11 July 2025, 10:21:56

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virtueller Schreibratgeber / Charakterentwicklung oder wie geht ihr ins Gespräch?
« Letzter Beitrag von Isaboe am 06 July 2025, 12:40:00 »
Hierzu gibt es sicherlich schon einige Einträge, aber schaden kann es sicherlich nicht, dass noch mal aufzurollen, oder?

Mich würde interessieren, wie ihr euch euren Charakteren nähert.

Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass das sehr unterschiedlich funktionieren kann. Ich habe zum Beispiel einfach drauf los geschrieben und mich an gängigen Tropes/ Archetypen orientiert (ohne es zu merken) und erst als ich damit an meine Grenzen gestoßen bin, habe ich tiefer gegraben.

Mein Prozess war dann etwas wirr, denn ich habe zwar gleichzeitig weiter geschrieben, aber immer wieder gemerkt, dass meine Figuren Fragen aufgeworfen haben, auf die ich eine Antwort brauchte und so haben sich da immer mehr Charaktereigenschaften und bestimmte Dinge ergeben, die dann wiederum den Text beeinflußt haben. Und dann durfte ich alles wieder neu schreiben, weil es nicht mehr zu meinen Charakteren gepasst hat.  :stirn:

Es war aber eine abgefahrene Erfahrung und nun bin ich, nach ca. 2-3 Jahren "zusammenleben" mit Loki, Freya und Fenrir and dem Punkt, dass ich sagen kann, ich kenne sie in- und auswendig. Das heißt nicht, dass sie mir immer locker von der Feder gehen, gerade bei Loki muss ich viel nachjustieren. Aber ich merke, wenn etwas nicht zu ihm passt. Wenn er zu offen ist, zu "lustig", zu sanft. Und ebenso bei den andren beiden. Ich weiß, was sie tun würden und was nicht, was ihre tiefsten Ängste sind und ihre Glaubenssätze. Und auch wenn die nicht in jeder Szene mitschwingen, so habe ich sie immer im Hinterkopf und irgendwie beeinflußt es das Schreiben am Ende doch.

Als Beispiel noch mal zu Loki: Dieser began eigentlich sein Leben als reine Nebenfigur in meinem Plot, aber jede Szene in der er auftrat, verlor den Faden. Immer wieder tat er Dinge oder sagte Dinge, die ich nicht geplant hatte, die aber dann so wesentlich waren, dass ich sie nicht rausnehmen konnte. So bemerkte ich vor allem irgendwann, dass Loki und Fenrir eine ganz besondere Beziehung hatten und mir wurde irgendwann auch klar, weshalb. Loki, der immer Einzelgänger war, von allen und allem ausgeschlossen, bleibt. Und das ausgerechnet an Fenrirs Hof, selbst nachdem das gemeinsame Ziel, Odin zu stürzen erfolgreich war. Was also war der Grund dafür?

Und dann ging es mir auf: Fenrir als Mittel zum Zweck war irgendwann zum Bedürfnis geworden. Aber weshalb? Weil Fenrir der erste war, der ihn so gesehen hat, wie er war und nicht zurückgeschreckt ist. Weil er in Loki das Gleiche gesehen hat, wie in sich selbst. Eine Seele, die zerbrochen ist, weil sie von der Gesellschaft in eine Rolle gezwungen wurde, die sie nie haben wollte. Und auch wenn beide damit unterschiedlich umgehen, sind sie darin gleich. Aber dann wurde mir bewusst, dass auch Fenrir einen "Nutzen" durch Loki hatte. Denn Loki war der einzige, der ihn nie nur als König behandelte, sondern immer noch als einfach nur "Fenrir." Einer der ihm die Wahrheit sagte, auch wenn sie weh tat, der ihn ärgerte, aber auch den Kopf gerade rückte, wenn es sein musste.

Und dann hatte ich da einfach Freya reingeworfen und mir wurde erst dann etwas klar. Sie war nicht nur der Spiegel für Fenrir und Loki, diejenige, die sie dazu aufforderte sich selbst zur hinterfragen. Sondern sie stellte auch ihr fragiles Gleichgewicht auf die Probe und damit eröffnete sich mir ein ganz neuer Horizont. Denn Fenrir und Loki sind nicht Rivalen um die gleiche Frau, sie sind in erster Linie zwei Menschen, die nicht damit umgehen können, was sie in ihnen weckt. In Bezug auf sie, auf den jeweils anderen und auf sich selbst.

Tja, und so nahm der Rest seinen Lauf...  :devgrin:

Und was mir immer am meisten hilft, ist mich mit meinen Figuren in die Stille zu setzen, wie ich es nenne: ich setzte mich hin ohne einen besonderes Ziel im Kopf (ein wenig wie das aktive Imaginieren nach C.G.Jung) und lasse die Figur zu mir kommen. Und dann gehe ich mir ihr ins Gespräch. Hört sich jetzt nach Esoterik-Quatsch an, hilft mir aber tatsächlich ganz gut. Dann frage ich die Figur zum Beispiel: Warum hast du wirklich gelogen? Was war der eigentliche Grund? Oder warum hast du nicht den Mund aufgemacht? Vor was hattest du Angst? Was würde s für dich bedeuten, wenn du das offen zugeben würdest. etc.


So, aber bevor ich hier jetzt eine halbe Abhandlung schreibe würde mich interessieren wie ihr das so macht.

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virtueller Schreibratgeber / Re: Schreiben lernen - Handwerk polieren
« Letzter Beitrag von Isaboe am 06 July 2025, 12:19:49 »
@diffusschall: Hallo, wie kennen uns doch!  :biggrin:

Und @merin: ich finde diese Beiträge sehr interessant, gerade die Themen, die die Autorin aus der ersten Podcast-Folge angesprochen hat.

DAs mit dem nicht planen und "Drauflosschreiben" kenn ich, auch das mit dem Warmschreiben. Ich nähere mich meinen Figuren auch iterativ, lasse sie gerne alltägliche Situationen durchlaufen oder seltsame Begegnungen haben, die letztendlich nichts mit dem eigentlichen Geschehen zu tun haben. Aber auch Schlüsselszenen schreibe ich einige Male um (bei einer davon bin ich jetzt bei Version 30 oder so...) und probiere Unterschiedliches aus. DAs finde ich also sehr spanend, dass das auch andere mache .So schält sich ein Charakter einfach am besten heraus und man findet seine Stimme.

Und ja, ich neige auch zum "Überschreiben" und dann zum kürzen. Aber ich habe mal gelesen, gerade bei Subtext-Heavy-Writing soll man das so machen. Praktisch den "inneren Dialog" mitschreiben und die Figuren erst mal alles aussprechen lassen und das dann später durch Mimik und Gestik, sowie Innenschau ersetzen. Klappt bei mir mal mehr, mal weniger gut. Aber Übung macht den Meister, nicht wahr? Ich schreibe mir auch gerne die Motivation in Schlüsselszenen auf. Also erst mal für jede Person ihr Hauptmotiv und dann gehe ich tiefer: Was will sie eigentlich? Welche versteckten Gründe könnte sie haben? Welche egoistische Motivation steckt eigentlich dahinter? Welche Ängste, Sorgen, Blockaden. Denn Menschen sind nie eindimensional und ihre Beweggründe auch nicht. Das bringt manchmal ganz interessante Ergebnisse.

Und dass sogar eine veröffentlichte Autorin denkt, ihr Text sei so schlecht, dass sie ihn am liebsten verwerfen würde? Erleichtert mich... lässt mich aber trotzdem nicht glauben, dass meiner nicht trotzdem der allergrößte Schrott ist (und dann denke ich wieder ich bin absolut genial, wenn mir eine Szene besonders gut gelungen scheint.  :biggrin: - aber ersteres überwiegt.)
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Selfpublishing / Re: Einstieg ins Selfpublishing
« Letzter Beitrag von merin am 14 June 2025, 17:18:24 »
Guter Hinweis, vielen Dank!
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Selfpublishing / Re: Einstieg ins Selfpublishing
« Letzter Beitrag von jcl am 09 June 2025, 15:54:10 »
Kleiner Hinweis für Selbstpublizierer bei Amazon KDP: Manuskript immer als PDF hochladen, nicht als DOCX!

Ich musste gerade feststellen, dass bei Hochladen als DOCX die Silbentrennung kommentarlos abgeschaltet wird  :grumpy:. Das hat zur Folge, dass der Buchsatz bei manchen Abschnitten grauslich aussieht. Auf den ersten Blick fällt es nicht auf, erst beim Durchblättern.
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Teufelsblick / Re: Podcasts die Wissen zu den Schreibgrundlagen vermitteln
« Letzter Beitrag von merin am 30 May 2025, 15:54:51 »
Da hör ich auch mal rein. Danke für den Hinweis!
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Teufelsblick / Re: Podcasts die Wissen zu den Schreibgrundlagen vermitteln
« Letzter Beitrag von Lartaigh am 29 May 2025, 17:12:14 »
Ich habe noch etwas von Brandon Sanderson gefunden: "On Writing with Brandon Sanderson". Die erste Folge ist Ende Januar dieses Jahr rausgekommen und es sind einfach Mitschnitte seiner Vorlesungen, wo er die Basics nochmal zusammenfasst. Ich habe bisher erst die ersten beiden gehört, finds aber klasse!
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Die Werke der Federteufel / Re: Veröffentlichungen in Printform
« Letzter Beitrag von jcl am 20 May 2025, 11:59:53 »
Neues Buch von mir: 111 Fakten über das Unendliche - Die Grenzen unserer Welt und was wir darüber wissen sollten.

https://www.amazon.de/dp/B0F99455YL

Diesmal wieder im Selbstverlag.
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Oh wow, danke. Das klingt wirklich hilfreich.

Da poste ich auch gleich nochmal meinen Link über Distributoren: https://indie-autoren-buecher.de/selfpublishing-blog/buch-veroeffentlichen-als-selfpublisher-anbietervergleich/
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Selfpublishing / Re: Einstieg ins Selfpublishing
« Letzter Beitrag von jcl am 12 May 2025, 09:48:51 »
Hier kurz meine eigenen Erfahrungen mit SP, allerdings mit Sachbüchern. Ein gut gemachtes Buch kann sich auch mit SP ordentlich verkaufen.

Was braucht man: Lektorat, Korrekturat, Satz, Cover, Druck, Vertrieb, Werbung.

Lektorat: Sollte man in Auftrag geben. Lektoren werben im Internet. Kosten ca. 2000 Eur. Immer Referenzen anfragen.

Korrekturat: Kann man zur Not selbst machen, der Duden Korrektor findet 95% aller Fehler. Duden ist z.b. in Papyrus Autor enthalten.

Satz: Sollte man in Auftrag geben, geht zur Not mit Word, aber besser mit einer DTP Software wie QuarkXpress. Wichtig: Font mit eigenen Schnitten für Fett, Kursiv etc verwenden. Sonst generiert Word die Schnitte selbst, und das sieht grottig aus. Das gleiche gilt für Blocksatz, Word zieht dafür einfach die Worte auseinander, nicht die Zeichen.Für Gedankenstriche, Ellipsen, Anführungszeichen etc. immer Sonderzeichen benutzen, nie die auf der Tastatur. Der Drucker braucht den Satz als PDF.

Cover: Kann man zur Not selbst machen, indem man die Cover ähnlicher Bücher imitiert. Je einfacher, desto besser. Wenn man kein geeignetes Bild hat, generiere eines mit KI. Die meisten Coverdesigner tun das mittlerweile auch. Für ein verünftiges KI-Bild, das nicht wie eines aussieht, muss man etwas experimentieren. Vermeide Collagen. Der Drucker will das Cover als PDF oder Photoshop-Datei. Amazon generiert eine nützliche Vorlage.

Druck & Vertrieb: Amazon, Tredition & Co bieten beides, auch Hardcover und Ebook. Druckerei beauftragen und Bücher selbst versenden ist nur was für Fanatiker.

Werbung: Verteile großzügig Rezensionsexemplare. Auch ein Buchtrailer auf Youtube oder Instagram lohnt die Mühe.
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Ich fange einmal an mit einer Buchempfehlung. Ich glaube, das habe ich hier nur erwähnt, aber nicht vorgestellt:

„Buchsatz-Kompass“ - Gabi Schmid

Als ich den „Buchsatz-Kompass“ von Gabi Schmid gekauft habe, hatte ich mir eigentlich ein Sachbuch erhofft, dass mich bei der Erarbeitung des Buchsatzes selbst an die Hand nehmen würde. Aber da wurde ich enttäuscht. Ich hätte dem Untertitel Glauben schenken sollen:

Manuskripte optimal auf die Buch-Herstellung vorbereiten

Nach der Lektüre steht für mich fest, dass ist kein Buch für Buchsetzende, es ist ein Buch für Autoren!
Und meiner Meinung nach ist es für jeden Autor ein Must Read, der ernsthaft plant sein Werk zu veröffentlichen.

Erstens, weil es hilft, sein Manuskript in eine Form zu bringen, die in den Bereich des professioneller Anspruches geht.
Die Autorin weist auf eine Vielzahl von Schreibfehlern hin, für die die meisten von uns blind sind. Schreibfehler heißt hier nicht fehlerhafte Rechtschreibung oder Grammatik. Sondern falsche Schreibweisen und Zeichenverwendung.
Z.B. von Abkürzungen. Es muss nämlich korrekt ein Leerzeichen dazwischen, also „z. B.“. Und auch nicht irgendein Leerzeichen. Es gibt derer nämlich zwei!
Gewusst? Mir war das neu.
Neben dem uns geläufigen Leerzeichen gibt es noch das geschützte Leerzeichen, das verhindert, dass an dieser Leerstelle umgebrochen wird. Man will ja ungern das „z. B.“ durch den Umbruch zerrissen sehen oder zusammengehörende Gebilde wie „48. Kompanie“. Unter Word erreicht man dieses Leerzeichen übrigens durch die Tastenkombi Strg+Alt+Space.
Das ist nur eines von vielen Beispielen. Die Autorin feuert eine ganze Salve solcher Fallstricke ab. So auch die korrekte Verwendung des typografischen Zeichens(!) … statt der drei Punkt … die die meisten von uns machen. (Das Zeichen heißt übrigens Ellipse.) Der Unterschied liegt in den geringeren Abständen zwischen Punkten im gedruckten (!) Endergebnis.
Das sind alles Fehler, die im späteren Buchsatz zu einem schwerer lesbaren Schriftbild führen. Und das wiederum ermüdet den Lesenden und das will ja kein Autor.

Zweitens, weil man einen konzentrierten Einblick in den Weg erhält, den ein Manuskript nimmt, sobald es den Schreibtisch des Autors verlässt. Das sollte uns interessieren. Wir sollten verstehen, wie ein Buch entsteht, welchen tatsächlichen Aufbau es hat und welche Schritte und Überlegungen sich an die Textabgabe anschließen. Das gilt für Verlagsautoren und Selfpublisher gleichermaßen. Nur so können wir sicher sein, dass das Ergebnis Buch unseren Erwartungen entsprechen wird.

Gabi Schmid weist korrekterweise darauf hin, dass das zum Überarbeiten des Manuskriptes gehört, also eigentlich Autorenarbeit ist. Ein gutes Korrektorat und ein guter Buchsätzer fangen das bei einer Verlagsproduktion in der Regel ab. Aber ein semigut vorbereitetes Manuskript bleibt es.
Wichtiger werden diese Punkte bei Selfpublishern. Denn ein gutes Korrektorat kostet Geld. Und ein beauftragter Buchsätzer auch. Umso mehr, wenn ich als Autor kein einwandfreies Manuskript abliefere. Und wer möglichst viel im Selfpublishing selbst machen will, um Kosten zu sparen, der sollte sich dieser ganzen typografischen Fehlerquellen bewusst werden. Sonst bleibt das Ergebnis auf dem Niveau des Manuskripts: semigut.

Ich bin heilfroh über dieses Buch gestolpert zu sein und möchte es, wie eingangs erwähnt, jedem (!) dringend ans Herz legen, der seine Texte mit Niveau in die Öffentlichkeit tragen will. Eine echte Pflichtlektüre!
Nicht ganz billig, aber absolut den Preis wert.


Buchsatz-Kompass
Manuskripte optimal auf die Buch-Herstellung vorbereiten

Von: Gabi Schmid
Herausgeber: Büchermacherei
ISBN 978-3347965508


Beste Grüße - diffusSchall
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