28 March 2024, 19:34:50

Autor Thema: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden  (Gelesen 21025 mal)

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Dani

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Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« am: 11 February 2014, 18:16:18 »
Knecht ist um die 35 Jahre alt, und der angesehenste unter den Glasperlenspielern in Kastalien, ihm wird die Ehre zu Teil einem Benediktiner Orden das Glasperlenspiel zu erläutern.
Zu diesem Zeitpunkt ahnt Knecht noch nichts von seiner tatsächlichen Mission die er ohne es zu ahnen mit Erfolg meistert.
Zunächst begegnete man ihm im Kloster mit verhaltener Freundlichkeit, und Oberflächlichem Interesse.
Doch seinem wissen über die Chinesische Lehre verdanke Knecht es das ein alter sehr Weiser Mönch namens Pater Jakobus sich für ihn zu Interessieren begann.
Knecht ahnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht wie einschneidend diese Begegnung für ihn werden würde und auch Pater Jakobus anfängliche Zweifel und Ablehnung Knecht gegenüber verwandelte sich in tiefe anerkennende Freundschaft.
Einer Gemeinsamen Passion war es zu verdanken das Knecht, Pater Jakobus für sich gewinnen konnte.
Beide verehrten Bengel einen Brillanten Wissenschaftler seiner Zeit, Knechts Studien über ihn interessierten  Jakobus sehr, aus diesem Grund  war der alt eingesessene Benediktiner dazu bereit dem Kastalischen Orden mehr und mehr mit Freundschaft zu begegnen und ihn anzuerkennen wenngleich er auch niemals gänzlich von dessen Geistlicher Bedeutung zu überzeugen war.
Jedenfalls war dies Knechts wahre Mission eine Verbindung Zwischen dem Kastalischen Orden und dem Benediktiner Kloster herzustellen.
Doch Knecht schaffte noch mehr er zog einen Kreis von Glasperlenspielern heran und begann eine höre Bedeutung des Pater Jakobus und dem Benediktiner Kloster Mariafels zu erahnen.
 
Ich fand die Begegnung zwischen Jakobus und Knecht sehr spannend dargestellt, zwei Männer Unterschiedlicher Interessen und Meinung finden zusammen und kommen auf einen Gemeinsamen Nenner ohne Ihre eigenen Ziele und Ideale zu verleugnen.
Wunderbar!
« Letzte Änderung: 11 February 2014, 18:20:25 von Dani »

Parzifal

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #1 am: 11 February 2014, 22:34:14 »
Zitat
Ich fand die Begegnung zwischen Jakobus und Knecht sehr spannend dargestellt, zwei Männer Unterschiedlicher Interessen und Meinung finden zusammen und kommen auf einen Gemeinsamen Nenner ohne Ihre eigenen Ziele und Ideale zu verleugnen. Wunderbar!

Schöne Zusammenfassung, Dani.
In diesem Sinne verstehe ich den Roman auch. ;)

LG, P
« Letzte Änderung: 11 February 2014, 22:53:05 von Parzifal »

Dani

  • Gast
Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #2 am: 12 February 2014, 07:28:39 »
Danke Parzifal!

Ich fand auch dies wäre die Kernaussage des Wortgewaltigen sowie ab und an etwas Wortlastigen Spektakels. Äh... Kapitels. ;)

Viskey

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #3 am: 22 February 2014, 21:38:57 »
Also ich weiß nicht.

Ja, es ist Hesse.
Ja, es ist Weltliteratur.

Trotzdem geht mir die Gary-Stue-igkeit des Josef Knecht langsam echt auf die Nerven. Stolpert in die höchsten Kreise dieses elitären Ordens und des Glasperlenspiels, ohne auch nur einen Hauch von Ahnung davon zu haben, wie begabt er wohl ist. Er stolpert einfach ein bisschen durch die WeltKastaliengeschichte und wird von allen Seiten mit Bewunderung beworfen.

Sorry, aber das nervt mich. Einer, der so weit über die Norm hinausragt, weiß das. Oder er ragt eben nicht so weit darüber hinaus. Und ehrlich gesagt ist mir bald wurscht, was Hesse damit bezweckt. Ich hab grad echt keine Lust mehr weiterzulesen.


"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle

Dani

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #4 am: 28 February 2014, 11:29:23 »
Hallo!

Ja ein bissl merkwürdig ist das alles schon, ist euch auch dieses naja wie soll ich sagen...  :rotwerd:
Dieses Gerede von jungen hübschen Schülern, jungen Patern, aufgefallen.
Der eifersüchtige Junge der soo begabt ist, aber ja auch soo arm und depressiv und Knecht soo liebt, und scheinbar auch eine Körperliche Zuneigung zu ihm seinem Mentor verspürt und so.

Mir scheint Hesse will uns auf etwas aufmerksam machen, vielleicht wie es im inneren von Männer Orden tatsächlich ausschaut?

Langsam aber sicher, bin ich mir gar nicht mehr sicher, was Hesse hier mit seinem Werk wirklich sagen will.

Liebe Grüße!

Viskey

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #5 am: 28 February 2014, 14:30:17 »
Ja, ist mir aufgefallen ...

Und nein, ich hab immer noch keine Lust, weiterzulesen. Das Buch liegt vor mir, das Lesezeichen lugt neckisch hervor ...

Aber ich kann mich nicht dazu überwinden weiterzulesen. Ich fürchte, für mich ist das Experiment "Wir lesen Klassiker" gescheitert.
« Letzte Änderung: 28 February 2014, 14:32:20 von Viskey »
"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle

Morwen

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #6 am: 01 March 2014, 12:20:14 »
Langsam aber sicher, bin ich mir gar nicht mehr sicher, was Hesse hier mit seinem Werk wirklich sagen will.
So geht es mir auch. Ich vermute, als Leser, der mit Gesellschaftsutopien vertraut ist, setze ich viele Dinge voraus, die Hesse einfach (noch) nicht bewusst waren. Vielleicht ist Shakespeare deshalb zeitlos, weil er zeitlose Themen wie Liebe, Verrat, Eifersucht, etc angesprochen hat. Während der Entwurf fiktiver Gesellschaften sehr, sehr stark vom aktuellen gesellschaftlichen Kontext abhängt. Aber wenn ich versuche, alle Merkwürdigkeiten von Kastalien abzuziehen, schäle ich zu viel weg, um den Kern des Romans noch erfassen zu können.

Aber gerade deshalb fände ich es gut, wenn wir das Experiment noch nicht als gescheitert betrachten würden. (Würde sogar freiwillig das nächste Kapitel nehmen) Eine Horde Federteufel muss diesen Hesse doch aufgespießt kriegen!

Gruß
Morwen

Viskey

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #7 am: 01 March 2014, 12:45:28 »
Zitat
Eine Horde Federteufel muss diesen Hesse doch aufgespießt kriegen!


Hehehe.



Das wäre jetzt glatt ein Grund, das Ding noch mal in die Hand zu nehmen... Mal schauen, wie sich das Wochenende noch entwickelt. *zum Buch rüberschiel*
"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle

Ryek Darkener

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #8 am: 01 March 2014, 15:03:53 »
Ich habe auch noch nicht aufgegeben. Meine Lesegeschwindigkeit ist gerade nicht die größte, aber ich habe mir vorgenommen, bis zum Ende durchzuhalten. Also bitte nicht spoilern, wer der Mörder ist. :diablo:
DSvU-4(5) "Wurzeln und Flügel (AT)": Plotten, Schreiben (demnächst;))

Haramis

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #9 am: 01 March 2014, 15:36:17 »
Ich tue mir auch schwer mit dem Roman, da mir die Figuren recht unpersönlich erscheinen.  :dontknow:

Parzifal

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #10 am: 01 March 2014, 15:59:44 »
Ich wäre auch noch dabei.  :klug:
Ich kann bis jetzt nichts Seltsames oder Unpersönliches an dem Roman entdecken. Ein Mann des Geistes, der der Welt den Rücken gekehrt hat, schreitet auf seinem Lebensweg voran und müht sich um Sinnfindung; mit allen Höhen, Tiefen, Irrungen und Kämpfen um die Wahrheit, nach der er strebt. Da kann man doch gespannt sein, wie weit er kommt, und was er dabei an Erkenntnissen hat - und wie gültig dieselben auch heute noch sind.  ;)
« Letzte Änderung: 01 March 2014, 16:06:05 von Parzifal »

Dani

  • Gast
Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #11 am: 02 March 2014, 17:43:46 »
Zitat
Ein Mann des Geistes, der der Welt den Rücken gekehrt hat, schreitet auf seinem Lebensweg voran und müht sich um Sinnfindung; mit allen Höhen, Tiefen, Irrungen und Kämpfen um die Wahrheit, nach der er strebt. Da kann man doch gespannt sein, wie weit er kommt, und was er dabei an Erkenntnissen hat - und wie gültig dieselben auch heute noch sind.  ;)

Das hast du schön ausgedrückt!
Aber ein bissl Wortlastig ist das ganze Ding schon, auch wenn immer wieder schöne Sätze drin sind muss ich sagen dass ich mich dann und wann schon ein wenig mit dem Glasperlenspiel quäle.
Hab sogar schon mal ein zwei Seiten ausgelassen in der Hoffnung auf irgend etwas Interessanteres zu stoßen, damit ich nicht einschlafe. 
Aber von mir aus können wir das Experiment schon zu Ende machen.

Und das nächste mal nehmen wir Zweig, okay? :biggrin:
« Letzte Änderung: 02 March 2014, 17:45:32 von Dani »

Parzifal

  • Gast
Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #12 am: 02 March 2014, 18:53:54 »
Hallo Dani!

Nach all den Kommentaren, die ich zum Glasperlenspiel gelesen habe, wäre "Der Steppenwolf" die bessere Wahl gewesen. Da ist u.a. eine Frau Hauptprotagonistin (Hermine) und es geht um eine Geschichte "in der Welt da draußen", mit der wir uns alle viel besser auskennen, als mit dem Elfenbeinturm der geistigen Hochzucht.  ;)

LG, P

Morwen

  • Gast
Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #13 am: 02 March 2014, 20:00:11 »
Hab sogar schon mal ein zwei Seiten ausgelassen
  :deveek:
Jetzt wirst du nie herausfinden, wer der Mörder ist. 
Zitat
Und das nächste mal nehmen wir Zweig, okay? :biggrin:
Gerne, nur nicht Kafka. (Ja, genau. Nicht den, der unter meinen Lieblingsautoren weit vorne steht. Weil eben drum.)

Dani

  • Gast
Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #14 am: 04 March 2014, 13:32:06 »
Hallo Parzifal

Naja der Steppenwolf...
Nö den mag ich auch nicht, leider.
Aber ich sehe schon du bist ein Hesse Fan, wieso nicht.  :)


Dani

  • Gast
Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #15 am: 04 March 2014, 13:36:54 »
Hallo Morwen!

Von Kafka kenne ich nicht viel, aber was ich kenne find ich gut, aber Hesse hat bestimmt auch tollere Sachen geschrieben als das Glasperlenspiel.
Vielleicht sollte ich mal schauen was es von Hesse alles gibt, und ihm noch eine Chance geben.  :)

Parzifal

  • Gast
Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #16 am: 04 March 2014, 14:02:00 »
Hallo Parzifal

Naja der Steppenwolf...
Nö den mag ich auch nicht, leider.
Aber ich sehe schon du bist ein Hesse Fan, wieso nicht.  :)

Von was soll eine Geschichte denn handeln, die dir gefällt? Ich kenne mich in Hesses Gesamtwerk einigermaßen aus (wie du schon vermutest) und könnte vielleicht was finden und vorschlagen.  ;)

LG, P

Dani

  • Gast
Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #17 am: 04 March 2014, 17:37:31 »
Hallo Parzifal!

Passion, Leidenschaft, ein Konflikt, vielleicht sogar etwas Gesellschafts Kritisches.
Und etwas Magie, das finde ich auch gut.
Ich mag es wenn Geschichten erst etwas alltäglich daherkommen, dann kommt eine Kleinigkeit etwas interessantes, aber unscheinbares und dann ändert sich alles.
Ich mag wenn der Prota in eine Art Sog hineingerät aus dem er nicht mehr herauskommt, und wenn dann zum Schluss noch alles gut wird, dann ist alles Gut.  :)

Beispiel: Stefan Zweig, 24 Stunden aus dem Leben einer Frau.




                 

Parzifal

  • Gast
Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #18 am: 04 March 2014, 22:33:31 »
Vielleicht wäre "Narziß und Goldmund" das Richtige - das spielt im Mittelalter und es ist alles drin, was im Leben so vorkommt (unter den Bedingungen der damaligen Zeit natürlich) ;)

Dani

  • Gast
Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #19 am: 05 March 2014, 10:42:44 »
Danke Parzifal!

Du kennst dich echt aus, ich mach mich mal schlau über "Narziß und Goldmund".

merin

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #20 am: 11 March 2014, 20:27:34 »
Ich lese mal noch nicht Eures, ich habe das Kapitel gerade erst begonnen und will nicht spoilern. Aber ich bin auf etwas gestoßen, was mich sehr bewegt und das willl ich hier gleich einbringen. Es geht um die Schulung, die Knecht durchmacht und sein Ankommen im Kloster. Hesse schreibt:

Zitat
Er hatte bei seinem Vorstand Dubois gelernt, sich namentlich in der ersten Zeit seiner Gastrolle nicht als Person, nur als Vertreter Kastaliens anzusehen und Artrigkeiten sowohl wie etwaige Distanzierung nur als Abgesandter zur Kenntnis zu nehmen;...

Bin ich die einzige, die der Name des Vorstands an das Wort "dubios" erinnert? Denn ich finde es in der Tat dubios, wie Knecht hier zur perfekten Marionette wird, zur Maske, die keine Individualität mehr hat. Mich erinnert das an totalitäre Regime, die versuchen, in ihren Organisationen jede Individualität abzutöten. Es geht um das Außen, um "Artigkeit" und Gehorsam.
Immer wieder wird deutlich, dass es zwar offiziellerweile so ist, dass die Neigungen der Schüler über ihren Lebenslauf entscheiden, dass aber real Andere entscheiden: Knecht darf eben nicht tun, was er möchte. Er darf sich nicht nur mit Musik beschäftigen und er darf sich auch nicht einreihen. Er wird zum Führertum gezwungen, obwohl es ihm zuwider ist. Ich denke gleich daran, wie gut so ein Füher zu manipulieren wäre...

Was mich vorher in ähnlich unangenehmer Weise berührt hat, war das Urteil über den Freund Tegularius: Knecht hält ihn fern, es scheint, er hat Angst vor dessen Empfindsamkeit. Und die Freundschaft ist auch wieder keine auf gleicher Ebene, sondern Tegularius himmelt Knecht an. Und Knecht versucht nicht etwa, ihn zu stärken und ihn in Psychotherapie zu vermitteln  ;) (ist doch spannend, dass es das nicht zu geben scheint in der Zukunft), sondern er sorgt dafür, dass der Freund auch nach seinem Tode kleingehalten wird, dass er nicht wirklich Verantwortung übernehmen darf. Und da zeigt sich ein mir ganz unsympathischer Wesenszug Knechts: Sich über andere stellen, die eigene Meinung für Gewissheit zu halten, das ihm angezüchtete Elitedenken ganz zu übernehmen. Und ganz unemotional und abgebrüht über die suizidalen Krisen des angeblichen Freundes zu berichten, als sei dieser Studienobjekt und kein fühlendes Wesen.

Ich glaube, Hesse hat Kastalien als Dystopie konstruiert. Als Warnung. Und nun lese ich weiter...
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

merin

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #21 am: 12 March 2014, 17:01:01 »
Und bin mit dem Kapitel fertig. Ich beginne nun, Hesses Roman als philosophisch inspiriertes Gedankenexperiment zu sehen, mit folgenden zentralen Fragen:
- wie müsste jemand aussehen, der der perfekte Mönch wäre?
- wie würde ein Orden ohne Religion aussehen
-  Wie wäre ein Herrscher, der nicht herrschen will?
- Wenn man versucht, alles Wissen zu katalogisieren und auf einen zentralen Punkt zu beziehen -welcher Puntk wäre dies?
- Wie sähe der ideale Herrschercharakter aus?

Was mich in dem Kapitel außerdem interessiert hat, war, dass es plötzlich Anspielungen darauf gab, dass Knecht doch ein sexuelles Leben hatte und zwar ein homosexuelles. Er bemerkt, dass sich ein Novize in ihn verliebt und weist ihn ab, weil die Mönche keusch sein müssen und er ihn nicht verüfhren will. Daraus schließe ich, dass er verführt worden ist und andere verführt hat. Aber ich finde es spannend, dass Hesse das so in der Schwebe lässt, wer wohl mit Knecht sexuell verbunden war. Mir ist auch nicht recht klar, wie die Ordensregeln dann strukturiert sind: Warum ist homosexuelle Liebe immer erlaubt, heterosexuelle aber offenbar nur in einer bestimmten Zeit? Und warum gibt es eigentlich nirgends in diesem Universum eine bedeutungsvolle oder irgendwie mächtige Frau?
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #22 am: 12 March 2014, 17:11:17 »
So, nun zu Eurer Diskussion.
1. Nicht hinwerfen, bitte!
2. Bitte nicht nochmal Hesse. Ich hab noch einiges andere von ihm gelesen, aber erstmal hätt ich gern was anderes. Außer es soll der Steppenwolf sein...  :hehe:
und 3. zum Buch:

Ich kann bis jetzt nichts Seltsames oder Unpersönliches an dem Roman entdecken.

Nicht? Aber es ist unpersönlich. Un dich bin mittlerweile sogar an einer Stelle, an der der Erzähler das auch genau als sein Ziel benennt. Ich werde im nächsten Kapitel daraus zitieren und versuchen, mir einen Reim draus zu machen.

Mich verwirrt auch genau das, was Viskey gut beschreibt:

Zitat
Trotzdem geht mir die Gary-Stue-igkeit des Josef Knecht langsam echt auf die Nerven. Stolpert in die höchsten Kreise dieses elitären Ordens und des Glasperlenspiels, ohne auch nur einen Hauch von Ahnung davon zu haben, wie begabt er wohl ist. Er stolpert einfach ein bisschen durch die WeltKastaliengeschichte und wird von allen Seiten mit Bewunderung beworfen.

Man glaubt es einfach nicht. Und ich glaube, das hat Hesse absichtlich gemacht. Er setzt uns einen Erzähler vor, dem wir misstrauen. Und das bringt zumindest mich dazu, mich auf jeder Seite zu fragen: was ist hier noch, was uns nicht erzählt wird? Und warum wird es weggelassen? In diesem Kapitel z.B. stoße ich auf die Gewissensbisse Knechts aufgrund des Auftrags von Dubois. Man ahnt schon anhand dessen, wie Kastalien funktioniert und wie der Auftrag gegeben wird, dass das der eigentlich Auftrag ist. Und Knecht ahnt es auch und ihm ist unwohl. Er will nicht spionieren, aber da er nicht unartig sein kann, kann er es nur etwas aufschieben und muss es dann doch tun.
Hier ist auch das erste Mal eine Freundschaft beschrieben, die man sich vorstellen kann. Man spürt die Warmherzigkeit der Männer zueinander - und die Art, wie sie über Sprache Distanz halten. Dabei stoßen wzei rigide Systeme aufeinander: Kastalien und Kloster und beide Männer wissen um die Rigidität ihrer Systeme, die sie zum Leben brauchen. Also sind sie vorsichtig miteinander, um die Gedankengebäude der anderen nicht zu gefährden. So jedenfalls meine These.
Was meint ihr?
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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #23 am: 12 March 2014, 17:47:00 »
Was mich in dem Kapitel außerdem interessiert hat, war, dass es plötzlich Anspielungen darauf gab, dass Knecht doch ein sexuelles Leben hatte und zwar ein homosexuelles. Er bemerkt, dass sich ein Novize in ihn verliebt und weist ihn ab, weil die Mönche keusch sein müssen und er ihn nicht verüfhren will. Daraus schließe ich, dass er verführt worden ist und andere verführt hat.

Also ich schließe daraus nicht, dass Knecht Sex gehabt hat. Er weiß, was es ist, hat es beobachtet ... Aber für mich kommt der so knochentrocken daher, dass er bisher noch nicht mal daran dachte, sich an so etwas zu beteiligen.

Aber ja, da Hesse das so unausgegoren stehen lässt, kann sich da jeder seinen eigenen Teil denken. ;)
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Dani

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #24 am: 12 March 2014, 19:58:25 »
Hallo Merin

Wow! Spitze deine These.
Ja das mit der Homosexualität ist mir auch schon aufgefallen.
Ich glaube Hesse will mit seinem Werk in erster Linie auf die Homosexuelle Alltäglichkeit in Männerorden hinweisen.
Er will vielleicht andeuten wie Autoritär so ein Männerorden ist und wie man sich dort nach oben schläft.
In der Zeit in der Hesse lebte wäre so etwas offen zu behaupten ein Skandal gewesen.

Das autoritäre wird auch immer wieder klar wenn Knecht von seinem Fan spricht den er wie du schon festgestellt hast bewusst klein und von ihm abhängig hält  das ganze tarnt er auch noch als Besorgtheit.
Vielleicht will Hesse uns mit diesem Werk vor einer Art Überhelden warnen, der zwar schon gute Absichten haben mag aber auch verführt und das nicht immer zum guten.

Und Frauen naja die würden Knechts Welt durcheinander bringen, nicht rein passen, und das möchte Hesse vielleicht auch irgendwie ausdrücken, er beschreibt hier klar ein von Männern geprägtes Regime.


merin

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #25 am: 13 March 2014, 09:25:04 »
Ja, da sind wir uns einig. Und dass er sich nicht getraut hat, Homosexualität in Mönchsorden offen zu benennen, mag auch stimmen. Auch die Warnung vor allzu großer Idealisierung scheint mir naheliegend - man denke nur an den Führerkult im Nazideutschland.
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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #26 am: 14 March 2014, 17:19:48 »
Ich habe grad mal bei Wikipedia ein bissel nachgelesen und dort eine spannende Info gefunden:

Zitat
Hinzu kam, dass die Familie auch mütterlicherseits der weitgehend internationalen Gemeinschaft der Missionsleute angehörte und dass seine aus dieser Linie stammende Großmutter Julie Gundert, geb. Dubois (1809–1885), als französischsprachige Schweizerin ebenfalls zeitlebens eine Fremde in der schwäbisch-kleinbürgerlichen Welt blieb.

Der Name ist also familiengeschichtlich geprägt. Und: Hesse ist religiös aufgewachsen und war auch in einer internatsschule (er sollte Theologe werden). Er kennt also, was er hier beschreibt, wahrscheinlich auch von innen.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Parzifal

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #27 am: 14 March 2014, 18:10:48 »
Zitat
Der Name ist also familiengeschichtlich geprägt. Und: Hesse ist religiös aufgewachsen und war auch in einer internatsschule (er sollte Theologe werden). Er kennt also, was er hier beschreibt, wahrscheinlich auch von innen.

Sein Vater war Missionar und hat später in Calw/Württemberg (Geburtsstadt von H. Hesse) den "Verlagsverein" geleitet - seine Mutter war die Tochter eines Indologen. Nicht schwer zu raten, was ihn zu Siddhartha gebracht hat.
Stimmt, was du sagst: Er kennt, was er beschreibt. ;) Hesse war außerdem Vegetarier, Kriegsgegner (hat u. a. gegen Kaiser Wilhelm opponiert), FKK-Anhänger (hat u. a. beim Nacktklettern im Gebirge mitgemacht). Vor allem hat er die gedeihliche, kriegstreiberische und oberflächliche Zucht des Mittelmäßigen (so hat er sich ausgedrückt), das selbstgefällige Bürgertum, wie die Pest gehasst. Er hat Mozart geliebt und Brahms und andere Klassiker. Er war mehrfach verheiratet und alle Ehen sind gescheitert. Mit 50 hatte er die Krise seines Lebens (seinen tiefsten Tiefpunkt) erlebt und in den "Steppenwolf" einfließen lassen. Im Sommer war er stets in seinem Sommerhäuschen im Tessin, wo es damals noch relativ ruhig gewesen sein muss - dort starb er auch im Sommer 1962. Zu der Zeit brachten die Beatles ihre erste Single raus und die Rolling Stones formierten sich in London - ob ihm das gefallen hätte?  :diablo:

Edit: Kein abgerufenes Wiki-Wissen - so was weiß ich.
« Letzte Änderung: 14 March 2014, 18:18:37 von Parzifal »

merin

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Re: Das Glasperlenspiel Kapitel 4 Zwei Orden
« Antwort #28 am: 14 March 2014, 18:24:46 »
Ja, ich habe schon verstanden, dass Du Hesse verehrst und ging davon aus, dass Du seine Biographie kennst. Daher nahm ich auch an, dass mindestens Du was mit meinem Geschreibsel anfangen kannst und es ergänzen kannst. ;) Und vielleicht kommen im GPSpiel auch daher keine Frauen vor, weil Hesse mit denen einfach nicht die guten Erfahrungen gemacht hatte.
Die Mutter stammte übrigends nach Wiki auch aus einer Missionarsfamilie....
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