14 September 2025, 12:52:01

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virtueller Schreibratgeber / Re: Schreiben lernen - Handwerk polieren
« Letzter Beitrag von merin am 06 July 2025, 14:49:44 »
Zitat
Und ja, ich neige auch zum "Überschreiben" und dann zum kürzen. Aber ich habe mal gelesen, gerade bei Subtext-Heavy-Writing soll man das so machen. Praktisch den "inneren Dialog" mitschreiben und die Figuren erst mal alles aussprechen lassen und das dann später durch Mimik und Gestik, sowie Innenschau ersetzen.

Ah interessant. Denn ich würde sagen, bei mir gibt es auch ganz viel Subtext und ich mache das genauso: Erstmal schreibe ich am Anfang hin, was gleich passiert und lasse die Figuren alles sagen und alles aufs Papier denken und dann streiche ich das zusammen und versuche, es implizit deutlich werden zu lassen. Von dem, was da am Anfang stand, ist dann kaum noch was übrig, außer halt die  Handlung an sich.
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virtueller Schreibratgeber / Re: Charakterentwicklung oder wie geht ihr ins Gespräch?
« Letzter Beitrag von Paul am 06 July 2025, 13:17:17 »
Hi Isaboe

Bei meinem ersten Roman schrieb ich zehn Jahre lang einfach so los. Dabei lernte ich im Schreiben meine Figuren näher kennen. Mir ging es jedoch eher so, dass sie dabei in ihrer "Spur" blieben. D.h. sie wurden tiefer, aber nicht anders. Ich lernte ihre Kindheit kennen, die an der einen oder anderen Stelle in einer Erinnerung aufblitzte, erzählte von ihrer Hochzeitsnacht,... kurzum, es war für mich eine absolut spannende und erfüllende Begegnung. Leider litt der Plot sehr darunter. Am Ende gab ich den Roman auf. Er hatte für mich zu viele offenen Baustellen. Trotzdem bereue ich nichts - auch wenn ich nachträglich sagen muss, dass ich mir vieles hätte auch deutlich einfacher machen können.

Bei meinem zweiten Roman, an dem ich im Moment schreibe, stammt eine meiner Figuren aus einer Kurzgeschichte, die ich früher schon geschrieben habe. Ich fand es sehr angenehm, einen der Protagonisten bereits im Vorfeld etwas näher zu kennen. Ich denke das macht es auch allen Romanschreiberinnen und schreiber einfacher, die an einem Seirenhelden / heldin schreiben. Da ist manches schon im Vorfeld klar.
 Hier legte ich mehr Wert auf den Plot, so dass der von Anfang an durchchoreographiert war. Die weiteren Personen wuchsen dazu. Dabei bekamen sie bei der ersten Überarbeitung mehr Tiefe. Hier fügte ich Kindheitserinnerungen, traumatische Erlebnisse, Hintergrunderfahrungen, die ihre Motive beleuchten,... ein, so dass die Story dichter wurde. Aber da ich den Plot im Auge hatte, uferte es nicht endlos aus. Ich brauchte auch keine Bereiche beleuchten, die für die Personen in der Geschichte keine Rolle spielten. Trotzdem lebten sie für mich.

Soweit ein kleiner Einblick in meine Schreibpraxis.

Paul  ;)
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Federfutter / Re: Was lest ihr gerade? ab 2018
« Letzter Beitrag von Paul am 06 July 2025, 13:01:55 »
Hi zusamenen, anbei ein paar neue Leseeindrücke:

Tade Thompsen - Die Rosewater Triologie

Die drei Bände spielen in Afrika und vor allem der erste Band entwickelt einen richtigen Sog. Die Sprache ist dicht, die Story neu (eine Alieninvasion der etwas anderen Art. Die Aliens haben sich quer durch den Erdmantel gegraben und sich schließlich in Afrika niedergelassen. Dort heilen sie die Menschen von ihren Krankheiten, so dass immer mehr Menschen in ihre Nähe ziehen, doch zugleich nehmen sie von den verstorbenen Körpern Besitz ...). Der Roman erzählt keine Horror-Geschichte, sondern spielt eher auf der Beziehungs- und politschen Ebene. Wirklich gut gemacht. Doch lässt der zweite Band leider zu wünschen übrig und der gerade eben erschienene dritte Band reiißt es meines Erachtens nicht mehr heraus, obwohl er sich zum Ende hin erzählerisch wieder steigert.
 Schade. Ein hoffnungsvoller Einstieg, der danach leider langsam versandet.

Ich bleibe im SF-Bereich:

Nils Vesterboer - Lyneham

Auch dieser Roman beginnt sprachlich und inhaltlich höchst positiv - verstrickt sich aber im Lauf der Geschichte immer mehr in seiner nur noch schwer nachvollziehbaren Handlung. Da hat sich jemand zu wenig Mühe mit seinem Plot gemacht. Schade.

Scott Lynch - Die Lügen des Locke Lamora

Ein Fantasy-Roman mit einer ausgeklügelten Hintergrundwelt und einem Helden, der nach und nach den Bach hinuntergeht. Schön erzählt, mit vielen Details, am Ende wird es ein wenig unübersichtlich, aber insgesamt ein Buch, das mir gut gefallen hat.

Und mein High-Light der letzten Monate lautet:

Ursual Le Guin - Keine Zeit zu verlieren

Es ist ein Alterswerk der berühmten SF-Schriftstellerin und besteht aus einer Sammlung verschiedener Blogs, die sie im Internet veröffentlicht hat. Es geht um das Schreiben, das Älter werden, den Feminismus und ihren Kater Pard. Ein wunderschönes Buch, wunderschön erzählt. Ein wahrer Genuss.

Paul  :)
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virtueller Schreibratgeber / Charakterentwicklung oder wie geht ihr ins Gespräch?
« Letzter Beitrag von Isaboe am 06 July 2025, 12:40:00 »
Hierzu gibt es sicherlich schon einige Einträge, aber schaden kann es sicherlich nicht, dass noch mal aufzurollen, oder?

Mich würde interessieren, wie ihr euch euren Charakteren nähert.

Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass das sehr unterschiedlich funktionieren kann. Ich habe zum Beispiel einfach drauf los geschrieben und mich an gängigen Tropes/ Archetypen orientiert (ohne es zu merken) und erst als ich damit an meine Grenzen gestoßen bin, habe ich tiefer gegraben.

Mein Prozess war dann etwas wirr, denn ich habe zwar gleichzeitig weiter geschrieben, aber immer wieder gemerkt, dass meine Figuren Fragen aufgeworfen haben, auf die ich eine Antwort brauchte und so haben sich da immer mehr Charaktereigenschaften und bestimmte Dinge ergeben, die dann wiederum den Text beeinflußt haben. Und dann durfte ich alles wieder neu schreiben, weil es nicht mehr zu meinen Charakteren gepasst hat.  :stirn:

Es war aber eine abgefahrene Erfahrung und nun bin ich, nach ca. 2-3 Jahren "zusammenleben" mit Loki, Freya und Fenrir and dem Punkt, dass ich sagen kann, ich kenne sie in- und auswendig. Das heißt nicht, dass sie mir immer locker von der Feder gehen, gerade bei Loki muss ich viel nachjustieren. Aber ich merke, wenn etwas nicht zu ihm passt. Wenn er zu offen ist, zu "lustig", zu sanft. Und ebenso bei den andren beiden. Ich weiß, was sie tun würden und was nicht, was ihre tiefsten Ängste sind und ihre Glaubenssätze. Und auch wenn die nicht in jeder Szene mitschwingen, so habe ich sie immer im Hinterkopf und irgendwie beeinflußt es das Schreiben am Ende doch.

Als Beispiel noch mal zu Loki: Dieser began eigentlich sein Leben als reine Nebenfigur in meinem Plot, aber jede Szene in der er auftrat, verlor den Faden. Immer wieder tat er Dinge oder sagte Dinge, die ich nicht geplant hatte, die aber dann so wesentlich waren, dass ich sie nicht rausnehmen konnte. So bemerkte ich vor allem irgendwann, dass Loki und Fenrir eine ganz besondere Beziehung hatten und mir wurde irgendwann auch klar, weshalb. Loki, der immer Einzelgänger war, von allen und allem ausgeschlossen, bleibt. Und das ausgerechnet an Fenrirs Hof, selbst nachdem das gemeinsame Ziel, Odin zu stürzen erfolgreich war. Was also war der Grund dafür?

Und dann ging es mir auf: Fenrir als Mittel zum Zweck war irgendwann zum Bedürfnis geworden. Aber weshalb? Weil Fenrir der erste war, der ihn so gesehen hat, wie er war und nicht zurückgeschreckt ist. Weil er in Loki das Gleiche gesehen hat, wie in sich selbst. Eine Seele, die zerbrochen ist, weil sie von der Gesellschaft in eine Rolle gezwungen wurde, die sie nie haben wollte. Und auch wenn beide damit unterschiedlich umgehen, sind sie darin gleich. Aber dann wurde mir bewusst, dass auch Fenrir einen "Nutzen" durch Loki hatte. Denn Loki war der einzige, der ihn nie nur als König behandelte, sondern immer noch als einfach nur "Fenrir." Einer der ihm die Wahrheit sagte, auch wenn sie weh tat, der ihn ärgerte, aber auch den Kopf gerade rückte, wenn es sein musste.

Und dann hatte ich da einfach Freya reingeworfen und mir wurde erst dann etwas klar. Sie war nicht nur der Spiegel für Fenrir und Loki, diejenige, die sie dazu aufforderte sich selbst zur hinterfragen. Sondern sie stellte auch ihr fragiles Gleichgewicht auf die Probe und damit eröffnete sich mir ein ganz neuer Horizont. Denn Fenrir und Loki sind nicht Rivalen um die gleiche Frau, sie sind in erster Linie zwei Menschen, die nicht damit umgehen können, was sie in ihnen weckt. In Bezug auf sie, auf den jeweils anderen und auf sich selbst.

Tja, und so nahm der Rest seinen Lauf...  :devgrin:

Und was mir immer am meisten hilft, ist mich mit meinen Figuren in die Stille zu setzen, wie ich es nenne: ich setzte mich hin ohne einen besonderes Ziel im Kopf (ein wenig wie das aktive Imaginieren nach C.G.Jung) und lasse die Figur zu mir kommen. Und dann gehe ich mir ihr ins Gespräch. Hört sich jetzt nach Esoterik-Quatsch an, hilft mir aber tatsächlich ganz gut. Dann frage ich die Figur zum Beispiel: Warum hast du wirklich gelogen? Was war der eigentliche Grund? Oder warum hast du nicht den Mund aufgemacht? Vor was hattest du Angst? Was würde s für dich bedeuten, wenn du das offen zugeben würdest. etc.


So, aber bevor ich hier jetzt eine halbe Abhandlung schreibe würde mich interessieren wie ihr das so macht.

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virtueller Schreibratgeber / Re: Schreiben lernen - Handwerk polieren
« Letzter Beitrag von Isaboe am 06 July 2025, 12:19:49 »
@diffusschall: Hallo, wie kennen uns doch!  :biggrin:

Und @merin: ich finde diese Beiträge sehr interessant, gerade die Themen, die die Autorin aus der ersten Podcast-Folge angesprochen hat.

DAs mit dem nicht planen und "Drauflosschreiben" kenn ich, auch das mit dem Warmschreiben. Ich nähere mich meinen Figuren auch iterativ, lasse sie gerne alltägliche Situationen durchlaufen oder seltsame Begegnungen haben, die letztendlich nichts mit dem eigentlichen Geschehen zu tun haben. Aber auch Schlüsselszenen schreibe ich einige Male um (bei einer davon bin ich jetzt bei Version 30 oder so...) und probiere Unterschiedliches aus. DAs finde ich also sehr spanend, dass das auch andere mache .So schält sich ein Charakter einfach am besten heraus und man findet seine Stimme.

Und ja, ich neige auch zum "Überschreiben" und dann zum kürzen. Aber ich habe mal gelesen, gerade bei Subtext-Heavy-Writing soll man das so machen. Praktisch den "inneren Dialog" mitschreiben und die Figuren erst mal alles aussprechen lassen und das dann später durch Mimik und Gestik, sowie Innenschau ersetzen. Klappt bei mir mal mehr, mal weniger gut. Aber Übung macht den Meister, nicht wahr? Ich schreibe mir auch gerne die Motivation in Schlüsselszenen auf. Also erst mal für jede Person ihr Hauptmotiv und dann gehe ich tiefer: Was will sie eigentlich? Welche versteckten Gründe könnte sie haben? Welche egoistische Motivation steckt eigentlich dahinter? Welche Ängste, Sorgen, Blockaden. Denn Menschen sind nie eindimensional und ihre Beweggründe auch nicht. Das bringt manchmal ganz interessante Ergebnisse.

Und dass sogar eine veröffentlichte Autorin denkt, ihr Text sei so schlecht, dass sie ihn am liebsten verwerfen würde? Erleichtert mich... lässt mich aber trotzdem nicht glauben, dass meiner nicht trotzdem der allergrößte Schrott ist (und dann denke ich wieder ich bin absolut genial, wenn mir eine Szene besonders gut gelungen scheint.  :biggrin: - aber ersteres überwiegt.)
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Selfpublishing / Re: Einstieg ins Selfpublishing
« Letzter Beitrag von merin am 14 June 2025, 17:18:24 »
Guter Hinweis, vielen Dank!
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Selfpublishing / Re: Einstieg ins Selfpublishing
« Letzter Beitrag von jcl am 09 June 2025, 15:54:10 »
Kleiner Hinweis für Selbstpublizierer bei Amazon KDP: Manuskript immer als PDF hochladen, nicht als DOCX!

Ich musste gerade feststellen, dass bei Hochladen als DOCX die Silbentrennung kommentarlos abgeschaltet wird  :grumpy:. Das hat zur Folge, dass der Buchsatz bei manchen Abschnitten grauslich aussieht. Auf den ersten Blick fällt es nicht auf, erst beim Durchblättern.
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Teufelsblick / Re: Podcasts die Wissen zu den Schreibgrundlagen vermitteln
« Letzter Beitrag von merin am 30 May 2025, 15:54:51 »
Da hör ich auch mal rein. Danke für den Hinweis!
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Teufelsblick / Re: Podcasts die Wissen zu den Schreibgrundlagen vermitteln
« Letzter Beitrag von Lartaigh am 29 May 2025, 17:12:14 »
Ich habe noch etwas von Brandon Sanderson gefunden: "On Writing with Brandon Sanderson". Die erste Folge ist Ende Januar dieses Jahr rausgekommen und es sind einfach Mitschnitte seiner Vorlesungen, wo er die Basics nochmal zusammenfasst. Ich habe bisher erst die ersten beiden gehört, finds aber klasse!
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Die Werke der Federteufel / Re: Veröffentlichungen in Printform
« Letzter Beitrag von jcl am 20 May 2025, 11:59:53 »
Neues Buch von mir: 111 Fakten über das Unendliche - Die Grenzen unserer Welt und was wir darüber wissen sollten.

https://www.amazon.de/dp/B0F99455YL

Diesmal wieder im Selbstverlag.
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