@Viskey.
Es ist früh. Mein Kaffee schmeckt. Spotiy spielt im Hintergrund. Gerade Jazz.
Ich persönlich lache gerne über mich, hinsichtlich meines Plans, eine Geschichte zu schreiben, die über mehrere Bänder gehen könnte. Ich schreibe fleißig an meinem Roman, Bd.1, und behalte für mich immer im Hinterkopf, wie es weiter gehen könnte. Hauptaugenmerk ist aber klar Bd.1. Logischerweise.
Ab und an lese ich, welcher Autor wie vorgegangen ist. Die meisten haben - es gibt Ausnahmen - nicht mit einem Mehrbänder angefangen. Windigo hat es sehr schön geschrieben, ein Mehrbänder ist wie Profisport. Und eben das ist es. Romane - und nur ein Band - ist schon die Königsklasse. Daher empfiehlt in der Regel auch keiner, damit zu beginnen. Und doch übt es wohl auch für mich, wie für euch, eine Faszination aus, eben in dieser Klasse schreiben zu wollen. Wie sagte George R. Martin auf seinem Blog, was er jungen Autoren empfiehlt. Fangt mit einer Kurzgeschichte an, veröffentlicht sie, schreibt noch eine, veröffentlicht diese auch, irgendwann hat man einen Namen, und irgendwann wird vielleicht ein Verlag aufmerksam. In kleinen Schritten nehmen wir als die Treppe des Erfolges.
Halte ich mich daran. Nö! Ich will gleich mit etwas Großem beginnen, nicht unter Königsklasse. Ich weiß, dass es größenwahnsinnig ist. Warum eigentlich, weil ich mit Tausend Dämonen gleichzeitig kämpfen muss.
Merin hat hier einen Thread geöffent über Szenenfolgen. Damit kämpfe ich.
Ich kämpfe mit meiner Sprache, weiß noch nicht so richtig, was mir gefällt.
Dann kämpfe ich mit meinem Plot, ist es logisch, führt das einen zum anderen?
Dann kämpfe ich mit meinen Charakteren. Witzigerweise kann ich zwischenzeitlich sehr gut verstehen, warum in vielen Roman die Helden blass bleiben. Denn wenn es nur mehr als ein PROTOAGONIST ist, dem glaubwürdig Leben eingehaucht werdem soll, dann kommen da mal leicht 200 Seiten pro weiterer Hauptfigur zusammen. Daher - und gerade - in Fantasy sind die Charaktere eben oft auch sehr klischeehaft. Ich orientiere mich hinsichtlich der Charakterentwicklung sehr stark an GRRM, der es meiner Meinung nach zur Perfektion gebracht hat. ABER!!! 4000 Seiten!!!! Denn es ist nicht nur die Balance zwischen Charakterentwicklung und Handlung, sondern auch über Motivation und Psychologie. So bin ich schier darüber verzweifelt, warum mein Prota nun König werden sollte. Mir ist erst viel später aufgefallen, als ich schon viele, viele Szenen geschrieben haben, das eigentlich, mein Prota NULL Gründe hätte König zu werden. Stellt euch selber mal vor, jemand unterbreitet euch den Vorschlag BundeskanzlerIn zu werden. Würdet ihr es machen? Also kämpfe ich auch mit der Motivation, warum wer was macht. Ich könnte jetzt den Klassiker wählen. Lionel erkennt, es ist seine Bestimmung. Hurra, wie oldschool ist denn das. Eine Kraft ist in dir, und here we go, ich werde König. Das wollte ich nicht, also überlegte ich mir, was könnte Lionel bewegen, sich der Verantwortung zu stellen, obwohl er eigentlich Null Bock darauf hat.
So, und schon wieder waren es 100 Seiten mehr.
So, mein Kaffee neigt sich langsam dem Ende.
Egal an welchem Aspekt ich momentan arbeite, an allen Ecken und Enden spüre ich, ein weiter Weg liegt noch vor mir.
Ob es die Sprache ist. Dafür habe ich ja hier die Röstungen.
Ob es der Plot ist.
Ob es die Handlung ist.
Ob es die Charaktere sind.
Ob es die Motivation ist.
Hier lasse ich mal das worldbuilding ala Tolkien raus, wieder 100 Seiten mehr.
Und oben drauf kommt dann noch - und hier bin ich sicher, viele von euch sind gelegentlich auch mit Selbstzweifeln geplagt - das wir nicht abschätzen können, auf welchem Niveau wir gerade schreiben, da wir in der Regel weder von Lektoren noch von Lesern Rückmeldungen bekommen haben.
Also, stellen wir uns vor, wir machen eine Steinmetzausbildung. In welchen Ausbildungsjahr sind wir denn gerade? Sind wir noch Auszubildener oder schon Meister oder daVinci?
Und hier - wenn ich ehrlich zu mir selber bin - denke ich nur sehr am Rande daran, ob ich je Band 2 oder 3 oder 4 oder 5 schreiben werde. Ich denke zu 90 Prozent nur an Band 1.
Und eben das wäre mein realistischer Rat, sich nicht darin zu verzetteln (was ja auch schön zu Zetteln an der Korkwand passt), es zu komplex werden zu lassen.
Also nur mit einem Lächeln denken wir an die Folgebänder, aber unsere ganze Liebe steckt NUR in dem Projekt, an dem wir arbeiten.
Von daher mögen wir hier Tipps geben, wie wir es schaffen könnten, mehrere Bände zu konzipieren, halt Theorie, aber eigentlich sollten wir die Finger davon lassen und uns nur auf einen Band konzentrieren, was immer noch die Königsklasse wäre. Und das wäre auch mein ehrlicher Rat an June. Lass die Finger davon!
So. Kaffee alle.
P.S. @Paul. Habe ich auch so gemacht. Ob nun Schneeflockenmethode, oder was auch immer. 1 Satz Zusammenfassung, dann 2 Satz Zusammenfassungen und so weiter. Grobskizzierung, Feinjustierung. Meine ganze Ordner sind voll davon. Ich weiß also schon, was die Eckpfeiler sind. Und diese Techniken sind auch wichtig. Nur das bereitet mir nicht die Kopfschmerzen, sondern Szene für Szene. Und schauen wir hier mal darauf, wenn wir geröstet werden, wie gut unser Selbstbewusstsein ausgesprägt sein muss, damit wir nicht bitterlich anfangen zu weinen