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  • #46 von Viskey am 25 Sep 2016
  • ... dann habe ich angefangen, ihn neu zu schreiben, weil ich neue Ideen einbringen wollte, die die Welt noch detailreicher gemacht haben ...

    Ich glaube, das ist eine böse Falle, vor der man sehr auf der Hut sein muss: Die Ideen. Dazu passt sehr gut kass' Methode zur Einschränkung.

    Nur weil einem neue Ideen kommen, muss man die nicht unbedingt einbauen. Manche Ideen sind nett, sie erlauben ein paar schöne Tagträume ... aber im Buch haben sie keinen Platz. Mit Ideen ist es wie mit Informationen: Man sollte sie haben, aber um Gottes Willen nicht alles davon ins Buch hineinstopfen.

    Um mal das Merlin-Beispiel von kass aufzugreifen:

    Eine Idee wäre, Merlin schafft es, sich die Zutaten für einen Zaubertrank zu besorgen, mit dem er entkommen kann (wie auch immer). Er schafft es also ganz allein.
    Eine andere Idee wäre, Merlin trifft im Kerker auf einen anderen Gefangenen, auch Zauberer, und nur mit vereinten Kräften können sie beide entkommen
    Eine dritte Idee wäre, dass Merlin es nicht schafft. Erst als die Anhängerschaft des Mitgefangenen kommen, um ihn zu befreien, kann Merlin sich der Gruppe anschließen und entkommen.

    Nur eine davon lässt sich umsetzen, weil sie sich gegenseitig ausschließen. Als Autor muss ich mich also jetzt entscheiden. Jede dieser drei Möglichkeiten generiert eine Vielzahl neuer Ideen, eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie der nächste Schritt der Geschichte aussehen könnte. Wieder muss ich mich für eine davon entscheiden, usw. usw.

    Natürlich kann es passieren, dass die neue Idee die Geschichte tatsächlich verbessert (ist mir bei meinem Vampir jetzt schon dreimal passiert), aber dann freu ich mich darüber, dass ich so eine tolle Idee hatte, verwerfe die früheren, und gehe mit frischer MOtivation ans Schreiben. Und dann arbeite ich auch nicht "am selben Text". Denn es wird eine ganz andere Geschichte daraus, was notgedrungen einen ganz anderen Text ergibt. Das Grundthema ist immer noch das gleiche, das war immerhin der Funke, der sich in mir festgebrannt hat, aber davon abgesehen ist das meiste ganz anders.

    Ich fand das bis jetzt sogar sehr spannend, diese ENtwicklung zu beobachten. Klar ist es frustrierend, insgesamt geschätze 500 Normseiten "umsonst" geschrieben zu haben. Tatsächlich aber waren sie nicht umsonst, denn sie haben mich auf den Weg zur "richtigen" Geschichte gebracht. Der Weg war unglaublich umständlich, ja. Ich bin praktisch die ganze Landkarte einmal abgegangen, um den besten Weg zu finden. Und da bin ich jetzt. Auf dem richtigen Weg, und ich finde es toll. (Und dabei hab ich die Rohfassung noch nicht mal ansatzweise fertig.)
  • #47 von merin am 26 Sep 2016
  • Ich hab ja nun eine Nacht über Eure Hinweise geschlafen und bin noch mehr begeistert als gestern. Ich finde, Mondstern, Kass, Viskey, ihr habt eure Prozesse sehr klar beschrieben. Da kann ich noch ne Menge mitnehmen. Ich mach es aktuell auch so, dass ich die Szenen grob plane und hinschreibe. Blöde Wörter lass ich, mach ggf. eine Markierung dran, dass das noch nicht wie gewollt ist, meist so: (?). Manchmal schreib ich auch in einer anderen Farbe oder so rein, was für Varianten es an dieser Stelle gäbe, weil es mir jetzt noch nicht klar ist, ob sie beispielsweise den Weg am Fluss nehmen oder weiter westlich laufen. Dann steht da nur (genauere Reisebeschreibung einfügen: Weg am Fluss oder weiter westlich?). Weil das für den groben Szenenverlauf egal ist. Mir fällt es schwer, da nicht ewig zu feilen, sondern weiter zu schreiben. Aber ich lerne es. Dank euch.

     :daaanke:
  • #48 von Zauberfeder am 26 Sep 2016
  • Huhu, ihr Lieben :)

    @Viskey:
    Zitat
    Eine Rohfassung ist schon etwas, auf das man echt stolz sein kann. - Man darf halt nur nicht erwarten, dass eine Rohfassung schon besonders gut (im Sinne von fertig) ist. Eine Rohfassung braucht immer noch einen Haufen Arbeit, darüber darf man sich halt keine Illusionen machen.
    Nee, nee, die Illusion mache ich mich nicht. Ich weiß es ja, aber das ist das Problem, denn genau deshalb stehe ich dem Wort so negativ gegenüber, weil ich weiß, dass es das nicht war, wenn ich endlich einmal wieder durch bin, dass ich dann noch mehr Jahre an derselben Sache herumkauen werde. Klingt jetzt so negativ, aber 8 Jahre sind eine lange Zeit und irgendwann möchte man eben auch weiterkommen. Dumm ist halt nur, dass ich erst 3 - 5 Jahren das Schreibhandwerk so wirklich erlernt habe. Bin da quasi mit meinem Projekt gewachsen, aber dadurch hatte ich eben zig neue Anfänge, weil es nie hingehauen hat, durch mangelnde Schreibkenntnisse oder eben die Plotfehler durch keine Planung.

    Mit Ideen meinte ich jetzt nicht Handlungsideen, sondern Ideen, die die Welt, in der meiner Protas leben, einfach viel runder gemacht haben. Ich habe am Anfang aus dem Bauch herausgeschrieben und da habe ich mir beim Schreiben meine Welt erschlossen, aber war sie da eben noch nicht perfekt und noch nicht das, was ich habe wollt oder mir vorgestellt haben und mehr und mehr kamen die Ideen und die mussten dann eben rein, weil sie die Geschichte mehr zu dem gemacht haben, wie ich sie erzählen wollte.

    Ach, wenn es nur geschätzte 500 Normseiten wären. Ich glaube, es beläuft sich inzwischen auf etwas über 2000 xD Aber klar, natürlich sind sie nicht umsonst. Mit jeder Seite habe ich mehr übers Schreiben, über meine Welt und meine Charaktere gelernt. Ich würde nur einfach gerne auch mal weiter kommen. Nicht immer nur am ersten Band herumhängen. Die anderen sind es schließlich auch wert, erzählt zu werden, aber gut, erst einmal müsste ich mich eben wieder an die Rohfassung von Band 1 setzen, um überhaupt dahin zu kommen.

    Zitat
    Die Frage ist dann: Wie sehr liegt mir dieses Projekt am Herzen? Wie groß ist das Bedürfnis, diese Geschichte zu erzählen?
    Auch wenn ich mich zwar oft darüber beschwere, dass ich immer noch am Anfang bin oder besser gesagt das x-te Mal, so kann ich doch sagen, dass mir das Projekt sehr am Herzen liegt, immerhin würde ich mich dann nicht über 8 Jahre damit beschäftigen, wenn es nur mal so ein Gedanke war. Ich will die Geschichte erzählen und ich will sie irgendwann auch gut erzählen.

    @Mondstern:
    Natürlich ist es mein eigenes Problem. Ich habe ja ein Problem mit dem Wort Rohfassung, nicht das Wort mit mir. Das ist glaube ich ganz neutral eingestellt^^ Und ja, ich bin immer noch in meiner Veränderungsphase, die leider schon wieder so ... 5 Jahre dauert xD Habe mich noch nicht bis zum Endstadium entwickelt und das macht es so frustrierend. Das Problem ist auch, dass ich super kritisch bin. Ich komme an keinen Punkt, wo mir mein Text gefällt und wenn es doch mal so ist, dann weiß ich nicht, ob ich meinem Urteil vertrauen kann, weil ich das am Anfang auch hatte. Ich war total begeistert. Es hätte der neue Bestseller werden können - nur sah die Realität ganz anders aus. Der Text war stilistischer und inhaltlicher Müll. Deswegen weiß ich auch nicht mehr, ab wann ich meinem Urteil vertrauen kann und wann nicht. Aber ich habe hier im Forum irgendwo gelesen, dass manche bei Texten, die sie überarbeiten, die Schrift ändern und so. Ich denk, Optik macht viel aus. Den Tipp werde ich mir auf jeden Fall merken.

    Ich muss echt lernen, das ständige Wiederkauen nicht negativ sondern positiv sehen, aber ich weiß halt nur leider auch nicht, wie ich da mein Denken ändern kann. Das passiert ja nicht von heute auf Morgen.

    @kass:
    Aaaaahh, jetzt weiß ich, was du mit Erzählabschnitten meinst. Danke. Das ist in einem Buch, das ich grade lese auch so. Da gibt's 3 Abschnitte sogar mit einem Titel. Danke :)

    @merin:
    Von deiner Einstellung kann ich mir noch was abschneiden. Mir macht überarbeiten so gar keine Freude, weil das für mich immer nur bedeutet, dass der Text noch nicht gut ist. Hattest du schon immer Spaß daran oder war das auch mal anders?
  • #49 von merin am 27 Sep 2016
  • Mhm. In der Grundschule habe ich meine Geschichten nicht überarbeitet. Kam mir gar nicht in den Sinn. Aber so seit ca. 20 Jahren habe ich Freude daran. Meistens. Weil danach etwas besseres da steht. Auch meistens. :biggrin: :hehe:
  • #50 von Viskey am 28 Sep 2016
  • Zitat
    Mit Ideen meinte ich jetzt nicht Handlungsideen, sondern Ideen, die die Welt, in der meiner Protas leben, einfach viel runder gemacht haben.

    Auch diese Ideen halte ich für potentiell gefährlich. :devgrin:

    Weil sie einen leicht in die Irre führen können. Wenn man schon eine coole Idee für eine Kulthandlung hat, will man die auch unterbringen. Also schreibt man was dafür. Wenn man eine coole Idee für Irgendwelche Fabelwesen hat, will man die unterbringen, also schreibt man was dafür. Egal, ob es zur Geschichte beiträgt, oder ihr eher im Weg steht.

    Aber das ist nur meine Meinung, weil ich ständig irgendwelche (oft unbrauchbare) Ideen zu meinen Büchern habe. :dontknow:
  • #51 von Zauberfeder am 28 Sep 2016
  • @Merin:
    Mhm. In der Grundschule habe ich meine Geschichten nicht überarbeitet. Kam mir gar nicht in den Sinn. Aber so seit ca. 20 Jahren habe ich Freude daran. Meistens. Weil danach etwas besseres da steht. Auch meistens. :biggrin: :hehe:

    Ich überarbeit erst so seit äh ... bisschen was über 5 Jahren. Ich glaube, ehe ich auf 20 Jahre kommen, muss ich noch ein Stückchen älter werde xD Ich hoffe ja, dass ich auch irgendwann zu dieser Überarbeitungsfreude komme :D

    @Viskey:
    Auch diese Ideen halte ich für potentiell gefährlich. :devgrin:

    Weil sie einen leicht in die Irre führen können. Wenn man schon eine coole Idee für eine Kulthandlung hat, will man die auch unterbringen. Also schreibt man was dafür. Wenn man eine coole Idee für Irgendwelche Fabelwesen hat, will man die unterbringen, also schreibt man was dafür. Egal, ob es zur Geschichte beiträgt, oder ihr eher im Weg steht.

    Aber das ist nur meine Meinung, weil ich ständig irgendwelche (oft unbrauchbare) Ideen zu meinen Büchern habe. :dontknow:
    War bei mir nicht der Fall. Ich bin auch gar nicht der Typ Mensch, der am laufenden Band neue Ideen hat. Ich kenne ja auch Leute, die haben eine Idee und fangen deshalb einen neuen Roman an, haben dann aber noch 2, 3 andere Romane herumliegen, an denen sie auch arbeiten wollen. Das halte ich für noch gefährlicher, weil man dann ja mit gar keinem Projekt wirklich weiter kommt. Ich hoffe, ich trete jetzt niemanden auf dem Schlips, bei dem das so ist  :schnief: Zum Teil bewundere ich diese Leute auch, also nicht unbedingt in ihrer Arbeitsweise, aber definitiv in ihrem Ideenreichtum. Ich habe gar nicht so viele brauchbare Ideen und wenn ich Ideen habe, dann auch immer nur für ein Projekt. Aber da kommen (zum Glück?) nicht andauernd neue dazu. Diese Idee sind bisher alle drin geblieben (abgesehen von der einen Idee zur Verbesserung der Welt, die ich jetzt wieder rausgehauen habe, die aber dann in Band 3 noch mal Anwendung findet) und haben mir sehr viel genützt, weil sie die Welt, in der meine Protas leben, eben wirklich runder gemacht haben, eben weil ich dahingehend erst noch planen und mich finden musste. Das ist eigentlich in meinem Weltenfindungsprozess passiert und gehörte auch genau dahin. Dass man dann einen Roman neu schreiben muss, wenn man in der Version davor noch keine richtige Ahnung von seiner Welt hat, ist ja klar. Nervig, aber eben logisch.

    Haha, und ich habe mich mit um die 2000 Normseiten, die ich für das Projekt schon für den Mülleimer geschrieben habe, irgendwie getäuscht. Hab das noch mal überflogen. Es geht wohl eher in die 3000er Richtung xD
  • #52 von merin am 28 Sep 2016
  • Mhm, wie machst Du das? Also so viel ganz zu verwerfen? Bei mir wird ganz wenig wirklich verworfem, nur verändert. Wenn Du so viel in die Tonne trittst, klingt das ähm ... etwas ineffektiv. (Schreibt die Meisterin der Effektivität. *hüstel*)
    Und vielleicht sollte ich auch erst am Ende meines Projektes darüber befinden, was alles verworfen wurde. :versteck:
  • #53 von kass am 28 Sep 2016
  • Hi Zauberfeder,

    Zitat
    Es geht wohl eher in die 3000er Richtung xD
    :streichel: :streichel: :streichel:

    Ich glaube, das würde ich nicht aushalten! Respekt!

    Wo genau hakt es eigentlich? Handlung unplausibel? Löcher im plot? Charaktere unausgereift? Spannungsbau misslungen? Oder bist du selber mit deinem Schreibstil unzufrieden? Sind die Beschreibungen gut, aber die Dialoge unausgegoren oder unglaubwürdig? Oder von allem etwas, aber an verschiedenen Stellen?

    Wenn du magst, dann kannst du mir eine PN schicken und dann mal einen Schwung zum Lesen. Vielleicht so um die 100 Seiten. Ich würde da jetzt nicht an Kleinigkeiten feilen, aber ich könnte dir konkreter auf Fragen antworten, wenn du meinst, dass irgendetwas beim Leser nicht ankommt oder zu verworren ist. Vielleicht kann ich dir dann auch sagen, wo ich Probleme sehe.

    Bei nur einem Kapitel wird sich vermutlich dein Problem nicht fassen lassen. Bei meinem ersten Buch habe ich auch überarbeitet und überarbeitet und hatte dann eine Fassung, von der ich dachte: Na ja, nicht übel, aber auch nicht gut. Habe mich an einen Lektor gewandt, der mir dann sagte, es hätte ihm Spaß gemacht zu lesen, ABER ...

    und dann kamen mehr oder weniger gut nachzuvollziehende Anmerkungen wie z.B. "Knalleffekte knalliger" "etwas inhomogen" "weniger martialisch"

    Anschließend habe ich ca. 2 Monate nur damit zugebracht, darüber nachzudenken, ob ich das genauso sehe und wie ich das umsetzen kann. Dann habe ich ein paar Schreibratgeber und ca. 50 Bücher verschlungen und auf die Aspekte geachtet, die ich mir rausgepickt hatte. (Damals kannte ich dieses schöne Forum noch nicht.)

    Dann irgendwann hatte ich den Ansatz dafür, wie ich es überarbeiten wollte. Es ist nicht viel von der ursprünglichen Fassung übrig geblieben, aber die Geschichte war immer noch meine Geschichte.

    Eine andere gute Übung zum sich-nicht-verzetteln ist übrigens die Ich-Perspektive. Da ist man schlicht gezwungen, bei der einen Person zu bleiben und nicht, (weil man da gerade Bock drauf hat und es doch sooo schick spannend wäre, genau jetzt zum Meuchelmörder zu wechseln, der da seine finsteren Pläne schmiedet,) schon wieder die Perspektive zu wechseln und noch einen Handlungsfaden anzureißen. Mir geht es da wie Viskey, beim Schreiben sprudeln einfach viel zu viele Ideen aus mir heraus.

    Ach, das mit dem Überarbeiten ... Ist es nicht ein Freudenfest, wenn man ein Kapitel geschrieben hat, das einem schier aus der Feder geflossen ist, und wo man dann draufguckt und denkt: Alles roger! Mir ist kürzlich eine Kurzgeschichte (eine andere als die hier eingestellte) aufs Papier geflossen, und ich war begeistert. Auch am nächsten Tag und am nächsten. Hab sie jetzt - quasi ohne Überarbeitung - zu einem Wettbewerb eingeschickt. Das sind und bleiben wahre Schätze, Sternstunden, Momente tiefen Glücks, wenn einem das gelingt. Leider folgt darauf meist der dicke Knüppel der Realität, der einem um die Ohren geschlagen wird, wenn man beim nächsten Kapitel sich wieder elendiglich abstrampeln muss.

    Auch ich träume davon, irgendwann mal mehr davon zu haben, weniger überarbeiten zu müssen, von meiner Erfahrung zu profitieren. Und das werde ich auch mit Sicherheit. Bis dahin muss auch ich mich überwinden, mich an die Überarbeitung zu setzen. Es hilft mir ein wenig, wenn ich es schichtenweise betrachte. Wenn ich erkenne, wo es eigentlich hakt, wie ich rangehen muss, um erst einmal den groben Unfug beiseite zu räumen, und wenn das gelingt, dann entwickele ich auch den Ehrgeiz, mich an den Feinschliff zu setzen. Und dann gibt es die Momente, da geht es mir wie Merin, wenn ich nämlich wiederum nicht weiß, wie ich die Geschichte fortführen soll, dann habe ich auch mehr Angst vor dem weißen Blatt als vorm Überarbeiten.

    LG
    Kass



    • kass
  • #54 von Zauberfeder am 28 Sep 2016
  • @Merin, na ja, das lag daran, dass die Rohfassung von Band 1 und 2 und der Anfang von 3 schon bald 1000 Normseiten waren, dann habe ich ja angefangen zu überarbeiten wegen dem Stil, dann wegen Ideen zur Welt, dann Texte verfasst für die Welt, also quasi die Welt geplant, dann den ersten Band komplett neu geschrieben (das waren knapp 700 Normseiten) und so weiter. Dadurch kamen dann so viele Sachen zustande. Im Laufe der Zeit hat sich dann auch viel verändert, besonders seit der letzten Planung von der Personenkonstellation. Und so kamen im Laufe der über 8 Jahre, die ich schon an diesem Projekt arbeite, eben so viele Normseiten zustande, die ich letztlich für den Mülleimer geschrieben habe.

    @Kass: danke :) Na ja, einige Leute bewundern mein Durchhaltevermögen darin wohl auch. Ich freue mich ab und an drüber, es ist zwischenzeitlich auch nervig, weil ich das Gefühl habe, nicht voran zu kommen.

    Schreibstil unzufrieden kam einmal vor. Das war dann da, wo ich angefangen habe, das Schreibhandwerk zu erlernen. Da lag's am Stil, aber sehr oft an der Logik. Am Anfang habe ich nicht geplant, sondern war Bauchschreiber und dadurch sind Logikfehler entstanden, die den ganzen Band nichtig gemacht haben, weil sie sich eben komplett durchgezogen haben. Nachdem ich geplant habe, war dasselbe Problem noch einmal der Fall, obwohl ich da meine Planung habe durchsehen lassen, aber das waren Sachen, die konnte man wirklich nur mit extrem geschulten Argusaugen sehen und die hatten meine Leser der Planung nicht. Ich habe ja auch gebraucht, um es zu bemerken.

    Dein Angebot ist auf jeden Fall unglaublich mega lieb, aber ich muss erst mal wieder schreiben xD Bisher gibt es keinen Text mehr, den man angucken könnte.

    Die Ich-Perspektive. Ja, die ist Schuld, dass ich die letzten 200 Normseiten für den Müll geschrieben habe. Ich dachte, sie bringt mich weiter, hilft mir, besser zu schreiben, weil das bei meinen Skype-RPG-Kurzgeschichten super funktioniert hat, aber für den Roman hat es nichts gebracht. Dadurch habe ich dann keine Geschichten gemalt sondern eher aufs Papier geklatscht. Bei der Ich-Perspektive rutsche ich immer irgendwie so bisschen ins Umgangssprachliche, so Jargon und so und das passt aber nicht zu einer High Fantasy-Geschichte und gefällt mir auch nicht, weil ich so kaum Sätze drin habe, wo ich sagen kann 'Wow, das habe echt ich geschrieben?'.

    Das mit dem Lektor finde ich ja cool. Wo hast du ihn herbekommen? Im Internet gesucht und dann hat er deine Sachen gegen Bezahlung gelesen oder wie lief das ab? Ich weiß ja, dass Hans Peter Roentgen irgendwie auch Schnupperlektorate macht.

    Und ich denke aber auch, dass, wenn man viel schreibt und mehr und mehr dazu lernt, die Überarbeitungen weniger ausfallen, weil du einfach schon besser schreibst. Von der zweiten Romanversion war mein einer Betaleser auch schon viel begeisterter als damals von der grässlichn Rohfassung.
  • #55 von merin am 28 Sep 2016
  • @kass:
    Zitat
    Mir ist kürzlich eine Kurzgeschichte (eine andere als die hier eingestellte) aufs Papier geflossen, und ich war begeistert. Auch am nächsten Tag und am nächsten.

    Das kenne ich auch. Ich bin oft sooo verliebt in meine Texte. Und dann pack ich sie auf den Rost und mir werden die Augen geöffnet. Wenn ich dann überarbeiten kann ist schon vieles besser! Dann sehe ich nämlich wieder, was los ist und bin nicht nur verliebt.

    @zauberfeder: Mhm, wie soll ich es schreiben? Mir kommt es vor, als hättest Du eine enorm ineffektive Art zu schreiben. Oder ich verstehe sie nicht.

    Zitat
    Die Ich-Perspektive. Ja, die ist Schuld, dass ich die letzten 200 Normseiten für den Müll geschrieben habe. Ich dachte, sie bringt mich weiter, hilft mir, besser zu schreiben, weil das bei meinen Skype-RPG-Kurzgeschichten super funktioniert hat, aber für den Roman hat es nichts gebracht. Dadurch habe ich dann keine Geschichten gemalt sondern eher aufs Papier geklatscht.

    Wieso sind das dann 200 Seiten für den Müll? Es sind 200 zu überarbeitende Seiten, aber ich käme nie auf die Idee, einen Text zu verwerfen, nur weil die Perspektive nicht stimmt. Oder der Stil. Das klingt ein bissel so, als würdest Du nie überarbeiten, sondern immer nur verwerfen und neu beginnen. Ich kenne Leute aus meiner Schreibgruppe, die so arbeiten. Und ich muss nach mittlerweile jahrelanger Beobachtung hart aber ehrlich sagen: Da kommt nichts Gutes bei raus! Die Leute, die so schreiben, schreiben immer wieder den selben Mist. Weil es einfach (bis auf ganz wenige Ausnahmen) nicht klappt, auf Anhieb den großen Wurf zu machen. Um Überarbeitung kommt man nicht herum, wenn man gut schreiben will. Also wäre mein Rat für Dich: Distanziere dich vom Verwerfen! Plotfehler kann man korrigieren, Logiken im Nachhinein ändern. Dass etwas so gravierend unlogisch ist, dass man gleich den ganzen Plot verwerfen muss, kann ich mir nicht vorstellen. Es ist doch fast immer etwas übrig, was man anpassen kann. Und dann schält sich der Kern der Geschichte heraus, das, was erzählt werden will. Dazu braucht es Mut, weil man sich manchmal nicht traut, das hinzuschreiben, was man eigentlich meint, aber es ist lohnenswert.
  • #56 von Zauberfeder am 29 Sep 2016
  • @merin: Na ja, was soll ich mit 200 Normseiten, die in der falschen Perspektive geschrieben sind? Da kann ich ja nicht einfach drin herumkritzeln und da einen Satz abändern und dort einen. Es ist ja die falsche Perspektive. Ich will wieder personal schreiben, weil mir klar geworden ist, dass die wesentlich besser ist. Das mit der Ich-Perspektive war ein Experiment, durch das mir klar geworden ist, dass ich meine Perspektive schon lange hatte. Deswegen sind sie für mich für den Müll geschrieben. Der Inhalt bleibt. Ich schreibe denselben Text nur in einer anderen Perspektive, wo er dann eben besser sein wird.

    Doch, doch, solche Plotfehler kann man machen. In meiner ersten Rohfassung hatte ich ja gar nicht geplant und deshalb waren die Antagonisten auch total dumm und haben Sachen gemacht, die unlogisch waren und noch dazu dumm. Das hat sich durch den ganzen Roman gezogen. Das ging so nicht. Deshalb hatte ich ihn ja überhaupt erst geplant und dabei kam dann etwas anderes raus. Nicht komplett. So der rote Faden blieb bestehen, aber den Text neu schreiben, musste ich ja trotzdem (ganz davon abgesehen, dass sich bei dieser Neufassung auch schon mein Schreibstil verändert hat). Nachdem dieser Band fertig war, habe ich feststellen müssen, dass es schon wieder einen Logikfehler gibt, der sich durch den ganzen Roman zieht. Ich erkläre es mal kurz: Tante und Onkel hatten von einem meiner Mädels böse Pläne und haben ihr von Anfang an schwarze Magie beigebracht, es aber nur nicht als schwarze Magie ausgelegt, sondern als genauso gute Magie, wie alles andere, was sie mit Magie anstellen kann. Dadurch hat sie es aber natürlich benutzt. Ist aber total dumm, denn wenn jemand bemerkt, dass das Mädchen schwarze Magie benutzt, will er herausfinden, woher er das kann und dann wird er unweigerlich auf Tante und Onkel aufmerksam. Damit verraten sie sich aber komplett selber. Das wäre so dumm von ihnen. Allerdings hat sich das Thema Mädchen XY benutzt schwarze Magie durch den kompletten Band gezogen und damit war er nichtig.
    Natürlich sind Kleinigkeiten übrig geblieben, die in den neuen Versionen weiterhin Anwendung gefunden haben, aber deshalb habe ich den Text ja trotzdem neu geschrieben. Ich kann nicht in einem Text herumkritzeln, der für mich schlecht ist. Wenn ich also in einem Text überarbeite, wo ich 5% des Kapitels behalten kann und 95% ändern muss, dann schreibe ich es lieber gleich ganz neu, anstatt die 95% einfach im selben Dokument durch neue zu ersetzen.
    Im Grunde sind das alles Überarbeitungen gewesen. Zuerst habe ich den Plot überarbeitet (oder überhaupt erst herausgefiltert) und so weiter. Ich hatte ja sogar überlegt, was ich behalten will und so. Ich habe den Text dann nur in einem neuen Dokument geschrieben, aber letztlich war es irgendwo eine Überarbeitung des Alten, nur eben an einem anderen Ort. Ich glaube, wir reden leicht aneinander vorbei. Die Seiten, die ich für mich alles für den Müll geschrieben habe, waren nie wirklich für den Müll. Manches konnte ich behalten, ich bin daran gewachsen, es hat sich mehr und mehr der roten Faden herauskristallisiert, aber weil ich die Seiten, so wie sie da stehen, eben nicht mehr verwenden kann, sind sie für mich eben Papierkorbseiten. Ich glaube, das ist einfach nur eine Frage des Betrachtens. Und es liegt vermutlich auch daran, wie man allgemein zum Überarbeiten steht. Findest du Logikfehler, die du ändern musst, nennst du es eben überarbeiten und für mich sind es dann Sachen, die ich umsonst geschrieben habe (so kommt es mir dann zumindest vor, auch wenn ich weiß, dass sie letztlich natürlich nicht umsonst waren). Ich glaube, wie man es bezeichnet, ist eben auch eine Einstellungsfrage.
  • #57 von merin am 29 Sep 2016
  • Zitat
    Der Inhalt bleibt. Ich schreibe denselben Text nur in einer anderen Perspektive, wo er dann eben besser sein wird.

    Ah! Jetzt geht mir ein Licht auf. Das ist für mich quasi die Definition von "überarbeiten".

    Zitat
    Ich glaube, wie man es bezeichnet, ist eben auch eine Einstellungsfrage.

    Ja, sicher. Es fühlt sich ganz anders an, "für die Tonne" zu schreiben oder mich an meinen Text heran zu arbeiten. Für mich jedenfalls.
  • #58 von Viskey am 29 Sep 2016
  • Für mich fällt das Umschreiben von einer Perspektive auf eine andere unter Überarbeiten. Wenn ich einen Logikfehler ausmerze, fällt das auch unter Überarbeiten. Erst, wenn ich die gesamte Prämisse über den Haufen werfe, oder ein bestimmtes Projekt gar nicht mehr weiterferfolge, hab ich für die Katz geschrieben.

    Und rein aus handwerklicher Sicht noch nicht mal dann. Man wächst an jedem Stück Text, das man schreibt. Frust gehört leider mit dazu.

  • #59 von Zauberfeder am 30 Sep 2016
  • Haha, ja, ich sage ja, irgendwie ist es eine Einstellungsfrage, wie man es bezeichnet. Im Grunde überarbeite ich. Nur fühlt es sich eben anders an, wenn ich etliche Seiten geschrieben habe, die ich nicht mehr nutzen kann. Ich habe nur auch noch nicht für mich herausgefunden, wie ich was an der Einstellung ändern kann, sodass ich mich letztlich freue, an meinem Text feilen zu dürfen.
  • #60 von Viskey am 30 Sep 2016
  • Vielleicht solltest du dich weniger auf die "verlorenen" Seiten konzentrieren, sondern mehr auf die gewonnenen. Du scheinst mir traurig (oder frustriert) darüber zu sein, eine, wie du selbst feststellst, schlechte Geschichte zu verlieren, statt dich darüber zu freuen, dass du jetzt eine bessere Geschichte hast. Die ist vielleicht immer noch nicht so gut, wie du sie gerne hättest, aber sie ist besser als das, was du schon hattest.

    Ich habe das Gefühl, du hängst dich da an den investierten Arbeitsstunden auf. Aber das kann dir nur Frust bringen. Autoren haben mit den schlechtesten Stundenlohn der Welt, denn es ist schlicht und ergreifend zeitaufwändig.
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