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  • #1 von Sirius am 06 Aug 2014
  • oft wird gesagt, dass der heutige Zeitgeschmack bei Büchern  die Auseinandersetzung mit Mißständen zum Inhalt haben sollte.
    Ernst zu nehmende Autoren seien "verpflichtet", diese Dinge aufzudecken und sich kritisch damit auseinander zu setzen. Wie z. B. Gewalttätigkeiten, heute immer häufiger auftretende seelische Krankheiten und deren Auswirkungen auf die Menschen, marode Zivilisation anzuprangern, Fehler im zwischenmenschlichen Zusammenleben aufzuzeigen etc.
    Autoren, die sanfte, phantasievolle "märchenhafte" Erzählungen schrieben, würden Weltflucht betreiben und werden oft in der Fachwelt  "Märchentante" bzw. "Märchenonkel" genannt und geringschätzig als "Schreiberlinge" bezeichnet, die den Lesern eine heile Welt vorgaukeln.
    Doch sind diese Autoren wirklich zweitklassig, nur weil sie versuchen, den Menschen etwas Schönes zu zeigen und zu erzählen -  sie auf eine Reise in eine Welt einladen, in der sie entspannen können und vielleicht sogar Kräfte tanken?
    Was meint ihr dazu?
    • Sirius
  • #2 von Bateman am 06 Aug 2014
  • Wer tut das, Sirius? Du redest von "oft" und von "DER FachweltTM"
    Kannst du dafür Beispiele nennen? Ich glaube nämlich nicht, dass es so ist.

    Ansonsten glaube ich, dass Realitätsflucht etwas für Groschenhefte ist. Dass jeder anständige Unterhaltungsroman ein Thema transportiert, das den Leser auch zum Nachdenken anregt. Sonst würde er nämlich weniger gut unterhalten. Deshalb sind Groschenhefte oft langweilig. Sie haben nichts zu erzählen.
    • Bateman
  • #3 von Uli am 06 Aug 2014
  • nun ja ... es gibt in der sogenannten 'leichten Literatur' tatsächlich das reine 'schöne Welt'- Zeug. Und es gibt positive Schreibwerke, die vorzugsweise der Unterhaltung und Entspannung dienen, aber dennoch nicht die Realität leugnen. Seltener,mwohl auch, weil so etwas schwerer zu schreiben ist.


    'Armes Mädchen vom Land trifft Graf (inkognito) und rettet irgendwas durch ihre Zuneigung' muss nicht ... unterklassig sein, ist es aber meist. Demhingegen ist Problemschieben durchaus nicht immer (nicht einmal meistens) 'höher' - da arbeiten oft nur andere Klischees.

    Sprachgebrauch, gut konstruiertes Setting, anständige Geschichte (die nicht nach Strickmuster verläuft), gut gezeichnete Figuren - es kommt auf alle möglichen Dinge an. Aber das ist keineswegs an den Inhalt gebunden und nicht automatisch besser, nur, weil es etwas schwerer zu schreiben und zu lesen ist.

    • Uli
  • #4 von Uli am 06 Aug 2014
  • Ähm ... Bateman, sorry: 'Groschenhefte' können gaaaaanz anders sein. Der  begriff umfasst halt die Publikationsform, und sonst (erstmal) nichts. Sicher, es gibt eine Masse 'Mädchenname'-Romane, aber eben auch (OK: wenige) ziemlich gute Sachen, die als 'Heftchen' veröffentlicht werden.
    • Uli
  • #5 von Sirius am 06 Aug 2014
  • @ Batemann,

    am letzten Wochenende habe ich einer Podiums-Diskussion zugehört, bei der Verleger, Journalist für Kultur, Buchhändler, Schriftsteller etc. zum Thema "Trend auf dem Büchermarkt" und "Realitätsflucht" gesprochen haben.
    Diese Experten meinte ich  mit der Bezeichnung  "Fachwelt".
    • Sirius
  • #6 von Bateman am 06 Aug 2014
  • Ok, Uli, da hab ich pauschalisiert. Aber ich denke, dass jeder bei dem Wort ein Bild im Kopf hat und das ist eben "Dr. Stephan Frank", "Jerry Cotton" u.ä.

    Für den Rest gilt meine Meinung: Ein Roman muss nicht in der Realität verhaftet sein, um etwas über die Realität zu erzählen. Und ich glaube auch nach wie vor nicht, dass die FachweltTM einhellig das Gegenteil sieht. Nicht von einer Podiumsdiskussion auf die Welt der Literatur schließen. Sonst wären wenigstens die Hälfte der Federteufel Realitätsflüchtige.
    • Bateman
  • #7 von Parzifal am 06 Aug 2014
  • Zitat
    oft wird gesagt, dass der heutige Zeitgeschmack bei Büchern  die Auseinandersetzung mit Mißständen zum Inhalt haben sollte. Ernst zu nehmende Autoren seien "verpflichtet", diese Dinge aufzudecken und sich kritisch damit auseinander zu setzen. Wie z. B. Gewalttätigkeiten, heute immer häufiger auftretende seelische Krankheiten und deren Auswirkungen auf die Menschen, marode Zivilisation anzuprangern, Fehler im zwischenmenschlichen Zusammenleben aufzuzeigen etc.

    Vor diesen Karren lässt sich die Literatur hoffentlich nicht spannen, kann ich dazu nur sagen.
    Das ist Aufgabe der Politiker, Diplomaten, Pädagogen, Ärzte, Psychologen, Betreuer etc.

    Zitat
    Autoren, die sanfte, phantasievolle "märchenhafte" Erzählungen schrieben, würden Weltflucht betreiben und werden oft in der Fachwelt  "Märchentante" bzw. "Märchenonkel" genannt und geringschätzig als "Schreiberlinge" bezeichnet, die den Lesern eine heile Welt vorgaukeln.

    Märchen sind keine heile Welt; da steckt oft bittere Realität dahinter. Hänsel und Gretel z.B. - da geht es um Armut, Hunger und verzweifelte Eltern. Im 19. Jahrhundert hat man Kinder von Tirol ins Schwabenland zur Arbeit geschickt, weil die Eltern kein Geld mehr hatten. Sie hatten keine Winterkleidung und mussten Berge überwinden und einige sind nicht im Schwabenland angekommen, weil sie unterwegs erfroren sind. Ich denke mal, dass Märchen aus solchen Nöten heraus geschrieben wurden.

    Zitat
    Doch sind diese Autoren wirklich zweitklassig, nur weil sie versuchen, den Menschen etwas Schönes zu zeigen und zu erzählen -  sie auf eine Reise in eine Welt einladen, in der sie entspannen können und vielleicht sogar Kräfte tanken? Was meint ihr dazu?

    Wie gesagt: Märchen sind schön erzählt, aber es stecken ernste Probleme dahinter.

    Insgesamt: Die Kunst darf sich nicht vor einen Karren spannen lassen, den andere zu ziehen haben (wie oben schon angedeutet) Was aber nicht zwingend bedeuten muss, dass sie Problemen aus dem Weg geht - ganz im Gegenteil. Nur - dass sie verpflichtet sein soll, demonstrativ auf Missstände etc. hinzuweisen, halte ich für ein Gerücht.  ;)
    • Parzifal
  • #8 von tine-schreibt am 06 Aug 2014
  • Äh... Seit wann ist es bitte akzeptabel, Künstlerinnen vorzuschreiben, wie sie ihre Kunst zu machen haben?
    Snobistische Kulturelitisten ohne Geschichtsbezug, allesamt.

    Ich meine, Mozart war seinerzeit seichte Popmusik (ist er heute auch noch, aber seichte Popmusik für Snobs), und was heute als literarischer 'Klassiker' gilt, war nicht selten Mainstream Literatur. William 'Dick Joke' Shakespeare z.B. war super hip; versautes Schnoddertheater fürs gemeine Volk, heute gilt er als literarische Größe, die ihresgleichen sucht.
    Es ist eine reine Frage des Zufalls, welche Werke groß rauskommen, welche lange groß bleiben und welche den Zeitgeist und die gesellschaftliche Entwicklung tatsächlich beeinflussen.

    Und, klar, alle Künstlerinnen haben einen gewissen Einfluss, und sei es nur auf einzelne Rezipientinnen und ihr Verhalten, und wer sich diesen Einflusses bewusst ist, muss sich entscheiden, wie er damit umgeht. Eine Entscheidung vorschreiben können wir aber nicht. Nachher kritisieren und Schadensbegrenzung betreiben, ja. Aber vorschreiben nicht.
    • tine-schreibt
  • #9 von Sirius am 06 Aug 2014
  • @ Parzifal,

    diese überlieferten Märchen wurden bei der Diskussion nicht genannt. Denn diese alten Märchen sind ja mündliche und später schriftlich festgehaltene Erzählungen, die seinerzeit vor einem bestimmten sozialen und kulturellen Hintergrund entstanden sind - das, was sie aussagen, kann auch heute noch Gültigkeit haben.
    Es wurden die Schriftsteller genannt, die es in der näheren Vergangenheit und Gegenwart "wagen", märchenhafte Erzählungen zu schreiben. Wie z. B. seinerzeit Michael Ende von Kritikern als Schreiberling für Kinderkram bezeichnet wurde. Er hatte eine wundervolle Phantasie, hatte etwas zu sagen und mit der Risikobereitschaft eines Verlages wurden seine Bücher zu großen Erfolgen.
    Nach Aussage des an der Diskussion beteiligten Buchhändlers werden diese Bücher nach einer Pause wieder vermehrt gekauft und nach anderen Klassikern wird immer wieder gefragt.
    Ist das als sanfte Trendänderung zu sehen?
    • Sirius
  • #10 von merin am 06 Aug 2014
  • oft wird gesagt, dass der heutige Zeitgeschmack bei Büchern  die Auseinandersetzung mit Mißständen zum Inhalt haben sollte.
    Ernst zu nehmende Autoren seien "verpflichtet", diese Dinge aufzudecken und sich kritisch damit auseinander zu setzen.

    Bewerft mich mit Eiern, aber ich finde, das stimmt. Eine ernstzunehmende Geschichte sollte sich mit etwas beschäftigen, was dem Autor unter die Haut geht - und das sind meist Mißstände. Selbst die Utopie einer perfekten Welt beschäftigt sich ja mit der Überwindung von Mißständen - wenn sie gut durchdacht ist. Ein Text, der wirklich gut ist, muss mir nah gehen. Und wenn er das tut, muss er mit meinem realen Leben und dem Leben der Autorin zu tun haben.
    Außerdem hat Kunst eine Funktion in der Gesellschaft. "Unterhalten" ist schön und gut, aber "verändern" ist nach meinen subjektiven Wertmaßstäben besser.
  • #11 von Haramis am 06 Aug 2014
  • Einwurf zum Nachdenken:
    Wenn ich wirklich etwas zu sagen habe als Autor, beschäftige ich mich dann nicht automatisch mit Missständen irgendeiner Art - global, persönlich, wie auch immer?  :gruebel:

    Sonst ist es doch nur Blabla ...
    • Haramis
  • #12 von Sirius am 06 Aug 2014
  • Zitat

    Außerdem hat Kunst eine Funktion in der Gesellschaft. "Unterhalten" ist schön und gut, aber "verändern" ist nach meinen subjektiven Wertmaßstäben besser.

    das klingt so ernsthaft und pflichtbewusst und ist eine Seite des Lebens.
    Doch ich meine, dass Träumen und Harmonie, Sanftheit und Lächeln ebenfalls eine wichtige Lebensseite ist, die nicht vernachlässigt werden sollte.
    • Sirius
  • #13 von Mooncat am 06 Aug 2014
  • Nun ja, zu der Meinung von Fachexperten kann ich nichts sagen. Und zu Märchen sowieso nur bedingt etwas, da ich damit nur wenig Berührung habe.

    Realitätsflucht ist aber allgemein ein gutes Stichwort in der Literatur. Oder besser gesagt bei Geschichten/Handlungen allgemein, denn derselbe Trend spiegelt sich leider, leider auf in der Filmwelt.
    Egal was jetzt die Fachwelt sagt, der Trend geht meiner Meinung nach schon in die Richtung, wie Sirius sie beschrieben hat. Eine Geschichte mit wenig Drama drin hat per se schon mal einen schweren Start. Mir scheint, je länger wie mehr 'sollen' Geschichten wenn nicht schon viel Drama/Action, dann wenigstens möglichst viel Innenleben haben. Zum Nachdenken bringen, wie Bateman schon gesagt hat.

    Schlussendlich ist es eine Geschmacksfrage, denn sorry, leider bleibt da der Unterhaltungsfaktor immer häufiger auf der Strecke. Gerade bei Komödien. Entweder sind sie nur noch völlig unten durch mit dem Humor, schlichtweg nicht lustig oder dann eher Tragikkomödien als was zum Lachen und Unterhalten. Wogegen ich nichts habe, Humor ist verschieden und Tragikkomödien gehören nicht selten mit zu den besten Filmen, aber ich hätte genauso gern zwischendurch die Möglichkeit, eine gute, neue, lustige Komödie zu sehen und nicht auf die Komödien aus den goldenen Hollywoodjahren zurückgreifen zu müssen. Welche man aber wenigstens immer wieder schauen kann und sich dabei immer noch göttlich amüsieren kann. Das bieten heutige Komödie kaum noch und nur wenige schaffen es bei mir noch auf die Wiedersehliste, geschweige denn Haben-wollen-Liste. Was jammerschade ist. Und bei Märchen ist es ähnlich. Für einmal sehen wunderbar, aber mehr ... Brauche ich nicht unbedingt.

    Bei Kinderbüchern kann ich nur bedingt vergleichen, da ich die neuen weniger gut kenne als die alten, aber mir ist es gerade vor kurzem passiert, dass ich ein Kinderbuch für mein Patenkind besorgt habe (stand auf der Wunschliste der Eltern, weil es so viel gerühmt wurde) - und es war liebevoll gemacht und eigentlich ganz gut - bis der Schluss kam, mit dem Nachdenk-Hammer. Verdirbt die ganze Geschichte und ist, Wunder-oh-Wunder, jetzt auch eins der Bücher, das meistens im Schrank stehen bleibt.

    Übrigens ist es aber auch eine Frage der Zeit. Als Kind habe ich eine Reihe geliebt, Pucki von Magda Trott. Ich glaube, das waren mit die ersten Bücher, die ich von meinem eigenen Taschengeld selbst bezahlt habe. Heute wird die Serie relativ verpöhnt, weil sie die Frauenrolle zu erzkonservativ darstellt. Was nüchtern betrachtet auch stimmt, schon zu meinen Kinderzeiten. Aber nichts daran ändert, dass die meisten Geschichten zauberhaft sind und hervorragend unterhalten. Übrigens umso mehr interessant, weil Magda Trott tatsächlich eine der Mitstreiterinnen für das Frauenrecht war, was sich in anderen Werken von ihr ganz gut zeigt.
    Ein ähnlich gelagertes Beispiel ist Else Ury, die Autorin der Nesthäckchen-Reihe. Ihr wird heute auch Realitätsflucht nachgesagt. Was, wenn man ihre (tragische) Geschichte kennt, sicher auch ein berechtigter Vorwurf ist. Aber auch hier: na und? Trotzdem sind es wunderbare Geschichten, die bis heute überlebt haben und immer wieder Herzen erfreuen.
    Also gut, ich habe Geschichten, die mich als Kind bezaubern und Autorinnen, die mich als Erwachsene faszinieren. Was daran soll also 'falsch' sein?

    Sorry, aber das ist ein Punkt, der mich schon lange nervt. Ich bestreite nicht, dass es wie immer auch bei schönen, lustigen, Happy-End-Geschichten gewisse Konflikte, Abenteuer oder Action braucht. Aber nein, bitte nicht immer in die Tiefe der menschlichen Psyche abtauchen wollen! Ein wilder Ritt im Speedboat über die Wellen bleibt vielleicht an der Oberfläche, aber er ist kurzweilig und vor allem Dingen macht Spass! So wie andere die gemütliche Fahrt im Panoramaschiff geniessen.

    Warum also nicht Prinz trifft Prinzessin, verliebt sich in die ärmere oder jüngere, wird von böser Schwester an noch böseren Oberlord verkauft, Rettung, Heirat, Happy End.
    Vor 50 Jahren befreit der strahlende Held sie, heute eilt er zu ihrer Rettung aber sie hat sich schon selbst gerettet und in 50 Jahren rettet vielleicht sie ihn oder der Oberlord lässt sie nach harten Verhandlungen von sich auch gehen - solange die Geschichte gut erzählt ist, man sich in das Prinzenpaar verlieben kann und he, vielleicht sogar ab und zu lachen oder schwelgen kann, ist das genau so gut wie wenn die Prinzessin von Terroristen erschossen wird, der Prinz zum Freiheitskämpfer wird und später dann seine Taten bereut und ins Kloster geht um über Sinn von Leben und Tod und das ganze Weltengefüge nachzudenken.
    Beides unterhält, die einen mehr das eine, die anderen mehr das andere, aber unter dem Strich braucht es beide, denn beide Richtungen haben ihre Fans und Anhänger. Die Lager tendieren einander abschätzig abzutun, gehört anscheinend mit dazu, was mich noch mehr stört als der Trend an sich. Die einen schimpfen die anderen realitätsfremd, blauäugig oder naiv, die anderen dürfen sich snobistisch, elitär und arrogant anhören.

    Müsste nicht sein. Da es nun mal aber so ist hoffe ich einfach, dass das Pendel jetzt dann bald so weit auf die eine Seite geschwungen ist wie es kann und dann bald wieder anfängt, zurückzuschwingen.
  • #14 von Parzifal am 06 Aug 2014
  • Zitat
    @ Parzifal,
    diese überlieferten Märchen wurden bei der Diskussion nicht genannt. Denn diese alten Märchen sind ja mündliche und später schriftlich festgehaltene Erzählungen, die seinerzeit vor einem bestimmten sozialen und kulturellen Hintergrund entstanden sind - das, was sie aussagen, kann auch heute noch Gültigkeit haben.

    Okay!

    Zitat
    Es wurden die Schriftsteller genannt, die es in der näheren Vergangenheit und Gegenwart "wagen", märchenhafte Erzählungen zu schreiben. Wie z. B. seinerzeit Michael Ende von Kritikern als Schreiberling für Kinderkram bezeichnet wurde. Er hatte eine wundervolle Phantasie, hatte etwas zu sagen und mit der Risikobereitschaft eines Verlages wurden seine Bücher zu großen Erfolgen.

    Also ich habe Momo gelesen, von Michael Ende. Und ich muss sagen, der Hintergrund dieser Geschichte ist mehr als ernst. Die "grauen Herren" sind die Börsenspekulanten, die mit den Wertschöpfungen der Menschen Schindluder treiben. In Endes Geschichte tun sie etwas dagegen; wir machen nichts. Mir kommt diese Geschichte so vor, als wollte uns M. Ende damals vor den Zuständen warnen, die wir heute haben. Graue Herren, die in ihrer Gier und Skrupellosigkeit die ganze Welt lahm legen können (die nächste Finanzkrise wird es zeigen) Reicht das als ernsthafter Hintergrund, oder ist das für dich nur eine erbauliche Kinder und Große-Kinder-Geschichte?  ;)

    Fazit: Gute Literatur, egal welches Genre, hat mMn immer einen ernsten Hintergrund und ein Anliegen. Selbst die Komödie ist die humorvolle Verarbeitung einer ernsthaften Angelegenheit. Aber Literatur ist keine Institution, die die Pflicht hat, Missstände abzuschaffen - das ist die Baustelle von anderen Institutionen.  :klug:
    • Parzifal
  • #15 von Eluin am 06 Aug 2014
  • Also ich habe Momo gelesen, von Michael Ende. Und ich muss sagen, der Hintergrund dieser Geschichte ist mehr als ernst. Die "grauen Herren" sind die Börsenspekulanten, die mit den Wertschöpfungen der Menschen Schindluder treiben. In Endes Geschichte tun sie etwas dagegen; wir machen nichts. Mir kommt diese Geschichte so vor, als wollte uns M. Ende damals vor den Zuständen warnen, die wir heute haben. Graue Herren, die in ihrer Gier und Skrupellosigkeit die ganze Welt lahm legen können (die nächste Finanzkrise wird es zeigen) Reicht das als ernsthafter Hintergrund, oder ist das für dich nur eine erbauliche Kinder und Große-Kinder-Geschichte?  ;)

    Für mich persönlich spiegeln diese Grauen Herren auch ihren eigentlichen Sinn wieder. Sprich Zeitdiebe. Schau dir doch mal die heutige Zeit an. Wie hektisch alles wird. Muss das sein?
    Wo bleibt denn da die Zeit, um einfach mal etwas nettes zu lesen. Ständig muss es "Sinn" haben. Am besten auch noch in der Freizeit beim Lesen. Kein Wunder, dass dann so etwas wie Burn Out und Co zum Alltag gehören. Man bekommt ja nirgendwo Ruhe oder einen Rückzugsort.

    Ich denke manchmal muss dieser ernste Hintergrund gar nicht so extrem im Vordergrund stehen. Vieles wirkt doch sowieso über das Unterbewusstsein. Und andersherum finde ich es auch nicht schlimm, wenn ich diesen Hintergrund mal nicht finde.

    Aber bei den meisten Geschichten und Büchern die ich in den letzten Jahren gelesen habe, ist irgendwo ein Funken drin, der zum Nachdenken anregt, auch wenn ich die Bücher noch zu unterhaltsam finde. Es muss nicht alles mit dem Holzhammer funktionieren...
  • #16 von Parzifal am 06 Aug 2014
  • Zitat
    Ich denke manchmal muss dieser ernste Hintergrund gar nicht so extrem im Vordergrund stehen.

    Guter Satz!  ;)

    Zitat
    Aber bei den meisten Geschichten und Büchern die ich in den letzten Jahren gelesen habe, ist irgendwo ein Funken drin, der zum Nachdenken anregt, auch wenn ich die Bücher noch zu unterhaltsam finde. Es muss nicht alles mit dem Holzhammer funktionieren...

    Jo!

    Zitat
    Für mich persönlich spiegeln diese Grauen Herren auch ihren eigentlichen Sinn wieder. Sprich Zeitdiebe.

    Sie stehlen den Menschen immer mehr Zeit und entziehen ihnen damit die ganze Lebensgrundlage - das hat mich auf die Spekulanten gebracht. Ende hat mit "der gestohlenen Zeit" eine Art Metapher für diesen Vorgang gefunden.




    • Parzifal
  • #17 von merin am 06 Aug 2014
  • Zitat

    Außerdem hat Kunst eine Funktion in der Gesellschaft. "Unterhalten" ist schön und gut, aber "verändern" ist nach meinen subjektiven Wertmaßstäben besser.

    das klingt so ernsthaft und pflichtbewusst und ist eine Seite des Lebens.
    Doch ich meine, dass Träumen und Harmonie, Sanftheit und Lächeln ebenfalls eine wichtige Lebensseite ist, die nicht vernachlässigt werden sollte.

    ja klar. Das widerspricht sich doch gar nicht.

    Haramis bringt es, wie ich finde auf den Punkt:

    Zitat
    Wenn ich wirklich etwas zu sagen habe als Autor, beschäftige ich mich dann nicht automatisch mit Missständen irgendeiner Art - global, persönlich, wie auch immer?
  • #18 von Ionasa am 06 Aug 2014
  • Also in einem bestimmten Alter fand ich für mich Realitätsflucht überhaupt nicht schlimm, DESWEGEN habe ich damals gelesen!
    Und diese "Problembücher" mit denen wir damals in der Schule bombardiert wurden, fand ich ziemlich daneben!!! Etwas später hab ich die aber ganz gerne gelesen. :diablo:
    Und heute muss ich gestehen: Ich finde es schade, dass ich beim Lesen der Realität nicht mehr so entfliehen KANN, wie ich es früher konnte ... irgendwas ist geschehen mit mir, aber ich lese und das ist schön, aber wenn ich das Buch zumache, bin ich wieder da und mach im Alltag weiter (ich weiß, so muss das auch sein ;) ) - ABER es war schön, mit 10 bis ca. 16 gedanklich in den Büchern leben zu können!
    Also spielt doch irgendwie der Wunsch des Lesers auch ein Rolle, oder?
    • Ionasa
  • #19 von Sirius am 06 Aug 2014

  • Also ich habe Momo gelesen, von Michael Ende. Und ich muss sagen, der Hintergrund dieser Geschichte ist mehr als ernst. Die "grauen Herren" sind die Börsenspekulanten, die mit den Wertschöpfungen der Menschen Schindluder treiben. In Endes Geschichte tun sie etwas dagegen; wir machen nichts. Mir kommt diese Geschichte so vor, als wollte uns M. Ende damals vor den Zuständen warnen, die wir heute haben. Graue Herren, die in ihrer Gier und Skrupellosigkeit die ganze Welt lahm legen können (die nächste Finanzkrise wird es zeigen) Reicht das als ernsthafter Hintergrund, oder ist das für dich nur eine erbauliche Kinder und Große-Kinder-Geschichte?  ;)


    Genauso habe ich die Botschaft des Buches verstanden. Ich gehe aber noch weiter in die zwischenmenschlichen Beziehungen, die oberflächlicher werden - d. h. Mangel an Menschlichkeit - auch davor hat meiner Meinung nach Michael Ende gewarnt.
    • Sirius
  • #20 von merin am 07 Aug 2014
  • Also in einem bestimmten Alter fand ich für mich Realitätsflucht überhaupt nicht schlimm, DESWEGEN habe ich damals gelesen!
    (...)
    Also spielt doch irgendwie der Wunsch des Lesers auch ein Rolle, oder?

    Sicher. Es zwingt einen ja niemand, Momo anders als nur als unterhaltsame Geschichte zu lesen. Aber wer will, kann den Subtext finden und mitnehmen.
  • #21 von Sirius am 07 Aug 2014
  • Zitat

    Wo bleibt denn da die Zeit, um einfach mal etwas nettes zu lesen. Ständig muss es "Sinn" haben. Am besten auch noch in der Freizeit beim Lesen. Kein Wunder, dass dann so etwas wie Burn Out und Co zum Alltag gehören. Man bekommt ja nirgendwo Ruhe oder einen Rückzugsort.

    Ich denke manchmal muss dieser ernste Hintergrund gar nicht so extrem im Vordergrund stehen. Vieles wirkt doch sowieso über das Unterbewusstsein. Und andersherum finde ich es auch nicht schlimm, wenn ich diesen Hintergrund mal nicht finde.

    Aber bei den meisten Geschichten und Büchern die ich in den letzten Jahren gelesen habe, ist irgendwo ein Funken drin, der zum Nachdenken anregt, auch wenn ich die Bücher noch zu unterhaltsam finde. Es muss nicht alles mit dem Holzhammer funktionieren...

    das hast du sehr gut formuliert. Viele der heutigen Bücher sind voller Probleme, die ausführlich geschildert werden. Die Wirkung, die sie bei den Betroffenen haben, werden von allen Seiten beleuchtet. Ich meine, Probleme hat man selber genug, es werden von der Umgebung (Bekannten etc.) noch zusätzliche Probleme an einen heran getragen und es würde mir nicht weiter helfen, wenn ich auch noch über Probleme lese. Das könnte in mir viel Licht ersticken und allmählich zur Überzeugung werden, dass die Welt dunkel und trübe ist. Doch es gibt helle Seiten, die unbedingt erhalten, d. h. gepflegt werden sollten. Hier können gut geschriebene Bücher eine wertvolle Hilfe sein. Es gibt diese Bücher auch heute noch. Doch es ist eher selten, dass ein Autor so etwas schreibt - ist es vielleicht nicht zeitgemäß? Läuft er damit Gefahr, nicht ernst genommen zu werden?
    Es liegt nicht immer an den Verlagen, die solche "hellen" Bücher ablehnen würden.

    Ich kenne z. B. eine Schriftstellerin, die in den letzten Jahren heitere Bücher mit viel Wortwitz und Ironie geschrieben hat. Die Bücher haben hohe Verkaufszahlen erzielt. Im letzten Jahr schrieb sie ein Manuskript mit problematischem Inhalt und reichte es ihrem Verlag ein. Der Verlag lehnte dieses Manuskript ab mit der Bemerkung "problematische Bücher gibt es schon genug - wir möchten von ihnen Manuskripte in der Art haben, wie ihre letzten Bücher waren".
    Trendwende?
    • Sirius
  • #22 von Viskey am 07 Aug 2014
  • Trendewende? Nein, Marketing. ;)
  • #23 von Eluin am 07 Aug 2014
  • Sirius, das sind interessante Gedanken.
    Was meinst du mit "hellen" Büchern? Bücher, denen die Probleme nicht direkt anzusehen sind?

    Ich persönlich sehe es ähnlich wie du. Im Alltag haben die Meisten schon genug Konfrontation mit Problemen. Manchmal hilft es darüber zu lesen, um vielleicht zu sehen, wie andere diese Probleme lösen, manchmal möchte man aber auch nicht daran erinnert werden.

    Das erinnert mich an ein Gespräch, dass ich letztens geführt habe. Wo ich mich in eine Ecke habe drängen lassen in die ich gar nicht wollte, aber zu blöd war, dass rechtzeitig zu erkennen. Es ging darum, warum ich schreibe. Nur aus Realitätsflucht? Mir ist in dem Moment nicht eingefallen, warum es eben keine Realitätsflucht ist, sondern ich trotz meiner nicht offensichtlichen Themen meine eigenen Probleme in meinen Texten löse.
    Ich schreibe Fantasy, aber das heißt noch lange nicht, dass die Charaktere nur in Welten voller Friede, Freude und Eierkuchen leben. Gerade in Genres, in denen offensichtliche Alltagsprobleme nicht vollkommen durchsichtig transportiert werden, steckt denke ich viel Tiefe. Allerdings muss man sich manchmal die Mühe machen, diese zu finden. Genau das ist dann aber die Entscheidung der Leser. Will ich so tief in die Geschichte hinab steigen oder mich einfach nur nett unterhalten lassen? Ich persönlich mag solche Werke am liebsten. Dadurch kann ich selbst entscheiden, was in diesem Augenblick für mich richtig ist, ohne den Spaß am Lesen zu verlieren, weil ich überall nur auf neue Probleme gestoßen werde.

    Huff, ist das auch nur halbwegs verständlich, was ich meine?  :watchout:
  • #24 von Sirius am 07 Aug 2014
  • @ Eluin

    es ist für mich vollkommen verständlich, was du ausdrücken wolltest.
    Ich meine mit den "hellen" Büchern solche, die dem Leser nicht sofort ein Problem so vor die Augen halten, dass ihnen ein anderer Blick nicht mehr möglich ist als der auf das Problem. Der Leser    m u s s   sich damit beschäftigen oder das Buch weg legen - ich lege es weg.
    Helle Bücher sind meiner Meinung nach solche, die einen harmonischen Wortrythmus haben, der so sanft dahin fließt, dass der Leser nicht bemerkt, wie er von dem Geschehen eingesogen und mitgezogen wird. Ein Buch, das manchmal innehalten lässt, nachdenklich macht und den Leser dann mit Freude weiter lesen lässt. So ein Buch kann jemanden in eine "heile Welt" entführen, wenn er sich dem Fließen überlässt wie in einem Fluss. Er kann aber auch Steine und Untiefen bemerken - mehr oder weniger stark - die ihn aber nur kurze Zeit aufhalten, ihn nicht verletzen oder unwiderruflich bei seinem Weiterfließen behindern. Wenn so ein Buch zu Ende  gelesen wurde und dann der Gedanke kommt "schade, dass es schon zuende ist", dann war es eines dieser hellen Bücher.

    Und jetzt muss ich anmerken "Uff, habe ich mich halbwegs verständlich ausgedrückt"? :cheese:
    • Sirius
  • #25 von Eluin am 07 Aug 2014
  • Japp hast du  :biggrin: Jetzt kann ich es nachvollziehen. Genau diese Art von Büchern mag ich auch. Sie berühren einen auf einer Ebene, die viel Tiefer liegt als der Verstand. Ich muss nicht alles mit dem Kopf aufnehmen, um mir Gedanken zu machen oder neue Eindrücke zu gewinnen. Manchmal brauche ich genau so etwas, wo ich einfach mal abschalten kann. Das muss dann aber nicht heißen, dass es ein Buch ohne "problematischen" Inhalts ist oder ich dadurch komplett aus der Realität fliehe. Vielmehr kann ich dadurch oftmals die Realität viel klarer sehen.
  • #26 von Sirius am 07 Aug 2014
  • Zitat
    Sie berühren einen auf einer Ebene, die viel Tiefer liegt als der Verstand. Ich muss nicht alles mit dem Kopf aufnehmen, um mir Gedanken zu machen oder neue Eindrücke zu gewinnen. Manchmal brauche ich genau so etwas, wo ich einfach mal abschalten kann. Das muss dann aber nicht heißen, dass es ein Buch ohne "problematischen" Inhalts ist oder ich dadurch komplett aus der Realität fliehe. Vielmehr kann ich dadurch oftmals die Realität viel klarer sehen.

    Genauso ist es meiner Meinung nach. Der Verstand blockiert oft ein gefühlsmäßiges Aufnehmen. Doch wenn nicht nur der Verstand beim Lesen gefordert wird, kommt manchmal von irgendwoher eine Berührung, die man in der eigenen Tiefe spürt. Dort, wo es ganz wichtige Empfindungen gibt.
    Du hast Recht, dass durch solche Berührungen die Realität oft viel klarer gesehen werden kann. Es hilft beim Sortieren und lässt manchmal sogar Lösungen finden, die mit dem Verstand alleine nicht möglich gewesen wären.
     :lava:
    • Sirius
  • #27 von merin am 07 Aug 2014
  • Aber sind nicht diese hellen Bücher gerade die, die sich mit den Problemen beschäftigen bzw. Lösungen oder alternative Sichtweisen aufzeigen?
  • #28 von Haramis am 07 Aug 2014
  • Ich glaube, eines der Probleme liegt darin, dass das gefühlsmäßige, empathische Lesen, gerne als unreif wahrgenommen wird, während das intellektuelle, verstandesmäßige Lesen, auf geistige Reife hindeuten soll.  :dontknow:
    • Haramis
  • #29 von merin am 07 Aug 2014
  • Also mir ist diese Unterscheidung fremd. Beides muss doch Hand in Hand gehen um einen Text zu erfassen.
  • #30 von szazira am 07 Aug 2014
  • In unserem Literaturgeschichtekurs in der VHS "fetze" ich mich regelmäßig mit einem anderen Teilnehmer, einem pensionierten Deutschlehrer, der Schundliteratur wie Fantasy, Science Fiction (insbesondere Star Trek) am liebsten sonstwohin verbannen möchte. Er läuft immer wieder puderrot an, wenn ich ihm erzähle wieviele gesellschaftliche Tabus allein in Star Trek gebrochen und kritische Themen aufgefasst und dem Publikum präsentiert wurden. Lustigerweise hört der fast zehn Jahre ältere ehemalige Dozent und Literaturwissenschaftler interessiert zu und findet nicht, dass es sich um Schund handelt.

    Ein Beispiel wie unterschiedlich auch innerhalb der "Fachwelt" verschiedene Genre bewertet wird und wie vorurteilsbehaftet pauschalisiert wird, nur weil es den eigenen Geschmack nicht trifft.

    Es gibt mindestens zwei Definitionen des Begriffes "Trivialliteratur", was zeigt, wie 'einig' die Fachwelt in dieser Beziehung ist. Die meisten Podiendiskussionen werden in der Literatur von Leuten geführt, die für meine Begriffe nur einen wankenden Elfenbeinturm (und ich meine nicht den aus Fantasien) retten möchten und das über Ausgrenzung von Entwicklungen heraus. Goethe zumindest war schwer daran interessiert seine Werke zu verkaufen und weniger an dem hohen Anspruch. Als Selbstverleger mußte er schließlich seine Kosten wieder reinholen und ein bisschen Geld zum Leben hätte man ja auch noch gerne (Ich hoffe, dass ich den Guten gerade nicht verwechsle). Insofern zweifle ich sehr an den Aussagen vieler Literaturkritiker und -Wissenschaftler.

    Man kann viele Bücher auf die eine oder andere Weise lesen. "Momo" und "Die unendliche Geschichte" sind nur zwei Beispiele, die hier bereits genannt wurden. Selbst "heile Welt" Literatur kann Konflikte behandeln - in "Der Dokter und das liebe Vieh", sicherlich kein hochanspruchsvoller Roman, schimmerte schon durch, was für eine Katastrophe es sein konnte, wenn die Milchkuh eines Bauern starb.

    Es bringt aber auch nichts überall etwas hineingeheimnissen zu wollen. Schließlich ist Literatur ja auch dazu da uns tatsächlich in eine andere Welt zu entführen und mal die Perspektive zu wechseln, vielleicht auch nur um Abstand zu gewinnen. Den Abstand den man braucht um sich wieder den "großen" Themen zu widmen - oder den Kleinen.
    • szazira
  • #31 von Haramis am 07 Aug 2014
  • Also mir ist diese Unterscheidung fremd. Beides muss doch Hand in Hand gehen um einen Text zu erfassen.
    Ist nicht von mir, aber habe ich tatsächlich schon öfter so gehört.  :dontknow:
    Man mag davon halten, was man will - ich stimme dem auch nicht zu; vor allem Lyrik "verstehe" ich oft gefühlsmäßig, könnte das aber nie in Worte fassen ...
    • Haramis
  • #32 von Eluin am 08 Aug 2014
  • Man mag davon halten, was man will - ich stimme dem auch nicht zu; vor allem Lyrik "verstehe" ich oft gefühlsmäßig, könnte das aber nie in Worte fassen ...

    Das kenne ich selbst nur zu gut. Wie habe ich mich im Deutschunterricht gequält, dass in Worte zu gießen. Gefühlsmäßig verstehe ich da einiges mehr. Deshalb weiß ich auch nicht, was das in der Gesellschaft soll Gefühle und Intelligenz so voneinander zu trennen. Für mich gehört ganz klar beides zusammen. Ohne das eine begreife ich das andere nicht und umgekehrt.  :watchout:
  • #33 von Sirius am 08 Aug 2014
  • Zitat

    Man mag davon halten, was man will - ich stimme dem auch nicht zu; vor allem Lyrik "verstehe" ich oft gefühlsmäßig, könnte das aber nie in Worte fassen ...

    Lyrik ist meiner Meinung nach im Grund nur gefühlsmäßig zu erfassen. Das, was man dabei empfindet, ist schwierig zu beschreiben - Worte sind meistens unzulänglich.
    Gedichte lassen oft innere Bilder entstehen, die tiefere Gefühle berühren.
    Wenn ich z. B. an die Romantiker denke (Uhland, Eichendorff) und an das, was sie geschrieben haben, könnte die Seele Flügel bekommen.
    Es wird zwar gesagt, das Romantik ein sentimentaler Zustand des Gefühlsreichtums ist, doch ich denke, dass gerade das als Gegenpol zur Realität gebraucht wird. Menschen bestehen nicht nur aus Verstand, sondern auch aus Gefühlen.
    • Sirius
  • #34 von merin am 08 Aug 2014
  • Ja, aber als Autorinnen ringen wir darum, für gefühle Worte zu finden. Insofern finde ich es schwierig, das geringzuschätzen, wenn es gelingt.
  • #35 von Sirius am 08 Aug 2014
  • Zitat
    Ja, aber als Autorinnen ringen wir darum, für gefühle Worte zu finden. Insofern finde ich es schwierig, das geringzuschätzen, wenn es gelingt.


    Es gibt Erzählungen und auch Romane, da ist es der Autorin gelungen, Gefühle so zu beschreiben, dass das, was hinein gelegt wurde, auch beim Leser ankommt und im Idealfall die gleichen oder ähnlichen Gefühle auslöst.
    Da braucht es manchmal keine weitschweifigen Erklärungen oder Beschreibungen, sondern es genügen Andeutungen, die Denken und Fühlen auslösen und einen ganzen inneren Film ablaufen lassen.
    Das Ringen darum ist harte Arbeit, doch es gibt Sternstunden, in denen die harte Arbeit das gewünschte - erhoffte - Ergebnis bringt.
    Ich bewundere jede Autorin (Autor), die alles an Kraft und Gefühl hinein legt - die bis an ihre Schaffensgrenze geht und einen Teil von sich selber damit hergibt.
    • Sirius
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