24 April 2024, 15:05:07

Autor Thema: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?  (Gelesen 14441 mal)

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Viskey

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Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« am: 02 March 2014, 16:24:25 »
Lasst mich die Schlagworte aus dem Betreff etwas ausformulieren. ;)


Wenn man eine Geschichte schreibt, braucht man dafür einige Elemente. Wenn ich eine Geschichte über ein Krankenhaus schreiben möchte, brauche ich Ärzte und Krankenpfleger. Ohne wird's kaum gehen. Wenn ich eine Geschichte über einen Krieg schreiben will, werde ich Soldaten brauchen.

Wenn ich eine Geschichte über Zauberer schreibe, wird es nicht ohne Magie gehen. Wenn ich eine (realistische) Geschichte übers Mittelalter schreiben möchte, werde ich auch über die Kirche schreiben müssen.

Ich glaube, soweit sind wir uns noch einig.



Aber nehmen wir an, ich hab eine Geschichte, in der ein Arzt, ein Soldat und ein Zauberer vorkommen. Der Soldat kämpft dafür, dass das Trio frei und unbehelligt bleibt. Der Arzt behandelt alle Verletzungen, zu denen es trotzdem kommt, und der Zauberer kümmert sich in der Zwischenzeit darum, die ProphezeihungTM zu erfüllen.

Ist es jetzt Faulheit, als Protagonisten diese drei Leute mit diesen Berufen zu wählen, oder würde es mit einem Bäcker, einem Lehrer und einem Programmierer auch funktionieren, nur eben nicht so leicht? Wäre das dann nicht eine ganz andere Geschichte (möglicherweise auch erzählenswert, aber eben nicht die, die mir im Kopf herumgeht)?


Wieviele Elemente (Figuren, Landschaften, Berufe, Weltenbau ...) darf ich so aussuchen, dass sie möglichst wenig (zusätzliche) Schwierigkeiten machen, damit ich mich auf das konzentrieren kann, was ich eigentlich erzählen will?

Ab wann mach ich's mir einfach zu leicht? Ab wann ist der Punkt erreicht, wo jeder sagt: "Ach komm, so viele praktische Zufälle, wie du hier zusammenwürfelst, gibt's doch gar nicht!"


Viskey
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Ryek Darkener

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #1 am: 02 March 2014, 16:55:32 »
Ich versuche es mit einer etwas platten Antwort:

Eine gute Geschichte ist für den Leser plausibel.:diablo:

Ich denke, das Hauptproblem ist, wie die Leute in die Geschichte eingeführt werden. Bei deinem Post ist mir als Allererstes der Film "Die glorreichen Sieben" eingefallen. Den muss ich hoffentlich nicht erklären.  :devgrin:

Jeder der Protas ist für den Plot notwendig. Ich kenne eigentlich niemanden, der kritisiert, dass da genau die sieben Kerle zusammenkommen, die es braucht, um den Ort von den Verbrechern zu befreien.

Warum? Weil die Geschichte gut unterhält, und weil die Protas, um dieses Ziel zu erreichen, notwendig sind. Mathematisch betrachtet ist eine solche Zusammenstellung eher unwahrscheinlich, aber was soll’s?
Wenn die sieben sich am Anfang des Films in einer Bar getroffen hätten, wäre es eine ganz andere Geschichte geworden.
An diesem Punkt ist die Fantasie des Autors gefragt.
DSvU-4(5) "Wurzeln und Flügel (AT)": Plotten, Schreiben (demnächst;))

Bateman

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #2 am: 02 March 2014, 18:55:40 »
Zitat
Ab wann mach ich's mir einfach zu leicht? Ab wann ist der Punkt erreicht, wo jeder sagt: "Ach komm, so viele praktische Zufälle, wie du hier zusammenwürfelst, gibt's doch gar nicht!"
Mmh, ganz ehrlich? Bei dem, was du beschreibst, ist die Grenze von "du machst es dir zu einfach" ganz klar überschritten.
Aber das kann natürlich an der knappen Zusammenfassung liegen. Ist sogar wahrscheinlich.

Dennoch: Die Auflistung der Charaktere liest sich wie eine NPC-Auswahl aus einem Rollenspiel. "In meiner Gruppe brauche ich einen Mediziner, einen Tank etc." Das funktioniert in Spielen nur deshalb, weil es dort dann hauptsächlich auf ein ausgewogenes Balancing ankommt und die Charaktere (zumindest die Nebencharaktere) selten mit Leben erfüllt sind. Im Roman aber kommt es auf Charaktertiefe an.

Worum geht es denn? Den Figuren immer wieder Steine in den Weg zu legen, damit sie für ihr Ziel kämpfen müssen, damit sie über sich hinauswachsen. Damit sie Zweifel haben und ihre Zweifel überwinden.

Das kann der Arzt zwar auch, besser ist aber doch, diese Prinzipien von "Zweifel überwinden", "über die Grenzen hinauswachsen" nicht nur auf die Narration, das Äußerliche anzuwenden, sondern auch auf die Figuren selbst. Der Arzt braucht, um jemanden zu heilen, seine Grenzen nicht überwinden. Er weiß ja genau, was er tut. Jemand aber, der sich in der Geschichte an einen erste-Hilfe-Kurs aus der Schulzeit erinnern muss, um seinem Kameraden zu helfen, liest sich deutlich spannender. Der Pazifist und Kriegsgegner, der ein Gewehr in die Hand nehmen muss, um sich oder die Welt zu retten, ist deutlich spannender als der Soldat.

Mit "Faulheit" haben Klischee-Charaktere meiner Meinung nach nichts zu tun. Ich glaube nicht, dass du automatisch mehr Luft hast, die Welt und die Geschichte zu erzählen. Im Gegenteil. Wenn du gute, ambivalente Charaktere zeichnest, helfen sie dir eher im Weltenbau und in der Vermittlung der Narration.

Uli

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #3 am: 02 March 2014, 19:03:55 »
Hmmm ...

du benötigst einen Kämpfer - nicht unbedingt jemanden, der das als Beruf ausübt. Und einen heilkundigen, für den das Gleiche gilt. Und der Zauberer, der ist wahrscheinlich die feste Größe, wegen der Prophezeiung ... aber selbst der könnte ein gescheiterter magischer Student sein, der seinen Lebensunterhalt als, sagen wir, Buchhändler verdient.

Damit das nicht 'falsch' wird, mußt du halt das eine oder andere dazutun - beispielsweise das eine oder andere Problem, das nicht 'von Berufswegen schon gelöst' ist, das Casting ... solche Sachen halt.
Aber grundsätzlich ist das schon OK, wenn eine Story halt nur mit einer bestimmten  Besetzung funktionieren kann.

Parzifal

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #4 am: 02 March 2014, 19:05:45 »
Zitat
Ab wann ist der Punkt erreicht, wo jeder sagt: "Ach komm, so viele praktische Zufälle, wie du hier zusammenwürfelst, gibt's doch gar nicht!"

Wahrscheinlich ab dann, wenn es sich im Text zusammengewürfelt liest.  ;)

Morwen

  • Gast
Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #5 am: 02 March 2014, 20:23:41 »
Ich habe wie Bateman auch sofort an ein Rollenspiel / Computerspiel gedacht. Damit läufst du Gefahr, in die Ecke von Rollenspielbüchern gestellt zu werden. Ich kenne jetzt wenig von deinen Texten, aber ich vermute mal, dass deine Handlung da sehr viel mehr zu bieten hat.  Somit ist ein Risiko der Verwechslung bei potentiellen Lesern wohl nicht gegeben. Trotzdem würde ich das Trio anders wählen. Figuren gegen den Strich zu besetzen, gibt dir doch viel mehr mögliche Nebenplots, Verwirrungen, Herausforderungen. Ich glaube nicht, dass du es dir einfach machst, eher unnötig schwer. Dein Kämpfer kann doch auch ein Philosophiestudent mit 8. Dan in Karate sein. Und Magier, die gerade erst merken, dass sie diese Fähigkeit besitzen, werden von vielen Lesern geliebt. Nicht ohne Grund. Das Unwahrscheinliche der Fähigkeit kann der Leser so mit dem Prota zusammen erfahren und so eher akzeptieren. "Fertige" Magier finde ich da vergleichsweise langweilig.

Gruß
Morwen

Fox

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #6 am: 02 March 2014, 20:49:41 »
Ich antworte mal mit einem ganz klaren "Es kommt darauf an".

Eine Situation, wie du sie beschreibst, könnte ich mir gut vorstellen, wenn die Geschichte sich um ein Special Ops-Team oder so etwas dreht. Dort wird dann ja nicht bunt zusammengewürfelt, sondern darauf geachtet, dass die Eventualitäten für den Auftrag abgedeckt sind. Und dann braucht man eben einen Sani und einen Zauberer. Wenn man das Ganze natürlich derart aufzieht, dass sich alle drei zufällig in der nächsten Taverne treffen und sich bei einer Schlägerei dort kennen lernen, dann ist das abgedroschen und klischeehaft. Kann aber funktionieren, wenn die gesamte Geschichte tonal eher pulpig konzipiert ist. ;)

Wo es so oft angesprochen wurde; ich komme aus dem Rollenspielbereich und nehme daher viel meiner Inspirationen. Meine momentane Romanbesetzung könnte man problemlos in Shadowrun-Charaktere umbauen, und daraus ein Runnerteam gestalten. Ein Athlet / physischer Einbrecher, ein Hacker und ein Socialite, die eben gemeinsam Einbrüche begehen. Haben sich so als Team zusammengefunden, ist ja auch irgendwo logisch. Die Geschichte wird auch mit einem Einbruch angestoßen, in dem sie an ihre Grenzen gestoßen werden, und ihre "rollenspezifischen" Tätigkeiten durchführen können. Allerdings bleibt die Angelegenheit nicht so einfach, und die Geschichte hat insgesamt recht wenig mit ihren Fertigkeitenmengen / Rollen zu tun, sondern recht konkret mit den Wünschen und Ängsten der drei Protagonisten, selbst wenn die entsprechenden Fertigkeiten zum Tragen kommen. Doch selbst wenn mal das Können der Charaktere auf die Situation passt, verhauen sie es dennoch aus persönlichen Gründen oder antagonistischer Boshaftigkeit oft genug. (Beispiel; Einbrecher lässt ein verschlepptes Familienerbstück vom Einbruchsort mitgehen und tarnt das Ganze sehr notdürftig mit einer Replikation.)

Ich weiß nicht, ob diese Geschichte mit 'ungeübtem' Personal überhaupt Sinn machen würde, weil unter Anderem der Einbruch eben im oberen Preissegment liegt. Da müsste ich einiges an der Struktur verändern, und letztendlich wäre es dann nicht die Geschichte, die ich erzählen will. Generell schreibe ich lieber über kompetente Charaktere, die mit unerwarteten und harten Situationen fertig werden müssen; über Noobs schreibe ich eigentlich selten. ;)

Wichtig ist meiner Meinung nach, dass die Charaktere gut gezeichnet sind, ihre Leidenschaft sie zum Handeln treibt und nicht ihre "Gruppenrolle" und letztendlich, die Geschichte eine interessante ist wie schon oft hier angesprochen.

Cheers,
Fox
« Letzte Änderung: 02 March 2014, 21:00:39 von Fox »

Viskey

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #7 am: 02 March 2014, 20:58:09 »
Aber grundsätzlich ist das schon OK, wenn eine Story halt nur mit einer bestimmten  Besetzung funktionieren kann.

Genau das ist die Frage: Gibt es Geschichten, die nur mit einer bestimmten Besetzung funktionieren?  Bzw, was ist so schlimm daran zu sagen, dass es eben genau diese Besetzung braucht, um diese Geschichte zu erzählen?


Ich hab hier übringens kein konkretes Projekt geschildert, sondern zur Illustration ein Beispiel zusammengewürfelt. :devgrin: Denn das Problem beschäftigt mich schon länger - in konkreten Projekten.

Ich frage mich einfach: Irgendwie muss ich als Autor doch sowieso (zumindst ein Stück weit) die Bereitschaft der Leser voraussetzen, zu akzeptieren, was ich erzähle. Irgendwo muss ich doch eine Grenze ziehen dürfen, wo ich sage: Bis hierhin und nicht weiter darfst du hinterfragen. Oder nicht?

Ich meine, natürlich ist es praktisch, wenn das Trio im Laufe der Geschichte in einen Kampf verwickelt wird, und einer von ihnen Soldat ist, und sich im Kämpfen auskennt. Natürlich ist es praktisch, wenn sofort ein Arzt zur Stelle ist, sobald sich einer verletzt. - Aber ist das wirklich so ein großes Problem, wenn von Anfang an klar ist, was die Leute von Beruf sind? Solang nicht mittendrin plötzlich aus dem harmlosen Bäcker der hartgesottene Elitesoldat hervorbricht, der aus tiefenpsychologisch hochinteressanten Gründen dieses Leben hinter sich lassen wollte ... Ist das dann ein Problem oder nicht, bzw. wie groß ist das Problem?

Mir geht es hier auch um das verpönte ISSO. Ich meine, jede Ausgangslage einer jeden Geschichte ist ein ISSO. Es gibt Zauberei und eine Schule für Zauberei. ISSO. Es gibt Vampire, und sie glitzern im Sonnenlicht. ISSO. Hercule Poirot ist Meisterdetektiv und stammt aus Belgien. ISSO.

Wieso werden manche Ausgangslagen hingenommen und akzeptiert, andere aber nicht? Ich hadere da in letzter Zeit echt, wo die Grenze liegt. Manchmal kommt es mir nämlich so vor, als müsste ich künstlich alles schwieriger und komplizierter machen, als es eigentlich sein müsste. Und das nur, um irgendwelche Erwartungen zu erfüllen, von denen ich nicht einmal weiß, ob es sie tatsächlich gibt, oder ob ich sie mir nur einbilde. :dontknow:


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Viskey

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #8 am: 02 March 2014, 21:06:18 »
Ich glaube nicht, dass du es dir einfach machst, eher unnötig schwer. Dein Kämpfer kann doch auch ein Philosophiestudent mit 8. Dan in Karate sein.

Aber dann wäre GI Joe nicht mehr GI Joe, sondern ... keine Ahnung ... eben jemand anders. Und was, wenn ich das Gefühl habe, dass die Wesensfindung des Philosophiestunden von der eigentlichen Geschichte ablenkt? Was, wenn ich den Soldaten brauche, weil ich weiß, sie werden auf kriegerische Auseinandersetzungen stoßen, und das nun mal seine Hauptfunktion ist: für die Sicherheit der Truppe zu sorgen? Warum genau ist das so schlimm? Warum muss ich, auf Teufel komm raus, auch GI Joe eine psychologisch aufregende Biographie verpassen, obwohl die die eigentliche Geschichte nicht vorantreibt, ihr eventuell sogar im Weg steht?

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Fox

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #9 am: 02 March 2014, 21:09:35 »
Ich gehe mal nur von mir aus, aber solange es gut erzählt ist, kaufe ich dem Autoren alles ab, was er so für seine Geschichte festlegt. Wenn ich glaube, dass er das durchziehen kann, was er schreibt, seine Fertigkeiten erkennbar sind, dann geh ich mit. Anderenfalls nicht.

Genau das ist die Frage: Gibt es Geschichten, die nur mit einer bestimmten Besetzung funktionieren?  Bzw, was ist so schlimm daran zu sagen, dass es eben genau diese Besetzung braucht, um diese Geschichte zu erzählen?

Bezüglich deiner Frage ... das kommt eben ganz klar darauf an, wie deine Geschichte gestaltet ist. Ich sehe es als extrem schwierig an, darauf eine zufriedenstellende, generelle Antwort, eventuell sogar als Regel zu formulieren. Wenn so, dann so. Du musst mit und durch die Charaktere, die du in die Geschichte wirfst, eine interessante Geschichte erzählen können. Und jede Veränderung an eben jenem Personal verändert die Geschichte. Und sei es nur eine Eigenschaft, die eventuell ins Gegenteil verkehrt wird, aber dann einen komplett anderen Nebenhandlungsstrang eröffnet, oder gar einen deiner Hauptpunkte der Geschichte umwirft, weil der Charakter sich glaubhaft nie so entscheiden würde?

Geschichte und Protagonist(en) lassen sich so nicht voneinander trennen, denn der Protagonist treibt ja mit seinem Handeln die Geschichte voran. Jede Veränderung am Protagonisten(set) verändert also auch die Geschichte und setzt andere Schwerpunkte. *Du* musst da als Autor entscheiden, wie du sie setzen willst. Das kann dir kein Schwein abnehmen.

Cheers,
Fox
« Letzte Änderung: 02 March 2014, 21:13:51 von Fox »

Uli

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #10 am: 02 March 2014, 21:20:07 »
Klares Ja:
Es gibt Geschichten, die nur mit bestimmen Figuren funktionieren können - und sonst ziemlich absurd wären.

Daß die Leute einen unter Bauern großgewordenen Thronerben akzeptieren, der im fünf  Minuten zum Meisterschwertkämpfer wird, finde ich viel schlimmer als so ein Casting wie du es beschreibst.

Ich meine, OK: Wenn die drei die einzigen Überlebenden eines Schiffuntergangs (oder so)sind und auf einer Insel landen, wo exakt ihre Fähigkeiten benötigt werden, um die Welt zu retten, könnte das ein wenig konstruiert wirken ...

Ich habe mich ziemlich daran abgearbeitet, nicht mehr auf Leute zu hören, die ... queergender-Polizisten für vollkommen unrealistisch halten, aber an jeder Ecke einen Drachen rumstehen haben (die alle Feuer spucken, wie ... fantasielos)

Natürlich kann man so ein Casting auch verderben, klar - aber das kann man mit jeder Situation.

Trippelschritt

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #11 am: 02 March 2014, 21:22:36 »
Ich befürchte, die Frage ist in dieser Formulierung überhaupt nicht zu beantworten, weil nicht kklar ist, was Du schreiben möchtest.
Drei Leute gemeinsam eine Aufgabe lösen zu gehen, ist ein Uraltmotiv und immer wieder gut. Meist ein Prota, ein Helfer des gleichen Geschlechts und noch jemand des anderen Geschlechts. Muss aber nicht sein.
Chef ist Denker, einer ist stark und einer gewitzt. auch eine klassiche Kombination.

In jedem Fall ist der Krach oder die Reibereien unter den drei Freunden/Feinden ein Hauptelement der Geschichte. Und jetzt muss gut gewählt werden, welche Charaktere ich auswähle. Soldat, Arzt und Zauberer ist ebenso gut, wie Fleischereifachangestellte, Veganerin und Studienrat für Geschichte und Philosophie.

Je subtiler Deine Gedanken und Spitzen, desto mehr Arbeit.

Liebe Grüße
Trippelschritt, Trappeline, und Stampfer
(Autorenkollektiv)
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Morwen

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #12 am: 02 March 2014, 21:22:50 »
Was, wenn ich den Soldaten brauche, weil ich weiß,
Da ist die Antwort ganz einfach. Wenn du weißt, dass es richtig ist, dann tu es! Es gibt doch nichts Wichtigeres beim Schreiben, als dass sich das, was man da fabriziert, für einen selbst richtig anfühlt. Vorauseilender Gehorsam, um vermeintlichen Leseranforderungen zu genügen, kann genauso schief gehen wie der eigenen Nase zu folgen und macht deutlich weniger Spaß.

Wenn die "eigentliche Geschichte"  ganz bestimmte Leute zwingend benötigt, und die anderen gar nicht funktionieren, dann machst du es dir doch weder einfach noch schwer - du tust eben, was sein muss. Meine erste Antwort war vielleicht dadurch beeinflusst, dass ich Bücher bevorzuge, die mehr als nur eine Geschichte erzählen.  Aber sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ist sicher auch legitim.

Gruß
Morwen
« Letzte Änderung: 02 March 2014, 21:25:15 von Morwen »

Mondstern

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #13 am: 02 March 2014, 23:43:25 »
Hi Viskey

das mit dem ISSO habe ich mir noch nie überlegt, aber wie kann man ohne Eckdaten eine Geschichte basteln?

Sehr interessant fand ich die Charaktere von Walking Dead. Habe jetzt auch die 3. Staffel angesehen und finde die Story ... ja - eher durchwachsen. Umso spannender aber wie sich die Charaktere ändern bzw. verändern. Der einige Arzt, ist Tierarzt, andere vorher waren im Büro oder arbeitete auf dem Bau ... Es ist das Umfeld, das sie zu dem machte, was sie jetzt sind. Oder sie scheitern und zerbrechen lässt.

Wenn du aber z.B. deine SiFi-Story meinst, dann würde ich es dir übel nehmen, wenn auf einer Expedition KEINE Soldaten dabei wären, kein Doc. Warum? Weil es der Umstand voraussetzt.

Ich denke aber, es kommt stark drauf an, wer das am Ende lesen soll/wird. Es gibt auch Leute, die mögen Spagetti aus der Dose. Darf halt nicht viel "kosten" (im Sinne vom: Bitte verwirr mich nicht) und muss "schnell" gehen (im Sinne von: Bitte nichts, wo ich nachdenken muss)

Oder soll ein Leser ab und zu zurückblättern, weil er vielleicht was überlesen hat? Mitfiebert und sogar das zu Bett gehen vergisst?

Was willst du Schreiben?

 :lava:

felis

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Re: Notwendiges Element oder "faules Schreiben"?
« Antwort #14 am: 03 March 2014, 10:30:52 »
Hi Viskey,
ohne jetzt die anderen Beiträge gelesen zu haben antworte ich mal spontan mit einem Beispiel.
Als ich die Charaktere für "Dunkelwelt" gebastelt habe, hab ich mich zunächst mal darüber informiert, was für Voraussetzungen es braucht um Astronaut zu werden.
Um hier glaubwürdig zu bleiben, solllte man etwas über die Ausbildung und die Tests dazu wissen.
Das schränkt bei der Auswahl des "Personals" einfach ein. Einen gelernten Bäcker schickt man nunmal nicht auf eine Weltraummission.  ;)
Und ein Psychopath würde es nicht durch die Tests packen. Jemand mit einer schweren Erkrankung / Behinderung genauso wenig.
Das schafft quasi von ganz allein ein paar Eckdaten zur Charakterbildung.

Nächste Frage: was würde es der Geschichte nutzen?
In dem Fall würde ein Exotenberuf genau nichts zum Fortgang der Geschichte beitragen, deshalb sind meine Astronauten   Astrophysiler, Ärztin, Chemiker und IT-Spezialistin...
Das hat m. E. nix mit Faulheit sondern mit Glaubwürdigkeit zu tun.

Was völlig anderes wäre es natürlich, wenn ich eine Geschichte z. B. über eine Midlifekrisis erzählen wollen würde. Da kanns dann schon passieren, dass ein Bäcker sich plötzlich zum Astrophysiker berufen fühlt. Das wäre aber eine völlig andere Geschichte geworden.

Fazit: welches Personal mit welchen Berufen du rekrutierst, hängt davon ab, welche Geschichte du erzählen willst.
In meinem Fall hat mich nicht so sehr interessiert, wie die 4 Hauptprotas in den Weltraum gekommen sind, sondern was sie da erleben.
Im übertragenen Sinne gilt das für dein Beispiel genauso.