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Tricks und Strategien zum Überarbeiten
merin:
Im SL-Forum hat Rosemarie dazu Hilfreiches gepostet und mit ihrer Erlaubnis zitiere ich sie hier:
--- Zitat ---Würdest du eine vergleichbare Anleitung für Lektoren lesen, sähe die z.B. ganz anders aus: Hier einmal die Punkte, die als Anleitung zum Selbstlektorieren dienen, auf die auch ein Lektor achtet und die Basis für eigene Überarbeitung aber auch fpr eine Kommentierung sein können (also nicht aus einem Forum, sondern von bzw. für Lektoren und ausgedehnt auf Romane, so dass manche Unterpunkte für KGs entfallen - ich habe sie trotzdem dringelassen):
1) Inhaltlich:
- Habe ich korrekt recherchiert?
- Gibt es Zusammenhänge, und seien sie noch so klein, die ich vielleicht vorsichtshalber nachrecherchieren sollte (das gilt für jeden Zusammenhang, bei dem ich mir nicht absolut sicher bin, ihn richtig und glaubhaft wiedergegeben zu haben)?
- Ist der Plot stimmig und stringent erzählt?
- Gibt es Plotlöcher, die zu stopfen sind?
- Ist der Plot durch einen zentralen Konflikt bestimmt?
- Ist der zentrale Konflikt der, den der/die Protagonist(in) lösen muss?
- Entwickelt sich der zentrale Konflikt zu seiner Lösung hin?
- Wird der zentrale Konflikt gelöst? (Prämisse)
- Ergibt sich durch den Konflikt ein Spannungsbogen?
- Erzähle ich den Hauptspannungsbogen ohne Durchhänger?
- Wird der Hauptspannungsbogen durch weitere Spannungsbögen getragen?
- Folgen auch die einzelnen Szenen Spannungsbögen? Werden sie durch Konflikte getragen?
- Folge ich jederzeit dem Dogma: "Du sollst nicht langweilen!"?
- Wird der Leser immer auch durch offene Fragen bei der Stange gehalten?
- Werden alle Zusammenhänge für den Leser, dem mein Hintergrundwissen fehlt, deutlich, oder besteht die Gefahr, dass es Verständnisschwierigkeiten gibt?
- Ist jede meiner Textpassagen, jedes Wort, jeder Satz, jede Szene, jedes Kapitel, jeder Handlungsstrang, jede Information, überhaupt alles, was in meinem Text wiedergegeben wird, notwendig, um die Geschichte zu erzählen? Was nicht notwendig ist, gehört mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in den Text.
- Vermeide ich nicht nur generell ein Übermaß an Information, sondern auch zu viel Information auf einem Haufen?
- Gibt es in der Entwicklung der Geschichte, in der zeitlichen Abfolge der Ereignisse, in lokalen und historischen Zusammenhängen, in der Figurenkonstellation, -entwicklung und -motivation logische Brüche und Fehler?
- Sind Figuren, Orte, Gegenstände u. ä. durchweg gleich benannt?
- Gibt es inhaltliche Wiederholungen im Text, die nicht notwendig sind?
- Habe ich die Figuren glaubhaft entwickelt?
- Macht zumindest der Protagonist der Geschichte auch in deren Verlauf eine Entwicklung durch? Und ist auch diese glaubhaft?
- Habe ich überhaupt eine Figur, die Protagonist ist, weil sie als Träger der Handlung für deren Fortgang entscheidend verantwortlich ist, indem sie ihren Konflikt lösen will?
- Sind Charakter und/oder das Handeln meines Protagonisten (und weiterer Figuren) so beschaffen, dass der Leser sich ihm anschließen und mit ihm mitfiebern kann (was nicht unbedingt mit Sympathie gleichzusetzen ist)?
- Haben auch meine anderen Figuren (allen voran der Antagonist, so es ihn gibt) Konflikte und Ziele?
- Sorgen die äußeren Konflikte auch für innere Konflikte bei meinen Figuren, die ihrerseits äußere Konflikte herbeiführen oder verstärken?
- Habe ich Figuren, die es eigentlich gar nicht braucht?
- Unterscheiden sich meine Figuren voneinander?
- Tragen meine Figuren Namen und/oder Charakterzüge, die sie für den Leser schwer unterscheidbar machen?
- Gibt es sonst irgendwelche Stolperfallen oder Verwirrungen, die nicht aus gutem Grund beabsichtigt sind?
- Habe ich das Bestmögliche getan, den Leser zu interessieren und dauerhaft in die Geschichte hineinzuziehen und gleichzeitig jeden Anlass für Langeweile ausradiert?
2) Stilistisch:
- Habe ich für meine Geschichte den/die richtigen Erzähler, die richtige(n) Erzählweise(n) und Perspektiven gefunden?
- Weisen Erzähler, Erzählweisen und Perspektiven keine Brüche auf? Oder nur solche, die sich gut begründen lassen?
- Finden sich auch in den Erzählstimmen keine unbegründbaren Stilbrüche?
- Wird handlungsorientiert erzählt?
- Habe ich mich an den richtigen Stellen für szenische oder narrative Darstellung entschieden?
- Zeichnen sich zumindest die Hauptfiguren meiner Geschichte durch eigene Stimmen/Redeweisen aus?
- Gibt es Brüche in der Figurenrede?
- Sind die Dialoge knackig, originell, indirekt und von Konflikten bestimmt?
- Ist der Stil insgesamt abwechslungsreich?
- Erziele ich mit Besonderheiten des Stils das jeweilig gewünschte Ergebnis?
- Ist der allgemeine Stil eher verbal als nominal geprägt?
- Vermeide ich dort, wo damit keine besondere Absicht verbunden ist, übermäßig lange oder dauerhaft sehr kurze (abgehackte) Sätze?
- Vermitteln Sätze und Wörter das, was ich ausdrücken möchte?
- Wo lässt sich in der Wortwahl noch etwas verbessern?
- Welche (unerwünschten) Wortwiederholungen und Wiederholungen im Satzbau lassen sich vermeiden?
- Stimmen die verwendeten Bilder, Vergleiche und Metaphern? Habe ich es mit deren Verwendung übertrieben oder könnte ich den Text damit noch stilistisch aufwerten?
- Habe ich Stilblüten vermieden?
- Entspricht der Stil insgesamt meinen Erwartungen und Anforderungen?
- Wird der Stil der Geschichte gerecht?
- Wird der Stil der Zielgruppe gerecht?
- Ist der Text verständlich geschrieben, ohne den Leser zu unterfordern?
- Lässt sich der Text flüssig lesen, ohne eintönig zu werden?
3) Orthographisch:
Das sind natürlich die üblichen Rechtschreib-, Grammatik- und Zeichenfehler, die ich hier nicht extra aufführe
(Quelle: Philipp Bobrowski, Autor und Lektor)
--- Ende Zitat ---
Parzifal:
Schöne Liste - wenn man das bei sich selbst nur so objektiv sehen und verbessern könnte - das wäre super. :klug:
Mooncat:
Ja, sehr interessante Liste - die eigentlich allgemein gut anwendbar ist, zumindest zum Teil.
Danke!
Fabian:
--- Zitat von: merin am 02 May 2014, 17:38:56 ---Im SL-Forum hat Rosemarie dazu Hilfreiches gepostet
--- Ende Zitat ---
Was ist denn das SL-Forum?
ps
Nach meinem Gefühl mehren sich seit Neuem hier im forum die Abkürzungen.
Brauchen wir eine hermetische Sprache?
pps
Für die Liste natürlich: Danke
merin:
Frage eins: Schreiblust
Frage zwei: Nein, sorry für die Abkürzung. "In einem anderen Forum" hätt's auch getan.
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