordert Anpassung. Trotzdem das Gefühl zu haben, man selbst zu sein, ist eine Aufgabe, die im Berufsleben auf jeden zukommt. Eine Fließbandarbeiterin wird da eher weniger Gestaltungsmöglichkeiten haben als eine Lektorin - und trotzdem werden beide ihre spezifische Art haben, ihre Arbeit zu tun. Und diese wird auf das Umfeld, auf die Kollegen und auf die Arbeit einwirken.
Amen. :diablo:

Navigation

[0] Themen-Index

[#] Nächste Seite

Zur normalen Ansicht wechseln
Mobile View