Teufelsrost > Höllenfenster

AT: Lilly Backpacker

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Ginger:
Hallo zusammen.

Wow, es ist wirklich eine Ewigkeit her, dass ich einen Text eingestellt habe. Aber wenn ich ehrlich bin, ist es auch bereits eine Ewigkeit her, dass ich geschieben habe. In letzter Zeit will es mir wieder etwas gelingen - und deshalb stelle ich den Text auch hier ein. Es ist nicht viel und es ist der Anfang eines Romans. Ich hätte gerne einen Eindruk von euch - eine Einschätzung zu meinem Text. Gefällt er euch? Regt er euch dazu an, die Geschichte weiterspinnen zu wollen? Habt ihr Lust weiterzulesen? Könnt ihr schon Mutmaßungen machen, wie sie weitergeht, die Geschichte?

Wer will, kann lesen und wer will, kann mir vielleicht auch diese paar Fragen beantworten? Ich bedanke mich schon einmal im Voraus und hoffe, dass es euch gefällt. Danke!

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Langsam wird die Sache hier riiiiichtig peinlich.
„Könnt ihr euch nicht irgendwo anders streiten? Alle glotzen uns schon an“, murmle ich – extra leise -, aber weder Mama noch Papa hören auf mich. Ganz im Gegenteil. Papa wird sogar noch lauter.
Klasse!
„Ich sehe gar nicht ein, weshalb ich nur die Wochenenden bekommen soll. Ich möchte meine Tochter häufiger bei mir haben.“ Papa legt eine Hand auf meine. Vergiss es! Schnell ziehe ich sie weg. Ein spitzes Schnauben von links. Mama hat schon wieder dieses Lächeln auf dem Gesicht, das sich dort seit dem Tag, an dem sie mir gesagt haben, dass sie sich scheiden lassen wollen, irgendwie eingebrannt hat. „Du bleibst bei mir, habe ich Recht? Wir richten dir dein Zimmer auch genau so ein, wie du es immer wolltest.“
„Als würde sie bei mir nur Möbel vom Sperrmüll bekommen. Bitte Susanne. Bleib realistisch!“
„Realistisch?!“
Okay, der war laut.
Hilfe?
Und jap, jetzt glotzt uns auch noch der letzte Gast des Restaurants an. Nein, ehrlich! Der Tisch neben uns hat schon komplett aufgehört zu essen und starrt inzwischen nur noch zu uns rüber.
„Mama“, flehe ich. „Papa. Bitte, hört auf damit!“
„Ich?“, rufen Mama und Papa gleichzeitig. Noch lauter. Vielleicht sollte ich mich einfach mit dem Steak Messer vor mir abstechen. Aber auch dann würden sie sich wahrscheinlich in den letzten Minuten meines Lebens noch darüber streiten, wer denn jetzt mehr dafür verantwortlich war. 
„Lilly, du musst dich entscheiden“, meint Papa plötzlich und sieht mir dabei fest in die Augen. „Ich oder deine Mutter. Bei dem willst du leben?“
Mama lächelt mich schon wieder doof an.
„Nein“, murmle ich kopfschüttelnd. „Nein!“
Scheppernd landet mein Stuhl hinter mir auf dem Boden. Ist ja jetzt eh schon egal. Viel mehr Aufmerksamkeit als das, was Papa und Mama vorhin abgezogen haben, erregt das wirklich nicht mehr.
Raus! Einfach raus!
„Lilly!“
„Lilly, komm sofort zurück!“
Vergesst es! Ich bin weg. Sowas von weg! 

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Zu Hause sperre ich meine Zimmertür ab. Ist zwar eher unwahrscheinlich, dass Mama gleich reinplatzt – sie und Papa streiten sich bestimmt noch eine Weile – aber sicher ist sicher.
Rucksack … wo zur Hölle habe ich meinen Rucksack hin?
Fuck!
„Komm runter“, murmle ich, schließe für einen Moment die Augen und atme tief ein und wieder aus. Ein und wieder aus. Ein und wieder aus.
„Okay.“
Der Rucksack ist im Schrank. Richtig! Ganz hinten, weil ich irgendwie immer ein bisschen Angst hatte, dass ihn Mama irgendwann findet und mich zur Rede stellt, wofür ich so einen riesigen Rucksack brauche. Sie schnüffelt in meinem Zimmer rum. Zugeben würde sie das natürlich nie, aber ... auf Dauer wurde es echt auffällig. Mama mag zwar ordentlich sein und im restlichen Haus sieht es so aus, als würde sie niemals etwas berühren, aber von meinem Chaos hat sie keine Ahnung. Ich schon.
Viel werde ich nicht mitnehmen. Geht auch gar nicht, wenn ich mir keinen Bruch schleppen will. Außerdem kann ich auf meiner Reise ganz bestimmt waschen. Oder neue Kleidung kaufen.
Geld!
Der Beutel steckt ganz hinten im Schreibtisch. Zwei Weihnachten und zwei Geburtstage. Inklusive einer kleinen Summe, die ich mir durch ein paar Nebenjobs dazuverdienen konnte. Nicht viel – aber genug. Mein Ticket habe ich seit einigen Wochen in meinem Geldbeutel.
Zwanzig Minuten später bin ich fertig. Schon witzig ... irgendwie. Vor jedem einzelnen Urlaub konnte ich mich eine Ewigkeit nicht entscheiden, was ich denn jetzt mitnehmen möchte. Wie viele Hosen, welche T-Shirts, Kleider, Schuhe. Aber gerade eben? Gerade eben habe ich nicht einmal mehr richtig darüber nachgedacht, sondern einfach ein T-Shirt nach dem nächsten in den Rucksack gestopft. Der lehnt jetzt an meinem Bett, ich liege mit dem Rücken auf der Matratze und starre an die Decke.
Schade. Wirklich schade. Ich meine, das, was jetzt kommt, das wird bestimmt cool. Aber ... es wäre noch viel cooler, wenn ich meine Eltern leiden könnte. Irgendwie.
„Lilly!“
Oh Shit! Der Rucksack landet unter meinem Bett, die Schranktüren knalle ich zu und dann ... joa, dann stehe ich wie ein verschrecktes Huhn mitten im Zimmer, als Mama gegen die Tür kracht.
„Lilly!“
„Sorry“, murmle ich, während ich die Tür aufsperre und Mama reinstürmt.
„Was sollte das?“ Sie baut sich vor mir auf, was irgendwie ein bisschen lächerlich aussieht, weil ich gut einen Kopf größer bin, als sie. „Einfach so abzuhauen! Du hast uns total lächerlich gemacht!“
„Ich?“ Das ist jetzt nicht ich ernst. „Ich habe euch lächerlich gemacht? Sag mal spinnst du?“
In dem Moment, in dem die Worte aus meinem Mund kommen, bereue ich sie schon wieder. Ja, Mama und ich, wir kommen speziell in letzter Zeit nicht mehr so gut miteinander aus, aber sowas habe ich noch nie zu ihr gesamt. Mamas Mund verwandelt sich in den eines Karpfens. Bis ihre Lippen plötzlich nur noch einen dünnen, bedrohlichen Strich bilden.
„Hausarrest“, bringt sie hervor. „Die gesamten Sommerferien. Du bewegst dich keinen Millimeter mehr aus diesem Haus!“
Die Tür kracht zu und es ist still. Totenstill.

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Viele Grüße
Ginger!

merin:
Hallo Ginger,

schön, wieder etwas von dir zu lesen, auch wenn es meinen Geschmack nicht wirklich trifft. Was ja aber auch nicht erstaunt.  ;) Trotzdem regt es mich an, die Geschichte weiterzuspinnen.  Ich erwarte ein Jugendbuch über ein Mädel, das sich allein durchschlägt. Von dem, wie die Prota angelegt ist, geht sie jetzt erst recht. Die Wahrnehmung des Alters der Prota schwankt für mich zwischen 10 und 16, ich würde erwarten, dass sie irgendwo dazwischen liegt. 14 vielleicht?

Viele Grüße
merin

Mooncat:
Hi Ginger!
Cool, wieder mal von dir zu lesen. Wie so oft ist mir dein Text sehr natürlich und echt rüber gekommen.
Würde ich weiterlesen? An der Stelle sicher ja. Das ganze Buch? Mal sehen. Halt nicht so ganz meine Genres, die ich gerne lese, und Lilly ist mir ein Tick zu jung.
Vom Alter her schätze ich sie in der ersten Szene so zwischen 12-15, in der zweiten wirkt sie dann etwas reifer, eher so 14-16.
Die Mutter ist mir sehr unsympathisch übrigens, der Vater hingegen wirkt deutlich sympathischer. Mir gefällt nicht, wie sie Lilly gegen ihn ausspielt, wobei sein Ultimatum natürlich auch ganz unter der Gürtellinie ist. Aber bis da wirkt er vernünftiger.

Was erwarte ich vom weiteren Verlauf? Ein Abenteuer, in dem sie durch ein weites Land trampt. USA oder Australien vielleicht. Oder Frankreich/Spanien, wenn das Geld nur bis dort reicht. Gute und schlechte Begegnungen, etwas Angst/Selbstzweifel/Heimweh, aber auch Freude und Staunen und Zufriedenheit. Plus, weil du es bist, natürlich auch Liebe.
Der sie dann hoffentlich heim bringt, zurück zu ihren Eltern, die sich mittlerweile wieder eingekriegt haben.

Yeah, so in etwa sind meine Eindrücke und Erwartungen aufgrund dieser Leseprobe. Hoffe, das entspricht in etwa deinen Absichten.

Ryek Darkener:
Hallo Ginger!

Ein gutes neues Jahr 2019 noch und toll, dass du dich wieder schreibenderweise meldest!

Zu deinem Text habe ich eine gute und eine schlachte Nachricht: :diablo:

Die gute ist, dass du mit deinem Schreibstil – eigentlich wie immer – gut die Personen triffst. Sie sind vorstellbar, eventuell etwas überzeichnet, was an der Protagonistin liegen mag. Alles in Allem gut lesbar.

Die schlechte Nachricht ist, dass Romananfänge zu diesem Thema schon einmal zu oft so geschrieben wurden, wie du es geschrieben hast. Damit holst du jedenfalls mich nicht mehr von meinem gerade kräftig heizenden Grundofen weg. :biggrin:

Was ich damit sagen will: Wenn du eine Geschichte zu diesem Thema erzählen willst, dann muss diese, meiner Meinung nach, an einem Punkt anfangen, der den Leser überrascht und fesselt. Oder sie muss einen Anfang haben der mehr Spannung hergibt und eine höhere Erwartungshaltung generiert.

So wie hier erzählt erweckt die Geschichte den Eindruck, als sei sie sehr vorhersehbar: Geschiedene Eltern mit pubertierender Tochter, die eigentlich von beiden weg will und es wahrscheinlich auch tut.

Ich weiß natürlich nicht, was du erzählen willst. Aber dieser Anfang lässt mich das Buch wieder zurücklegen.

Du kannst dir ja einmal das ansehen:

https://www.federteufel.de/forum/index.php/topic,1956.msg39202.html#msg39202

Ich habe den Text inzwischen kräftig überarbeitet, aber auch hier handelt es sich um eine junge weibliche Humanoide (die einen interstellaren Roadtrip hinter sich bringen wird). Es geht nicht um den Inhalt, sondern um den Einstieg, der kurioserweise auch mit einer Mahlzeit beginnt.  :cheer:




LG
Ryek

Oldlady:
Hi Ginger,

schön dass Du wieder schreibst. Der Anfang der Geschichte spricht mich an. Flott geschrieben, wie immer bei Dir.
Ich kann mich gut in Lilly hineinversetzen, ärgere mich mit ihr über die Eltern, fühle mit ihr. Mir gefällt Lillys Stimme mit dem leicht ironischen Unterton recht gut. Allerdings könnte mich zu viel an Jugendsprache und Flapsigkeit auf Dauer nerven (ich gehöre halt zu einer anderen Generation als Deine Zielgruppe, nehme ich an). 
Was ich gut finde: Der Konflikt, bei wem Lilly leben soll, ist stark. Lillys Motivation abzuhauen ist verständlich.
Ich wäre gespannt darauf, was Lilly bei ihrer Flucht erlebt.

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