Hallo Lionel,
ich starte mit den Fragen.
a) liest es sich flüssig.
Den ersten Dialog finde ich stellenweise sogar zu flüssig.
Ansonsten wird man durch die Beschreibung der Handlung und fehlende Absätze stelleweise herausgerissen, mehr dazu später in den Beispielen.
b) Logikfehler
Je nachdem, was man als Logikfehler betrachtet…
c) Ist es es zuviel Exposition oder ist sie gut in die Handlung glaubwürdig eingebaut.
Es sind drei oder vielleicht auch zehn... ich würde sie reduzieren.
d) Ist der zweite Teil der Szene spannend?
Ja, auch der Erste ist nicht langweilig – inhaltlich, nachdem man für sich die Formulierungen umgeschieben hat. Der zweite Teil der Szene hat auch starke Bilder.
Wenn der Text verfeinert wäre, könnte er um einiges länger werden. Teilweise hast du hier sehr viel Informationen auf sehr engen Raum gepackt.
Ich werde nicht alles anmerken, was mir auffällt, aber hoffentlich genug, damit es dir helfen könnte weiter an dem Text zu arbeiten.
Der Waldboden dampfte und die Luft roch nach Regen.
Wunderschönes Bild. Ich steh im Wald… 😊
Lionel stapelte die feuchten Äste aufeinander, legte den trockenen Zunder dazwischen. Den Topf hängte er an das Gestell. Das Hasenfleisch legte er ins Gemüse. Die Feuersteine schlugen Funken, der Zunder brannte hell, aber er vermochte nicht, die Äste zu entzünden.
Aber draußen gekocht hast du wohl noch nicht, macht nichts.
Erst Zweige anhäufen, Feuer entzünden, kleine, dann größere Äste darüberlegen, sicher gehen, dass das Feuer nicht erlischt, dann den Dreifuß oder vergleichbares aufstellen, Wasser aufkochen lassen, den zerlegten Hasen reinlegen und je nachdem wie viel Holz sie haben, ca. 30-50 Min des Siedens später das Gemüse dazu geben, weil Letzteres eine viel kürzere Garzeit hat. Wobei sie vermutlich kein Gemüse dabei haben, sondern Wurzeln und Wildkräuter. Girsch ist in europäischen Wäldern heimisch und bietet sich zum kochen an, und auf Lichtungen findet man im Frühling gut Knoblauchrauchen, Rotklee, Bärlauch oder Vogelmiere... gut, das von dem Wildkräuterkurs dieses Jahr noch was bei mir hängen geblieben ist

»Du hast doch mich«, sagte Ferdinand, der neben ihm saß und breit grinste. Sein Freund hob die Hände und aus dem Nichts erschien eine Feuerkugel loderte zwischen ihnen auf , die zum Feuer schwebte.
Aus dem Nichts entsteht Nichts… davon gehe ich zumindest aus.
Dann: Sie entzündete die Zweige, und Lionel legte Äste dazu. Eine wohlige Wärme breitete sich schnell aus. …
»Wie hast du es herausgefunden?« Lionel trat mit dem Fuß nach den kleinen Flammen, die sich um die Feuerstelle ausbreiteten.
Schönes Bild, habe es so aber noch nie beobachtet.
Es könnte passieren, wenn jemand eine Feuerstelle nicht ordnungsgemäß vorbereitet hat und umliegendes Lauf Feuer fängt. Aber ich würde von Lionel erwarten, dass er nicht so fahrlässig ist.
Ferdinand starrte in die Flammen und mit der leisen Stimme einer gebrochenen Seele sagte er. »Als Kind spielte ich in der Küche. Ich stolperte und fiel in den Kamin. Das Feuer war kühl. Meine Haut verbrannte nicht. Keine Blasen, kein Schmerz. So fing es an.«
Eigentlich eine schöne Beschreibung.
Hm, vielleicht besser ein offener Ofen als Kamin? Letzteres ist eher was für Wohlhabende.
Und lass ihn besser nur mit den Händen hineingeraten, oder so. Bei dem anderen Szenario kommt bei mir ein seltsames Bild vor Augen auf … außerdem verteilt sich dann der ganze Ruß im Raum, seine Kleider verbrennen, und das bliebe dann auch nicht unbemerkt oder nicht hinterfragt.
»Hast du je Menschen geschadet mit deiner Gabe?« Lionel bereute, was er gefragt hatte, da Ferdinand das Gesicht in den Händen vergrub. »Du musst nicht«, fügte Lionel schnell hinzu.
Ab hier wird mir das Ganze endgültig zu melodramatisch.
Ein Beispiel, wie ich einiges formulieren würde:
»Die Bienen, der Graf. Du hast sie beschworen?«
„Die Scheiß Biester, die dem Grafen den Arsch zerstochen, hast du beschworen?!“
Das ist jetzt sehr überspitzt, aber wenn nicht etwas Leben in den Dialog kommt, döse ich vor diesem Feuerchen ein.
Denn das hier:
»Wenn ich alleine war, beschwor ich die Flammen. Tontöpfe und Metallkessel ließ ich durch die Küche schweben, in denen es in allen Farben brannte. Ich war jung, Lionel, ich war jung.« Ferdinands Gesicht war nun eine einzige schmerzvolle Grimasse. »Feuer verlangt einen Preis. Einen tödlichen Preis. Das Haus brannte nieder.« Ferdinand schluchzte. »Aber sie verbrannten. Mein Vater, meine Mutter, meine Geschwister. Ich tötete mit etwas, was ich nicht beherrschte«, sagte Ferdinand. Seine Augen wurden glasig.
Es ist wunderschön geschrieben, aber mir persönlich zu glatt. Es wirkt auf mich nicht echt.
»Du wolltest es nicht. Glaubst du an Magie?«
Diese Aussage und die Frage danach gehören nicht so dicht aneinander.
Die Reaktion mit „Du wolltest es nicht“ finde ich ziemlich platt. Da würde ich nach der Erzählung von solch einer Katastrophe besser nichts sagen als das. Die anschließende Frage kommt dann auch sehr taktlos daher.
Ich würde dir raten, den Dialog komplett um zu schreiben. Du kannst ja experimentieren und schauen, wie der Dialog zu führen ist, um die Frage: Glaubst du an Magie?, passend stellen zu können.
Er befahl ihr, aufzuwachen und auf Ferdinands Schulter zu fliegen. Als sie landete, zuckte sein Freund auf.
Wie groß ist die Eule? Wenn es kein winziger Kauz ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie auf Ferdinands Schulter landen kann. Wenn sie auf Lionels Arm landet, den er trotz ihres Gewichtes stabil hält, kaufe ich dir das eher ab.
Lionel nickte. »Aber es ist keine Laune der Natur, es ist Magie. Und deshalb schickte der Orden einen Assassinen, um dich zu töten. Die Könige haben es befohlen.«
»Amund?« Ferdinand riss die Augen auf.
Tue es nicht, hörte Lionel wieder die innere Stimme in sich. Er ignorierte sie. »Nein. In gewisser Weise war ich es, der den Befehl gab.«
»Du!«
Lionel holte tief Luft. »Weil in mir etwas ist, das seit Jahrtausenden lebt. Diese Kraft, von der ich nichts wusste, ruhte davor in Ygnock.«
Ferdinand fing an zu zittern. »Wie kann das sein?«, sagte er.
Ich vermute, dass hier so etwas wie Reinkarnation im Spiel ist …? Jedenfalls wird die Szene dadurch aus meiner Sicht überladen. Innerhalb deines Romanes wird sich sicher noch eine andere Gelegenheit ergeben, um diese Information auf zu bringen.
»Aber ich habe nichts Böses gemacht«, schluchzte Ferdinand nun lauter.
Hier wird mir Ferdinand extrem unsympathisch; ein extremer Nazist oder Psychopath könnte auch so reden. Ja, es war nicht absichtlich und den Tod hat er dafür sicher auch nicht verdient, aber für mich klingt das an der Stelle etwas danach, als würde er die Verantwortung von sich wegschieben.
Vielleicht könnte er etwas sagen wie: „Wenn ich jemand anderes wäre, hätte ich vermutlich auch Angst vor mir.“
Ich überspringe mal den Text… bis hier.
In der Ferne knackte ein Ast.
Definiere Ferne. Es könnte auch der nächste Berge sein 😉 Aber ich schätze, es ist weit aus näher.
Lionel sah zur Eule auf, die davon flatterte. Es mussten zwanzig Männer sein. Alle hatten ihre Bögen gespannt. Er kannte das Wappen, es gehörte der Familie xxx. Drei Bögen auf grünen Grund.
Das kommt zu abrupt.
Ich würde sie vorher noch essen und schlafen lassen, und den Überfall dann in der Nacht oder am Morgen stattfinden lassen.
»Ferdinand, weg, wir werden angegriffen. Dorthin.« Lionel zeigte auf die Bäume am Ende der Lichtung.
Wenn man vor Pfeilen flieht, wäre es taktisch klüger, in der Deckung der Bäume zu bleiben.
Außerdem hast du später mit dem Waldbrand ein Problem, wenn du den Konflikt auf die Waldlichtung verlagerst.
. Im Rennen ließ er seine Gabe durch die Bäume streifen.
Auf der Lichtung? Deshalb schlage ich vor, einfach zwischen den Bäumen zu bleiben.
Die Eule, einige Vögel, mehr Tiere spürte er nicht.
Das glaube ich nicht. Wie groß ist in etwa der Radius seiner Wahrnehmung?
Da sind bestimmt noch Eichhörnchen, Mäuse und Hasen, vielleicht auch ein Fuchs, Luchs, Wildschwein…
»Noch einen Schritt und ich treffe nicht nur Erde«, brüllte die Stimme triumphierend.
Auf welche Distanz ruft er das? Ich kann nicht wissen, wie gut Lionel hören kann, aber ich würde bezweifeln, dass er das wirklich hört. Ich würde jeglichen Dialog auf den Moment beschränken, in dem er sich mit diesem Mann unterhält.
Lionel rannte weiter. Keinen Moment zu früh, warf er sich in das nasse Gras. Der Pfeil streifte seinen Arm und ritzte die Haut auf.
Ein Freund von mir, der Berufssoldat ist, sagte mir mal für den Fall einer vergleichbaren Situation: „Leg dich nie hin, sonst bist du tot.“ Ich werde mit diesem Ratschlag vermutlich nie etwas anfangen können, aber sicherlich Linonel. 😉
»Nehmt den aus eurem Bein.«
Er zog ihn heraus und biss die Zähne zusammen. Lionel betrachte den blutigen Pfeil in seiner Hand.
…, und fiel ohnmächtig um.
Ich bin keine Medizinerin, aber ich vermute, dass die meisten Menschen in solch einem Moment vor Schock, Eckel, Angst und Schmerz durchaus Kreislaufprobleme bekommen und ohnmächtig werden können.
Zieht er den Pfeil samt der Federn am Ende durch die Wunde heraus…? Das stelle ich mir besonders schmerzhaft vor. Dabei werden Sehnen, Muskeln und Adern zerrissen, es könnte auch eine Arterie erwischen, und dann verblutet man. Wie fortgeschritten sind seine Heilungskräfte? Kann er sich selbst zeitgleich heilen, während er den Pfeil hervor zieht…?
Es ist schon eine starke Szene. Je nachdem wie fortgeschritten seine Fähigkeiten sind, kann man es durchgehen lassen…
Aber bitte lass den Pfeil weg, der ihm durch den Unterleib geht. Oder informiere dich was passiert, wenn der Darm reißt. Vielleicht willst du ihn dann doch nicht mit einem Pfeil im Bauch laufen lassen.
Feuerkugeln rasten an ihm vorbei. Jede traf einen der Männer, die anfingen zu schreien.
Fantasy ist nicht mein Genre. Aber wenn man aus einer Waffe abfeuert, bedarf laut Erfahrungsberichten Übung, um ein Zielt treffen zu können.
Wie viel Übung hatte Ferdinand darin? Vermutlich nicht viel, um nicht aufzufallen, oder? Und dann schafft er es dennoch gleich mehrere sich bewegende Ziele auf einmal zu treffen?
Vielleicht könntest du ihn stattdessen eine unkontrollierte Feuerwalze losschicken lassen; klingt auch sehr aufwendig, aber aus meiner Sicht machtbarer als die Bälle.
Das Fell knisterte wie knackendes Eis im Winter.
Mag ich.
Der ungleiche Kampf war kurz, das Feuer verlor. Die Flammen zischten böse, dann erloschen sie.
Ein sehr schönes Bild. Die Wölfin fasziniert mich.
Lionel presste seine Hände gegen seinen Kopf als sich Bilder von grausamen Schlachten in ihm ausbreiteten.
Jupp, ich tippe auf Reinkarnation.
Soweit zu meinen Eindrücken.
Kritik kann weh tun, aber ich hoffe, du lässt dir dadurch nicht die Freude am Schreiben nehmen.

Liebe Grüße