Es ist kalt um 6 Uhr 40 in der Frühe eines Pariser Märztages, und es scheint noch kälter zu sein, wenn zu dieser Zeit ein Mann von einem Exekutionskommando füsiliert werden soll.
Am 11. März 1963 stand zu jener Stunde ein Oberstleutnant der französischen Luftwaffe im Gefängnishof des Fort d´Ivry an einem in den Kies getriebenen Pfahl, hinter welchem man ihm die Hände zusammenband, und starrte mit langsam schwindendem Zweifel auf den Zug Infanteristen, der ihm gegenüber in zwanzig Meter Entfernung Aufstellung genommen hatte.
ZitatEs ist kalt um 6 Uhr 40 in der Frühe eines Pariser Märztages, und es scheint noch kälter zu sein, wenn zu dieser Zeit ein Mann von einem Exekutionskommando füsiliert werden soll.
Am 11. März 1963 stand zu jener Stunde ein Oberstleutnant der französischen Luftwaffe im Gefängnishof des Fort d´Ivry an einem in den Kies getriebenen Pfahl, hinter welchem man ihm die Hände zusammenband, und starrte mit langsam schwindendem Zweifel auf den Zug Infanteristen, der ihm gegenüber in zwanzig Meter Entfernung Aufstellung genommen hatte.
- Wer ist der Mann?
- Warum soll er erschossen werden?
... sind die beiden ersten (Spannung erzeugenden) Fragen, die man sich nach diesem Absatz als Leser stellt.
Den leichten Schauer über den Rücken besorgt die Uhrzeit, der Ort und die Umstände unter denen das Geschehen abläuft. 8)
Auf mich wirkt die Sprache antiquiert und distanziert und ich meine mich zu erinnern, dass mich der Autor mit seinem Roman nicht fesseln konnte (aber das ist schon soooo lange her ...).
Guter Thread, Trippelschritt.ZitatEs ist kalt um 6 Uhr 40 in der Frühe eines Pariser Märztages, und es scheint noch kälter zu sein, wenn zu dieser Zeit ein Mann von einem Exekutionskommando füsiliert werden soll.
Am 11. März 1963 stand zu jener Stunde ein Oberstleutnant der französischen Luftwaffe im Gefängnishof des Fort d´Ivry an einem in den Kies getriebenen Pfahl, hinter welchem man ihm die Hände zusammenband, und starrte mit langsam schwindendem Zweifel auf den Zug Infanteristen, der ihm gegenüber in zwanzig Meter Entfernung Aufstellung genommen hatte.
MonsterWeil ich von dem Autor dieses Buches bereits eine Kurzgeschichte gelesen hatte + ihn von seinem Auftritt bei den Klagenfurter Tagen der Literatur 2013 her kannte (wo er auch zu den Preisträgern gehörte) war mir klar, dass es hier nicht um blöden Horror gehen würde. Sonst wäre mir der Titel viel zu banal. Hier ist es Ironie.
Viel schlimmer als die dunklen Räume sind die spiegelnden FensterThema: Etwas, das Angst macht. Etwas, von dem man nicht weiß, was es ist, und das man nicht sieht oder nicht sehen kann.
Es ist plötzlich da. Wie hineingestürzt ins Licht und auf die Straße. Das Ding. [...]Gängige Mittel des Horrors, abgeschwächt: Schreckens, werden benutzt: Plötzlich stürzt während einer Autofahrt etwas auf die Straße; der Prota fragt sich: Was war das?
[...] Der Mensch oder das Tier im Scheinwerferlicht. Zu schnell, um zu erkennen, was es ist. [...]Den Prota überrascht nicht nur der Vorfall; er bekommt Angst, einen Menschen überfahren zu haben.
[...] Plötzlich ist da was auf der Straße. Plötzlich ist es ein Geräusch unter dem Wagen, ein Schleifen oder Kratzen. Ein Scharren. Ein roter Schemen im Rücklicht.Während der Prota ängstlich über den Unfall rätselt, beschreibt er ihn näher. Wichtig: Er beschreibt ihn so, wie ihn ein erschreckter Autofahrer tatsächlich in seinen Gedanken beschreiben könnte.
[...] Tier. Bitte. [Absatz](Für mich) ungewöhnliche Art, die Spannung zu steigern: Der Prota nennt sogar ein übliches Stilmittel von Horror-/ Thrillerstorys. Er ruft es aber zugleich als mögliche Fortsetzung seiner Geschichte auf.
Sich darauf vorbereiten, getötet zu werden, wie man in dunklen Wäldern getötet wird, wenn man aus Autos steigt. Die Tür öffnen. Aussteigen. [...]
Tier, Tier, Tier. [Absatz]Verwirrung, Angst, Schrecken des Protas + seine Hoffnung, keinen Menschen überfahren zu haben, werden wiederholt.
Bitte, bitte, bitte.
Es fängt an mit einem Zitat - einem sehr witzigen Zitat. Und, was ich persönlich grandios finde, nicht von irgendeinem verstaubten oder hippen Zeitgenossen, nein, es ist von einer Chrissy (Mac) McMullen, die man nicht kennt - aber auf die Art gleich vorgestellt bekommt.Some people are street-smart, some people are book-smart, but most people are just dumber than dirt.
—Chrissy (Mac) McMullen, upon finding her boyfriend in the backseat of her Mazda with a Majorette
MR. HOWARD LEPINSKI was an intelligent man. He was well educated, articulate, and precise. Unfortunately, he was about two aces short of a full deck.
so ganz habe ich den Text nicht verstanden. Fehlen da Teile?
Es ist plötzlich da. Wie hineingestürzt ins Licht und auf die Straße. Das Ding. Der Mensch oder das Tier im Scheinwerferlicht. Zu schnell, um zu erkennen, was es ist. Plötzlich ist da was auf der Straße. Plötzlich ist es ein Geräusch unter dem Wagen, ein Schleifen oder Kratzen. Ein Scharren. Ein roter Schemen im Rücklicht.
Tier. Bitte.
Sich darauf vorbereiten, getötet zu werden, wie man in dunklen Wäldern getötet wird, wenn man aus Autos steigt. Die Tür öffnen. Aussteigen.
Tier, Tier, Tier.
Bitte, bitte, bitte.
Und das mit der Überschrift ist so eine Sache. Ich hoffe, dass "Monster" eine Überschrift ist, die der Autor gewählt hat. Bei Kurzgeschichten trifft das meistens zu. Muss aber nicht.Ob Benjamin Maack selbst den Buchtitel "Monster" gewählt hat, weiß ich nicht - traue ihm aber diese (in diesem Fall) etwas schräge Ironie zu. Der (in meinem vorherigen Beitrag genannte) Titel der Erzählung dürfte aber von ihm sein, denn er passt sehr gut zum Inhalt.
Hi MooncatFreut mich, dass es nicht nur mir Lust auf mehr gibt.
Ja, der anfang macht Appetit auf mehr. Wenn ich das recht verstehe, beziehen sich die asse auf ein weniger gutes Blatt beim Poker. Oder?
Liebe Grüße
Trippelschritt
Hi MooncatFreut mich, dass es nicht nur mir Lust auf mehr gibt.
Ja, der anfang macht Appetit auf mehr. Wenn ich das recht verstehe, beziehen sich die asse auf ein weniger gutes Blatt beim Poker. Oder?
Liebe Grüße
Trippelschritt
Was die Bemerkung zu den Assen angeht: 'deck' ist ein Kartenset - wer mit einem unvollständigen Kartenset spielt, hat wenig Aussicht auf Erfolg, egal ob Poker oder sonst ein Kartenspiel. Im Englischen gibt es die Redewendung 'not play with a full deck' - entspricht, wenn nicht im spielerischen Sinn gemeint, in etwa unserem 'nicht allen Tassen im Schrank haben'. Die Autorin hat es also etwas modifiziert, um es für sich zu gebrauchen.
Ich hab hier noch was (der Roman heißt Faktotum) Er fängt auch mit dem Wetter an (was ja eigentlich verboten ist; warum auch immer) Das hier ist aber so witzig, finde ich, dass man auch gleich rein kommt.
Es regnete, als ich um 5 Uhr morgens in New Orleans eintraf. Ich setzte mich eine Weile in den Wartesaal des Busbahnhofs, aber die Menschen deprimierten mich, deshalb nahm ich meinen Koffer in die Hand, ging hinaus und lief durch den Regen. Ich wollte mir eine billige Absteige suchen, wußte aber nicht, wo die ärmeren Stadtviertel lagen.
Mein Koffer war aus Pappe und löste sich allmählich in seine Bestandteile auf. Ursprünglich war er schwarz lackiert, doch die schwarze Lackschicht war abgeblättert und hatte den gelben Karton freigelegt. Ich hatte versucht, den Schaden zu beheben, indem ich schwarze Schuhcreme auf den Karton schmierte. Während ich jetzt durch den Regen ging und den Koffer abwechselnd in der rechten oder linken Hand trug, rieb sich die schwarze Schmiere an meinen Hosenbeinen ab.
Na schön, ich war in einer neuen Stadt. Vielleicht würde ich diesmal Glück haben.
Wir.
Ich hatte wenige Erinnerungen an meine Mutter. Im Grunde kannte ich sie nur von Fotos, die mein Vater in einem kleinen Kasten aufbewahrte. Schwarzweißbilder waren es, mit dickem weißen Rand. Meine Mutter beim Tanz. Meine Mutter mit geflochtenen Zöpfen. Meine Mutter barfüßig. Meine Mutter, die ein Kissen auf dem Kopf balancierte. Ich schaute mir die Bilder häufig an. Es gab Zeiten, in denen ich nichts anderes tat.
Interessieren würde mich allerdings aus der Sicht eines autors, welchen Punkt im Text Du für witzig hältst.
ZitatInteressieren würde mich allerdings aus der Sicht eines autors, welchen Punkt im Text Du für witzig hältst.
... diese Frage könntest du auch Zachi stellen. :klug:
Vermutlich die gleiche Stelle wie du auch; nur dass sie dich kalt lässt. ;)
Hi Parzifal,
Der Anfang von "Faktotum" ist echt witzig. :diablo:
The night before he went to London, Richard Mayhew was not enjoying himself.
He had begun the evening by enjoying himself: [...]
[...] ging hinaus und lief durch den Regen. Ich wollte mir eine billige Absteige suchen, wußte aber nicht, wo die ärmeren Stadtviertel lagen. Mein Koffer war aus Pappe und löste sich allmählich in seine Bestandteile auf. Ursprünglich war er schwarz lackiert, doch die schwarze Lackschicht war abgeblättert und hatte den gelben Karton freigelegt. Ich hatte versucht, den Schaden zu beheben, indem ich schwarze Schuhcreme auf den Karton schmierte. Während ich jetzt durch den Regen ging und den Koffer abwechselnd in der rechten oder linken Hand trug, rieb sich die schwarze Schmiere an meinen Hosenbeinen ab.Und weshalb ich sie witzig finde: Der Prota wird mittels einer für Slapsticks tauglichen + lakonisch, aber (für meine Phantasie) gut vorstellbaren Szene als Tollpatsch dargestellt; planlos (keine Ortskenntnisse, kein Stadtplan), arm (Pappkoffer; billige Absteige suchend + das zu Fuß in einer ziemlich großen Stadt), dennoch unverzagt. Ein Schlemihl des zwanzigsten Jahrhunderts, ein Pechvogel auf der Suche nach einem Bisschen Glück.
Na schön, ich war in einer neuen Stadt. Vielleicht würde ich diesmal Glück haben.
... aber der Buchanfang, den Merin zitiert hat, gefällt mir auch sehr gut. Weiß der Teufel, warum.
Vielleicht bloß, weil diese Mutter locker genug war, sich beim Rumalbern mit einem Kissen auf dem Kopf fotografieren zu lassen ........ + weil Erinnerungen (für mich) zum Wichtigsten in dieser (verdammten) Erdenexistenz gehören.
Wie bei allen anderen Büchern auch: Bukowskis Anfang muss man nicht unbedingt witzig finden. Wie immer: Alles subjektiv, Leute. Ich gebe sogar gerne zu, dass ich Texte je nach meiner Laune mal gut finde, und mal nicht. (Geht aber, wenn wir mal ehrlich sind, doch jedem so.) Wer in ein Kabarett geht, unterschreibt an der Kasse auch keinen Vertrag darüber, dass er in mindestens jeder dritten Sprechpause lachen wird.
Und glücklicherweise gibt es keine Katechismen, keine Gesetzbücher, + keine Zauberregeln für das, was "gute Literatur" ausmacht - nein, nicht wirklich. Denn "gut" heißt in Sachen Literatur für jeden etwas anderes (und das finde ich gut so).
Freilich klammern sich hoffnungsvolle Schreiberlinge, die "soooo" gerne Gedrucktes zwischen "richtigen Buchdeckeln" veröffentlichen würden - ob ich mich noch dazu zählen soll, weiß ich zurzeit nicht mehr so genau - immer wieder an Schreibratgeber in Print + Internet. Da sucht man nach Orientierung, nach Vorbildern, nach Beispielen von Schriftstellern, die erfolgreich sind oder waren. ... Mann, bin ich heute Abend wieder mal destruktiv. Wer mich an dieser Stelle noch ernst nimmt, ist selber schuld. Hat aber nicht das geringste mit diesem Thread (der mir sehr gut gefällt) oder mit Euch zu tun.
In jenem Sommer, den ich bei ihr verbrachte, erschreckte sie mich bei jedem Sonnenaufgang, wenn sie auf der Kante ihres Bettes saß, die langen offenen Haare bis zum Boden reichten und unter ihren unentwegten Bürstenstrichen zitterten.
Wer Bukowski genauer kennt, weiß, dass hinter seinen "witzigen" Texten manchmal reine Verzweiflung steckt. Er ist kein Freund des American Way, beschreibt eher den Amerikanischen Alptraum, in dem er (als Durchschnittsmensch) täglich ums Überleben kämpfen muss (auch im psychischen Sinne) Henry Miller hat das (Jahre zuvor) auf ähnliche Weise gemacht.
Aber er geht noch ein Stück darüber hinaus: Bukowski zweifelt an unserer ganzen Existenz als Menschen - sie kommt ihm bisweilen aberwitzig und sinnlos vor. In so einer Situation ist Witz vonnöten; eine Art Strohhalm, an dem man sich festhalten kann. Und es wird dem aufmerksamen Leser auch bald klar, dass es sich um Galgenhumor handelt.
Unbekannter Autor, den Fabian zitiert hat:Dem Autor soll natürlich Referenz erwiesen werden: beim Zitat handelt es sich um den 1. Satz aus dem Buch "In Almas Augen" (Orig.: "The Maid's Version") von Daniel Woodrell, in der Übersetzung von Peter Torberg.ZitatIn jenem Sommer, den ich bei ihr verbrachte, erschreckte sie mich bei jedem Sonnenaufgang, wenn sie auf der Kante ihres Bettes saß, die langen offenen Haare bis zum Boden reichten und unter ihren unentwegten Bürstenstrichen zitterten.
Auf diesen ersten Satz reagiere ich weitgehend so wie Fabian. Also 1. stellt sich auch mir die Frage, weshalb das den Ich-Erzähler erschreckt. Und 2. stört auch mich der Satzbau, durch dessen Subjektwechsel sich am Ende ein grammatischer Fehler ergibt: "... die langen offenen Haare bis zum Boden reichten und unter ihren unentwegten Bürstenstrichen zitterten" - als ob sich diese überlangen Haare selber kämmen würden + dabei "zitterten" ?? :watchout:Dazu sind drei Dinge anzumerken:
Drittens hat der Ich-Erzähler entweder reichlich übertrieben - siehe: "... die langen offenen Haare bis zum Boden reichten ..." oder sein Autor wollte eine neue Rapunzel ins literarische Leben einführen.
Gut möglich, ja sehr wahrscheinlich, dass ich - so wie Fabian - nicht viel mehr als nur diesen einen und ersten Satz von diesem Buch gelesen hätte.
beim Zitat handelt es sich um den 1. Satz aus dem Buch "In Almas Augen" (Orig.: "The Maid's Version") von Daniel Woodrell, in der Übersetzung von Peter Torberg.Aha; von dem hatte ich bislang nie etwas gehört/gelesen. Habe mir jetzt nur schnell den Eintrag bei wiki... angeschaut. Danke für die nachträgliche Info.
2. ich vermute eher einen Übersetzungsfehler (obwohl mir Herr Torberg bisher nicht als schlampiger Übersetzer aufgefallen ist), interessant wäre also, wie der Satz im Original lautet.Ja, dieses Original würde ich dann allerdings auch gerne mal in Augenschein nehmen. Was da jedoch erschreckend sein soll + vorerst nicht gesagt wird, habe ich mich an dieser Stelle nicht gefragt, weil mich erstmal nur dieser verschwurbelte Satz irritiert hat + in einem bereits veröffentlichten Buch eher dazu veranlassen würde, die nächsten paar Sätze allenfalls mit sehr großer Skepsis weiter zu lesen - um dem Text noch eine Chance zu geben, sozusagen.
Ich schätze die Texte von Daniel Woodrell ungemein und werde das Buch auf jeden Fall lesen. Allein schon deshalb, weil er seine Geschichten immer so ungewöhnlich knapp ausbreitet (hier: 187 S.). Sehr angenehm!Wenn ich bereits Werke eines Autors kenne + sehr schätze, fällt es mir natürlich auch viel leichter, über einen sperrigen oder gar mit einem Grammatikfehler "glänzenden" ersten Satz hinweg zu lesen.
Ich mag den Satz gern, auch wegen der Schachtelung und natürlich weild a mal eine Frau meine Haarlänge hat. :biggrin:In mir wird da eine Stimmung wach, ein Bild, und dasmacht mich neugierig. Szene und Gefühl stehen im Widerspruch und da will ich nun wissen: warum?... also reichen die Haare dieser Frau in sitzender Haltung + nach vorne gebeugt, damit die Haare zum Bürsten frei hängen, bis zum Boden ... (Das wären bei mir ungefähr 85 cm) - Gut: An das Nach-vorne-Beugen habe ich erst bei meinem Selbstversuch gedacht (davon steht ja nichts in Woodrells Text); ist also auch ohne künstliche Haarverlängerung noch möglich.
Slibulsky und ich klemmten im leergeräumten Geschirrschrank eines kleinen brasilianischen Restaurants am Rand des Frankfurter Bahnhofsviertels und warteten auf Schutzgeldeintreiber.1. Situation + Thema sind klar;
Der Schrank war etwa ein Meter zwanzig breit und siebzig Zentimeter tief. Weder wegen Slibulsky noch mir musste sich die Kleiderindustrie Sorgen um den Absatz ihrer XL-Größen machen, außerdem trugen wir kugelsichere Westen und wollten im Ernstfall eine Pistole und ein Schrotgewehr so in Position bringen, dass [...]
She frightened me at every dawn the summer I stayed with her. She’d sit on the edge of her bed, long hair down, down to the floor and shaking as she brushed and brushed, shadows ebbing from the room and early light flowing in through both windows.Und hier noch mal die Übersetzung, um den 2. Satz erweitert, damit sie deckungsgleich dem Original ist:
In jenem Sommer, den ich bei ihr verbrachte, erschreckte sie mich bei jedem Sonnenaufgang, wenn sie auf der Kante ihres Bettes saß, die langen offenen Haare bis zum Boden reichten und unter ihren unentwegten Bürstenstrichen zitterten. Die Schatten schwanden dann aus dem Zimmer, und das frühe Licht schwebte zu beiden Fenstern herein.
Drüber weg gelesen hab ich ja nun nicht gerade ...ZitatIch schätze die Texte von Daniel Woodrell ungemein und werde das Buch auf jeden Fall lesen. Allein schon deshalb, weil er seine Geschichten immer so ungewöhnlich knapp ausbreitet (hier: 187 S.). Sehr angenehm!Wenn ich bereits Werke eines Autors kenne + sehr schätze, fällt es mir natürlich auch viel leichter, über einen sperrigen oder gar mit einem Grammatikfehler "glänzenden" ersten Satz hinweg zu lesen.
Das Original:ZitatShe frightened me at every dawn the summer I stayed with her. She’d sit on the edge of her bed, long hair down, down to the floor and shaking as she brushed and brushed, shadows ebbing from the room and early light flowing in through both windows.Und hier noch mal die Übersetzung, um den 2. Satz erweitert, damit sie deckungsgleich dem Original ist:ZitatIn jenem Sommer, den ich bei ihr verbrachte, erschreckte sie mich bei jedem Sonnenaufgang, wenn sie auf der Kante ihres Bettes saß, die langen offenen Haare bis zum Boden reichten und unter ihren unentwegten Bürstenstrichen zitterten. Die Schatten schwanden dann aus dem Zimmer, und das frühe Licht schwebte zu beiden Fenstern herein.
Oh, vielen Dank, Fabian. Ja, das ist - Sorry gegenüber Herrn Torberg - aber für meine Kenntnis + mein unter US-Amerikanern herangebildetes sprachliches Empfinden doch um vieles besser als die deutsche Übersetzung. In diesem Originaltext stimmt auch für meinen Geschmack alles - (selbstverständlich auch die Grammatik: Subjekt Frau + Objekt Mann + Objekt Haare + die jeweiligen Prädikate) - wunderbar, dieser Klang, diese melodische + zugleich semantische Wiederholung "down, down" sowie von "brushed and brushed" ...ZitatDas Original:Zitat
She frightened me at every dawn the summer I stayed with her. She’d sit on the edge of her bed, long hair down, down to the floor and shaking as she brushed and brushed, shadows ebbing from the room and early light flowing in through both windows.
Hab' ich das missverständlich ausgedrückt? - Verzeihung, Fabian. - Mit diesem "drüber hinweg lesen" wollte ich freilich etwas anderes meinen als Schludrigkeit. "Drüber hinweg" sollte in meinem Satz heißen: ein zwar den Fehler + die Sperrigkeit in dem deutschen Satz erkennendes, aber verzeihendes Weiterlesen; so als würde der geneigte Leser sagen: "Ist zwar hier nicht so toll, aber wir wollen mal darüber hinwegsehen." Ich würde doch bei Dir, Fabian, kein unaufmerksames Lesen vermuten. - Nee wirklich nicht :cheer:ZitatWenn ich bereits Werke eines Autors kenne + sehr schätze, fällt es mir natürlich auch viel leichter, über einen sperrigen oder gar mit einem Grammatikfehler "glänzenden" ersten Satz hinweg zu lesen.Drüber weg gelesen hab ich ja nun nicht gerade ...
Ja, ist schon eine Crux mit den Übersetzungen.So ist es. Diese armen Literaturübersetzer leisten geistige Schwerstarbeit und werden dafür zuerst unter Termindruck gesetzt, dann unterbezahlt + einer aus aus ihren Reihen wird auch noch von einem Dilettanten wie mir kritisiert.
Slibulsky und ich klemmten im leergeräumten Geschirrschrank eines kleinen brasilianischen Restaurants am Rand des Frankfurter Bahnhofsviertels und warteten auf Schutzgeldeintreiber.
Der Schrank war etwa ein Meter zwanzig breit und siebzig Zentimeter tief. Weder wegen Slibulsky noch mir musste sich die Kleiderindustrie Sorgen um den Absatz ihrer XL-Größen machen, außerdem trugen wir kugelsichere Westen und wollten im Ernstfall eine Pistole und ein Schrotgewehr so in Position bringen, dass [...]
Der Anfang mit den beiden Männern im Schrank gefällt mir auch: Da ist Witz drin, Spannung und auch eine gewisse Komik und Selbstironie. Und auch ein Ansatz von Beziehung: Männer, die sich ohne weiteres so nah sind körperlich kenne ich nicht sooo viele. Macht neugierig.Danke für diese Resonanz (wenn ich das mal so nennen darf, weil ich diesen Romanbeginn ja sehr ähnlich kommentiert hatte).
Henning Maurer füllte sieben Eimer mit toten Vögeln am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages.
Henning Maurer füllte sieben Eimer mit toten Vögeln am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages.
Es begann damit, dass sie einzeln vom Himmel fielen, dann prasselten sie in Gruppen von zehn, zwanzig Stück nieder. Auf das Reetdach, auf die Terrasse. Es war ein Gewitter aus Vogelkörpern. Er und Susanne betrachteten es fünfzehn Minuten lang von der Haustür aus.
Einige Vögel verfingen sich in den Thujen im Garten. Ihre Schnäbel glänzten in der Wintersonne und, wie sie so in den Bäumen hingen, glichen sie Christbaumkugeln. Die meisten Vögel schlugen im tiefen Schnee auf. Dort erstarrten sie mit nach oben ragenden Füßen. Wenige krochen noch mühsam durch den Schnee bis zum Pflasterweg, wo sie letztlich liegen blieben.
Ein Anruf von seinem Vater in Deutschland, warum er denn im Vorgarten nicht den Müll aufgesammelt hätte - da lägen unzählige dunkle Klumpen herum -, ließ ihn stutzen.
Henning Maurer füllte sieben Eimer mit toten Vögeln. Es war der Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages.
Am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages füllte Henning Maurer sieben Eimer mit toten Vögeln.
Am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertages füllte Henning Maurer sieben Eimer mit toten Vögeln.
Aber was heißt dann es sei ein "Text vom Friedhof der Kuscheltiere"? Irgendwie steh ich da auf dem Schlauch. :gruebel:
Ein Ort, an dem die Texte begraben werden, die dann als Unvollendete, als mentale Zombies im Hirn der Autoren herumirren und auf ihre Wiedergeburt warten? Aber als was werden sie wiedererscheinen?