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  • #16 von Uli am 12 Jan 2014
  • ähm, nein: Ein kontroverser Dialog ist für sich genommen keineswegs spannend: Da muß irgendwas dazukommen.

    Mich interessiert das Thema nicht? Und die Beteiligten auch nicht? Dann können die kontrovers sein, wie sie wollen ich gähne (wie jeden Tag, wenn die Kontroverse mal wieder von FCB vs BVB oder Daimler vs BMW handelt.

    eine künstlich verlängerte Situation? Da blätter ich gelangweilt um, oder murmele ,Seitenschinder' und schmeiße das Buch weg.

    Und ja, genau: Auf Seite fünd gerät der titelhels sowas von in Gefahr ... GÄääähhhhn ...

    Du musst mich immer erst interessieren, bevor du auch nur den Hauch einer Chance auf  Spannung hast.
    • Uli
  • #17 von Parzifal am 12 Jan 2014
  • Mit geht es nicht um spezielle Situationen in einer Geschichte, sondern rein um die Spannung an sich. Wie erzeuge ich sie - ganz allgemein gesprochen. Wie sie dann speziell in einer Geschichte angewendet wird (darum geht es dir hauptsächlich, Uli) ist wieder eine andere Sache.  ;)


    • Parzifal
  • #18 von Bateman am 12 Jan 2014
  • Zitat
    weißt du, was ich meine?
    OK, ja, verstehe ich. Die Diskussion hab ich ja nicht angestoßen :)

    Also wenn wir uns einig sind über die Grundlage (Figuren! Setting! usw.), was du zuvor bestritten hast, dann können wir uns weitergehend über Spannungsmechanismen unterhalten.

    Ich war im letzten Sommer bei einem Workshop von Andreas Eschbach zum Thema Spannung. Und was er zu sagen hatte, war im Grunde ganz simpel. Wie das ganze Thema: In der Theorie ganz simpel, sehr schwer zu meistern.

    Er sagte das, was wir uns auch alle denken können: Neugierig machen.

    Das geht zum Beispiel mit Vorausdeutungen - die nicht immer in Form von "In einer Woche würde er sterben" kommen müssen. Man kann auch subtile Andeutungen im Text streuen, aus denen der Leser sich seine Ahnungen selbst zusammen puzzeln kann.

    Chekhovs Gun ist ein Beispiel dafür. Auch ein Mittel, mit dem man vorsichtig sein muss, da es inzwischen zum Klischee geworden ist. Wenn irgendwo eine Waffe auftaucht, weiß der Leser mittlerweile, dass sie irgendwann eingesetzt wird.

    Eschbachs Tipp dazu: Die Waffe zuvor für etwas Banales einsetzen, zum Beispiel um eine Ratte zu töten. Der Leser denkt, die Waffe ist abgehakt und kann wieder mitfiebern, wie in einer bestimmten Situation die Rettung kommen soll.

    Ein tolles Beispiel von Chekhovs Gun (ohne Ratte) ist der Heizofen in Stephen Kings "Shining".

    Ein weiteres Mittel, um Spannung aufzubauen, nannte Eschbach "Kognitive Dissonanz" und meinte damit: Am Anfang der Geschichte, möglicherweise sogar im ersten Satz, eine Verwirrung im Leser stiften, etwas scheinbar Unmögliches, oder einen überaus seltsamen Umstand beschreiben.

    Das machst du, Parzifal,  zum Beispiel im allerersten Abschnitt deiner auf dem Rost liegenden Geschichte sehr gut.
    • Bateman
  • #19 von Parzifal am 12 Jan 2014
  • Zitat
    Also wenn wir uns einig sind über die Grundlage (Figuren! Setting! usw.), was du zuvor bestritten hast, dann können wir uns weitergehend über Spannungsmechanismen unterhalten.

    Das bestreite ich natürlich nicht.
    Spannungsmechanismen - nach dem Ausdruck hab ich gesucht!  ;)

    Zitat
    Ich war im letzten Sommer bei einem Workshop von Andreas Eschbach zum Thema Spannung. Und was er zu sagen hatte, war im Grunde ganz simpel. Wie das ganze Thema: In der Theorie ganz simpel, sehr schwer zu meistern. Er sagte das, was wir uns auch alle denken können: Neugierig machen.

    Das geht zum Beispiel mit Vorausdeutungen - die nicht immer in Form von "In einer Woche würde er sterben" kommen müssen. Man kann auch subtile Andeutungen im Text streuen, aus denen der Leser sich seine Ahnungen selbst zusammen puzzeln kann.

    Chekhovs Gun ist ein Beispiel dafür. Auch ein Mittel, mit dem man vorsichtig sein muss, da es inzwischen zum Klischee geworden ist. Wenn irgendwo eine Waffe auftaucht, weiß der Leser mittlerweile, dass sie irgendwann eingesetzt wird.

    Eschbachs Tipp dazu: Die Waffe zuvor für etwas Banales einsetzen, zum Beispiel um eine Ratte zu töten. Der Leser denkt, die Waffe ist abgehakt und kann wieder mitfiebern, wie in einer bestimmten Situation die Rettung kommen soll.

    Ein tolles Beispiel von Chekhovs Gun (ohne Ratte) ist der Heizofen in Stephen Kings "Shining".

    Ein weiteres Mittel, um Spannung aufzubauen, nannte Eschbach "Kognitive Dissonanz" und meinte damit: Am Anfang der Geschichte, möglicherweise sogar im ersten Satz, eine Verwirrung im Leser stiften, etwas scheinbar Unmögliches, oder einen überaus seltsamen Umstand beschreiben.

    Ja, ja - genau das meine ich! :biggrin:
    Interessant, die Sache mit dem Gewehr.

    Zitat
    Das machst du, Parzifal,  zum Beispiel im allerersten Abschnitt deiner auf dem Rost liegenden Geschichte sehr gut.

    Oh, noch ein Lob obendrauf - Danke! :cheer:

    P.S. Hast mir den Abend gerettet!  :dops:
    • Parzifal
  • #20 von Uli am 12 Jan 2014
  • Mit geht es nicht um spezielle Situationen in einer Geschichte, sondern rein um die Spannung an sich. Wie erzeuge ich sie - ganz allgemein gesprochen. Wie sie dann speziell in einer Geschichte angewendet wird (darum geht es dir hauptsächlich, Uli) ist wieder eine andere Sache.  ;)

    an sich schon, nur: In dieser Diskussion geht es (auch) darum, wie man die Spannung erstmal an den Mann bringt - die Techniken allein reichen da eben leider nicht. Weil: Spannung an sich gibt es nicht. Es gibt kein Ding, das aus sich heraus spannend ist, es ist immer Vorarbeit notwendig.
    Wie man dann die Spannung pflegt und erhöht ist Sache der Techniken, klar - aber 'erzeugen' fängt eben vorher an.
    • Uli
  • #21 von Trallala am 12 Jan 2014
  • Warum habe ich eigentlich das Gefühl, dass es hier schon lange nicht mehr um Spannung geht, sondern um - bestenfalls - Missverständnisse oder -schlimmstenfalls - Rechthaberei?

    T!
    • Trallala
  • #22 von Uli am 12 Jan 2014
  • weil das in Online-Diskussionen eine gewisse Tradition hat?


    immerhin, ich habe in sechs Jahren Federfeuer keinen einzigen Fall von Godwin in Erinnerung, was bedeutet: Das läuft recht gut ...
    • Uli
  • #23 von Sirius am 12 Jan 2014
  • warum soll ein Schreiber denn heraus bekommen, wie Spannung erzeugt wird?
    Schreibe deinen Text so hin, wie du meinst, dass er spannend ist.
    Gebe ihm einen objektiven Leser.
    Wenn er ihn spannend findet und sogar noch sagen kann, warum, dann ist der Text gut.
    Wenn der Leser ihn spannungslos oder langweilig findet, hast du irgendwo einen oder mehrere Fehler gemacht - dann gehe auf die Suche und schreibe den Text um.
    • Sirius
  • #24 von Viskey am 12 Jan 2014
  • Gebe ihm einen objektiven Leser.
    GIB. Der Imperativ von geben ist GIB. GEBE ist die erste Person Präsens singular (oder gerne auch Konjunktiv Präsens, das überlass ich mal dem eigenen Gutdünken. ;)


    Zitat
    Wenn er ihn spannend findet und sogar noch sagen kann, warum, dann ist der Text gut.
    Wenn der Leser ihn spannungslos oder langweilig findet, hast du irgendwo einen oder mehrere Fehler gemacht - dann gehe auf die Suche und schreibe den Text um.

    Und mit dieser Aussage schiebst du die Antwort auf den Leser ab. - Wieso soll ausgerechnet ein Leser, der sich nicht mit den Techniken des Schreibens beschäftigt, genauer beantworten, wie Spannung erzeugt wird, als ein Schreiber, der sich (mehr oder weniger) intensiv mit dieser und anderen Fragen auseinandersetzt?





    Nebenbei finde ich die Frage, warum sich ein Schreiber mit dieser Frage beschäftigen soll, ziemlichprovokant. - Warum? Weil sich Schreiber, wenn sie ihre Schreibe ernst nehmen, nun mal fragen, warum und wie das Schreiben funktioniert. Wenn dem nicht so wäre, könnten wir unsere Röstungen auf "Das ist gut" und "das ist schlecht" beschränken. Und damit wäre ja nun wirklich niemandem geholfen, oder?

    Viskey


    EDIT: Trippelschritt war schneller als mein "nebenbei", und dann auch noch besser... :devgrin:
  • #25 von Trippelschritt am 12 Jan 2014
  • @ Sirius

    Die Erzeugung von Spannung ist Handwerk.
    Ein Autor sollte sein Handwerk verstehen.
    Deshalb sollte ein zukünftiger Schreiber herausbekommen,
    wie er Spannung erzeugen kann.

    Liebe Grüße
    Trippelschritt
  • #26 von Bateman am 12 Jan 2014
  • Mmh, schon wieder so ein Nebenschauplatz.
    Können sich die, die schreiben "Wozu brauche ich [Threadtitel] überhaupt?" nicht einfach aus einem Thread fernhalten? (Ja, ich sage das bewusst mal so allgemein) Grmpf.
    • Bateman
  • #27 von Pandora am 13 Jan 2014
  • .
    • Pandora
  • #28 von tlt am 13 Jan 2014
  • Eschbachs Tipp dazu: Die Waffe zuvor für etwas Banales einsetzen, zum Beispiel um eine Ratte zu töten. Der Leser denkt, die Waffe ist abgehakt und kann wieder mitfiebern, wie in einer bestimmten Situation die Rettung kommen soll.
    Hm, irgendwie ist das für mich gar keine Spannung. Wenn eine Waffe oder sonstwas, das eigentlich schon abgehakt war für den Leser, wieder auftaucht, dann ist das überraschend. Eine gute Idee (vielleicht), und manchmal schlimm, weil man oft genug genau weiß, was passiert.
    Spannend wird es aber doch erst, wenn ich nicht weiß, was passiert. Wenn ich selbst im Dunkeln tappe und dann mitfiebere, weil ich wissen will, wie es weitergeht. Wenn ich dann von etwas überrascht werde, dann kann das durchaus interessant sein. Aber eben nicht spannend.
    Mitfiebern, mitraten und die Spannung der Situation aufsaugen tu ich aber nur, wenn ich in die Geschichte eintauchen kann. Dazu muss ich mich zum Beispiel an den Ort versetzen (oder ihn mir sehr gut vorstellen) können, an dem das alles passiert. Oder ich muss mit (mindestens) einem der Protas eins werden. Muss mich einklinken können in seine Gedanken, Handlungen, Gefühle ... Dann baue ich meine Spannung selbst auf, indem ich die Geschichte weiterspinne. Dann kann ich gerne auch verwirrt werden oder überrascht durch eine Pistole, die noch einmal verwendet wird.
    Richtig spannend wird es aber mM erst dann, wenn die Pistole, von der der Leser weiß, dass sie da ist, und mit der der Prota die Ratte erschossen hat und er sich damit jetzt den Bösewicht vom Hals schaffen könnte, eben nichts hilft, weil der Bösewicht die Pistole ebenfalls schon gesehen hat und die Patronen rausgenommen und der Gutewicht nun einen anderen Weg finden muss, wie er aus der Kacke wieder rauskommt. (Ich wollte einmal in meinem Leben so einen langen Satz schreiben :devgrin:).
    Also, allein die Doppelnutzung, also das Abhaken einer Sache, macht für mich noch keine Spannung.
  • #29 von Bateman am 13 Jan 2014
  • Zitat
    Also, allein die Doppelnutzung, also das Abhaken einer Sache, macht für mich noch keine Spannung.

    Da hast du mich auch missverstanden. Ich wollte vordergründig auf Chekhovs gun hinaus. Also die Einführung eines wichtigen Gegenstandes früher in der Handlung, um eine Vorausdeutung zu schaffen (mal als Umkehrung seiner Theorie formuliert). Ein ganz klarer Spannungsmechanismus.

    Nun ist aber Chekhovs gun inzwischen leider zum Klischee geworden. Das heißt, wenn der Leser clever genug ist, weiß er ab dem Moment der Vorausdeutung, was passiert. Aus dem Spannungsmechanismus wird ein Spannungskiller.

    Um diesen Effekt zu umgehen, kann man die Waffe vorher für etwas anderes einsetzen. Da gehört dann natürlich mehr dazu, um wieder Spannung zu schaffen. Das hast du in deinem langen Satz (gratuliere!) sehr gut formuliert.

    Ich glaube zusammenfassend bringt uns das auf einen weiteren Spannungsmechanismus:

    Falsche Fährten legen.
    • Bateman
  • #30 von Sirius am 13 Jan 2014
  • Zitat

    Die Erzeugung von Spannung ist Handwerk.
    Ein Autor sollte sein Handwerk verstehen.
    Deshalb sollte ein zukünftiger Schreiber herausbekommen,
    wie er Spannung erzeugen kann.

    Hallo Trippelschritt,

    du hast das, was ich gerne wissen wollte, mit wenigen Sätzen erklärt.
    Ich denke das ist so wie z. B. bei einem Tischler, der erst lernen muss, sein Handwerkszeug zu gebrauchen und was er mit dem vorgegebenen Material machen kann.
    Erst dann ist er in der Lage, gute Arbeit zu leisten.

    Vielen Dank Trippelschritt
    Gruß
    Sirius
    • Sirius
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