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Tricks und Strategien zum Überarbeiten

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tine-schreibt:
Ich bin mal so frei und fange diesen Thread mit meiner Antwort auf Trippelschritts Post an.


--- Zitat von: Trippelschritt am 22 April 2014, 07:02:56 ---Ja, das ist es tatsächlich. Und ich nehme es Dir sogar ab, weil Du in Deiner Formulierung bestimmt übertrieben hast. Ganz offenbar findest Du doch Dinge in Deinem Text, die nicht in Ordnung sind. Jetzt ist es wichtig herauszubekommen, welche das sind und warum sie Dir auffallen.
--- Ende Zitat ---
Ich glaube, es gibt da ein Missverständnis. Ich überarbeite sehr intensiv, fast schon zwanghaft, und wenn ich eine schiefe Formulierung sehe, kann ich die nicht stehen lassen, weil ich ja eigentlich nur Adverbien anstreichen wollte. Das geht einfach nicht.
Und wenn mir eine neue Idee oder Frage kommt, und es etwas ist, dass ich gleich erledigen kann, mach ich das, ehe ich wieder zu dem zurückkehre, was ich eigentlich tun wollte. 'Zurückkehren' heißt, ich mach Strg+f für die ### mit denen ich die Zeile markiert habe, an der ich war, ehe ich im Text rumgesprungen bin, und lese weiter drüber, ohne noch zu wissen, dass ich auf eine singuläre Sache achten wollte. Ich könnte mir natürlich neben die ### schreiben, was ich eigentlich tun wollte, aber das wäre ja eine simple Lösung und ich mag meine chaotische Arbeitsweise :D


--- Zitat ---Ich glaube Sol Stein hat vorgeschlagen, das laute Lesen ohne Betonung vorzunehmen.
--- Ende Zitat ---
Verfremdung scheint der Schlüssel zu sein. Mach dir deinen eigenen Text möglichst fremd.
Hah. Eine Vorleseapp mit Dalek-Stimme. "REGENSCHWERE BLÄTTER HÄNGEN ÜBER DER EINFAHRT!"


--- Zitat ---Auch das kann ich nur bestätigen. Allerdings habe ich das bisher immer auf meine schwachen Augen zurückgeführt. Wenn das allen so geht, muss etwas anderes dahinterstecken.
--- Ende Zitat ---
Das ist die Verfremdung, würde ich sagen.

Viskey:

--- Zitat von: tine-schreibt am 22 April 2014, 17:50:19 ---
--- Zitat ---Ich glaube Sol Stein hat vorgeschlagen, das laute Lesen ohne Betonung vorzunehmen.
--- Ende Zitat ---
Verfremdung scheint der Schlüssel zu sein. Mach dir deinen eigenen Text möglichst fremd.
Hah. Eine Vorleseapp mit Dalek-Stimme. "REGENSCHWERE BLÄTTER HÄNGEN ÜBER DER EINFAHRT!"

--- Ende Zitat ---

 :deveek: Dalek-Vorleser?! Das hältst du doch keine 5 Minuten aus! :hehe:

Im Ernst: Verfremdung in allen Ehren, aber Vorlesen ohne Betonung? Das halte ich, mit Verlaub, für nicht zielführend. Es hat nun einmal jeder Text gewisse Betonungen, die mit den Text ausmachen. Wenn er monoton aufgesagt wird, klingt jeder Text furchtbar langweilig und öde. Sinnvoll ist so etwas höchstens, wenn man Kursivsetzungen zur extra Betonung verwendet. Aber auch die haben ihre Rechtfertigung. Nicht in jedem zweiten Satz, natürlich, aber doch an der einen oder anderen Stelle.

tine-schreibt:
Was mir noch einfällt: Die Schriftart ändern.
Ich schreibe nur noch in sans-serif, Helvetica glaub ich, oder Lucida oder sowas. Den Text dann zum Überarbeiten in einer Serifenschrift zu setzen, hat erstaunliche Wirkung.

Mooncat:
Ich weiss ja nicht, inwieweit mein Input hier etwas bringt, da ich bekanntlich eine Niete im Überarbeiten bin - aber wenn ich mich dann mal dem Unausweichlichen ergebe, das ist für mich immer der erste und wichtigste Schritt: alles erst einmal durchzulesen. Ohne Korrekturen zu machen, einfach lesen und dabei nebenbei zu notieren, was mir dabei auffällt. Dies aus zwei Gründen - erstens ist meistens eine gewisse Weile vergangen, seit ich mich damit beschäftigt habe, eben um den nötigen Abstand zu kriegen. So kann ich die Geschichte mit frischen Augen lesen, mit einem Auge als Autor, mit dem anderen als Leser. So lass ich mich auch noch auf keine Details ein, in denen ich mich verlieren kann. Zweitens aber auch schlicht und einfach weil ich die Gesamtsicht brauche, um zu wissen, wo ich was streichen kann, weil es unnötig ist oder vielleicht wiederholt wird, wo es mehr Infos braucht, wo es Seeds braucht etc. Gerade Seeds schreibe ich immer auf und wenn ich dann durch bin schaue ich, habe ich alles, braucht es noch etwas, ist was überflüssig.

Als zweiter Schritt geht es dann an die Überarbeitung selbst - und wie Trippel kann ich da nicht hin und her springen im Text, ich muss vom ersten bis letzten Wort alles durchackern (- und weil mir das keinen Spass macht ist das meistens der Punkt, wo mich die Lust schnell verlässt und ich es wieder ins Archiv verbanne und lieber was neues schreibe. Ja, ich und Selbstdisziplin sind keine Freunde, muss ich zugeben. Von daher, wie gesagt, ist jeglicher Input von mir mit Vorsicht zu geniessen). In dieser Runde geht es auch noch nicht um das Sprachliche sondern rein um den Inhalt. Gut, wenn ich grad wo einen Fehler seh, korriegier ich den schon, aber mein Fokus liegt einzig und allein auf Handlung und Verhalten der Charas.

Erst wenn ich damit durch bin, gibt es dann noch eine Runde Sprachliches, wo ich mich auf die Fehler und Formulierungen konzentriere. Hmm, Schriftart ändern muss ich mal ausprobieren, ansonsten arbeite ich mit Rechtschreibeprogrammen und Suchfunktionen. Wobei ich mich da schon eher auf die Sprache und Formulierungen als auf Synthax konzentriere, denn letzteres hat eh Zeit - und da ich selbst eh nie alles sehen werde, geht die Endfassung dann so oder so an ein, zwei Betas mit Argusaugen auf Fehler.

Allgemein hilft mir beim Text immer das laut Vorlesen. Liebe ich auch beim Lesen insgesamt, Lieblingsszenen muss ich mir immer laut vorlesen. Aber mit Betonung, denn nur so merke ich, ob es richtig formuliert ist oder noch wo holpert. Und Dialoge sowieso, da ist für mich das Sprechen des Dialogs ein Muss. Auch ein Mittel, das ich bei hapernden Szenen gerne verwende ist ein POV-Wechsel - so weit das möglich ist. Bei einem Ich-Schreiber ist das schwieriger, da kann ich höchstens versuchen, die Kameraeinstellung zu verändern und die Szene so anders zu betrachten versuche, bevor ich mich wieder in meinem POV daransetze.

Noch ein Wort zu den Betas - sobald ich da eine Version zurückbekomme lese ich auch hier auch immer erst mal alle Kommentare durch und mache Notizen dazu, was ich aufgrund deren Kommentare am Text zu tun habe - und dann gibt es erst einmal Pause, in der ich mir klar werden, was ich will. Auch da mache ich mir Notizen zu allem, was relevant ist, arbeite aber nicht am Text selbst. Tja, und dann beginnt der Überarbeitungszyklus wie oben beschrieben.

System (wenn auch zeitfressend, ich weiss) hätte ich also eigentlich und wenn ich mich dazu durchringe funktioniert es eigentlich ganz gut für mich. Aber Lust und Motivation überhaupt dazu fehlt mir eben leider in der Regel, da nützen mir die besten Ansätze und Systeme nichts.

Eluin:
Huhu Tine,

ich kenne die Röstung nicht, auf die du dich beziehst und empfinde den Thread daher aus dem Zusammenhang gerissen, da ich nicht weiß, worauf du nun wirklich hinaus willst, aber vielleicht helfen dir ja meine Gedanken trotzdem. Ich gehe mal davon aus, dass du Tipps und Tricks zum Überarbeiten sammeln möchtest, wie der Titel es sagt, auch wenn mir das aus dem Eingangspost und den folgenden Beiträgen nicht ganz hervor geht. Also entschuldige, falls ich es falsch verstanden habe.

Zunächst habe ich einen Link für dich (die bzw. eine ähnliche Frage, habe ich nämlich auch vor kurzem gestellt): Überarbeiten als Bauchschreiber - Wobei ich sagen muss, dass bei den Tipps, die ich erhalten habe, sicher auch viele Nicht-Bauchschreiber so arbeiten.

Zum anderen: Wo genau liegt dein Problem? Weil nicht jede Formulierung geglückt ist? (Das fehlt mir irgendwie zu wissen, worauf du nun genau hinaus möchtest)
Ich habe für mich gemerkt, dass vorlesen mir auf jeden Fall hilft. Hierzu habe ich sowohl Texte aufgenommen und dann abgespielt, als auch anderen Vorgelesen - oder sie eben selbst lesen lassen.

Ansonsten ist es für mich auch sehr wichtig die Texte auszudrucken und dann mit farbigen Stiften darin herum zumalen. Korrekturen, Notizen, alles was mir eben einfällt. Meistens drucke ich es direkt als Normseite aus, da ich so viel Platz habe :)

Grüße

Eluin

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