29 March 2024, 10:17:05

Autor Thema: Wie weit geht ihr für eine gute Story?  (Gelesen 17478 mal)

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Mondstern

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Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« am: 08 March 2014, 00:28:44 »
Mal vom persönlichen Geschmack abgesehen, bedarf es einigen Zutaten um eine gute Geschichte zu schreiben.

Charaktere, Dialoge, Struktur und vor allem eine Kernidee.
Ohne diese Idee wird kaum jemand eine Geschichte gut finden, oder zu Ende lesen. (manchmal kann sie banal sein und überdurchschnittliche Dialoge und Prosts machen sie dennoch interessant)

Für unsere Geschichten reicht oft ein kleiner Impuls. Etwas das wir aufschnappen, sehen, erzählt bekommen. Aber wie soll daraus eine halbwegs spannende/interessante Geschichte werden?

Das A und O ist m. M. die Recherche. Im Zeitalter von Suchmaschinen und dem Internet sehr viel leichter, als noch vor Jahren. Je tiefer man geht, je eher wird einem aber die Schwäche des WWW bewusst.

Ich würde mal gern über das Thema plaudern.
Was tut ihr für die Recherche? Wie weit geht ihr?

LG Mondstern  :lava:

Dani

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #1 am: 08 March 2014, 08:32:41 »
Hallo!

Zitat
Wie weit geht ihr?

Tief in den Wald, dort hin wo Fuchs und Has sich gute Nacht sagen.
Dort hin, wo das Sonnenlicht mit den Farben des Waldes spielt, und die Pilze in Hexenkreisen wachsen, denn nur dort können Gedanken fantastisch werden.

Nö im ernst, ich gehe gerne in die Natur, meine Fantasie wird tatsächlich stark von Wald und Wiesen aber auch von wilden Tieren beflügelt.

Ich lebe eben in der Pampa, Im Wald kenne ich mich gut aus das nutze ich für meine Fntasy Storys.
« Letzte Änderung: 08 March 2014, 08:51:13 von Dani »

tlt

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #2 am: 08 March 2014, 08:51:16 »
Ich verbbinde die Recherche gerne mit anderen angenehmen Dingen. Vor Jahren hatte ich mal eine Idee für eine Geschichte, die in Venedig spielt. Also hab ich meine Liebste eingepackt und bin nach Venedig gefahren. (Die Geschichte hab ich bis heute nicht geschrieben ...).
Ich bin zu alt für das alles.

Dani

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #3 am: 08 March 2014, 09:05:42 »
Hallo tlt!

Ja Venedig finde ich auch spitze, eine Reise dort hin lohnt sich immer wieder.
Wenn ich nur ein wenig Italienisch könnte.  :cheese:

Ryek Darkener

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #4 am: 08 March 2014, 10:32:27 »
Interessante Frage.

Ich würde sie so beantworten: Mindestens so weit wie nötig, um die Geschichte plausibel schreiben zu können.

Wenn es um Themen wie zum Beispiel Physik oder Politk geht, dann ist es unabdingbar, seine Recherche wasserfest zu haben. Weil die Geschichte sonst entweder unglaubwürdig oder platt wird. Bei vielen der gut recherchierten Romane sind die Quellen sogar angegeben, und da fragt sich mancher Leser nach Durchsicht derselben, in welchem gesellschaftlichen System wir eigentlich tatsächlich leben. Als Beispiel.
Zumeist stützt eine gute Recherche eine packende Story oder einen Twist, der erst als Ergebnis der Recherche glaubhaft darstellbar wird.

Bei Dingen, die sehr stark interpretierbar sind, ist die Story logischerweise entweder meine Sicht der Dinge oder die des Protagonisten, dem ich eine Sicht zu-schreibe. Diese Sicht muss ich aber ebenfalls irgendwo verortbar machen. Was heißt, ich muss Elemente einbauen, an denen sich der Leser orientieren kann. Diese Elemente sollten sachlich richtig sein, oder absichtlich und nachvollziehbar entstellt. Das geht nur, wenn ich Informationen darüber habe. Ergo Recherche.


Die Bandbreite ist sicherlich sehr groß und abhängig vom Thema, vom Anspruch des Autors, wie dieses umgesetzt werden soll, und natürlich auch von dem, was man glaubt, von wem es gelesen wird.
DSvU-4(5) "Wurzeln und Flügel (AT)": Plotten, Schreiben (demnächst;))

Trippelschritt

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #5 am: 08 March 2014, 11:19:35 »
Ich recherchiere wenig, aber das liegt daran, dass ich nicht mehr ganz so jung bin, und daher über genügend Dinge schreiben kann, bei denen ich mich auskenne. Selten recherchiere ich im Netz. Meist frage ich Bekannte, z.B. wenn es um anwaltliche Praxis oder Polizeiarbeit geht. Oft erinnere ich aber auch, in welchem Buch ich was gelesen habe und da bin ich auch recht gut ausgestattet.

Aber eines ist klar. Irgendwo ein dicker Sachfehler und die Geschichte ist beschädigt. Kommt noch ein zweiter hinzu, ist sie tot.
Das fiel mir besonders einmal bei einem recht gut geschriebenen historischen Roman auf. Erstling von einem späteren Erfolgsautor (komme nicht auf den Namen). Falsches Verhalten eines Pferdes und eine blödsinnige Kampfszene haben den Rest für mich geschmissen. Da hilft dann auch das Detailwissen an anderer Stelle nicht mehr.

Liebe Grüße
Trippelschritt
Wer bin ich, wer war ich, wer werde ich sein?

Parzifal

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #6 am: 08 March 2014, 11:58:48 »
Hm - also wenn man über einen Mörder schreibt, sollte man schon mal jemanden umgebracht haben. Sonst kann man das ja nicht wirklich nachvollziehen: Wie es geht, was dabei passiert, wie man sich fühlt, wie man danach damit leben kann etc. Das meinst du doch mit: Wie weit würdet ihr gehen - oder?  :diablo:

Edit: Eigene Erfahrung ist die halbe Miete beim Schreiben, stimmt´s?
Trippelschritt z.b. braucht deswegen so wenig Recherche, weil er den Keller voller Leichen hat.  :grill:
« Letzte Änderung: 08 March 2014, 13:40:32 von Parzifal »

Ginger

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #7 am: 08 March 2014, 14:27:36 »
Für eines meiner Projekte hab ich mal meine Freunde überredet bekommen mit mir an der Isar zu übernachten. Ohne Handy, ohne Strom ohne alles...war arsch kalt in der Nacht aber es hat sich gelohnt :D

Ich find so Selbstversuche, wenn sie nicht gerade seeeehr schädlich sind (z.B "Wie ist es ein Alki zu sein") ziemlich interessant und ich würde es sicherlich wieder tun wenn ich irgendeine gewisse Situation in meinem Roman habe, die ich nur dann so beschreiben kann, wie ich sie gerne hätte, wenn ich sie selbst erlebt habe


Für die generelle Recherche ist mir eigentlich alles Recht. Sowohl Bücher, als auch Internet oder auch direkt an der Quelle.

Allerdings will ich auch gezielt bei manchen Dingen "ISSO" hinschreiben weil ich einfach denke. Nicht alles muss hyper begründet sein. Da reicht dann schon eine oberflächliche Recherche, damit ich wenigstens weiß wovon ich eigentlich rede, aber der Rest...muss so hingenommen werden ;)



tlt

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #8 am: 08 March 2014, 15:09:07 »
Irgendeiner hat mal gesagt: Um über ein Schnitzel zu schreiben, muss man nicht in der Pfanne gelegen haben. Aber man sollte schon mal ein Schnitzel gegessen haben. Sonst wird das nichts. Das merkt man am besten bei Büchern, die von unterschiedlichen Menschentypen handeln. Da springt oft genug nicht der Funke über, weil sie Schreiberlinge sich zu wenig in der von ihnen beschriebenen Welt auskennen (oder dafür recherchieren wollen).

Ja Venedig finde ich auch spitze, eine Reise dort hin lohnt sich immer wieder.
Wenn ich nur ein wenig Italienisch könnte.  :cheese:
Erst mal müssen wir nach Karlsruhe.  ::) Wie weit bist Du mit Deiner Geschichte? Ich hab ne Idee, aber ich weiß noch nicht, ob ich das in der kurzen Zeit noch gebacken kriege.
Ich bin zu alt für das alles.

Dani

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #9 am: 09 March 2014, 07:54:39 »
Hallo tlt!

Ja stimmt, aber Karlsruhe ist echt weit weg, nö so weit würde ich jetzt doch nicht gehen.
Außer Karlsruhe liegt am Meer, dann überleg ich es mir noch mal.  ;)
Denn ich brauche fast genausolange nach Venedig wie nach Karlsruhe!
Hab mit meiner Geschichte über Mord in K... noch gar nicht begonnen, hab noch drei andere Geschichten die auf mich warten.
« Letzte Änderung: 09 March 2014, 07:57:54 von Dani »

merin

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #10 am: 09 March 2014, 18:19:01 »
Ich habe schon Ideen wieder verworfen, weil mir die Recherche zu anstrengend war. Ansonsten recherchiere ich entweder, in dem ich Freunde Frage, oder über Bücher. Ich würde wohl mehr Zeit in Recherche investieren, wenn ich mehr Vertrauen darin hätte, dass das Buch später auch mal Leser findet. Aber so lange, wie ich das nicht habe, schreibe ich über Themen in Reichweite.
Für meine Artikel, die mit der Zeitschrift abgesprochen sind und dann auch fast immer gedruckt werden, recherchiere ich wesentlich mehr.
Ich röste zunächst immer, ohne andere Röstungen zur Kenntnis zu nehmen. Dabei ist mein Ansatz der, eine qualifizierte Lesermeinung abzugeben, Euch also zu verraten, wie der Text auf mich wirkt und wie es mir beim Lesen geht und was ich gern anders hätte.

Uli

  • Gast
Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #11 am: 09 March 2014, 18:47:43 »
naja ... eigentlich recherchiere ich so gut wie nie fur eine Geschichte - sondern interessiere mich für irgendwelche Dinge. Wobei das Ergebnis oft in eine Geschichte einfließt, früher oder später.
Richtige (zweckgebundene) Recherche mache ich dann, wenn ich irgendetwas benötige und mich noch nicht dafür interessiert habe - oder wenn etwas vertieft werden muß.
Allerdings habe ich auch die Neigung, manche Sachen einfach 'wegzuschreiben' - entweder, das fragliche Element aus dem text ganz rauszulassen, oder es durch die Perspektive eines in dieser Sache Unwissenden zu erzählen.
Pferde, zum Beispiel:
Ich weiß genug über diese Tiere um zu wissen, daß ich besser nicht von einem guten Reiter schreibe. Die Alternative, mich auf so ein Tier draufzusetzen und das zu lernen besteht zwar, aber es ist schlicht einfacher, aus dem Helden einen miesen Reiter zu machen ... viel einfacher. Auch, weil meine Ambitionen, Reiten zu lernen, gegen Null gehen.

Vieles kann man erfragen, das internet ist voll von Infos - aber für verschiedene Dinge muß es dann eben doch 'selbst erleben' sein. Und da ist eben immer die Entscheidung: Mach ich das jetzt, oder lass ich das weg?
Aus irgendwelchen Gründen ist es mir noch nie passiert, daß ich ein Element unbedingt 'haben' wollte, aber keine Lust hatte, das selber auszutesten. Glück, wahrscheinlich - oder die Motivationskoordinierungsknoten im Hirn machen ihren Job richtig gut ...

Sirius

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #12 am: 09 March 2014, 19:10:23 »
Zitat
Für meine Artikel, die mit der Zeitschrift abgesprochen sind und dann auch fast immer gedruckt werden, recherchiere ich wesentlich mehr.
und genau so ist es richtig. Denn Artikel haben ja einen sachlichen Inhalt, der muss stimmen und jeder  Prüfung standhalten können. Man kann alle diese sachlichen Informationen zwar in erzählerischer Form schreiben, aber die Phantasie hat dabei nichts zu suchen. Die kann bei Erzählungen ausgelebt werden. Doch auch da muss eine Kombination von fundiertem Wissen und Phantasie vorhanden sein.

Mooncat

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #13 am: 10 March 2014, 00:56:50 »
Ich finde, es kommt auf die Geschichte darauf an. Ich habe zum Beispiel Bücher gelesen und Filme/Serien gesehen, die ich toll fand - trotz einiger Fehler oder teils sogar unglaubwürdigen Sachen drin. Mir ist das Schnuppe, solange die Geschichte gut ist - und die Autoren mir nicht erzählen wollen, sie sind Experten in Gebieten, wo die Fehler drin sind.

Trotzdem finde ich, dass Recherche wichtig ist. Das was recherchierbar ist, und stimmen sollte, sollte schon auch recherchiert werden. Vor allem wenn es eine wichtige Rolle in deiner Handlung hat.

Aber muss ich Drogen nehmen um einen Trip und den Crash beschreiben zu können? Sicher nicht.
Das Leben ist kurz - der Tod ist ewig.
Lynwood

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Viskey

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Re: Wie weit geht ihr für eine gute Story?
« Antwort #14 am: 10 March 2014, 11:10:32 »
Ich gebe zu, ich bin ein Freund des ISSO.

Ich will nicht alles bis ins kleinste Detail recherchieren. Und gerade bei mythologischen Angelegenheiten ist es sowieso oft so, dass es viele verschiedene Varianten gibt, und man sich dann für eine entscheiden muss.

Bei Orten bin ich auch relativ pragmatisch. In einer fiktiven Geschichte mit fiktiven Personen können in realen Orten gern auch ein paar fiktive Straßen und Gebäude vorkommen.

Ich sage mir: Wenn einer Fiktion liest, muss er bereit sein, gewisse Dinge als gegeben hinzunehmen und nicht ad nauseatum zu hinterfragen.



Andere Dinge müssen allerdings schon stimmen. Wenn ich einen Violinisten gefühlvoll über die fünfte Saite streichen lasse, hab ich mir die Prügel mehr als verdient, die ich dafür zweifellos einstecke.


Für mich ist es eine Frage von "Wie weit von der Realität entfernt wird es einfach unrealistisch?" In Wien könnte es zB locker ein kleines Hotel geben mit Namen Donauwalzer. Aber einen "Donauring" gibt es nicht. Der Ring ist einfach zu bekannt, um da was neu zu erfinden.
"There is no such thing as bad work, just unfinished work." - Eric Idle