Hi Isaboe
Bei meinem ersten Roman schrieb ich zehn Jahre lang einfach so los. Dabei lernte ich im Schreiben meine Figuren näher kennen. Mir ging es jedoch eher so, dass sie dabei in ihrer "Spur" blieben. D.h. sie wurden tiefer, aber nicht anders. Ich lernte ihre Kindheit kennen, die an der einen oder anderen Stelle in einer Erinnerung aufblitzte, erzählte von ihrer Hochzeitsnacht,... kurzum, es war für mich eine absolut spannende und erfüllende Begegnung. Leider litt der Plot sehr darunter. Am Ende gab ich den Roman auf. Er hatte für mich zu viele offenen Baustellen. Trotzdem bereue ich nichts - auch wenn ich nachträglich sagen muss, dass ich mir vieles hätte auch deutlich einfacher machen können.
Bei meinem zweiten Roman, an dem ich im Moment schreibe, stammt eine meiner Figuren aus einer Kurzgeschichte, die ich früher schon geschrieben habe. Ich fand es sehr angenehm, einen der Protagonisten bereits im Vorfeld etwas näher zu kennen. Ich denke das macht es auch allen Romanschreiberinnen und schreiber einfacher, die an einem Seirenhelden / heldin schreiben. Da ist manches schon im Vorfeld klar.
Hier legte ich mehr Wert auf den Plot, so dass der von Anfang an durchchoreographiert war. Die weiteren Personen wuchsen dazu. Dabei bekamen sie bei der ersten Überarbeitung mehr Tiefe. Hier fügte ich Kindheitserinnerungen, traumatische Erlebnisse, Hintergrunderfahrungen, die ihre Motive beleuchten,... ein, so dass die Story dichter wurde. Aber da ich den Plot im Auge hatte, uferte es nicht endlos aus. Ich brauchte auch keine Bereiche beleuchten, die für die Personen in der Geschichte keine Rolle spielten. Trotzdem lebten sie für mich.
Soweit ein kleiner Einblick in meine Schreibpraxis.
Paul
