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Was dürfen Autoren?

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Sirius:
Es macht heutzutage oft den Eindruck, als ob Autoren sich dazu berufen fühlen, nicht nur Misstände aufzuzeigen, sondern sie auch noch bis in die letzte dunkle Tiefe aufzudecken - beinahe so wie Endzeit-Visionen. Doch da liegt meiner Meinung nach die Gefahr, alles Helle im Leben auszulöschen.
Es ist doch bekannt, dass über irgendeine Thema nichts mehr gelesen wird - nicht mehr darüber nachgedacht wird - wenn zu oft darüber geschrieben oder geredet wird.
Warum werden nicht - oder nur sehr selten - Bücher geschrieben, in denen Brisantes zwar nicht schön geredet wird, aber dennoch den Lesern ein positive Ausweg aus dem Bösen und Hässlichen gezeigt wird?
Oder sind die Menschen schon so abgestumpft, dass sie diese sanften Hinweise nicht mehr bemerken und die Autoren mit der "Keule" arbeiten müssen, um Aufmerksamkeit zu bekommen?

Skirnir:

--- Zitat von: Sirius am 15 January 2014, 14:55:45 ---Es macht heutzutage oft den Eindruck, als ob Autoren sich dazu berufen fühlen, nicht nur Misstände aufzuzeigen, sondern sie auch noch bis in die letzte dunkle Tiefe aufzudecken - beinahe so wie Endzeit-Visionen. Doch da liegt meiner Meinung nach die Gefahr, alles Helle im Leben auszulöschen.
--- Ende Zitat ---
Dass dir Endzeitszenarien nicht liegen, ist dein gutes Recht. Aber was hat das damit zu tun, was ein Autor darf?

Mero:

--- Zitat von: Sirius am 15 January 2014, 14:29:30 ---
--- Zitat ---
--- Zitat von: Mero am 15 January 2014, 13:14:02 --- Natürlich würde ich nicht beliebig alles, was Grenzen überschreitet, gut heißen.

--- Ende Zitat ---

--- Ende Zitat ---

wo sind diese Grenzen?
Werden sie auch außer durch gesetzliche Verbote durch irgendwelche allgemeinen Regeln festgesetzt?
Oder werden sie durch jeden einzelnen Autor individuell festgelegt - er bewegt sich dann innerhalb dieser Grenzen oder auch nicht?

--- Ende Zitat ---

Natürlich muss das erst einmal jeder Autor für sich selbst entscheiden. Ich glaube schon, dass es auch allgemeine Regeln gibt, was man nicht schreiben sollte, diese werden aber immer wieder überschritten und genau da fängt es an interessant zu werden. Ich denke, das, was heute gesetzlich verboten ist, hat einen guten Grund, aber sicherlich kann man auch in dem Bereich Beispiele finden, wo die Grenze zur Kunst verschwimmen.

Spontan fallen mir die Bereiche Sex, Gewaltverherrlichung und unangebrachter Humor ein. Darf man sich über sterbende Kinder lustig machen? Darf man Töten als Akt der Kunst beschreiben (ohne weitere moralische Reflektion). Darf man zur Gewalt als mögliche Option in einer Gesellschaft darstellen? Hm, ich glaube, beim Sex sind schon so manche Tabus inzwischen gebrochen wurden, aber zB wäre sicher ein Roman sehr heiß diskutiert, in dem der Prota nur als ein beiläufiger Nebenstrang pädophile Neigungen zeigen oder ausleben würde. Wo also weder thematisiert noch reflektiert wird über die weiteren Implikationen.

Gehört sowas vebroten, auf den Index oder zeigt es bloß eine menschliche Facette, die gerade durch diese ungewohnte Präsentation zum Nachdenken anregt? Wie gesagt, ist für mich dabei nebensächlich, was der Autor bezwecken wollte, sondern zunächst mal nur interessant, was der Text bei mir persönlich auslöst. Das heißt allerdings nicht, dass ich Lust hätte, die oben genannten Beispiele wirklich zu lesen. Vielleicht aber auch doch, das käme auf sehr viele Faktoren an.

Ich persönlich würde in sehr viel engeren Grenzen schreiben als ich lese. Als Leser möchte ich herausgefordert werden. Das liegt aber auch daran, dass ich mir nicht zutraue angemessen mit einem provokanten Thema umzugehen.

tintenfalke:

--- Zitat ---Jemand, der die Worte beherrscht, hat eine Waffe und kann sie beliebig einsetzen.
Wie sollen oder müssen Autoren mit ihren Wortwaffen umgehen?
--- Ende Zitat ---

So wie ich mir in Geschichten Gedanken darüber mache, wie Figuren innerhalb der Geschichte auf Worte, also Szenen oder Dialoge, reagieren, überlege ich auch, wie Leser darauf reagieren. Im Extremfall muss ich die Gesetze beachten, manchmal aber "nur" die Grenzen des guten Geschmacks - oder ich breche sie, weil Kunst Narrenfreiheit genießt, aber nie aus Selbstzweck, sondern, weil dieser Bruch eine Funktion hat wie Leser zum Nachdenken anzuregen.


--- Zitat ---Wie weit dürfen sie damit gehen?
--- Ende Zitat ---

Wenn man eine gute Berufshaftpflicht hat, bis vor den Kadi :)


--- Zitat ---Was sollten sie vermeiden?
--- Ende Zitat ---

Erst einmal nichts. Selbstauferlegte Grenzen sind der Tod jeder Kreativität.

Parzifal:

--- Zitat ---Es macht heutzutage oft den Eindruck, als ob Autoren sich dazu berufen fühlen, nicht nur Misstände aufzuzeigen, sondern sie auch noch bis in die letzte dunkle Tiefe aufzudecken - beinahe so wie Endzeit-Visionen. Doch da liegt meiner Meinung nach die Gefahr, alles Helle im Leben auszulöschen.
--- Ende Zitat ---

Bemerkenswerter letzter Satz.  ;)
Dem könnte man entgegen halten: Ohne die Dunkelheit zu kennen wüsste man gar nicht, was hell ist.

Was hast du vor? Alle Autoren auf Einhaltung bestimmter Grenzen einschwören? Und wer soll die stecken? Die Moralapostel, die Politiker, der Papst? Vielleicht verstehst du auf die Art, wie absurd mir das vorkommt. Es wäre wie: Wir schaffen die Nacht ab und haben dann 24 Stunden Tag.  ;)

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